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Elektromotorrad

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Elektromotorrad von Zero Motorcycles mit Lithium-Ionen-Batterie Z-Force

Ein Elektromotorrad ist ein Motorrad, das von einem Elektromotor angetrieben wird.

Allgemeines

Schwedischer Elektromotorrad-Prototyp ElectroCat

Elektromotorräder sind eine verhältnismäßig neue Erscheinung, während Fahrräder mit Elektroantrieb und Elektromotorroller z.B. in China bereits millionenfach gebaut werden. Haupthindernis für die Konstruktion von leistungsstarken Zweirädern mit Elektromotor war lange das Problem, in einem – verglichen mit Autos – leichten Fahrzeug die großen und schweren Batterien unterzubringen. Außerdem bleibt auch mit Lithium-Ionen-Batterien die Reichweite von Elektromotorrädern eng begrenzt.

Ein wichtiges Motiv, trotz begrenzter Reichweite Motorräder mit Elektroantrieb zu bauen, sind die Bedürfnisse des Geländemotorradsports. Durch die bei Geländemotorrädern nötige Leichtbauweise in Verbindung mit hoher Leistung sind die Modelle mit Verbrennungsmotoren sehr laut. Wegen dieser Lautstärke ist es z.B. kaum möglich, Genehmigungen für Übungs- bzw. Sportgelände zu bekommen, die typischerweise in Sandgruben oder Steinbrüchen liegen. Der fast geräuschlose Elektromotor stellt eine Alternative dar.[1]

Im Jahre 2008 gab es zwei Anbieter von E-Motorrädern im Motocross-Bereich: den US-Hersteller Zero Motorcycles und die Firma Quantya des Schweizer Unternehmers Claudio Dick, die ein Elektro-Motocrossrad baut. Die Quantya Strada ist das erste im deutschen Straßenverkehr zugelassene seriengefertigte Elektro-Motorrad.

Bereits 2005 hatte Electric Motorsport verschiedene E-Geländemotorrad-Prototypen vorgestellt. Auch der österreichische Motorradhersteller KTM stellte im Oktober 2008 den Prototyp eines Elektromotorrads vor. Der zusammen mit Arsenal Research entwickelte Prototyp hatte eine Basisleistung von 7 kW.[2] Ein KTM-Motorrad mit reinem Elektroantrieb soll nun 2011 auf den europäischen Markt kommen.

Als Straßenmotorrad wurde in den USA 2008 das 80 km/h schnelle Enertia Bike[3] von Brammo[4] vorgestellt. Ebenfalls in den USA im Verkauf ist das Straßenmotorrad Electric Sport GPR-S[5] der 2001 gegründeten Electric Motorsport Co, Ltd.[6]

Für Beschleunigungsrennen wurde in der Vergangenheit auch ein Elektro-Drag Bike mit der Bezeichnung KillaCycle konstruiert.

Geländemotorräder

Zero X

Das mit Akku nur 68,5 kg schwere Geländemotorrad Zero X von Zero Motorcycles verfügt über einen 17-kW-Elektromotor (23 PS) mit einem Drehmoment von 67,7 Nm. Die Leistungen entsprechen in etwa einem Motorrad mit 250-cm³-Verbrennungsmotor.

Der Radstand beträgt 137 cm, die Sitzhöhe 91 cm.

Die Reichweite des Lithium-Ionen-Akkus (mit 20,5 kg Teil des Gesamtgewichts von 68,5 kg) mit einer Ladekapazität von 35 Ah und 58 Volt Spannung beträgt 68 km und ist für viele (Berufs-)Pendler ausreichend. Der Akku kann in zwei Stunden vollständig wieder aufgeladen werden, lässt sich aber auch jederzeit problemlos mit wenigen Handgriffen austauschen.

Der nur 8 kg schwere Rahmen ist aus Flugzeugaluminium gefertigt. Entworfen hat ihn Neal Saiki.[7]

Die Standardausführung „Sport“ kostet 7450 Dollar bzw. ca. 7500 Euro (verzollt, inkl. Mehrwertsteuer und Überführung).

Zero S (Supermoto)

Im April 2009 brachte Zero Motorcycles mit der Supermoto Zero S ein erstes Modell mit Straßenzulassung auf den Markt. Das Modell verfügt über eine Leistung von 23 kW (31 PS) und ein Drehmoment von 84,6 Nm. Die Ladekapazität der Zero S wurde gegenüber der reinen Geländeversion Zero X verdoppelt und verfügt nun über eine Kapazität von 4 kWh (70 Ah bei 58 V Spannung). Die Höchstgeschwindigkeit liegt knapp unter 100 km/h. Die Reichweite beträgt – je nach Fahrweise – bis zu 100 km.

Die stark vergrößerte Batteriekapazität trägt mit zum höheren Gewicht von 103 kg bei. Als Akku kommt ein von Zero entwickelter Lithium-Ionen-Akku mit "proprietärer Z-Force-Technologie" zum Einsatz. Der Preis beträgt ca. 10.000 Euro (verzollt, inklusive Mehrwertsteuer und Überführung). Die EU-Homologation soll Anfang Mai 2009 erfolgen[8] und ab Juli 2009 für Deutschland verfügbar sein.[9] Bei Händlern im Internet wurde eine Verfügbarkeit des Motorrads in Deutschland ab dem März 2010 angegeben.[10]

Elektro-Motocrossrad Quantya Track

Quantya

Die Elektro-Motocrossräder Quantya Track und Quantya Strada der Firma Quantya S.A. mit Sitz im schweizerischen Lugano erreichen je nach Übersetzung Geschwindigkeiten zwischen 50 und 80 km/h.[11] Die reservekanistergroße Lithium-Polymer-Batterie des südkoreanischen Akku-Herstellers Kokam Co., Ltd. aus Siheung (von Quantya "LiPo Energy Center" genannt) wiegt 19 kg und speichert ca. 2,3 kWh Strom. Die Ladezeit bis zur 80-prozentigen Ladung beträgt laut Hersteller 70 Minuten, bis zu vollen Ladung dauert es doppelt so lange.

Das Modell "Track" ist nicht für den Straßenverkehr zugelassen und hat einen 12-kW-Motor. Das straßentaugliche Modell "Strada" wird mit einem Motor mit 8,5 kW Leistung geliefert. Die Elektromotoren stammen von der Firma Lynch Motor Company Ltd aus England, die nach dem Erfinder eines Elektromotorentyps Cedric Lynch benannt ist. Der Motorcontroller stammt aus den USA von der Firma Alltrax Inc. aus Oregon.[12]

Die Komponenten der Motorräder stammen alle aus dem oberen Qualitätssegemnt, was sich auch im Preis niederschlägt. Der Preis für die Quantya-Motocrossräder beträgt in Deutschland und Österreich rund 10.000 Euro (Stand: März 2010), wovon ca. 2000 Euro auf den Akku entfallen. Die Werksgarantie bürgt für 1000 Batterieladungen, also für maximal 50.000 Kilometer.[1]

KTM Freeride

Die Firma KTM Power Sports AG aus dem österreichischen Mattighofen hat die Verfügbarkeit eines neuen Elektro-Geländemotorrads für das Frühjahr 2011 angekündigt. Das auf der Tokyo Motorcycle Show im März 2010 vorgestellte Modell "KTM Freeride" wird es als Straßenzulassung und als Geländeversion geben.[13] Die technischen Eckwerte sind für beide Versionen identisch.

Die Spitzenleistung des Motors liegt bei 22 kW. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 70 km/h. Das 90 Kilogramm schwere Motorrad hat eine 21 Zoll Trial-Enduro-Bereifung und einen Direktantrieb ohne Kupplung mit Zahnradgetriebe und Kette. Die Eigenschaften des Lithium-Ionen-Akkus sind noch nicht endgültig festgelegt. Derzeit rechnen die Konstrukteure mit einer Aufladezeit von 90 Minuten und einer Reichweite von einer Stunde im gemischten Offroad-Einsatz.[14] Der voraussichtliche Preis soll 2011 unter 10.000 Euro liegen.

Straßenmotorräder

Brammo Enertia

Das für den Straßenverkehr zugelassene Motorrad Brammo Enertia der Firma Brammo Inc. aus Ashland im US-Bundesstaat Oregon ist ein 13 kW starkes Elektromotorrad mit einem Drehmoment von 40 Nm und einer Höchstgeschwindigkeit von mindestens 95 km/h.[15] Verwendet wird ein gekapselter, bürstenloser Permanentmagnet-Wechselstrommotor.

Der Lithium-Eisen-Phosphat-Akkumulator der Firma Valence Technology aus dem texanischen Austin speichert bei 76,8 Volt Spannung eine Ladung von 3,1 kWh und gewährleistet damit eine Reichweite von ca. 68 km. Der Akku kann 2000 mal wiederaufgeladen werden. Das Motorrad ist 2,07 m lang und 145 kg schwer.

Das Motorrad "Enertia" wird in den USA vor allem über die US-Unterhaltungselektronikkette Best Buy und über das Internet vertrieben. Der Preis beträgt rund 8.000 Dollar (ca. 5.850 Euro, Stand: März 2010).[16] In Deutschland war das Motorrad im März 2010 (noch) nicht erhältlich.

Electric Motorsport GPR-S

Das Modell Electric Motorsport GPR-S der Firma Electric Motorsport aus dem kalifornischen Oakland ist ein 14 kW starkes Elektro-Straßenmotorrad mit einer Höchstgeschwindigkeit zwischen 96 und 112 km/h, je nach Übersetzung. Der Motor ist ein "Etek Motor RT" der Firma Briggs & Stratton aus Wauwatosa im US-Bundesstaat Wisconsin.[17] Die 72-Volt-Lithium-Ionen-Batterie mit 3,3 kWh Ladekapazität verschafft dem Motorrad eine Reichweite von 56 km im Power-Modus bzw. 96 km im Economy-Modus. Das Motorrad wird in den USA zum Preis von 8.500 US-Dollar angeboten.[18]

Die 2001 gegründete Herstellerfirma Electric Motorsport bietet Umbausätze an, mit denen sich herkömmliche Fahrzeuge in Elektrofahrzeuge umbauen lassen. Nachdem sie ursprünglich Elektroscooter von Vespa importierte, bietet sie inzwischen Elektroroller, Elektrofahrräder, ein Elektromotorrad, ein Elektro-Quad und Elektro-Bootsmotoren an.[6]

Das Brammo-Elektromotorad beim ersten Elektromotoradrennen Time Trial Xtreme Grand Prix am 9. Juni 2009 auf der Isle of Man.

Rennmotorräder

BRAMMO Enertia TTR Race Bike

Das Brammo Enertia TTR Race Bike, mit dem Brammo am ersten Elektromotorradrennen 2009 auf der Isle of Man teilnahm, verwendete einen aus acht 12-Volt-Packs bestehende Lithium-Polymer-Akkumulator. Die Speicherkapazität betrug 8 kWh. Das 163 kg schwere Bike erreichte auf dem Kurs mit über 200 Kurven eine Maximalgeschwindigkeit von 164 km/h.[19] Damit erreichte Brammo den dritten Platz.

Wettkämpfe

Am 12. Juni 2009 fand das erste Straßenrennen mit Elektromotorrädern auf der Isle of Man statt, das Time Trial Xtreme Grand Prix.[20] Beim TTXGP traten 15 Teams an, von denen jedoch sieben Motorräder nicht bis zum Ziel kamen. Die Strecke war 60 km lang und die höchste Durchschnittsgeschwindigkeit betrug 140,7 km/h.

Kurz nach diesem ersten Wettkampf kündigte der Motorradsport-Weltverband Fédération Internationale de Motocyclisme (FIM) an, im Jahr 2010 eine Elektro-Rennserie ins Leben zu rufen.

Siehe auch

Videos

Hersteller

Einzelnachweise

  1. a b http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,575605,00.html
  2. http://www.auto.de/Magazin/showArticle/article/17379/KTM-erprobt-Elektro-Motorrad-Die-Zweirad-Branche-setzt-fuer-die-Zukunft-auf-Hybride
  3. http://www.enertiabike.com/content/view/8/8/
  4. http://www.brammo.com/
  5. http://www.electricmotorsport.com/store/ems_electric_motorcycle_gpr-s.php
  6. a b http://www.electricmotorsport.com/store/ems_about_us.php
  7. http://www.zeromotorcycles.com/lightest.php
  8. spiegel.de: ELEKTROMOTORRAD ZERO S
  9. Welt-Online.de Fahrbericht Elektromotorrad Zero S
  10. Moto Elli Shopseite von Moto Elli, zuletzt abgerufen am 11. April 2010
  11. Modellseite auf Quantya.eu, zuletzt aufgerufen am 15. März 2010
  12. Bericht des Solinger Ingenieurs Charles Altmann, zuletzt abgerufen am 15. März 2010
  13. Spiegel Online Bericht auf "Spiegel Online" vom 25. März 2010
  14. Gillout.com Bericht auf "Gillout.com" vom 1. April 2010
  15. Brammo-Seite mit technischen Spezifikationen; zuletzt aufgerufen 15. März 2010
  16. Bestellseite der Brammo-Website; zuletzt aufgerufen 15. März 2010
  17. Internet-Seite zum GPR-S-Motor von Electric Motorsport
  18. http://www.electricmotorsport.com/store/ems_electric_motorcycles.php
  19. http://www.brammo.com/racing/
  20. Blogeintrag des TTXGP