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Martina Gedeck

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Martina Gedeck in Frankfurt am Main (2009)
Gedeck bei einer Lesung auf der Frankfurter Buchmesse 2008
Gedeck zu Gast bei der Romy-Verleihung 2010 in Wien

Martina Gedeck [ˈɡeˑdɛk] (* 14. September 1961 in München) ist eine deutsche Schauspielerin. Einem breiten Publikum wurde sie in der Rolle der Gourmetköchin Martha im Kinofilm Bella Martha bekannt. Sie gehört zu den profiliertesten Kino- und TV-Charakterdarstellerinnen ihrer Generation in Deutschland.

Werdegang

Als älteste von drei Töchtern wuchs Martina Gedeck im bayerischen Landshut auf. Ihre Kindheit und Jugend sowie ihr Verhältnis zu ihren Eltern, dem Großhandelskaufmann Karl-Heinz und der Sekretärin Helga Gedeck, bezeichnete sie später als vertrauensvoll und harmonisch. Passiver Medienkonsum habe eine sehr nachrangige Rolle gespielt. Gedeck: „Wir hatten keinen Fernseher. Bei meiner Großmutter durften wir manchmal ‚Pan Tau‘ und ‚Augsburger Puppenkiste‘ gucken. Vorgefertigtes wurde uns selten vorgesetzt. Meine Eltern legten viel Wert auf Phantasie.“ [1] 1971 zog die Familie nach West-Berlin. Als Elfjährige war Gedeck kurz darauf in zwei Fernsehsendungen zu sehen – der Kindersendung Die Sendung mit der Maus und dem Jugendmagazin Denkste.

Ihren schulischen Werdegang setzte die spätere Schauspielerin auf der Schadow-Oberschule in Berlin-Zehlendorf fort, wo sie 1981 ihr Abitur machte. 1977/1978 verbrachte sie ein Jahr als Austauschschülerin nach New Jersey, USA. Anlässlich eines Schauspielkurses an der High School spielte sie in einem Stück von Turgenew eine alte russische Magd. Nach dem Abitur war Gedeck kurzzeitig an der Freien Universität Berlin immatrikuliert, wo sie Germanistik und Geschichte studierte. 1982 bis 1986 absolvierte sie eine Schauspielausbildung an der Max-Reinhardt-Schule in Berlin. Ihren ersten offiziellen Theaterauftritt – als Insassin einer Besserungsanstalt in Janusz Glowackis Stück Aschenkinder – absolvierte sie 1985 am Frankfurter Theater am Turm. In den Jahren darauf folgten weitere Theaterrollen – in Molières Stück Der Geizige (Schauspielhaus Hamburg), als Sozialarbeiterin in Martin Grimps Das stille Kind (Malersaal des Deutschen Schauspielhauses) – und Gastspiele, unter anderem am Schauspielhaus Basel, am Theater am Kurfürstendamm Berlin und bei den Kammerspielen Hamburg.

Ihre Filmkarriere begann 1988 mit Auftritten in zwei Filmen von Dominik Graf (Die Beute und Tiger, Löwe, Panther). Auftrittsschwerpunkt Ende der 1980er Jahre waren vorwiegend Fernsehserien. Mit unterschiedlichen Rollen präsent war sie unter anderem in Eurocops, Ein Fall für zwei, Adelheid und ihre Mörder, Wolffs Revier, Die Kommissarin und Faust. Als Mandantin des Rechtsanwalts Robert Liebling (Manfred Krug) war sie darüber hinaus auch in zwei Staffeln der Serie Liebling Kreuzberg zu sehen. Ihren Durchbruch als Filmschauspielerin hatte sie mit den Filmen Krücke (1992), Barmherzige Schwestern (1993), Sönke Wortmanns Der bewegte Mann (1994) und Wolfgang Beckers Das Leben ist eine Baustelle (1995). Die Jahre darauf folgten einige weitere kommerziell erfolgreiche Produktionen: 1995 die Beziehungskomödie Stadtgespräch, 1996 Helmut Dietls Jet-Set-Komödie Rossini – oder die mörderische Frage, wer mit wem schlief, 1998 Frau Rettich, die Czerni und ich von dem Schweizer Regisseur Markus Imboden. Daneben spielte Martina Gedeck Rollen in einigen Fernseh-Produktionen. Für ihre Rolle als bucklige, wohlhabende Bauersfrau in der ZDF-Produktion Hölleisengretl aus dem Jahr 1998 erhielt sie den Bayerischen Fernsehpreis.

Profilierte Frauen-Charakterrollen haben sich im Lauf der Jahre mehr und mehr zum Schwerpunkt von Martina Gedecks Arbeit entwickelt. Die ZDF-Ausstrahlung Ich habe Nein gesagt aus dem Jahr 1998 etwa problematisierte das Thema Vergewaltigung in der Ehe. Weitere Highlights ihrer Karriere als Schauspielerin waren die Komödie Bella Martha von Sandra Nettelbeck (1999), Hunger auf Leben, eine filmische Biografie über das Leben der DDR-Schriftstellerin Brigitte Reimann (2003), Das Leben der Anderen von Florian Henckel von Donnersmarck (2006, der aus dem gleichen Jahr stammende Film Elementarteilchen von Oskar Roehler und das Porträt der Pianistin Clara Schumann von Helma Sanders-Brahms (Geliebte Clara, 2009). Eine Nebenrolle absolvierte sie darüber hinaus auch in dem von Robert de Niro produzierten US-Thriller Der gute Hirte. Unterschiedliche Kritiken gab es für zwei neuere Filme mit Martina Gedeck aus den Jahren 2008 und 2010: Der Baader Meinhof Komplex, in dem sie die Rolle der ehemaligen Konkret-Journalistin und RAF-Gründerin Ulrike Meinhof spielte und Jud Süss – Film ohne Gewissen, der von der Kritik großteils als fehlgeleitete und oberflächliche Aufarbeitung des NS-Films Jud Süß gewertet wurde.[2]

Von 1991 bis zu dessen Tod 1999 lebte Martina Gedeck mit dem Schauspieler Ulrich Wildgruber zusammen. Seit 2005 ist sie mit dem Schweizer Regisseur Markus Imboden liiert, mit dem sie mehrere Filme drehte. Gedeck arbeitete in ihren Filmen mit den unterschiedlichsten Schauspielern und Regisseuren zusammen – unter anderem mit Heinz Hoenig (Krücke), Jürgen Vogel und Armin Rohde (Das Leben ist eine Baustelle), Veronica Ferres, Götz George, Heiner Lauterbach und Joachim Król (Rossini – oder die mörderische Frage, wer mit wem schlief}, Iris Berben (Frau Rettich, die Czerni und ich), Moritz Bleibtreu und Nadja Uhl (Der Baader Meinhof Komplex) sowie Hermine Huntgeburth (Romeo) und Stephan Wagner (Der Stich des Skorpion). Als eine der profiliertesten deutschen Schauspielerinnen wurde sie mit zahlreichen Preisen und Auszeichnungen geehrt. 2002 erhielt sie zum zweiten Mal den Deutschen Filmpreis – sowohl für darstellerische Leistungen als auch als beste Hauptdarstellerin. 2007 wurde der deutsche Beitrag Das Leben der Anderen, in dem Gedeck die weibliche Hauptrolle spielte, als bester ausländischer Film mit einem Oscar geehrt. Darüber hinaus ist Gedeck Trägerin des Bayerischen Verdienstordens. 2003 war sie Mitglied der Internationalen Jury der Berliner Berlinale. Neben anderen Schauspielern, Künstlern und anderen Personen des öffentlichen Lebens wurde Martina Gedeck 2010 als Wahlfrau aufgestellt für die Neuwahl des Bundespräsidenten. Am 30. Juni 2010 war sie Mitglied der 14. Bundesversammlung als Delegierte des Landtages von Nordrhein-Westfalen (Fraktion Bündnis 90/Die Grünen). Ehrenamtlich tätig ist sie als offizielle Patin des Kinderhospizes Bethel.[3]

Resonanz in Medien und Öffentlichkeit

In Ranglisten zu den beliebtesten deutschen Schauspielerinnen der Gegenwart taucht Martina Gedeck regelmäßig auf den vorderen Plätzen auf. Die Publikumsillustrierte Gala kürte sie gar zur einflussreichsten Schauspielerin unserer Zeit.[4] 2006 wählte sie eine Jury aus Film-Experten zur besten deutschen Schauspielerin – vor Julia Jentsch, Iris Berben, Veronica Ferres und Nadja Uhl.[5] In der Branche gilt die Martina Gedeck als zielstrebige Arbeiterin. Als männliche Vorbilder im Genre Komik benannte sie in einem Beitrag der Zeitschrift Emma die beiden Stummfilm-Stars Stan Laurel und Oliver Hardy sowie Jack Lemmon, als weibliche Vorbilder Bette Davis, Marilyn Monroe und Katharine Hepburn.

In Pressekritiken wird Martina Gedecks ambitionierte Darstellung von Frauencharakteren positiv hervorgehoben. Das Kino-Webportal Kino.de charakterisierte die Schauspielerin mit den Worten: „Wie kaum eine andere gestaltet Martina Gedeck ihre Schauspielkunst als ständigen Wechsel zwischen genauer Figurenanalyse und künstlerischer Fantasie.“ Und: „Sensibel und sinnlich, scheu und lasziv, stolz und bodenständig – Martina Gedeck wechselt in ihren Rollen zwischen den Extremen.“[6] Die feministische Zeitschrift Emma schrieb anlässlich eines Porträts der Schauspielerin: „Der Spiegel charakterisiert die Gedeck als ‚Pandora, die irgendwo die Büchse mit den gefährlichen Leidenschaften versteckt hält‘. Pandora? Ja, vielleicht. Doch vor allem Meisterin der Zwischentöne. Und Reisende in Zwischenwelten.“[7] Einige Rollen, etwa die der Clara Schumann in Geliebte Clara, erhielten gemischte Kritiken. Die Süddeutsche Zeitung schrieb: „Martina Gedeck als Clara Schumann steht nun aber vor dem Problem, der ehelichen Beziehung überhaupt einen Hauch von Glaubwürdigkeit zu verleihen – historisch gesehen bleibt Clara ihrem Robert nämlich treu, über seine Einweisung in die Heilanstalt und seinen frühen Syphilistod hinaus wird sie als unermüdliche Botschafterin seines Werks um die Welt touren. Dazu fällt Gedeck nicht viel mehr ein als ihr schon sattsam bekannter, leicht irrer Wenn-Frauen-zu-sehr-lieben-Blick, der aber inzwischen nicht mehr als Ausdruck eines echten Gefühls durchgeht. Neben diesem Modus stehen ihr schauspielerisch noch zwei weitere Register zur Verfügung: der Eine-Frau-geht-ihren-Weg-Habitus, indem sie patriarchale Trottel schon mal schneidend scharf auf die Plätze verweist, und das tief verhangene Großmimentum, in dem sie sich vor allem an ihrer eigenen, vorgeblichen Subtilität berauscht.“ [8]

Was die Preisgabe von Details aus ihrem Privatleben angeht, gilt die Schauspielerin als zurückhaltend. Das Web-Portal kino.de zitiert sie mit den Worten: „Mein Publikum will doch gar nicht wissen, wie viele Spiegeleier ich mir morgens brate. Ich spreche durch meine Figuren."[9] In die Kritik geriet Martina Gedeck aufgrund ihres Umgangs mit den Medien. Gegenstand der Kritik waren unter anderem Interview-Vorvereinbarungen, deren Konditionen aus Sicht der journalistischen Berichterstattung als höchst problematisch gewertet wurden. Die Berliner tageszeitung stellte das Thema in den Mittelpunkt eines Beitrags über die Schauspielerin.[10]. Über ähnliche Erfahrungen mit der Schauspielerin berichteten auch Chefredakteurin Birgit Müller in einem Beitrag des Hamburger Straßenmagazins Hinz&Kunzt [11] sowie ein TV-Feature des NDR-Magazins Zapp.[12] Anlässlich der Bundesversammlung für die Bundespräsidentenwahl im Sommer 2010, für die die Schauspielerin aufgestellt war, geriet die Schauspielerin unfreiwillig in die Schlagzeilen, als das Satiremagazin Titanic eine Fake-Aktion mit Twitter-Mitteilungen veröffentlichte, deren Urheberin vorgeblich Martina Gedeck sein sollte.[13]

Filme


Hörbücher

Auszeichnungen

Einzelnachweise

  1. Auf dem Weg zu sich selbst. Portrait in Emma November/Dezember 2002
  2. Kritiken-Zusammenstellung auf film-zeit.de
  3. http://www.kinderhospiz-bethel.de/paten/martina-gedeck.html
  4. Portrait der Schauspielerin bei kino.de
  5. Das sind die 100 besten deutschen Schauspieler. Artikel auf rp-online (vom 25. Mai 2006)
  6. [http://www.kino.de/star/martina-gedeck/36159.html Bio-Artikel auf Kino.de[
  7. Auf dem Weg zu sich selbst. Artikel von Cornelia Filter in Emma 6/2002
  8. „Kuschelkomponisten in Moll“, Filmkritik von Tobias Kniebe in Süddeutscher Zeitung, 4. Dezember 2008
  9. Portrait von Martina Gedeck auf kino.de
  10. „Die Unfassbare“. Artikel von Waltraud Schwab in taz, 14. November 2006
  11. „Nicht mit uns“. Bericht von Birgit Müller in HinzKunzt 187, September/Oktober 2008
  12. Medienmagazin ZAP über zensierte Interviews (Beitragsankündigung)
  13. „Falsche Martina Gedeck narrt Medien mit Twitterei“. Artikel von Ole Reißmann auf Spiegel Online, 30. Juni 2010
Commons: Martina Gedeck – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien