Union Südamerikanischer Nationen
Die Südamerikanische Staatengemeinschaft (spanisch Comunidad Sudamericana de Naciones, portugiesisch Comunidade Sul-Americana de Nações, kurz CSN) ist ein loser Staatenverbund, dem 12 Staaten Südamerikas angehören. Mit über 380 Millionen Einwohnern soll der Zusammenschluss nach der EU und der NAFTA zukünftig die drittgrößte internationale Ländergemeinschaft bilden. Bei der Gründung wurde der peruanische Außenminister Rodríguez Cuadros zum Generalsekretär auf Zeit gewählt.
Mitgliedsstaaten
Die Erklärung von Cuzco wurde von allen zwölf unabhängigen Staaten Südamerikas unterzeichnet: Die Mitglieder der Andengemeinschaft (Bolivien, Kolumbien, Ecuador, Peru, Venezuela), die Mitglieder des Mercosur (Argentinien, Brasilien, Paraguay, Uruguay) und andere Staaten, die zuvor keiner der beiden genannten Gemeinschaften angehörten (Chile, Guyana¹, Suriname¹).
¹ Guyana und Suriname werden der Gemeinschaft nicht sofort beitreten. Sie sind derzeit Mitglieder der Karibischen Gemeinschaft. Es ist unklar, wie die gleichzeitigen Mitgliedschaften in zwei Gemeinschaften miteinander vereinbart werden sollen.
Ziele
In der Gründungsurkunde heißt es, Ziel der Vereinbarung sei der Kampf gegen "Ungleichheit, soziale Ausgrenzung, Hunger, Armut und Unsicherheit".
Bis zum Jahre 2025 soll eine der Europäischen Union vergleichbare Integration erreicht werden. Das erste konkrete Projekt soll der Bau einer 1.200 Kilometer langen Straßenverbindung "Transoceánica" von der Atlantikküste Brasiliens bis zum Pazifik in Peru sein.
Geschichte
Bereits vor der Gründung der Gemeinschaft gab es südamerikanische Integrationsbemühungen. Der ehemalige brasilianische Präsident Henrique Cardoso hatte versucht, die Länder des Kontinents an einen Tisch zu bringen, war aber damit gescheitert.
Am 16. Dezember 2003 unterzeichneten die Mitgliedsländer von Mercosur und Andenpakt eine Vereinbarung über eine gemeinsame Freihandelszone.
Die Gründung der Staatengemeinschaft erfolgte auf dem dritten Südamerikanischen Gipfel (8. Dezember 2004, im peruanischen Cuzco). Dort unterschrieben die Präsidenten oder Vertreter von zwölf südamerikanischen Staaten die Erklärung von Cuzco, eine zweiseitige Erklärung, in der sie sich verpflichteten, ihre Politik abzustimmen und den Handel zu liberalisieren. Die bereits bestehenden Verträge des Mercosur und des Andenpakt sollen zu einer großen Freihandelszone verschmolzen werden.
Die Südamerikanische Staatengemeinschaft gründete sich am 180. Jahrestag der Schlacht bei Ayacucho, die 1824 das Ende der spanischen Kolonialherrschaft besiegelt hatte.
Treibende Kraft bei der Integration war der venezolanische Staatschef Hugo Chávez, der sich in direkter Nachfolge des Freiheitshelden Simón Bolívar sieht. Des Weiteren unterstützt auch Brasiliens Präsident Lula da Silva das Konzept, während das auf globalen Freihandel ausgerichtete Chile der Vereinigung äußerst skeptisch gegenübersteht.
Es ist durchaus möglich, dass die Union ihren Namen in Zukunft noch einmal ändert. Lange stand beispielsweise auch der Name "Vereinigte Staaten von Südamerika" zur Wahl.
Kennzahlen
In den Mitgliedsstaaten der Südamerikanischen Staatengemeinschaft leben 361 Millionen Einwohner auf einer Fläche von 17 Millionen Quadratkilometern (mit Ausnahme der britischen Kolonien auf den Falklandinseln und Südgeorgien und die Südlichen Sandwichinseln sowie Französisch-Guayana der gesamte südamerikanische Kontinent).
Wirtschaftsgemeinschaft | CSN | EU | NAFTA |
Einwohner: | 367 Millionen | 456 Millionen | 431 Millionen |
Mitgliedsstaaten: | 12 | 25 | 3 |
Fläche (km²): | 17 715 335 | 3 977 487 | 21 588 638 |
Bruttoinlandsprodukt (BIP, $): | 2,63 Billionen | 11,06 Billionen | 12,88 Billionen |
Auslandsschulden ($): | 315 Milliarden |
Organe
Abgesehen von einem Generalsekretär (Rodríguez Cuadros, peruanischer Außenminister) verfügt die Union bisher weder über eigene Organe noch über Kompetenzen. Momentan gilt es als unwahrscheinlich, dass mittelfristig mit einer zwischenstaatliche Zusammenarbeit ähnlich der Europäischen Union zu rechnen ist, da es einigen Ländern derzeit noch sehr stark an Integrationswillen mangelt. Die bisherigen südamerikanischen Staatenbündnisse Mercosur und Andenpakt leiden seit vielen Jahren an einer fehlenden Bereitschaft ihrer Mitglieder, umfangreiche Kompetenzen an die beiden supranationalen Bündnisse abzutreten.
Zitate
Wir werden Zeugen eines historischen Ereignisses, mit dem der Traum des Befreiers Simon Bolivar nach 180 Jahren Wirklichkeit zu werden beginnt. Heute schaffen wir ein neues Land mit 361 Millionen Einwohnern. — Alejandro Toledo Manrique, Präsident Peru, 8. Dezember 2004
Mit der Gründung einer Staatengemeinschaft wurde ein Schritt in die richtige Richtung gemacht, um den Traum von Bolivar und unseren Befreiern zu verwirklichen. — Hugo Chávez, Präsident Venezuela, 8. Dezember 2004
Siehe auch
Literatur
Winter, Johannes und Scharmanski, André (2005): Sind die Andenstaaten unregierbar? Ursachen der politischen Krise in Bolivien, Ecuador und Peru. In: Zeitschrift Entwicklungspolitik 14/2005, S. 30-34.
Weblinks
- Erklärung von Cuzco (spanisch)
- "Die südamerikanische Staatengemeinschaft - Ein neuer Partner für die EU in Lateinamerika?" (PDF) - 4-seitiges Papier von Günther Maihold (Stiftung Wissenschaft und Politik, Berlin Dezember 2004)
- Ausführlicher Text der Deutschen Welle zur Gründung (13.12.2004): [1]
- Berichte zur Gründung (9.12.2004): [2], [3], [4] und [5]
- Bericht zur geplanten Gründung (6.11.2004)
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