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Westwall

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Verlauf des Westwalles, der Maginot-Linie und des Festungsringes Lüttich

Der Westwall (bei den Alliierten auch unter dem Namen Siegfried-Linie bekannt) war ein über ca. 630 km verteiltes Verteidigungssystem, das aus über 18.000 Bunkern, Stollen sowie zahllosen Gräben und Panzersperren bestand. Er verlief von Kleve (an der niederländischen Grenze) in Richtung Süden, entlang der Westgrenze des ehemaligen Deutschen Reiches, bis nach Weil am Rhein (an der Schweizer Grenze). Adolf Hitler ließ die Anlage, die eher von propagandistischem als strategischem Wert war, ab 1936 planen und zwischen 1938 und 1940 errichten. Zuvor hatte das Deutsche Reich unter den Nationalsozialisten im Jahr 1936 entgegen den Auflagen aus dem Vertrag von Versailles die durch die Folgen des ersten Weltkriegs von Deutschland demilitarisierten Gebiete beiderseits des Rheins wieder besetzt.

Herkunft des Wortes „Westwall“

Panzersperren des Westwalls in der Eifel

Vermutlich ist der Begriff Westwall ab Ende des Jahres 1938 mehr und mehr in Gebrauch gekommen, ohne dass zunächst die nationalsozialistische Propaganda den Begriff im besonderen Maße benutzt hat. Ab Mitte 1939 ist der Name allgemein bekannt gewesen, denn Hitler erließ am 20. Mai 1939 einen Tagesbefehl an die Soldaten und Arbeiter des Westwalls. Der offizielle Sprachgebrauch orientierte sich zuvor mehr an den nachfolgend beschriebenen Programmen, wobei mit dem Limes-Programm eine Bezeichnung gewählt wurde, die mit dem zeitgleichem Abschluss der archäologischen Erforschung des Obergermanisch-Raetischen Limes eine gewollte Verbindung eingehen sollte.

Aufbauphase 1938 bis 1940

Zu unterscheiden waren die folgenden Ausbauprogramme des Westwalls:

  • Grenzwacht-Programm (Pionier-Programm) für die vordersten Stellungen aus dem Jahre 1938,
  • Limes-Programm ebenfalls aus dem Jahre 1938,
  • Aachen-Saar-Programm aus dem darauf folgendem Jahr 1939,
  • Die Geldern-Stellung Brüggen-Kleve von 1939 und 1940,
  • Luftverteidigungszone West 1938

Alle diese Programme wurden unter höchster Priorität und der Nutzung aller verfügbaren Ressourcen vorangetrieben.

Beispielhafte Regelbauten

Zu Beginn der jeweiligen Programme wurden Regelbauten am Reißbrett konstruiert, von denen dann zum Teil viele Tausend gebaut wurden.

Pionierprogramm

Für das Pionierprogramm wurden in erster Linie kleine Bunker mit drei frontal ausgerichteten Scharten errichtet. Die Anlagen hatten nur eine Wandstärke von 0,5 m und waren nicht gegen Giftgas gesichert. Die dort stationierten Soldaten hatten keine eigenen Betten, sondern mussten sich mit Hängematten behelfen. An exponierten Stellen wurden ähnlich kleine Anlagen mit kleinen Panzerkuppeln aufgestellt. Alle diese Bauwerke galten schon während ihres Baus als veraltet und boten bestenfalls Schutz gegen Splitter aus Bomben und Granaten. Durchgeführt wurde das Programm von der Grenzwacht, einer kleinen militärischen Truppe, die unmittelbar nach der Besetzung des Rheinlandes dort ihre Tätigkeit aufnahm. Errichtet wurden die Anlagen in der Nähe der Grenze zum Ausland.

Limesprogramm

Regelbau 10 des Limesprogramms von der Rückseite aus gesehen

Massiver waren dagegen die Anlagen des Limesprogramms von 1938. Die Anlage besaß eine Decke und Wände von 1,5 m Dicke, was sich allerdings schon während des Baus als völlig unzureichend herausstellte. Vom Regelbau 10 wurden insgesamt 3.471 Anlagen am gesamten Westwall gebaut. Die Anlage besaß einen Aufenthalts- und Schutzraum für 10 bis 12 Mann mit einem Eingang und nach rückwärts ausgerichteter Treppenscharte und einen 0,5 m höher angelegten Kampfraum mit jeweils einer flankierenden und frontalen Scharte für ein Maschinengewehr mit einem separaten Eingang. Weitere Scharten waren für Karabiner vorgesehen; die ganze Anlage war aus den Erfahrungen des ersten Weltkrieges heraus sicher gegen Giftgas ausgelegt. Der Bunker war mit einem gassicheren Ofen beheizbar, der nach außen führende Kamin mit einem massiven Gitter verschlossen. Jedem Soldat standen eine Schlafstelle und ein Hocker zu, der kommandierende Offizier erhielt einen Stuhl. Das Platzangebot war äußerst gering: Etwa 1 m² Fläche konnten einem Soldaten innerhalb der Bunker zur Verfügung gestellt werden, damit war eine drangvolle Enge in den Aufenthaltsräumen vorgezeichnet. Im Inneren der heute noch erhaltenen Bunker dieses Typs befinden sich noch die Aufschriften, mit denen die einrückenden Mannschaften auf ihre Aufgabe vorbereitet wurden: „Achtung, Feind hört mit!“ oder auch: „Licht machen nur bei geschlossener Scharte!“. Das Limesprogramm hatte seine Ursache in einem Befehl von Adolf Hitler über die verstärkte Befestigung der deutschen Westgrenze.

Aachen-Saar-Programm

Ähnlich typische Bauwerke waren die Doppel-MG-Kasematte vom Typ 107 des Aachen-Saar-Programms mit Betonstärken von bis zu 3,5 m. Allerdings verzichtete man an dieser Stelle meist auf frontal wirkende Scharten und ordnete sie in der Flanke des Bunkers an. Frontalscharten wurden nur in Ausnahmefällen eingebaut und dann mit einem massiven Panzerschutz versehen. Das Programm schloss die beiden Städte Aachen und Saarbrücken mit ein, die zunächst westlich der Verteidigungslinie des Limesprogramms lagen.

Luftverteidigungszone West

Bunker der Geldern-Stellung in der Nähe von Kleve

Die Luftverteidigungszone West schloss sich parallel zu den bereits beschriebenen Linien in Richtung Osten an und bestand im Wesentlichen aus betonierten Stellungen der Flak. Die dort eingesetzten Waffen sollten einen anfliegenden Gegner in eine größere Höhe zwingen, wodurch sie seinen Treibstoffverbrauch vergrößern und seinen Aktionsradius gleichzeitig verringern sollten. Zur Nahverteidigung besaßen diese Stellungen Bunker aus dem Limes- und Aachen-Saar-Programm.

Geldern-Stellung

Die Geldern-Stellung verlängerte den Westwall bis nach Kleve am Niederrhein und wurde erst nach Beginn des Zweiten Weltkrieges gebaut. Ursprünglich endete der Westwall im Norden in der Nähe von Brüggen im Kreis Viersen. Errichtet wurden in erster Linie unbewaffnete Unterstände in allerdings massivster Bauweise in Beton. Sie wurden aus Gründen der Tarnung gern in der Nähe von landwirtschaftlichen Gehöften errichtet.

Panzersperren

Fünfreihiges Panzerhindernis des Aachen-Saarprogramms vom Typ 1939

Außerdem wurden auf vielen Kilometern entlang des Westwalls Panzersperren gebaut. Diese Sperren wurden ihrer Form wegen auch Höckerlinie oder Drachenzähne genannt. Die Höcker aus Stahlbeton stehen in mehreren Reihen auf einem gemeinsamen Fundament. Regulär lassen sich zwei Hindernistypen nachweisen: Das Hindernis vom Typ 1938 mit vier von vorn nach hinten ansteigenden Zähnen und das Hindernis 1939 mit fünf dieser Zähne. Es wurden aber ebenfalls sehr viele unregelmäßige Höckerlinien gebaut. Sofern es die Geografie der Gegend zuließ, wurden anstatt der Panzersperren wassergefüllte Gräben ausgehoben. Derartige Anlagen finden sich beispielsweise nördlich von Aachen bei Geilenkirchen.

Weiterhin befinden sich ebenfalls in der Nähe von Geilenkirchen die Überreste einer Panzersperre, die aus Beutematerial des Tschechoslowakischen Walles stammt. Es handelt sich hierbei um zwei durchgehende Schwellen aus Stahlbeton mit der Höhe von etwa einem Meter, denen im unregelmäßigen Abstand zwei gegeneinander gesetzte U-Profile aufgesetzt wurden. Der Zwischenraum der beiden etwa 2 Meter hohen Stahlträger wurde mit Beton ausgegossen.

Überrest eines Hindernisses aus tschechischem Beutematerial

Nach dem Krieg wurden die Stahlträger verschrottet, in dem man sie mit einem Schneidbrenner entfernte. Die Schwellen sind dagegen noch vorhanden.

Die Arbeitsbedingungen beim Bau

Die Bauleistungen des Pionier-Programms wurden größtenteils von Privatfirmen erbracht, dagegen war man innerhalb der privaten Wirtschaft nicht in der Lage, für die folgenden Programme die notwendigen Arbeitskräfte zu stellen. Diese Lücke füllte die Organisation Todt, benannt nach ihrem Gründer Fritz Todt. Mit Hilfe dieser Organisation waren zeitweise bis zu eine halbe Million Menschen am Westwall mit Bauarbeiten beschäftigt. Den Transport der Bauarbeiter aus ganz Deutschland und des notwendigen Materiales leistete die Deutsche Reichsbahn, die auf ein gut ausgebautes Netz von strategischen Eisenbahnen an der Westgrenze aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg zurückgreifen konnte.

Nasser Graben bei Geilenkirchen

Die Arbeitsbedingungen auf den Baustellen waren äußerst unfallträchtig, denn es mussten beispielsweise mit einfachen Mitteln Panzerteile mit bis zu 60 Tonnen Gewicht gehandhabt und montiert werden. Das Leben auf der Baustelle und in der Freizeit war eintönig, so dass viele Menschen vorzeitig in die Heimat zurückkehrten.

Panzerteile und Bewaffnung

Die notwendigen stählernen Panzerteile für die Aufstellung von Waffen in den Bunkern konnte die Industrie weder in der benötigten Menge noch in der notwendigen Qualität liefern, so dass der militärische Wert der Anlagen nicht sonderlich hoch war. Zu den Panzerteilen gehörten die Scharten und ihre Verschlüsse sowie Panzerkuppeln für die Rundumverteidigung. Hinsichtlich der Legierungsmetalle für die Herstellung dieser Panzerteile (in erster Linie Nickel und Molybdän) war man vom Ausland abhängig, so dass man entweder überhaupt keine Panzerteile einbaute oder diese aus minderwertigem Ersatzmaterial herstellte. Dieser Mangel war selbst auf offiziellen Fotografien zu erkennen.

Weiterhin waren die Bunker auf Geschütze ausgelegt, die sich bereits in den ersten Kriegsjahren als unterdimensioniert herausstellten und deshalb wieder ausgebaut wurden. Die für eine wirksame Verteidigung notwendigen großkalibrigen Waffen ließen sich jedoch nicht in die vorhandenen Bunker einbauen.

Die Rolle des Westwalls zu Beginn des Krieges

Ein Ofen zur Beheizung eines Westwall-Bunkers

Trotz der zu Beginn des Zweiten Weltkrieges erfolgten französischen Kriegserklärung an Deutschland kam es bis zum Beginn des Westfeldzuges zu keinen größeren Kämpfen am Westwall. Stattdessen verharrten beide Gegner im Sitzkrieg, wobei keine Seite die andere angreifen wollte und stattdessen in ihren sicheren Stellungen verharrte. Nach dem Abschluss des Frankreich-Feldzuges wurden alle beweglichen Waffen aus den Bunkern des Westwalls entfernt und an anderen Stellen verwendet. Die betonierten Teile ließ man in der Landschaft stehen, wodurch die Anlage innerhalb kürzester Zeit völlig unbrauchbar für die Verteidigung wurde. Stattdessen nutzte man die Bunker als Lagerräume, beispielsweise für landwirtschaftliche Geräte. Auch andere Einrichtungsgegenstände, wie z. B. die nicht mehr benötigten Betten, wurden aus den Bunkern entfernt und in die neu errichteten zivilen Luftschutzbunker eingebaut. Die Betten wurden aufgrund ihrer Herkunft oft als „Westwall-Betten“ bezeichnet.

Reaktivierung des Westwalls 1944

Eine neue Situation entstand mit der Landung in der Normandie am 6. Juni 1944, als der Krieg auch im Westen wieder voll losbrach. Am 24. August 1944 erließ Adolf Hitler eine Führerweisung zum erneuten Ausbau des Westwalls. 20.000 Zwangsarbeiter und Mitglieder des Reichsarbeitsdienstes (kurz RAD) versuchten mit improvisierten Mitteln die Verteidigungsbereitschaft wieder herzustellen, was aber wegen der alliierten Luftüberlegenheit nicht mehr gelang. Schon während dieser Arbeiten stellte sich heraus, dass die Bunker den weiterentwickelten panzerbrechenden Waffen in keiner Weise mehr gewachsen waren. Auch die ortsansässige Bevölkerung wurde für derartige Arbeiten herangezogen, meist zum Bau von Gräben zur Panzerabwehr. Parallel zur Reaktivierung des eigentlichen Westwalls wurden entlang der Grenzen zum besetzten Ausland kleine Ringstände in Beton errichtet, die man auch Tobrukstand nannte. Diese Stände waren im Wesentlichen kleine Schützenlöcher für einen einzelnen Soldaten.

Kampfhandlungen am Westwall

Reste einer Anlage südwestlich von Karlsruhe (in Richtung Durmersheim)
Datei:Amerikaner durchqueren Westwall.jpg
Amerikanische Soldaten durchqueren den Westwall

Im Herbst 1944 kam es dann zu den ersten Kriegshandlungen vor dem Westwall. Der daraufhin am stärksten umkämpfte Bereich des Westwalls war die Gegend des Hürtgenwaldes in der Nordeifel, ca. 20 km südöstlich von Aachen gelegen. In dem unübersichtlichen und waldreichen Gebiet starben 12.000 Deutsche und etwa ebensoviele US-Soldaten (näheres unter Allerseelenschlacht). Die als Denkmal ausgeführte Kirchentür der Pfarrkirche im Hürtgenwalder Ortsteil Vossenack und eine Kreuzigungsgruppe eines modernen Künstlers auf dem benachbarten Friedhof berichten eindrucksvoll von diesen Ereignissen.

Die Operation Market Garden der Alliierten im Herbst 1944 ist ebenfalls im Zusammenhang mit dem Westwall zu sehen. Innerhalb dieser Operation versuchte das alliierte Oberkommando, die deutsche Sperrstellung nördlich durch die Niederlande zu umgehen; das Unternehmen scheiterte jedoch am verbissenen deutschen Widerstand.

Im Anschluss an die Schlacht im Hürtgenwald begann südlich davon in der Gegend zwischen Monschau und dem luxemburgischen Echternach die deutsche Ardennenoffensive aus der Deckung des Westwalls heraus. Diese Offensive war eine letzte Kraftanstrengung von deutscher Seite, das Kriegsgeschehen noch zu wenden. Sie kostete vielen Menschen das Leben, und brachte außer einigen Anfangserfolgen nichts zustande.

Auch an anderen Stellen wurde am Westwall schwer gekämpft. Die Besatzungen vieler Bunker verweigerten aus Angst vor den deutschen Standgerichten die kampflose Übergabe. Viele deutsche Soldaten haben diese Entscheidung mit dem Leben bezahlt, da vor allem die Gruppenunterstände keinerlei Schutz gegen die Waffen der Angreifer boten.

Im Frühjahr 1945 fielen die letzten Westwallbunker an der Saar und im vorderen Hunsrück, siehe auch Osburg-Neuhaus.

Der propagandistische Wert des Westwalls

Anders lagen die Dinge beim propagandistischen Wert des Westwalls. Der Bau des Westwalls wurde von der deutschen Propaganda deutlich über die Notwendigkeit hinaus als unbezwingbares Bollwerk dargestellt, und zwar sowohl im Inland als auch im Ausland. Nach innen signalisierte sein Bau defensive Absichten des Regimes, während nach außen damit sowohl eine Bedrohung als auch eine Beschwichtigung der Nachbarn Deutschlands verbunden war. Diese Strategie erwies sich aus der Sicht der Nationalsozialisten zu Beginn wie zum Ende des Zweiten Weltkrieges als überaus erfolgreich. Zu Beginn des Krieges verblieben die gegnerischen Truppen hinter ihren eigenen Grenzbefestigungen, der Westwall stellte für sie nicht nur eine physische, sondern auch eine psychologische Grenze dar.

Nachkriegszeit

Bunkerruine in der Nähe von Aachen

In der Nachkriegszeit wurden viele der Westwallanlagen durch Sprengungen geschleift. Bei diesen Arbeiten sowie bei der Beseitigung der vielen Minen verloren nochmals Menschen ihr Leben.

„Der Denkmalwert des Unerfreulichen“ (Zeitzeugen aus Beton)

In Nordrhein-Westfalen sind noch etwa 30 Bunker unzerstört vorhanden; der große Rest wurde entweder gesprengt oder mit Erde zugeschüttet. Von den Panzersperren sind allerdings noch große Teile an Ort und Stelle zu sehen; in der Eifel zum Beispiel auf vielen Kilometern Länge. Unter dem Stichwort: „Der Denkmalwert des Unerfreulichen“ wird heute versucht, die verbliebenen Reste des Westwalls unter Denkmalsschutz zu stellen, da nur so den nachfolgenden Generationen anschaulich Geschichte präsentiert werden kann. Allerdings werden immer noch öffentliche Gelder zu Beseitigung der Reste des Westwalls bereitgestellt. Da die Bunker aus den vergangenen Kriegen aber mittlerweile zum archäologischen Fundus gehören, werden beispielsweise in Nordrhein-Westfalen archäologische Notgrabungen durchgeführt, wenn einmal mehr ein Stück des Westwalls – beispielsweise für eine Straßenverbreiterung – beseitigt werden muss. Diese Notgrabungen können zwar nicht die vollständige Zerstörung des zugehörigen Abschnittes verhindern, bringen aber immer wieder neue wissenschaftliche Erkenntnisse und bislang unbekannte Details über das jeweilige Bauwerk zu Tage. In diesem Zusammenhang wird von manchen Menschen, ob Zeitzeuge oder nachfolgender Generation, die Frage nach der Rechtfertigung des Denkmalschutzes derartiger militärischer Bauwerke des Nationalsozialismus gestellt. Soll und will man diese Zeitzeugen aus Beton für die Nachwelt erhalten – ähnlich wie beispielsweise der römische Befestigungswall Limes?

Anmerkung: Der abgebildete Bunker mit der ganzen Bunkergruppe wurde im Januar 2005 übererdet bzw. zerstört und entfernt. Der Teil der Umgebung Aachens ist heute "bunkerfrei". Dies trotz bestehendem Denkmalschutz.

Naturschutz am Westwall

Der Westwall als Biotop-Kette

In dieser Auseinandersetzung haben sich auch die Naturschützer zu Wort gemeldet. Für sie sind die großen Reste des Westwalls wertvolle Biotopketten, in die sich selten gewordene Tier- und Pflanzenarten zurückgezogen haben. Sie sind hier ungestört, da die Betonruinen nicht land- oder forstwirtschaftlich genutzt werden können.

Literatur

  • Rheinischen Landesamt für Bodendenkmalpflege (Hg.): Der Westwall, Vom Denkmalswert des Unerfreulichen, Führer zu den archäologischen Denkmälern im Rheinland, Text und Karten 1:50.000, 1997, ISBN 3-79271-668-2 Eine ausführliche Beschreibung der Reste des Westwalls in Nordrhein-Westfalen mit Zusammenfassungen in englischer und französischer Sprache. Im Anhang 6 Topografische Karten im Maßstab 1:50.000.
  • Manfred Groß: Der Westwall zwischen Niederrhein und Schnee-Eifel, 2. unveränd. Nachdr. – Köln : Rheinland-Verlag 1989, ISBN 3-7927-0644-X Ausführliche Beschreibung des Westwalls auf dem Gebiet von Nordrhein-Westfalen mit sehr vielen technischen Zeichnungen der einzelnen Anlagen sowie exaktem Kartenmaterial, in denen jeder einzelne Bunker eingezeichnet ist.
  • Dieter Robert Bettinger, Hans-Josef Hansen, Daniel Lois: Der Westwall von Kleve bis Basel. Auf den Spuren deutscher Geschichte, Verlag Podzun – Pallas 2002, ISBN 3-79090-754-5 Ein Tourenplaner mit ausgiebigen Beschreibungen erhaltener Westwallbauwerke.
  • Hans-Josef Hansen (Hrsg.): Auf den Spuren des Westwalls. Entdeckungen entlang einer fast vergessenen Wehranlage. 4. Auflage. Helios-Verlag Aachen 2002. ISBN 3-925087-76-1. Bildband über zahlreiche interessante/kuriose Entdeckungen entlang der ehemaligen Befestigungszone.