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Idomeneo

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Dieser Beitrag behandelt die Oper Wolfgang Amadeus Mozarts. "Idomeneo" heißt auch eine Oper von Giuseppe Farinelli.


Idomeneo, Rè di Creta ist eine Opera seria (Dramma per musica) in 3 Akten. Der antike Stoff erzählt vom kretischen König Idomeneo, der nach seiner Heimkehr vom trojanischen Krieg gezwungen ist, seinen eigenen Sohn zu opfern. Der Librettist ergänzte die Geschichte um ein Happy End in der Tradition des Deus ex machina.

Musik: Wolfgang Amadeus Mozart

Libretto: Giambattista Varesco

Uraufführung: am 29. Januar 1781 in München

Spieldauer: ca. 3 Stunden

Die Oper spielt in Sidon, der Hauptstadt von Kreta, kurz nach Ende des trojanischen Krieges

Personen und Ort

  • Idomeneo, König von Kreta (Tenor)
  • Idamantes, sein Sohn (Sopran oder Tenor)
  • Ilia, Prinzessin von Troja, Tochter des Priamus (Sopran)
  • Elektra, Tochter des Agamemnon, König von Argos (Sopran)
  • Arbaces, Vertrauter Idomeneos (Tenor)
  • Oberpriester Poseidons (Tenor)
  • Das Orakel (Bass)
  • Chor

Handlung

1. Akt

Ilia, als kriegsgefangene Trojanerin nach Kreta verschleppt, sehnt sich nach ihrer verlorenen Heimat und fühlt gleichzeitig Liebe zu ihrem Kriegsfeind, dem kretischen Prinzen Idamantes. Dieser verkündet glücklich die Rückkehr seines Vaters Idomeneo und schenkt aus Freude darüber den Trojanern die Freiheit. Da erscheint Arbaces mit der Nachricht, die Flotte des Königs sei in Seenot und Idamantes eilt an den Strand. Zurück bleibt Elektra, die den Prinzen auch liebt und verhindern will, dass er Ilia heiratet.

Verwandlung

Am Meer tobt ein hefiger Sturm, der das Schiff von Idomeneo am Anlegen hindert. Um den Meeresgott Poseidon zu besänftigen, verspricht der König, ihm das erste Lebewesen zu opfern, das er am Strand trifft. Ausgerechnet Idamantes jedoch ist es, der dem entsetzten Vater begegnet und von ihm verzweifelt zurückgewiesen wird.

2. Akt

Idomeneo lässt sich von Arbaces raten, seinen Sohn, der von allem nichts weiß, weit weg zu schicken, um ihn nicht opfern zu müssen. Zwar erkennt der König Ilias Liebe zu Idamantes, dennoch schickt er diesen als Begleiter von Elektra auf das Schiff, das sie nach Hause führen soll, damit er dort von Poseidons Zorn verschont bleibt.

Verwandlung

Kurz vor Ablegen der Schiffe braust ein neuer Sturm auf, der die gesamte Flotte vernichtet, und ein schreckliches Ungeheurer entsteigt dem Meer. Der Meeresgott fordert seinen Tribut, und vergebens bietet sich ihm Idomeneo als Opfer dar, um seinen Sohn zu schonen.

3. Akt

Idamantes verabschiedet sich von Ilia, da er in den Kampf gegen das Monster ziehen will und die beiden gestehen sich endlich offen ihr Liebe. In ihrer Umarmung werden sie vom König und von Elektra ertappt, die erneut den Prinzen auffordern, Kreta zu verlassen.

Verwandlung

Vor dem Königspalast schildert der Oberpriester dem König die Schreckenstaten des Ungeheuers, und bedrängt ihn, dem Volk nun endlich den Namen des Opfers zu verkünden. Idomeneo gibt nach und nennt den Namen seines Sohnes.

Verwandlung

Im Poseidontempel wird die Opferung vorbereitet: Idamantes, der soeben das Ungeheuer besiegt hat, soll von seinem eigenen Vater getötet werden. Im letzten Moment will sich Ilia vor die Klinge werfen, um das Leben des Geliebten zu retten. In diesem Augenblick ertönt die Stimme des Orakels, das verkündet, Poseidons Zorn werde besänftigt wenn Idomeneo die Krone an Idamantes abgibt und Ilia Königin wird.

Musik

Im Idomeneo gelang es Mozart, die barocke Tradition der Opera seria mit ihren ausgedehnten Rezitativen und großen Affekten zu übernehmen und dennoch eine echte Mozart-Oper zu komponieren. Die großen textlichen und dramaturgischen Schwächen des Librettos kompensierte er mit hochdramatischer und inniger Musik.

Für die Hauptpartie war der schon 66-jährige Publikumsliebling Anton Raaff vorgesehen, der außer virtuosen Läufen nicht mehr sehr viel zu bieten hatte. Mozart komponierte ihm daher viele „geschnittenen Nudeln“, wie er die Koloraturen selbst nannte. Seine Arien für die Figur der Ilia gehören zu den schönsten Eingebungen des Komponisten. Die Rolle des Idamantes ist ursprünglich für einen Kastraten komponiert, wurde später auch oft mit einem Tenor besetzt und heute meistens von einer Mezzosopranistin gesungen. Hinreißend ist das Liebesduett Ilia-Idamantes im 3. Akt, ebenso dramatisch das darauffolgende Quartett.

Beim Orakelspruch am Ende der Oper, der von einem Bassisten in Begleitung tiefer Blechbläser hinter der Bühne gesungen wird, offenbart sich noch einmal die große Opern-Geschicklichkeit Mozarts: Vom Librettisten ursprünglich als lange Rede gedacht, verkürzte der Komponist den Spruch auf einen Satz, mit dem Argument, die gespenstische Wirkung gehe verloren, wenn das Publikum zu lange Zeit hat, sich zu überlegen, woher diese Töne kommen.

Leopold warf seinem Sohn vor, für das Orchester zu schwer zu schreiben, tatsächlich ist schon die Ouvertüre sehr virtuos für alle Instrumente und es gibt später Arien mit Solo-Violine und konzertanten Holzbläsern, Wolfgang wusste aber, dass die Spannung einer Aufführung immer erhöht wird, wenn auch die Instrumentalisten gefordert werden.

Entstehung

Als Mozart vom Mannheimer Kurfürsten den Auftrag für Idomeneo bekam, war er glücklich, nach fünf Jahren endlich wieder eine Oper komponieren zu können und stürzte sich mit großem Engagement in die Arbeit.

Das Libretto war die Umarbeitung einer französischen tragédie lyrique und Mozarts Korrespondenz mit seinem Vater bezeugt, wie wenig überzeugt er von der dramaturgischen Güte des Buches war. Seine zahllosen Änderungen, Kürzungen und Umstellungen beweisen das musikdramatische Talent des erst 25-jährigen Komponisten, der die Oper zeitlebens als seine Beste bezeichnete.

Rezeptionsgeschichte

Die Uraufführung der Oper war dennoch ein großer Erfolg, der Kurfürst Karl Theodor soll zu Mozart gesagt haben:„Man sollte nicht meinen, dass in so einem kleinen Kopf so was Großes steckt“. Das Werk wurde bald in vielen deutschen Theatern gespielt, doch für seine Karriere beim Salzburger Hof half das dem Komponisten nicht.

Da die sperrige Hülle der Opera seria-Konventionen leicht den Blick (und das Gehör) auf die grandiose Musik verstellt, verkannte die Nachwelt aber die Oper und Idomeneno war lange Zeit ein Geheimtip unter Opernfreunden. Wenn er doch gespielt wurde, dann meistens in radikalen Umarbeitungen, wie in der Fassung von Richard Strauss, in der nicht nur die Musik, sondern auch die Handlung völlig verändert ist.

In den letzten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts aber wuchs mit der Renaissance von Händel und anderen Barockopern das Verständnis für die Form der Opera seria und auch Idomeneo kam wieder zum verdienten Ruhm.

Literatur

  • W. A. Mozart, Idomeneo. Zweisprachiges Textbuch, Reclam Universal-Bibliothek Nr. 9921. ISBN 3-15-00921-8
  • Stefan Kunze, Mozarts Opern, Philipp Reclam Junior Stuttgart, 1984. ISBN 3-15-010416-5