Ich bin ein Berliner
„Ich bin ein Berliner“ ist ein berühmtes Zitat aus einer Rede von John F. Kennedy am 26. Juni 1963 vor dem Schöneberger Rathaus, anlässlich des 15. Jahrestags der Berliner Luftbrücke und des ersten Besuchs eines US-amerikanischen Präsidenten nach dem Mauerbau am 13. August 1961, mit dem er seine Solidarität mit der Bevölkerung von West-Berlin ausdrücken wollte. Im Originaltext der Rede wurde der Ausspruch zweimal getätigt:
- „Two thousand years ago the proudest boast was ‚Civis Romanus sum‘. Today, in the world of freedom, the proudest boast is ‚Ich bin ein Berliner‘.“
(Vor zweitausend Jahren war der stolzeste Satz ‚Ich bin ein Bürger Roms‘. Heute, in der Welt der Freiheit, ist der stolzeste Satz ‚Ich bin ein Berliner‘.) - „All free men, wherever they may live, are citizens of Berlin, and, therefore, as a free man, I take pride in the words ‚Ich bin ein Berliner‘!“
(Alle freien Menschen, wo immer sie leben mögen, sind Bürger von Berlin, und deshalb bin ich als freier Mensch stolz darauf, sagen zu können ‚Ich bin ein Berliner‘!)
Kuriosum
In den USA entstand in den 1980er Jahren eine so genannte Urban Legend, nach der sich Kennedy durch unsauberen Gebrauch der deutschen Grammatik zum Gespött der Berliner gemachte habe. Die Legende behauptet, der grammatikalisch korrekte Satz hätte „Ich bin Berliner“ heißen müssen (ohne unbestimmten Artikel), und Kennedys Wendung wäre von den Berlinern als „Ich bin ein Marmeladengebäck“ verstanden worden. Obwohl diese Behauptung jeglicher grammatikalischer Grundlage entbehrt, erfreut sie sich in den USA immer noch großer Beliebtheit.
Abgesehen davon, dass der unbestimmte Artikel im Deutschen korrekterweise bei Nomen verwendet wird, die als Stellvertreter einer Klasse auftreten, würde sich auch kein Bürger Berlins als Gebäck verstehen, da letzteres dort „Pfannkuchen“ heißt. Der Satz ist also korrekt und wurde auch vor der Rede entsprechend verifiziert. Das Gelächter des Publikums bezog sich auf eine folgende Bemerkung des Präsidenten, mit der er dem Simultandolmetscher für die Übersetzung seines deutschen Satzes ins Deutsche dankte.
Interessanterweise wird die Geschichte mittlerweile auch von deutschen Muttersprachlern unreflektiert aus dem Amerikanischen übernommen.