Offener Kanal
Ein Offener Kanal bezeichnet einen Hörfunk- oder Fernsehsender, der nur Technik, Techniker und Räumlichkeiten zur Verfügung stellt, dessen Programm aber (weitgehend unzensiert) von Bürgern gestaltet und verantwortet wird. Ziel des Systems der Offenen Kanäle ist es, die Rundfunklandschaft aus Öffentlich-rechtlichen und Privaten Rundfunk um eine dritte Säule der Medienvielfalt zu ergänzen.
Offene Kanäle werden in Deutschland teilweise rundfunkgebührenfinanziert durch die Landesmedienanstalten und / oder von Trägervereinen getragen.
Offene Kanäle entstanden in den 1980er Jahren als Folge der "Entdeckung", dass Medienkompetenz nicht nur bedeutet, das Fernsehgerät bedienen zu können. Vielmehr sollten die Bürger selbst wissen, wie Rundfunkmedien funktionieren und mit eigenen Sendungen zur Meinungsvielfalt beitragen.
Die gesellschaftliche Akzeptanz und die Qualität der Programme ist je nach Sender zum Teil sehr verschieden, das Wohlwollen der Umgebung daher mal mehr, mal weniger gegeben. In einigen deutschen Bundesländern gibt es Bestrebungen, die Offenen Kanäle abzuschaffen und durch privatwirtschaftliche Ausbildungsradios zu ersetzen. So wurde der Offene Kanal Saarland im März 2002, der Offene Kanal Hamburg im Juli 2003 per Gesetz abgeschafft. In Schleswig-Holstein werden die Offenen Kanäle aus Akzeptanzgründen umstrukturiert und die Aufgabenbereiche Fortbildung und lokale Berichterstattung verstärkt. Bundesländer wie Sachsen und Bayern haben erst gar keine Offenen Kanäle. Insgesamt stehen die Bundesländer mit Offenen Kanälen aber nach wie vor hinter ihren Bürgersendern.
Offene Kanäle in Deutschland haben ihre Wurzeln in sozialdemokratischer Sozialarbeit. Sie haben daher eher einen pädagogischen als einen künstlerischen Anspruch, nämlich die Medienkompetenz zu fördern.
In Deutschlandgibt es derzeit über 70 Offene Kanäle, die meisten als Offene Fernsehkanäle und einige als Offene Radiokanäle. Im Ausland gibt es Offene Kanäle beispielsweise in Dänemark, Australien, Südkorea, Brasilien und Fidschi.
Offene Kanäle in Rheinland-Pfalz
Rheinland-Pfalz ist das "Ursprungsland" der Offenen Kanäle. Alleine hier gibt es 28 OKs. Der erste Offene Kanal Deutschlands wurde in Ludwigshafen eröffnet.
Die Offenen Kanäle in Rheinland-Pfalz werden meist von drei Gruppen getragen: Die Technik wird größtenteils von der Landeszentrale für Medien und Kommunikation (LMK) bereitgestellt. Die Kommune stellt in der Regel die Räume kostenfrei zur Verfügung und der jeweilige Trägerverein gewährleistet durch seine (ehrenamtlichen) Mitarbeiter den Betrieb vor Ort.
In Rheinland-Pfalz werden die Offenen Kanäle nach einer Änderung des Landesmediengesetzes im April 2005 umstrukturiert und richten sich auf die zwei Säulen "Lokales" und "Bildung" aus. Die Verknüpfung mit Medienkompetenz-Netzwerken wird verstärkt.
Offene Kanäle in Nordrhein-Westfalen
In Nordrhein-Westfalen startete im Jahr 1985 der Offene Kanal Dortmund (heute: florian tv). Damit ist NRW das zweite Bundesland, in dem nach Rheinland-Pfalz ein Offener Kanal auf Sendung ging.
Aktuell können Bürger in Bielefeld, Bergisch-Gladbach, Dortmund, Essen, Hamm, Lüdenscheid, Marl, Münster, Paderborn und Tudorf selber Fernsehen machen. Die Beiträge müssen werbefrei sein und dürfen nicht gegen geltendes Recht verstoßen. Darüber hinaus gibt es keine Nutzungsbeschränkungen. Offene Kanäle sind nicht kommerziell, die Produzenten erhalten keine Honorare für ihre eingereichten Beiträge. Träger des Bürgerfernsehens und Betreiber des Fernsehsenders sind die von der Landesanstalt für Medien (LfM) NRW lizenzierten Arbeitsgemeinschaften.
Siehe auch
Weblinks
Verbände:
- Bundesverband der Offenen Kanäle in Deutschland - hier findet man u. a. eine vollständige Liste aller Offenen Kanäle.
- Landesverband Offene Kanäle Rheinland-Pfalz
Sonstiges: