Komturei Heimbach
Koordinaten: 49° 13′ 58″ N, 8° 14′ 49″ O
Die Komturei Heimbach, seltener auch Komturei Haimbach, bei der südpfälzischen Ortsgemeinde Zeiskam war eine mittelalterliche Anlage, die aus einem befestigten Klosterhof mit Kirche bestand. Namensgeber ist der nördlich vorbeifließende Hainbach, ein Zufluss des Speyerbachs [1]. .Sie wurde von einem Komtur geleitet und diente als sogenannte Kommende dem Johanniterorden bzw. seiner Nachfolgeorganisation, dem Malteserorden, als regionales Verwaltungszentrum.
Geschichte
Die Komturei Heimbach war eine Schenkung, die Kaiser Friedrich Barbarossa 1185 dem Johanniterorden machte. Auch Kuno und Hugo aus Zeiskam, die dem niederen Adel angehörten, schenkten der Komturei beträchtliche Ländereien.[2] [3] Von 1306 bis 1317 war Egeno von Mußbach, Angehöriger des niederen Adels, Komtur in Heimbach.[4] Während seiner Amtszeit wurden dort im August 1310 der 14-jährige Johann, Sohn des Kaisers Heinrich VII., und die 18-jährige Elisabeth von Böhmen miteinander bekannt gemacht, bevor sie am 1. September im 16 Kilometer entfernten Speyerer Dom [5] verheiratet wurden.
„[1]Mit 14 Jahren begegnete ich im August 1310 in der Johanniter-Kommende Heimbach zu Zeiskam bei Speyer zum ersten Mal meiner wunderschönen Braut, Prinzessin Elisabeth von Böhmen. Fünf Tage lang hielt mein Vater hier Hof, um die Hochzeit seines Sohnes zu feiern. Die nachfolgende glanzvolle Vermählung im Kaiserdom zu Speyer war der Vollzug seiner politischen Weitsicht.“
Um 1350, als die Komturei Heimbach in wirtschaftliche Not geraten war, berieten dort fünf Komturen deutscher Johanniter-Niederlassungen über notwendige Verkäufe von Ländereien. Die beschlossenen Maßnahmen hatten Erfolg, wie aus Aufzeichnungen ab 1409 hervorgeht, die über neuerliche Zukäufe berichten.[4]
Die viereckige Anlage in Randhausbebauung[6] mit dem zentral gelegenen Gotteshaus existiert nicht mehr. 1525 im Bauernkrieg wurde die Komturei Heimbach von aufrührerischen Bauern des Nußdorfer Haufens geschleift und angezündet; sie wurde nicht wieder aufgebaut.[7] Die Ruinen wurden 1794/95 durch Soldaten der Französischen Revolution vollends zerstört.[6]
Der Heimbacher Vergleich
Beim Heimbacher Vergleich von 1382 sicherte sich die Ballei Brandenburg gegenüber dem deutschen Großpriorat des Ordens bedeutsame Autonomierechte. Die Abmachung stellte einen wichtigen Einschnitt in der Geschichte des Johanniterordens dar und erleichterte 1538 im Gefolge der Reformation die Zweiteilung in einen katholischen Zweig, der sich Malteserorden nannte, und einen protestantischen, der weiter den Namen Johanniterorden führte.
Die Membras (Unterkomtureien)
Zur Komturei gehörten vier Unterkomtureien : (lateinisch Membra, Mitglieder) in Speyer, Mußbach, Bruchsal und im elsässischen Weißenburg (heute Wissembourg). Alle lagen in einem Umkreis von etwa 30 Kilometern und steuerten die kleineren Klosterbauernhöfe in der Umgebung, die sich mit Landwirtschaft und vor allem mit Weinbau beschäftigten. Von den Unterkomtureien blieben zwei Anlagen erhalten, die in Speyer zu geringen Teilen und die in Mußbach fast vollständig.
Das Membrum Speyer lag im heutigen Johannitergässchen. Dort unterhielt der Orden bereits Ende des 12. Jahrhunderts, etwa um 1183/89, ein Hofgut mit Kapelle.[8] 1290 wurde dem Orden der Mußbacher Herrenhof übereignet, der – im 7. oder 8. Jahrhundert gegründet – zuvor im Eigentum des Klosters Weißenburg gestanden hatte. Er verfügte seit dem Hochmittelalter über ein repräsentatives, als Johanneskirche dem Ordenspatron geweihtes Gotteshaus, das rasch zur Kirche des damaligen Dorfes wurde. In Reminiszenz an alte Gepflogenheiten findet im restaurierten Mußbacher Herrenhof jeden Sommer das Eselshautfest statt, das zu den großen Weinfesten der Pfalz zählt.
Die erste urkundliche Erwähnung eines Hauses in Bruchsal im Besitz der Johanniter findet sich für das Jahr 1272; die hier tätigen Brüder nahmen 1287 mit der Übertragung eines Hofes bei Durlach und Grötzingen eine bedeutende Schenkung entgegen. Zehn Jahre später erscheint ein Bruder Richard als erster bekannter Komtur, dem ein Ordensgeistlicher für die Gottesdienste in der Ordenskapelle und ein kleiner Bruderkonvent unterstanden haben sollen. Das Ordenshaus nahm zunächst eine günstige Entwicklung, wurde aber dann durch die für den Orden krisenhaften Zeitläufte des 14. Jh. - Rückgang der Schenkungen, hohe Verschuldung wegen der kostspieligen Übernahme der Templergüter wie auch wegen des Ausbaus der Festungen auf Rhodos und dem Unterhalt der Galeerenflotte - in Mitleidenschaft gezogen. Ein Teil der Güter ging in die Hände des Stadtherrn, des Bischofs von Speyer, über. Im Jahr 1426 war das Ordenshaus bereits als Membrum (unselbstständiges Ordenshaus) der Kommende Heimbach in der Pfalz unterstellt und erscheint in dieser Eigenschaft zusammen mit Weißenburg im Elsaß und Mußbach auch in der Generalvisitation von 1495. Der Heimbacher Komtur hatte 1475 mit Zustimmung des deutschen Provinzialkapitels das Membrum Bruchsal zur Verwaltung auf Lebenszeit ("Arrendatio") dem Ordenskaplan Johann Descheler übertragen; dieser hatte dafür jährlich 100 Gulden und ein Fuder Rotwein zu entrichten. Das Ordenshaus befand sich damals vor den Stadtmauern an der Straße nach Bretten; die Kapelle hatte keine Pfarrrechte. Sie war dem Ordenspatron St. Johannes Baptist geweiht und besaß drei Altäre (St. Johann Baptist, Jungfrau Maria, Apostel St. Philippus und Jakobus). Diese Gebäude wurden 1640 zerstört und der Orden konnte erst nach längeren Streitigkeiten - auch mit dem Speyerer Bischof und Trierer Erzbischof Philipp von Sötern - 1653 seinen Sitz in einem ihm gehörenden als Lehen ausgegebenen Gebäude in der Nähe der Stadtkirche nehmen. Seit 1648 firmierte das Bruchsaler Ordenshaus zusammen mit Weißenburg im Elsaß, das ebenfalls Membrum von Heimbach gewesen war, als Kommende Bruchsal-Weißenburg. Diese profitierte sicherlich von dem Glanz der fürstbischöflichen Residenz Bruchsal, war aber den Einkünften nach nicht sonderlich attraktiv. Sie wurde meist jungen Ordensrittern, die ihren Dienst bei der Ordensflotte abgeleistet hatten, als erste Versorgung übertragen. Während der Ordensbesitz in Weißenburg 1794 im Verlauf der Revolutionskriege verloren ging, nahm Baden nach dem Preßburger Frieden 1805 provisorisch von der Bruchsaler Niederlassung Besitz, beließ aber dem Komtur Adam Reich von Reichenstein zunächst noch die Nutzung gegen eine jährliche Pachtsumme von 2.000 Gulden. Obwohl der Pachtvertrag bis zum Jahr 1813 abgeschlossen war, übernahm die badische Regierung den gesamten Güterkomplex zum 1. Januar 1809 und verkaufte ihn vier Jahre später für 78.688 Gulden. Der Grundbesitz belief sich auf 330 Morgen. Dem ehemaligen Komtur wurde eine jährliche Pension von 1.600 Gulden bewilligt, die später gekürzt wurde. Reichenstein verstarb völlig verarmt am 21. November 1821. Von den Ordenshäusern vor und in der Stadt sowie der Kapelle haben sich keine Reste erhalten. Nur der Straßenname "Johanniterstraße" und die Bezeichnung "An der Komturei" erinnern noch an die einstige Anwesenheit der Brüder des hl. Johannes.[9][9] [10] [10]
Ausgrabungen

Bei archäologischen Grabungen, die 2010 von der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, Denkmalamt Speyer, durchgeführt wurden, konnte in 1,5 Meter Tiefe der Boden der ehemaligen Klosterkirche lokalisiert und damit auch deren genauer Standort bestimmt werden. Die Gemeinde Zeiskam will an dieser Stelle ein Denkmal errichten. Es soll von einem gotischen Bogen aus Sandstein gebildet werden, der eine Höhe von 4 und eine Spannweite von 3,5 Meter haben wird. Das Denkmal soll im September 2010 eingeweiht werden, weil sich um diese Zeit die Feierlichkeiten in der Komturei und die Hochzeit von Johann und Elisabeth von Böhmen in Speyer zum 700. Male jährt.
Ein Grenzstein der Komturei Heimbach steht heute im Herrenhof zu Mußbach. Er zeigt das Johanniterkreuz, dessen acht Spitzen auf die acht Seligpreisungen der Bergpredigt im Evangelium nach Matthäus 5,3–12 EU hinweisen, während die vier Balken die Kardinaltugenden Gerechtigkeit, Tapferkeit, Weisheit und Mäßigung bedeuten.
Veranstaltungen
Am 4. September in Zeiskam und am 5. September 2010 in Speyer wird die Hochzeit zwischen König Johann und Elisabeth von Böhmen nacherzählt und nachgespielt.
Literatur
- Klaus Sütterlin: König Johann, Ritter auf dem Schauplatz Europa. Verlag Knecht, Landau 2003. ISBN 978-3-930927-77-7
- Kurt Andermann: Die Herren von Zeiskam. Porträt einer Familie des pfälzischen Niederadels. In: Historischer Verein der Pfalz: Mitteilungen des Historischen Vereins der Pfalz. Verlag des Historischen Vereins der Pfalz, Bd. 098.2000. ISSN 0073-2680, ZDB-ID 5025035
- Peter Blickle, Horst Buszello, Rudolf Endres (Hrsg.): Der deutsche Bauernkrieg. Verlag Schöningh, Paderborn u. a. 1984. ISBN 3-506-99350-X (Uni-Taschenbücher – Geschichte 1275)
- Edgar Schnell: Zeiskam in Vergangenheit und Gegenwart – ein Porträt in Wort und Bild. Gemeinde Zeiskam, Zeiskam 1999
- Stadt Speyer: Kleine Geschichte der Stadt Speyer. Verlag Braun, 2008. ISBN 978-3-7650-8367-9
- Johann Vogel: Johanniter-Comthurei Heimbach und Nachbarorte in vergangenen Zeiten. Zeiskam 1910
- A. WETTERER: Der Johanniterhof in Bruchsal. In: Bruchsaler Wochenblatt (1920) Nr. 16-32.
- W. G. RÖDEL: Das Großpriorat Deutschland des Johanniter-Ordens im Übergang vom Mittelalter zur Reformation. 2. Aufl. Köln 1972, 236-239, 451.
- W. G. RÖDEL: Ehemalige Ordensniederlassungen in Baden-Württemberg: Bruchsal. In: Der Johanniterorden in Baden-Württemberg 87 (1993) 13-18.
Einzelnachweise
- ↑ a b Sütterlin: König Johann, Ritter auf dem Schauplatz Europa. S. 64 ff. (s. Literatur)
- ↑ Schnell: Zeiskam in Vergangenheit und Gegenwart – ein Porträt in Wort und Bild (s. Literatur)
- ↑ Andermann: Die Herren von Zeiskam. Porträt einer Familie des pfälzischen Niederadels. S. 97–118 (s. Literatur)
- ↑ a b Fördergemeinschaft Herrenhof Mußbach: Beschreibung des Herrenhofes. Abgerufen am 21. Juni 2010.
- ↑ uni-protokolle.de: Johann von Luxemburg. Abgerufen am 23. Juni 2010.
- ↑ a b Jürgen Keddigkeit, Alexander Thon, Rolf Übel (Hrsg.): Pfälzisches Burgenlexikon. Bd. 2, F–H. Kaiserslautern 2002. ISBN 3-927754-48-X
- ↑ Blickle, Buszello, Endres: Der deutsche Bauernkrieg. S. 90 ff. (s. Literatur)
- ↑ Stadt Speyer: Kleine Geschichte der Stadt Speyer (s. Literatur)
- ↑ a b A. WETTERER: Der Johanniterhof in Bruchsal. In: Bruchsaler Wochenblatt (1920) Nr. 16-32.(s. Literatur)
- ↑ a b W. G. RÖDEL: Das Großpriorat Deutschland des Johanniter-Ordens im Übergang vom Mittelalter zur Reformation. 2. Aufl. Köln 1972, 236-239, 451. (s. Literatur) Referenzfehler: Ungültiges
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Koordinaten: 49° 14′ 58,7″ N, 8° 14′ 29,6″ O
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