Zum Inhalt springen

Constantin von Waldburg-Zeil

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 25. Juli 2005 um 16:44 Uhr durch 134.109.132.160 (Diskussion). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Constantin Maximilian Reichserbtruchseß Fürst von Waldburg zu Zeil und Trauchburg (* 8. Januar 1807 in Kleinheubach; † 17. Dezember 1862 in Kenzingen) war Königlich Württembergischer Standesherr, Königlich Bayerischer Reichsrat, Grundherr in Baden und Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung.

Ab 1824 Studium in Freiburg, wo er sich dem Corps Rhenania Freiburg anschließt, München und Tübingen. Bildungsreisen durch halb Europa folgen in den Jahren 1830 bis 1832, in denen Waldburg-Zeil nicht nur am Wiener Kaiserhof sondern bei zahlreichen Fürsten seiner Zeit Besuch macht.

Am 30. September 1833 heiratet der Erbgraf Waldburg-Zeil Maximiliane Gräfin von Quadt-Wykrath-Isny, die ihm später 6 Kinder gebar, und erhält im selben Jahr als Standesherr auf Schloss Zeil den Titel Obersthofmeister in Württemberg.

Im selben Jahr zieht er als erbliches Mitglied in die Kammer der Standesherren des Königreich Württemberg (1.Kammer) ein, in der er bis zum Jahre 1851 Mitglied bleibt, ab 1847 als deren Vizepräsident. Schon in den 1830er Jahren leistet er auf katholischer Seite Widerstand gegen die protestantisch geprägte württembergische Kirchenpolitik und veröffentlicht zahlreiche politische Artikel.

Mit dem Tod seines Vaters im Jahre 1845 erbt er den Fürstentitel, verbunden mit der Anrede „Durchlaucht“, den Titel des erblichen Reichsrats der Krone Bayerns sowie den Titel „Reichserbtruchseß“, der dem Oberhaupt der Familie seit dem Jahre 1628 zusteht.

Im März 1848 gehört er noch zu den Mitgründern des „Konservativen Vereins“, die sich gegen die sog. Märzbewegung zur Wehr setzen. Schon wenige Wochen später werden von dem Standesherrn „republikanische“ Äußerungen gehört, kurz darauf wird ihm sogar Förderung der Anarchie vorgeworfen. Es ist wohl die Enttäuschung über seinen württembergischen König und seine Standesgenossen, die ihn zu dieser völlig unerwarteten Umkehr veranlassen. Fortan lautet sein Motto: „Meine Sache ist Deutschland und der katholische Glaube.“

Ursächlich für seine Abkehr von der konservativen Seite ist die Ablehnung der autoritären Regierung in Stuttgart. Sich und sein Haus sieht er als Opfer despotischer Maßnahmen im Zuge der Mediatisierung.

Bei den Wahlen zur Nationalversammlung am 26. April 1848 wird er für den Bezirk Biberach-Leutkirch in das revolutionäre Parlament der Frankfurter Paulskirche gewählt. Entscheidend für seinen Erfolg ist neben seinem persönlichen Ansehen wohl die Tatsache, dass er gewillt ist, in der Nationalversammlung für die Rechte des Volkes einzutreten und für sich und seinen Stand auf alle Privilegien zu verzichten. Als weithin sichtbares Zeichen seiner politischen Ansichten weht die schwarz-rot-goldene Fahne vom Zeiler Schloss.

Ist die Wahl eines Standesherrn in die Paulskirche eine kleine Sensation, so ist sein Wirken dort offenbar nicht von besonders großer Bedeutung. In den Verhandlungsprotokollen wird er nur bei namentlichen Abstimmungen genannt, dort stimmt er konsequent mit den „Linken“, ohne sich jedoch einer Fraktion anzuschließen. Gemeinsam mit den Demokraten spricht er sich gegen die Wahl des preussischen Königs Friedrich Wilhelm IV. zum Kaiser der Deutschen aus.

Er stimmt dafür, bei der Ablösung feudaler Rechte die Bauern nur mäßig zu belasten. Auch plädiert er für eine strikte Trennung von Staat und Kirche. Er wird deshalb der „rote Fürst“ genannt.

Von 1850 bis 1851 gehört er zur 1. und 3. „Verfassungsrevidierenden Landesversammlung“ des Königreichs Württemburg und widmet sich aufseiten der Volkspartei der Landespolitik. Im Jahr 1850 wird er zu fünf Monaten Kriegsgefängnishaft und 200 Gulden Geldstrafe wegen Majestätsbeleidigung und Beleidigung der Staatsregierung und der Justiz in einem Wahlaufruf. Seine Haft verbüßt er auf der Festung Hohenasperg.

Gesundheitliche Gründe und das Wiedererstarken der Reaktion in Stuttgart sind 1851 ausschlaggebend für den Rückzug aus der Politik, das milde Klima am Oberrhein führen zu einem immer häufigeren Aufenthalten in Kenzingen bei Freiburg, wo Waldburg-Zeil ein Gut besitzt.

1856 wird die immer noch laufende Untersuchung wegen Ehrbeleidigung durch einen Kompromiss abgeschlossen. Im Jahre 1857 versöhnt sich der alte Revolutionär sogar mit dem König von Württemberg, in dessen Militärdienst sein Sohn Constantin eintritt. Schon sein am 4. März 1853 verstorbener Bruder Karl, unser Corpsbruder Waldburg-Zeil 2, hat als kgl.württ. Obristlieutenant und Flügeladjutant in den Diensten des Königs gestanden.

Seine angegriffene Gesundheit führt immer wieder zu ernsthaften Erkrankungen, er macht sein Testament, erlebt im Frühjahr 1862 noch die Vermählung seines ältesten Sohnes und stirbt während eines seiner Aufenthalte im Kaiserstuhl am 17. Dezember 1862 in Kenzingen. Beigesetzt in der Familiengruft der fürstlichen Familie in der Stifts- und Pfarrkirche in Zeil wird er 5 Tage später.

In seiner Traueransprache erinnert der Pfarrer nochmals an die zahlreichen Ämter und Ehrungen, die Fürst Constantin von Zeil in seinem Leben erfahren hat:

  • Senior des Gesamthauses Zeil,
  • Obersthofmeister des Königreichs Württemberg,
  • erblicher Reichsrat in Bayern,
  • amtlicher Standesherr in Württemberg,
  • Ritter des Malteserordens,
  • Vorstand des oberschwäbischen Eisenbahnvereins,
  • Ehrenpräsident der Gesellschaft zur Befreiung der Sklaven in Paris,
  • Ehrenpräsident der Acker- und Gartenbaugesellschaft in Baden u.v.m.


Fürst Waldburg-Zeil war gewiss ein ungewöhnlicher Zeitgenosse zu dessen abenteuerlichem Leben auch eine Mitgliedschaft in einem in damaliger Zeit politisch höchst suspekten Corps passt. Zahlreiche Consemester der Brüder Waldburg-Zeil waren in der achtundvierziger Revolution an der badischen Aufstandsbewegung beteiligt.