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Deutschland

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Bundesrepublik Deutschland
Flagge der Bundesrepublik Deutschland Wappen Deutschlands
(Details) (Details)
Einigkeit und Recht und Freiheit
Amtssprache Deutsch1
Hauptstadt Berlin
Regierungssitz Berlin u. Bundesstadt Bonn2
Bundespräsident Horst Köhler
Bundeskanzler Gerhard Schröder
Staatsform Parlamentarische Demokratie
Fläche 357.026,55 km²
Einwohnerzahl 82.431.391 Einwohner (Stand April 2005)
Bevölkerungsdichte 230,88 Einwohner pro km²
BIP/Einwohner 29.173 US-$ (2004)
Gründung des deutschen Nationalstaats 18. Januar 1871
Gründung der Bundesrepublik 23. Mai 1949
Wiedervereinigung mit dem Territorium der DDR und Rückgewinn der vollen Souveränität 3. Oktober 1990
Währung Euro
Zeitzone MEZ (UTC+1)
Netzspannung 230 V, 50 Hz.
Nationalhymne 3. Strophe des
Liedes der Deutschen
Nationalfeiertag 3. Oktober (Tag der Deutschen Einheit)
Kfz-Kennzeichen D
Internet-TLD .de
Vorwahl +49

(1) (Deutsch = Hochdeutsch), Dänisch, Sorbisch, Friesisch, Romani und Niederdeutsch (Niedersächsisch und Niederfränkisch) sind offiziell anerkannte Minderheiten- bzw. Regionalsprachen.
(2) Einige wichtige Regierungsbehörden und Ministerien (z. B. Verteidigungsministerium) befinden sich in Bonn und an anderen Plätzen.

Lage Deutschlands in Europa
Lage Deutschlands in Europa
Topografische Karte Deutschlands mit den größten Städten
Wichtige Städte
Wichtige Städte

Deutschland (die Langform der amtlichen Staatsbezeichnung lautet Bundesrepublik Deutschland) ist ein Bundesstaat in Mitteleuropa und hat gemeinsame Grenzen mit Dänemark, Polen, Tschechien, Österreich, der Schweiz, Frankreich, Luxemburg, Belgien und den Niederlanden. Im Norden bilden die Nordsee und die Ostsee die natürlichen Staatsgrenzen.

Bundeshauptstadt und Regierungssitz ist Berlin; einige Bundesministerien sind allerdings (noch) in der Bundesstadt Bonn angesiedelt. Das politische System ist föderal und überwiegend als parlamentarische Demokratie organisiert. Der Staat ist in 16 teilsouveräne Bundesländer gegliedert. Die Bundesrepublik Deutschland ist unter anderem Mitglied der Vereinten Nationen, der Europäischen Union, der NATO und der G8.

Geographie

Landschaftsbild

Der nördliche Teil, die Norddeutsche Tiefebene, ist ein von den Eiszeiten geformtes Tiefland, an das sich nach Süden die bewaldeten Mittelgebirge im Zentrum und in südlicheren Teilen des Landes anschließen. Insbesondere in Bayern, aber auch in Baden-Württemberg, gehen diese Landschaften in das relativ hoch liegende Nördliche Alpenvorland und dies wiederum in das Hochgebirge der Alpen über.

Landschaften sind: Alpenvorland, Altmark, Bayerischer Wald, Bergisches Land, Dithmarschen, Eifel, Emsland, Erzgebirge, Fläming, Fränkische Alb, Fränkische Schweiz, Harz, Holsteinische Schweiz, Lüneburger Heide, Magdeburger Börde, Mecklenburgische Seenplatte, Münsterland, Niederlausitz, Niederrhein, Nordfriesland, Oberlausitz, Odenwald, Ostfriesland, Pfälzerwald, Prignitz, Ravensberger Hügelland, Rheingraben, Rheinland, Rhön, Sächsische Schweiz, Sauerland, Schwäbische Alb, Schwarzwald, Steigerwald, Stormarn, Teutoburger Wald, Thüringer Becken, Uckermark, Vogtland, Weserbergland, Westerwald

Gewässer

Flüsse

Die nachfolgenden Flüsse und/oder Ströme durchfließen das Land ganz oder nur teilweise. Die zehn längsten Fließgewässer sind:

  1. Donau (2.852 km)
  2. Rhein (1.320 km)
  3. Elbe (1.165 km)
  4. Oder (866 km)
  5. Mosel (545 km)
  6. Main (524 km)
  7. Inn (510 km)
  8. Weser (433 km)
  9. Saale (413 km)
  10. Spree (382 km)

Für weitere Flüsse siehe: Liste der Flüsse in Deutschland.

Seen

Der größte See, der unter anderem auf deutschem Boden liegt, ist der Bodensee. Der Bodensee ist ein Dreiländersee, außer Deutschland grenzen Österreich und die Schweiz ebenfalls an den Bodensee. Der größte Inlandsee - also der größte See, der nur auf deutschem Staatsgebiet liegt - ist die Müritz. Die Müritz ist Teil der mecklenburgischen Seenplatte, eines zusammenhängenden Gebietes in Mecklenburg-Vorpommern, in dem eine große Anzahl Seen dicht beieinander liegen. Ein weiteres Gebiet, in dem mehrere bekannte Seen liegen, ist Oberbayern mit dem Allgäu und dem Alpenvorland südlich von München. Unter anderem befinden sich in dieser Region der Ammersee, der Chiemsee, der Starnberger See, der Forggensee, der Schliersee, der Walchensee und im südöstlichsten Zipfel Deutschlands, am Fuß des Watzmann, der Königssee.

Meere

Deutschland grenzt mit den Bundesländern Niedersachsen und Schleswig-Holstein an die Nordsee die ein Randmeer des Atlantik darstellt, und mit Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein an die Ostsee. Die Ostsee ist ein Binnenmeer, das heißt sie hat keine nennenswert große Verbindung zu einem anderen Meer.

Gebirge und Berge

Das einzige Hochgebirge, an dem das Land Anteil hat, sind die (Nord-)Alpen. Es gibt zahlreiche Mittelgebirge; das ausgedehnteste und höchste ist der Schwarzwald.
Für weitere Gebirge siehe: Liste der Gebirge

Höchster Berg ist die Zugspitze (2.962 m; Alpen, Bayern); für weitere Berge siehe: Liste der höchsten Berge

Niedrigste Landesstellen

Die niedrigste Landesstelle, die betretbar ist, liegt bei Neuendorf-Sachsenbande in der Wilstermarsch mit 3,54 m u. NN. Die tiefste Kryptodepression, die unter Wasser liegt, befindet sich mit 39,10 m u. NN auf dem Grund des Hemmelsdorfer Sees.

Inseln

Die größte Insel ist Rügen in der Ostsee, die zweitgrößte ist Usedom. Der Nordseeküste vorgelagert sind die Inselketten der zu Schleswig-Holstein gehörenden nordfriesischen Inseln, neben anderen z. B. mit den Inseln Sylt, Amrum, Föhr und der zu Niedersachsen gehörenden ostfriesischen Inseln wie Borkum, Norderney u.a.. Für weitere Inseln siehe: Inselliste

Bundesländer und Städte

Karte Deutschlands mit eingezeichneten Grenzen der Länder
Karte Deutschlands mit eingezeichneten Grenzen der Länder
# Bundesland Landeshauptstadt Landesfläche Einwohnerzahl
1 Baden-Württemberg Stuttgart 35.751,65 km² 10.717.419
2 Bayern München 70.549,19 km² 12.439.000
3 Berlin Berlin * 891,75 km² 3.388.288
4 Brandenburg Potsdam 29.477,16 km² 2.567.220
5 Bremen Bremen * 326,72 km² 544.746
6 Hamburg Hamburg * 755,16 km² 1.734.830
7 Hessen Wiesbaden 21.114,72 km² 6.097.800
8 Mecklenburg-Vorpommern Schwerin 23.174,17 km² 1.726.000
9 Niedersachsen Hannover 47.618,24 km² 8.000.909
10 Nordrhein-Westfalen Düsseldorf 34.083,52 km² 18.075.352
11 Rheinland-Pfalz Mainz 19.847,39 km² 4.059.000
12 Saarland Saarbrücken 2.568,65 km² 1.057.502
13 Sachsen Dresden 18.413,91 km² 4.296.248
14 Sachsen-Anhalt Magdeburg 20.445,26 km² 2.494.437
15 Schleswig-Holstein Kiel 15.763,18 km² 2.823.000
16 Thüringen Erfurt 16.172,14 km² 2.357.000

* Auch Bremen gilt als Stadtstaat. Im Gegensatz zu Hamburg und Berlin, die jeweils nur aus einer Stadt bestehen, gehört zum Bundesland Bremen noch die Stadt Bremerhaven.

Die fünf größten Städte sind (Stand 31. Dezember 2003):

  1. Berlin mit 3.388.477 Einwohnern;
  2. Hamburg mit 1.734.083 Einwohnern;
  3. München mit 1.247.873 Einwohnern;
  4. Köln mit 965.954 Einwohnern;
  5. Frankfurt am Main mit 643.432 Einwohnern.

Für weitere Städte siehe: Liste der Städte in Deutschland, Liste der Großstädte in Deutschland

Die größten Ballungsgebiete sind die Rhein-Main-Region mit 5,4 Millionen Einwohnern, das Ruhrgebiet mit 5,3 Millionen Menschen und die Region Stuttgart mit 2,7 Millionen Bewohnern.

Klima

Extreme Wetterbedingungen wie strenge Dürren, Tornados, Stürme, strenger Frost oder Hitze usw. sind relativ selten, weil Deutschland zur gemäßigten Zone Mitteleuropas gehört und das Klima u. a. vom warmen Golfstrom positiv beeinflusst wird.

Seismologie

Erdbeben mit schweren Folgen gab es bisher nicht, da der Staat vollständig auf der Eurasischen Platte liegt. Es befinden sich daher keine Grenzen zweier großer Platten innerhalb des Landes, wodurch es nur zu relativ wenigen und schwachen Erdbeben kommt.

Der Rheingraben in Nordrhein-Westfalen zählt jedoch zu einer mäßig gefährdeten Erdbebenzone, die sich bis in die Nachbarländer Belgien und Niederlande erstreckt (siehe auch Erdbebengebiet Kölner Bucht). Schon aus vergangenen Jahrhunderten wird von Erdbeben in dieser Region berichtet. Seit 1955 wurden in der Erdbebenstation Bensberg an der Universität Köln mehr als 2000 Erdbeben gemessen. Das stärkste gemessene Erdbeben in der Region ereignete sich am 13. April 1992 nahe der deutschen Grenze bei Roermond. Es erreichte eine Stärke von 5,9 auf der Richterskala. Ausläufer des Bebens waren bis London und München zu spüren. 30 Menschen wurden, meistens durch herabstürzende Gegenstände, verletzt. Es entstand, in allen betroffenen Ländern zusammengefasst, ein Sachschaden von umgerechnet ca. 150 Millionen Euro.

Bevölkerung

In der Bundesrepublik Deutschland leben auf der Fläche von 357.022 km² (Weltrang 61) etwa 83 Millionen Einwohner (Weltrang 12). Davon besitzen zirka 75 Millionen (etwa 91,5 %) die deutsche Staatsbürgerschaft. Von diesen sind etwa 7 Millionen im Land geborene oder seit Jahrzehnten in Deutschland lebende ehemalige Ausländer, die seit der Änderung des Staatsbürgerschaftsrechts auf eigenen Antrag eingebürgert wurden, sowie aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion eingewanderte sogenannte "Russlanddeutsche".

Etwa 2,5 % (2,06 Millionen) der Einwohner Deutschlands sind türkische Staatsangehörige, die übrigen 6 % sind Staatsbürger anderer Nationen aus der ganzen Welt, in ihrer großen Mehrheit jedoch Kontinentaleuropäer, vor allem aus den EU-Staaten Italien oder Griechenland, und aus den Staaten des ehemaligen Ostblocks (insbesondere aus der vormaligen Sowjetunion und aus Polen) oder dem ehemaligen Jugoslawien.

Die negative demographische Entwicklung (Rückgang der Geburtenrate), die die soziale Absicherung der Bevölkerung gefährdet, soll durch Einwanderung ausgeglichen werden.

Hauptartikel: Wohnbevölkerung

Deutsche Sprache und weitere im Land vorkommende Dialekte und Sprachen

Schrift- und Amtssprache ist Deutsch (auch Standarddeutsch oder Hochdeutsch genannt), zu deren Entwicklung als einheitliche Schriftsprache die Bibelübersetzung Martin Luthers während der Reformation im frühen 16. Jahrhundert einen wichtigen Beitrag geleistet hat.

Neben der deutschen Sprache werden anerkannte Sprachen deutscher Minderheiten gesprochen, wie Dänisch, Friesisch, Sorbisch und Niedersächsisch (Plattdeutsch), wobei letzteres zum einen als eigenständige Sprache, zum anderen aber auch als niederdeutscher Dialekt betrachtet wird.

Die deutsche Alltags- und Umgangssprache ist geprägt von unterschiedlichen regionalen Dialekten (z. B.: bairisch, fränkisch, schwäbisch, alemannisch, niederrheinisch, kölsch, sächsisch, hessisch, pfälzisch u.a.). Diese Dialekte können von Gemeinde zu Gemeinde leichte Nuancen aufweisen. Dem Schriftdeutschen am nächsten kommt die gesprochene Alltagssprache im vergleichsweise begrenzten Raum Hannover, Kassel, Braunschweig, Göttingen (Nordhessen, Südniedersachsen).

Frühere deutsche Dialekte wie das Jiddische werden in der Bundesrepublik heute kaum noch gesprochen. Ausgestorben sind etwa Moselromanisch (im 11. Jahrhundert ausgestorben) oder Polabisch (im 18. Jahrhundert ausgestorben).

In Deutschland lebt auch eine größere Anzahl von Menschen aus Kulturen ausländischen Ursprungs bzw. Muttersprache und deren Nachkommen. Davon kommen viele aus dem euro-asiatischen Raum (etwa 2,6 Mio. Türken, einige hunderttausend Kurden und Iraner und andere dem islamischen Kulturraum angehörenden Ländern (Nordafrika und weitere Staaten Vorderasiens), aus den ehemaligen Ostblockstaaten (2 bis 3 Mio. Russen bzw. auch und vor allem aus Russland eingewanderte Russlanddeutsche, etwa 300.000 Polen, Ukrainer, usw.), des weiteren Serben, Kroaten, Bosnier, Italiener, Griechen, Portugiesen und Spanier, zu einem großen Teil Arbeitsimmigranten (und ihre Nachkommen), die während des sogenannten Wirtschaftswunders ab den 1960er Jahren als "Gastarbeiter" insbesondere aus den wirtschaftlich ärmeren Regionen, zuerst Südeuropas, dann auch aus der Türkei, angeworben worden waren - in einer Zeit, in der bei relativer Vollbeschäftigung bis in die frühen 1970er Jahre ein Mangel an einheimischen deutschen Arbeitskräften herrschte.

Die an den allgemeinbildenden Schulen vorrangig gelehrte Fremdsprache ist Englisch, gefolgt von Französisch und danach von Russisch.

Englisch ist heute in allen Bundesländern teilweise bereits ab der 3. Grundschulklasse, spätestens aber ab den 5. Klassen der weiterführenden Schulen die erste Pflichtfremdsprache. Hiervon ausgenommen ist lediglich das Saarland, wo der Fremdsprachenunterricht nach wie vor mit Französisch beginnt, sowie die an manchen (altsprachlichen) Gymnasien, nicht jedoch in anderen Schulformen, bestehende Möglichkeit, Latein als erste Fremdsprache zu belegen.

Im Staat gilt Religionsfreiheit. Aufgrund der vielen Verbindungen von Staat und christlicher Kirche in vielen sozialen und schulisch-kulturellen Bereichen besteht nur eine bedingte Trennung von Staat und christlicher Religion im Sinne der Amtskirchen.

Wie der größte Teil West- und Mitteleuropas, ist das heutige Deutschland in einem, bis zur Antike zurück reichenden, historischen und kulturellen Kontext christlich-abendländisch geprägt. Dieser Prägung liegen Einflüsse aus der antiken griechischen und römischen Kultur ebenso zugrunde wie Traditionen aus der jüdisch-christlichen Glaubenslehre, die sich seit Beginn der Christianisierung Nordwesteuropas, ab etwa dem 4. Jahrhundert, mit den archaischen Sagen und Mythen urgermanischer und keltischer Traditionen vermischt hatten.

Im religiös-weltanschaulichen Bereich ist eine Dreiteilung festzustellen: jeweils etwa ein Drittel der Bevölkerung gehört der römisch-katholischen Kirche oder einer evangelischen – zumeist der lutherischen – Glaubensgemeinschaft an. Etwa ein weiteres Drittel der Bevölkerung ist entweder konfessionslos oder anderen Religionen oder Weltanschauungen zugehörig.

Die Mehrheit der bundesdeutschen Staatsbürger gehört offiziell einer christlichen Konfession an: Römisch-Katholische Kirche 31,7 % (tendenziell überwiegend in West- und Süddeutschland), evangelische Kirche 31,3 % (tendenziell vor allem in Nord- und Ostdeutschland), orthodoxe Kirche und orientalische Kirchen insgesamt 1,14 %, neuapostolische Kirche 0,46 % und ein geringer Anteil von Angehörigen christlicher Freikirchen, wie z.B. der Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (Baptisten), der Bund freier evangelischer Gemeinden, der Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden, die Methodisten, Adventisten und verschiedene charismatischer Gemeinden. Die Anzahl praktizierender Christen dürfte jedoch weit geringer sein, da viele Deutsche nur aus traditionellen Gründen einer der beiden Amtskirchen angehören. Das Land wurde seit der fränkischen Zeit christianisiert. Die christliche Reformation begann Anfang des 16. Jahrhunderts im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation, angeführt von Johannes Calvin, Martin Luther und Ulrich Zwingli. Sie prägt die religiöse Landschaft im deutschen Sprachraum bis heute.

Etwa 30% der Bevölkerung gehören keiner Religionsgemeinschaft an. Dies gilt insbesondere für das Gebiet der ehemaligen DDR, da dort seitens der kommunistisch orientierten Regierung bis 1989 eine atheistische Weltanschauuung propagiert und vermittelt (siehe Jugendweihe) und der Kirchenaustritt gefördert wurde. Aber auch im Westen hat - wenn auch prozentual in wesentlich geringerem Umfang - die Zahl von Kirchenaustritten, insbesondere aus den evangelischen Kirchen, zugenommen.

Die Angehörigen der islamischen Gemeinden zählen ca. 3,3 Mio. Menschen und sind vorwiegend ausländischer Abstammung, davon mittlerweile etwa 732.000 deutsche Staatsangehörige oder knapp 0,9%; die Zeugen Jehovas zählen ca. 164.000 oder 0,2% der Bevölkerung.

Etwa 100.000 Menschen oder 0,12% der Bevölkerung gehören jüdischen Gemeinden an. Seit den 1990er Jahren verzeichnen diese einen starken Zuwachs durch die Zuwanderung von Menschen jüdischen Glaubens aus Osteuropa, v.a. aus der Ukraine und aus Russland.

Von den Mitgliedern bestimmter christlicher Kirchen sowie der jüdischen Gemeinden erhebt der Staat traditionell eine Kirchensteuer und leitet diese an die Kirchen (bzw. den Zentralrat der Juden in Deutschland) weiter, die mit den Steuergeldern wichtige, schwerpunktmäßig von ihnen organisierte öffentliche und soziale Aufgaben finanzieren.

Des Weiteren ist der Religionsunterricht laut Grundgesetz fakultatives, aber dennoch ordentliches Unterrichtsfach in den Schulen (mit Ausnahme weniger Bundesländer wie Bremen, Berlin und Brandenburg). Dieser Unterricht wird in aller Regel von einem Vertreter einer der beiden großen christlichen Amtskirchen abgehalten.

Siehe auch: Religionen in Deutschland

Feiertage

Die Feiertage haben überwiegend einen christlich-religiösen Hintergrund. Die wichtigsten christlichen Feiertage sind Ostern, Weihnachten und Pfingsten. Der Tag der Deutschen Einheit und der Erste Mai (Tag der Arbeit) sind ebenfalls arbeitsfreie Feiertage. Dazu kommen noch Feiertage speziell in den einzelnen Bundesländern. Die Sonntage und neun Feiertage gelten im gesamten Bundesgebiet als „Tage der Arbeitsruhe und der seelischen Erhebung“.

Geschichte

Der Hauptartikel Geschichte Deutschlands gibt einen detaillierteren Überblick. Zum mittelalterlichen Deutschland, siehe Deutschland im Mittelalter. Für die Entwicklung der neuen deutschen Staaten nach dem 2. Weltkrieg, siehe die Artikel Geschichte der Bundesrepublik Deutschland und Geschichte der DDR.

Urgeschichte, Antike, Frühmittelalter

Die ältesten Nachweise von Menschen auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik Deutschland sind etwa 700.000 Jahre alt. Seit rund 500.000 Jahren geht man von dauerhaften Besiedlungen aus.

Erste Erwähnung finden einige keltische und germanische Stämme bei den Griechen und Römern in der vorchristlichen Zeit. Um 500 vor Christus war das heutige Süddeutschland keltisch und das heutige Norddeutschland germanisch besiedelt. Die Germanen wanderten im Laufe der Jahrhunderte südwärts, so dass um Christi Geburt die Donau die ungefähre Siedlungsgrenze zwischen Kelten und Germanen war. Sprachforscher vermuten, dass viele Merkmale süddeutscher Dialekte auf keltischen Einfluss zurückgehen. Von 58 v. Chr. bis etwa 455 n. Chr. gehörten die Gebiete links des Rheins sowie südlich der Donau zum Römischen Reich, von etwa 80 bis 260 n. Chr. auch der größte Teil des heutigen Baden-Württemberg südlich des Limes. "Die Römer" gründeten bekannte Städte wie Köln und Bonn und führten Neuerungen in Hausbau und Handwerk ein, die zum Teil bis heute fortwirken. Siedler aus allen Teilen des Römischen Reiches, insbesondere aus Italien, wanderten ein und wurden westlich des Rheins und südlich der Donau sesshaft. Eine erste Geschichte Gesamtgermaniens liefert im Jahr 98 der römische Schreiber Tacitus. Im 5. Jahrhundert und 6. Jahrhundert wanderten viele germanische Stämmme im Zuge der Völkerwanderung nach Süd- und Westeuropa aus. In die nurmehr fast menschenleeren Gebiete des heutigen Ostdeutschland wanderten im 7. Jahrhundert bis zur Elbe-Saale-Linie slawische Stämme ein. Weite Teile der Bevölkerung der heutigen ostdeutschen Bundesländer waren daher bis ins hohe Mittelalter slawisch geprägt (Germania Slavica). Im Zuge der hochmittelalterlichen Ostsiedlung wurden sie assimiliert und akkulturiert.

Vom Frankenreich zum Heiligen Römischen Reich deutscher Nation (800-1806)

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Die Gebietsaufteilung im Vertrag von Verdun 843

Das Frankenreich stellte mit Karl dem Großen als erstem westlichem Kaiser nach den Römern (800) den Anspruch auf die Führungsmacht in Europa. Doch sein Reich währte nicht lange. Streitigkeiten unter seinen Nachfolgern bewirkten im Vertrag von Verdun 843 die Dreiteilung des Reiches in das ostfränkische Reich (Königreich Ludwigs des Deutschen), Burgund (Königreich Lothars I.) und das westfränkische Reich (Königreich Karls des Kahlen). – Das ostfränkische Reich bildete den groben geographischen Rahmen für das später entstehende Deutsche Reich.

Als traditionelles Gründungsdatum Deutschlands als Kaiserstaat (Heiliges Römisches Reich) wird oft der 2. Februar 962 angesehen, an dem Otto I. als erster ostfränkischer König in Rom zum Kaiser gekrönt wurde. Im 10. Jahrhundert wurde erstmals für das bisherige ostfränkische Reich auch der Terminus "regnum teutonicum" ("Deutsches Reich") verwandt.

Das westfränkische Reich entwickelte sich zu einem Nationalstaat (dem späteren Frankreich), während im bisherigen ostfränkischen Reich die Territorialfürsten nach und nach ihre Partikularinteressen durchsetzen konnten. Obwohl die Kaiser des römisch-deutschen Reiches wiederholt versuchten, das Reich zu einen, zersplitterte sich das entstehende "Heilige Reich" (so in den Urkunden des Kaisers bezeichnet ab 1157) bzw. "Heilige Römische Reich" (so bezeichnet ab etwa Mitte des 13. Jahrhunderts) immer weiter in weitgehend unabhängige Staaten und Reichsstädte. Nach Reformation und Dreißigjährigem Krieg, der nach Opferzahl hinsichtlich der Gesamtbevölkerung Deutschlands fatalste Krieg, hatte der Kaiser des "Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation" (so bezeichnet seit dem 16. Jahrhundert) nur noch eine überwiegend formale Machtstellung.

Der Weg zum deutschen Nationalstaat (1806 - 1871)

Dieser Zustand währte bis 1806, als der deutsche Kaiser Franz II., der bereits zuvor 1804 auch Kaiser des österreichischen Vielvölkerstaates wurde, die Reichskrone auf Druck des französischen Kaisers Napoleon ablegte. Unter Napoleon Bonaparte wurden die Anzahl der deutschen Staaten durch Zusammenlegung erheblich verringert, und auch viele Reichsstädte verloren ihre Unabhängigkeit (deren Zahl betrug zur Blütezeit über 80). Der Wiener Kongress führte die Vereinigung fort und schließlich gründeten 38 deutsche Staaten einen losen Deutschen Bund unter Führung Österreichs.

Schon bald nach der gescheiterten nationalen und liberalen Märzrevolution von 1848/1849 kam es zur Kollision der erstarkenden Preußen mit der deutschen Großmacht Österreich um die Vormachtstellung im Deutschen Bund wie auch in Europa, die zum Deutschen Krieg von 1866 führte. Nachdem Preußen diesen Krieg für sich entschieden hatte, kam es zur Teilung und damit zur Auflösung des Deutschen Bundes, zur Annexion seiner norddeutschen Kriegsgegner durch Preußen und dadurch zu einer weiteren Schrumpfung der Zahl deutscher Staaten.

Deutsches Kaiserreich (1871-1918)

Deutsches Kaiserreich, 1871-1918

Die anschließende Gründung des Norddeutschen Bundes unter preußischer Führung ging fast nahtlos über in das Deutsche Reich (so genannte kleindeutsche Lösung), das nach dem deutsch-französischen Krieg 1870/71 und der Proklamation des preußischen Königs Wilhelm I. zum Deutschen Kaiser (er sah sich nicht als „Kaiser von Deutschland“, da der deutsche Teil Österreichs fehlte) seinen Anfang nahm.

Reichsgründung, Versailles, 1871

Mit der Reichsgründung kamen verschiedene Gebiete hinzu, die gar nicht oder nicht mehr zum Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation gehört hatten, aber Teile Preußens außerhalb des Reiches waren. Dazu gehörten West-, Ostpreußen und Danzig sowie das überwiegend polnischsprachige Gebiet Posen, ferner Schleswig, Lothringen und das Elsass. Als eigentlicher Begründer des Deutschen Reiches wurde Otto von Bismarck Reichskanzler. Bismarcks Innenpolitik bestand hauptsächlich aus einem wenig erfolgreichen Kampf gegen die Sozialdemokratie und die katholische Kirche (= Kulturkampf). Seine aggressive Außenpolitik änderte sich ab der Reichsgründung zu einer Friedenspolitik, die viele Bündnisse schuf und dadurch die halb-hegemoniale des Reiches in Europa sowie den Frieden Europas über Jahrzehnte bewahrte. In den 1880er Jahren erwarben deutsche Vereine Kolonien in Afrika und Asien. Im Dreikaiserjahr kam Wilhelm II. an die Macht, der wenig später Bismarck zur Kündigung zwang und die Außenpolitik zu einer imperialistischen änderte. Das Attentat auf den österreichischen Thronfolger löste im Jahre 1914 den ersten Weltkriegs aus.

Zum Ende des ersten Weltkriegs von 1914 bis 1918 endete mit der Novemberrevolution 1918 auch die Monarchie im Deutschen Reich (wie auch in Österreich-Ungarn). Der Kaiser dankte ab, und das Deutsche Reich wurde zu einer parlamentarisch-demokratischen Republik. Im Versailler Vertrag wurde es von den Siegermächten zu großen Gebietsabtretungen gezwungen. Ferner wurden jährliche Reparationszahlungen festgelegt, die über einen Zeitraum von 80 Jahren gelten sollten. Der Vertrag, der nur widerwillig von einem Vertreter des deutschen Volks unterschrieben worden ist, bedeutete für Deutschland eine Demütigung, die den Revanchegedanken Frankreichs—ausgelöst durch die Reichsgründung—umsetzte und stellte einen wichtigen Grund für Hitlers Erfolg dar.

Weimarer Republik (1919-1933)

Deutsches Reich 1925

Die Weimarer Republik war von ständigen Auseinandersetzungen zwischen demokratischen und autoritären Kräften geprägt. Sie litt unter verbreiteter Ablehnung des Versailler Vertrags und wirtschaftlichen Schwierigkeiten. 1933 endete sie durch die Machtübernahme des gebürtigen Österreichers Adolf Hitler und seiner Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP).

Nationalsozialistische Herrschaft (1933-1945)

Die NSDAP errichtete im Deutschen Reich sehr schnell einen totalitären Einparteienstaat. Von Beginn an wurden politische Gegner verfolgt, während Juden einer Ausgrenzungspolitik unterworfen waren. Während des Krieges schließlich wurden zwischen fünf und sechs Millionen Juden in Europa ermordet (Holocaust). Auch Tausende Mitglieder anderer Bevölkerungsgruppen, Sinti und Roma, Homosexuelle, behinderte Menschen sowie politische Gegner (Sozialdemokraten, Kommunisten, einzelne Mitglieder konservativer Parteien) fielen dem Massenmord zum Opfer.

Das nationalsozialistische Deutsche Reich war zudem auf Expansion ausgerichtet: Zunächst gliederte Hitler 1938 seine Heimat Österreich (unter dem Jubel großer Teile der Bevölkerung) an und es entstand das „Großdeutsche Reich“ und noch im selben Jahr durch das Münchner Abkommen das von Deutschen besiedelte Sudetenland. Erst durch die Annexion des restlichen Tschechiens einige Monate später erkannten die anderen Staaten die Expansionspolitik Hitlers. Schließlich löste er am 1. September 1939 den Angriff auf Polen aus und damit den Zweiten Weltkrieg, der weltweit schätzungsweise 55 Millionen Menschen das Leben kostete. Für das (Groß-)Deutsche Reich endete dieser Krieg am 8. Mai 1945 mit der bedingungslosen Kapitulation. Hitler nahm sich zuvor am 30. April selbst das Leben; die überlebenden politischen und militärischen Hauptverantwortlichen wurden in den Nürnberger Prozessen verurteilt.

Alliierte Besatzung (1945 - 1949)

Die Hauptsieger, zunächst die USA, die Sowjetunion und Großbritannien, später auch Frankreich, bemühten sich anfangs noch um eine gemeinsame Besatzungspolitik. Einig war man sich über eine Demilitarisierung und der so genannte Entnazifizierung sowie die Demontage der deutschen Industrie. Aber schon bei der Frage, was man unter einer Demokratie zu verstehen habe, zeigten sich erste Meinungsverschiedenheiten zwischen der Sowjetunion einerseits und den Westmächten andererseits. Zudem hatten Frankreich und die Sowjetunion umfangreiche Annektionspläne zuungunsten Deutschlands.

Stalin annektierte zugunsten Polens große Teile des deutschen Ostens als Ausgleich für die von ihm besetzten polnischen Ostgebiete und für die Sowjetunion die nördliche Hälfte Ostpreußens, was von den Westmächten auf der Konferenz von Potsdam widerstrebend gebilligt wurde. Die meisten deutschen Bewohner im neuen Einflussbereich der UdSSR wurden aus Polen, der ČSSR, usw. vertrieben. Im Kerngebiet des besiegten Deutschen Reiches entstanden die Bundesrepublik Deutschland (BRD - nichtamtliche, politisch strittige Abkürzung) und die Deutsche Demokratische Republik (DDR) - wobei die Bundesrepublik sich gemäß einem Verfassungsgerichtsurteil als "teilidentisch" mit dem Deutschen Reich betrachtete.

Die Republik Österreich wurde - abgesehen vom endgültigen Verlust Südtirols - in den früheren Grenzen wiederhergestellt. Die Grenzziehung in der Bundesrepublik Deutschland, später Bundesländer, wurden teilweise durch die Grenzen der Besatzungszonen bestimmt, z. B. zwischen Niedersachsen und Mecklenburg bzw. Sachsen-Anhalt sowie zwischen Thüringen und Hessen.

Bundesrepublik Deutschland, DDR und Wiedervereinigung (1949 - Gegenwart)

Die Bundesrepublik Deutschland wurde am 23. Mai 1949 in den drei westlichen Besatzungszonen gegründet. An diesem Tag wurde die Verfassung (Grundgesetz) als Provisorium in Kraft gesetzt. Das Grundgesetz enthielt in der Präambel "...Das gesamte Deutsche Volk bleibt aufgefordert, in freier Selbstbestimmung die Einheit und Freiheit Deutschlands zu vollenden" ein "Wiedervereinigungsgebot", an dem bis zur tatsächlichen Wiedervereinigung 1990 festgehalten wurde. Die Gründung der DDR erfolgte am 7. Oktober 1949 in der Sowjetischen Besatzungszone. Große Gebiete des ehemaligen Deutschen Reiches waren den Nachbarstaaten zugeschlagen worden. Der anschließende Kalte Krieg zwischen West und Ost trennte Mitteleuropa, die Bundesrepublik und die DDR durch einen Eisernen Vorhang. Ein Machtwechsel in der Sowjetunion führte schließlich zu einer Öffnungspolitik, zu (friedlichen) Revolutionen und letztendlich zum Zusammenbruch des kommunistischen ausgerichteten Systeme der DDR und den anderen Staaten des Warschauer Vertrages. Mit dem Fall des „Eisernen Vorhangs“ in Mitteleuropa öffnete sich auch die Grenze zwischen der Bundesrepublik und der DDR. Am 3. Oktober 1990 erfolgte der Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland, der als deutsche Wiedervereinigung bezeichnet wird. Die Truppen der ehemaligen Besatzungsmächte verließen weitgehend das Land, die noch verbliebenen Truppen der ehemals westlichen Besatzungsmöchte haben keinerlei Hoheitsbefugnisse mehr und unterliegen dem NATO-Truppenstatut. Die neue bzw. „vergrößerte“ Bundesrepublik Deutschland erlangte damit erstmals seit dem Ende des 2. Weltkriegs ihre volle staatliche Souveränität.

Politik

Hauptartikel: Politisches System Deutschlands

Vertikale Verwaltungsstruktur Deutschlands

Vertikale Verwaltungsstruktur Deutschlands

Bundespräsident
Prof. Dr. Horst Köhler

Hauptstadt und Regierungssitz der Bundesrepublik Deutschland ist Berlin. Nach Artikel 20 GG ist die Bundesrepublik Deutschland eine demokratische, soziale und rechtsstaatliche Bundesrepublik. Es gibt 16 teilsouveräne Bundesländer, von denen einige wiederum in Regierungsbezirke untergliedert sind. Die staatliche Ordnung regelt das Grundgesetz. Staatsoberhaupt ist der Bundespräsident mit repräsentativen Aufgaben. Der Regierungschef Deutschlands ist der Bundeskanzler. Er besitzt die Richtlinienkompetenz für die Politik der Bundesregierung (Kanzlerdemokratie).

Als Bundesstaat ist Deutschland föderal organisiert, d. h. es gibt zwei Ebenen im Politischen System: die Bundesebene, die den Gesamtstaat Deutschland nach außen vertritt, und die Länderebene, die in jedem Bundesland einzeln existiert. Jede Ebene besitzt eigene Staatsorgane der Exekutive, Legislative und Judikative.

Bundestag und Bundesrat entscheiden gemeinsam über die Gesetze des Bundes und haben die Befugnis mit 2/3-Mehrheit in beiden Organen die Verfassung zu ändern. In den Bundesländern entscheiden die Länderparlamente (Landtag bzw. Bürgerschaft) über die Gesetze ihres Landes. Obwohl die Abgeordneten der Parlamente nach der Verfassung nicht weisungsgebunden sind, dominieren Vorentscheidungen in den Parteien die Gesetzgebung.

Die Exekutive bildet auf Bundesebene die Bundesregierung, die durch den Bundeskanzler geleitet wird. Auf der Ebene der Bundesländer leitet der Ministerpräsident (bzw. der Bürgermeister der Stadtstaaten) die Exekutive. Die Verwaltungen des Bundes und der Länder werden jeweils durch die Fachminister geleitet, sie stehen an der Spitze der Behörden.

Bundeskanzler
Gerhard Schröder

Wie in anderen Ländern auch spielen Verbände im politischen System eine wichtige Rolle. Mit ihrer Lobbyarbeit versuchen sie, die Politik in die Richtung ihrer Interessen zu bewegen. Die Zulässigkeit dieser Tätigkeiten ist nicht unumstritten und unterliegt häufiger Kritik insbesondere der durch die Lobbyarbeit jeweils negativ betroffenen anderen Verbände.

Das Bundesverfassungsgericht wacht über die Einhaltung des Grundgesetzes. Die Obersten Gerichtshöfe des Bundes sind Bundesgerichtshof in Karlsruhe, das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig, das Bundesarbeitsgericht, das Bundessozialgericht und der Bundesfinanzhof in München. Der Großteil der Rechtsprechung liegt in der Verantwortung der Bundesländer. Die Bundesgerichte sind fast immer nur Revisionsinstanz und prüfen die Entscheidungen der Landesgerichte auf formelle und materielle Rechtmäßigkeit.

Siehe auch: Politische Parteien in Deutschland, Grundgesetz

Außenpolitik

Vizekanzler und Außenminister
Joschka Fischer

Ein wichtiger Grundsatz deutscher Außenpolitik ist die Westbindung. Deutschland hat am Aufbau europäischer organisatorischer Strukturen einen entscheidenden Anteil; Ziel war dabei auch, den Nachbarn Angst vor Deutschland zu nehmen und die Beschränkungen durch die Besatzungsmächte überflüssig zu machen. Die Bundesrepublik ist seit 1950 Mitglied des Europarates und unterschrieb 1957 die Römischen Verträge, den eigentlichen Grundstein für die Europäische Union.

Während des Kalten Kriegs war der Spielraum deutscher Außenpolitik begrenzt. Als eines der wichtigsten Ziele galt die Wiedervereinigung. Militäreinsätze im Ausland kamen nicht in Frage.

Seit einigen Jahren nimmt auch die Bundeswehr – sie darf sich laut Grundgesetz nicht an Angriffskriegen beteiligen und dient lediglich der Landes- und Bündnisverteidigung – mit Zustimmung des Bundestages an verschiedenen friedenserhaltenden und friedenserzwingenden Einsätzen teil. Im Einzelnen handelt es sich um die folgenden Missionen:

Heute spielt Deutschland zusammen mit Frankreich eine führende Rolle in der Europäischen Union. Deutschland treibt die Bemühungen voran, über die Wirtschafts- und Währungsunion hinaus ein einheitliches und mächtiges System der europäischen Außen- und Sicherheitspolitik zu schaffen. Die Bundesregierung strebt außerdem einen ständigen Sitz im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen an.

Militär

Hauptartikel: Bundeswehr

Nach ihrer Gründung 1949 hatte die Bundesrepublik Deutschland zunächst keine eigenen Streitkräfte. Unter dem Eindruck des Koreakrieges und der als aggressiv empfundenen sowjetischen Politik in Osteuropa trat die Bundesrepublik 1955 der NATO bei und stellte Streitkräfte auf. Nach der Wiedervereinigung wurden Teile der Nationalen Volksarmee der DDR in diese Streitkräfte eingegliedert.

Die als Bundeswehr bezeichnete militärische Gesamtorganisation besteht aus den Streitkräften und ihrer Verwaltung. Die Streitkräfte gliedern sich in die Teilstreitkräfte Heer, Luftwaffe und Marine und die unterstützenden Organisationsbereiche Streitkräftebasis und Zentraler Sanitätsdienst.

In der Bundeswehr dienten im April 2005 257.000 Soldaten und 125.000 zivile Mitarbeiter. Seit 2001 haben auch Frauen uneingeschränkten Zugang zum Dienst in den Streitkräften. Ihr Anteil beträgt 6,2 Prozent der Soldaten (Stand 2005). Die Bundesrepublik Deutschland gab im Jahr 2004 24,4 Milliarden Euro für die Bundeswehr aus, womit sie im internationalen Vergleich nach absoluten Ausgaben den sechsten Platz und im Vergleich zum jeweiligen BIP einen Platz im letzten Drittel der NATO belegt. Das wird von einigen als zu wenig angesehen, vor allem, da die Bundeswehr sich nach dem Kalten Krieg auf erheblich veränderte Aufgaben einstellen muss.

Auf dem US-Stützpunkt Ramstein und dem Luftwaffenstützpunkt Büchel (beide in Rheinland-Pfalz) sind heute noch 65 amerikanische Wasserstoffbomben stationiert, an deren Einsatzplanung Deutschland im Rahmen der nuklearen Teilhabe beteiligt ist.

Infrastruktur

Der Straßenverkehr hat in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Eisenbahn als wichtigsten Verkehrsträger abgelöst. Deutschland besitzt eines der dichtesten Straßennetze der Welt. Es umfasst 11.980 km Autobahnen und 41.386 km Bundesstraßen

Das Eisenbahnnetz der Deutschen Bahn AG ist in den vergangenen Jahren geschrumpft. Dem Rückgang des Eisenbahnverkehrs, besonders nach seiner Umstellung vom gemeinnützigen öffentlichen auf einen gewinnorientierten privaten Bahnbetrieb im Rahmen der Bahnreform ab 1993, steht ein starkes Wachstum des Straßen- und Luftverkehrs gegenüber.

Es gibt in Deutschland ein gut ausgebautes Netz von Wasserstraßen für die Binnenschiffahrt. Die wichtigsten schiffbaren Flüsse sind Rhein, Main, Weser und Elbe. Bedeutende Kanäle sind der Mittellandkanal, der Main-Donau-Kanal, der Dortmund-Ems-Kanal, der Nord-Ostsee-Kanal und der Elbeseitenkanal. Der Binnenhafen Duisburg-Ruhrort ist der wichtigste und umschlagsstärkste Hafen Deutschlands und der größte Binnenhafen Europas. Der Mannheimer Hafen ist der zweitgrößte Binnenhafen Europas.

Der Rhein-Main-Flughafen in Frankfurt am Main ist das Drehkreuz der deutschen Fluggesellschaft Lufthansa. Trotz der durch den weiter wachsenden Straßen- und Luftverkehr verursachten Umweltschäden und der wesentlich von diesen beiden Verkehrsträgern mitverursachten globalen Erwärmung ist die deutsche Verkehrspolitik auf deren weiterer Förderung statt auf die Verlagerung dieser Transporte auf die Schiene im Rahmen des Möglichen ausgerichtet.

Auf Grund des überproportional hohen Außenhandelsanteils ist Deutschland in erheblicher Weise auf den Seehandel angewiesen. Es verfügt über eine Anzahl moderner Seehäfen, wickelt aber auch große Anteile seines Handels nach Übersee über die Häfen von Nachbarländern, vor allem der Niederlande, ab. Um künftig wieder größere Anteile in eigenen Häfen umzuschlagen, gibt es derzeit mehrere große Bauprojekte. Dazu gehört der Bau eines 4. Containerterminals in Bremerhaven, die geplante – und sehr umstrittene – Vertiefung von Weser und Elbe und der neue Tiefwasserhafen JadeWeserPort in Wilhelmshaven. Er wird als einziger echter Tiefwasserhafen in Deutschland ab 2010 die größten dann in Fahrt befindlichen Containerschiffe abfertigen können. Die drei umschlagstärksten Seehäfen in Deutschland sind Hamburg, Wilhelmshaven und Bremen mit Bremerhaven.

Siehe auch: Liste deutscher Eisenbahngesellschaften, Liste der Autobahnen in Deutschland, Liste von Eisenbahnstrecken in Deutschland

Wirtschaft

Hauptartikel: Wirtschaft Deutschlands

Da Deutschland relativ rohstoffarm ist, ist seine Wirtschaft vorwiegend auf den industriellen und Dienstleistungssektor konzentriert. Große Flächen des Landes werden allerdings landwirtschaftlich genutzt (jedoch sind nur 2 %–3 % der Beschäftigten in der Landwirtschaft tätig). Deutschland ist mit einem Bruttoinlandsprodukt von ca. 2,2 Billionen Euro (Stand: 2004) die drittgrößte Volkswirtschaft und Industrienation der Welt. Zudem ist Deutschland die größte Exportnation. Beim Lebensstandard, der durch den Human Development Index repräsentiert wird, liegt Deutschland auf Platz 19 in der Welt. Innerhalb der EU nimmt Deutschland nach dem durchschnittlichen BIP je Einwohner Rang 11 ein.

Derzeit ist Deutschlands Wirtschaft durch eine für Deutschland ungewohnt hohe Arbeitslosigkeit, insbesondere in Ostdeutschland, und relativ niedrige wirtschaftliche Zuwachsraten gekennzeichnet. Die Arbeitslosigkeit steigt seit den 1970er Jahren kontinuierlich an. Die Suche nach der Ursache dieser Wirtschaftsmisere spaltet derzeit die Gesellschaft: Unternehmerverbände und neoliberale Ökonomen sehen den in Deutschland traditionell stark ausgebauten Sozialstaat als Verursacher der Wirtschaftskrise, da die geringen Lohnkosten in osteuropäischen Nachbarstaaten zur Verlagerung der Produktion verleiten. Als Ursache gilt auch, dass die Staatsausgaben zu einem großen Teil über Sozialabgaben finanziert werden, die die Arbeitsplätze verteuern anstatt den Staat stärker über arbeitsplatzunabhängige Steuern zu finanzieren. Gewerkschaften und Globalisierungskritiker argumentieren mit keynesianistischen Modellen und behaupten, dass die Binnennachfrage durch Kürzungen im Sozialbereich geschwächt werde.

Zudem fehlte nach der Wiedervereinigung eine ausreichende ökonomische Basis für die politisch motivierte Angleichung ostdeutscher Löhne an das Westniveau.

Als weltweit konkurrenzfähigste Branchen der deutschen Industrie gelten die Automobil-, elektrotechnische, Maschinenbau- und Chemieindustrie.

Bildung

Hauptartikel: Bildung in Deutschland

Das Bildungswesen liegt in der Verantwortung der Bundesländer, wird jedoch durch bundesweite Konferenzen der Kultusminister koordiniert. In allen Bundesländern besteht eine neunjährige Schulpflicht, die Hochschulreife wird je nach Bundesland nach zwölf oder dreizehn Schuljahren erworben.

Praktisch alle jungen Erwachsenen besuchen nach der Schule eine weiterführende Bildungseinrichtung. Auszubildende in Betrieben besuchen an ein oder zwei Tagen in der Woche die Berufsschule. Studierende können zwischen universitäteren und anwendungsorientierten Hochschulen (Fachhochschulen) wählen.

Auch die berufliche Weiterbildung spielt eine große Rolle. Für Arbeitslose stellt die Bundesagentur für Arbeit Weiterbildungsgutscheine bereit.

Beinahe regelmäßig erntet das Land in den letzten Jahren Kritik von der OECD für seine Bildungspolitik, da insbesondere die ausländische Bevölkerung schulische Mängel aufweist (Pisa-Studie). Die Ausgaben für Bildung liegen im OECD-Vergleich unter dem Durchschnitt. Ein besonderer Schwachpunkt sind ausbleibende Ausgaben in den ersten Schuljahren, andererseits wird viel Geld in Hochschulen investiert. Experten befürchten ein Zurückfallen des Landes in der Bildungspolitk und fordern einen massiven Umbau des Bildungssystems.

Kultur

Auf Grund der föderativen, also dezentralen Struktur des Landes gibt es eine Vielzahl von kulturellen Institutionen und Ereignissen, vor allem in den großen Städten des Landes.

Beispiele: Bayreuther Festspiele, Berliner Festwochen, Berliner Philharmoniker, Internationale Filmfestspiele Berlin (Berlinale), Lange Nacht der Museen, Frankfurter Buchmesse, Leipziger Buchmesse, Internationale Kurzfilmtage Oberhausen

Die Deutschen wurden früher, im Rückblick auf besonders viele Erfinder (Carl Benz, Wernher von Braun, Werner von Siemens, etc.), bedeutende Wissenschaftler (Otto Hahn, Max Planck, Wilhelm Conrad Röntgen, Albert Einstein, Carl Friedrich Gauß, etc.), ihre klassische Deutsche Literatur (Goethe, Schiller, etc.), ihre berühmten klassischen Komponisten (Beethoven, Mozart, Wagner, Bach, etc.) und Deutsche Philosophie (Kant, Marx, Nietzsche, etc.), auch als „Volk der Dichter und Denker“ bezeichnet.

Sport

Die beliebteste Sportart in Deutschland ist Fußball; alleine sechs Mio. Aktive aus 170.000 Mannschaften sind im Deutschen Fußball-Bund organisiert, der im Jahre 2006 die Fußball-Weltmeisterschaft ausrichten wird. Regelmäßige TV-Zuschauerzahlen betreffend kann hiermit nur die Formel 1 konkurrieren. Mittlerweile ist auch Basketball unter der jungen Bevölkerung sehr beliebt, jedoch hinsichtlich von TV-Zuschauerzahlen nicht mit der Formel 1 beziehungsweise dem Fußball zu vergleichen. Auch Handball und Eishockey sind beliebte Mannschaftssportarten in Deutschland. Tennis hat nach dem Ende des Becker/Graf-Booms wieder an Popularität verloren.

Höchste Bauwerke

Der Berliner Fernsehturm

Fernsehturm Berlin, 368 Meter. Danach folgen die LW-Sendemasten des Senders Donebach mit 363 Metern Höhe und der Richtfunkmast Berlin-Frohnau mit 358,7 Metern Höhe. Ulm: Das Ulmer Münster hat mit 161,53 m Höhe den höchsten Kirchturm der Welt. Mit einer strukturellen Höhe von 264 Metern ist der Commerzbank-Tower in Frankfurt am Main das höchste Hochhaus.

Sehenswürdigkeiten (Auswahl)

Küche

Hauptartikel: Deutsche Küche

Die Deutsche Küche ist äußerst vielfältig und variiert stark von Region zu Region. Bekannt ist Deutschland vor allem für seine deftigen und schweren Gerichte wie Eisbein mit Sauerkraut oder verschiedenen Eintöpfen. Dies ist mit Deutschlands relativ weit nördlicher Lage zu begründen, weshalb man, vor allem im Winter, auf ausreichende Kalorienversorgung achten musste. Aber auch sehr alte und einfache Speisen wie z. B. Armer Ritter sind Tradition. Die regionale Küche variiert jedoch stark und ist außerdem von den umliegenden Ländern beeinflusst. Vor allem in Norddeutschland werden sehr viele Kartoffeln gegessen.

Im Süden kommen jedoch die traditionellen Knödel, Spätzle und Nudeln hinzu. Ziemlich neu ist Reis als Beilage. Regionale Besonderheiten sind z. B. die Weißwurst in Bayern, oder der Saumagen in der Pfalz. Heute machen sich in Deutschland starke ausländische Einflüsse bemerkbar. Beliebt sind so auch Pizza, Spaghetti und Döner. Ferner gibt es auch viele griechische, indische und chinesische Restaurants. Außerdem sind inzwischen Fast-Food-Restaurants von den bekannten Fast Food-Ketten in nahezu jeder Stadt vertreten. Getrunken wird in Deutschland viel Kaffee, im Norden auch Tee. Die Deutschen lieben außerdem ihr (regional ebenfalls verschiedenartiges) Bier sowie die verschiedenen Weinsorten (aus klimatischen Gründen ist der Weinanbau und -konsum im Westen und Süden verbreiteter als im Norden und Osten).

Ähnlich wie in anderen europäischen Staaten gibt es auch in Deutschland einen Trend weg von den traditionellen „schweren“ Speisen zu „leichterer“, fettärmerer Kost.

Rundfunk

Radio und Fernsehen sind auch von Deutschen Erfindern geprägt worden. Bei Radio wie Fernsehen gibt es neben den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten wie die ARD und das ZDF auch private Anbieter wie z.B. die Pro7/Sat1 Media AG und RTL. Außerdem gibt es sog. Pay-TV, (wie z. B. Premiere). Die Versorgung der Bevölkerung mit Sendungen zu allen Themen erfolgte bisher über örtliche Kabelunternehmen, Satelliten und Rundfunk (UHF/VHF). Seit 2003 gibt es eine weitere Quelle: DVB-T, also digitales, terrestrisches Fernsehen. Die Signale werden per Funk über UHF/VHF-Kanäle versendet. Pro UHF-VHF-Kanal sind bis zu 4 Sender übertragbar, abhängig von der Datenrate. Für den Empfang benötigt man einen DVB-T-Receiver, unter guten Bedingungen kann man die bisherigen UHF/VHF-Antennen hierzu nutzen. In Deutschland werden etwa 30 DVB-T-Fernsehprogramme angeboten, die in den Ballungsräumen empfangbar sind. Im Großraum Berlin wurden die bisherigen analogen, terrestrischen UHF/VHF-Sender bereits abgeschaltet. In den nächste Jahren wird die Versorgung mit DVB-T ausgebaut. Unter anderem werden auch Radiosender ihre Angebote senden.


Siehe auch

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