Schwanberg (Steigerwald)
Der Schwanberg ist eine markante Erhebung (474 Meter) des Steigerwalds im bayerischen Bezirk Unterfranken.
Bekannt ist der Berg vor allem durch seine exponierte Lage, das weithin sichtbare Schloss mit der dazugehörigen Parkanlage, die evangelische Schwesterngemeinschaft Communität Casteller Ring (CCR) mit ihrer Ordenskirche St.Michael und ihrem Ordenshaus, sowie das damit eng verbundene Geistliche Zentrum Schwanberg.
Lage und Geographie
Der Schwanberg erhebt sich am westlichen Rand des Steigerwaldes bis zu einer Höhe von 474 m ü. NN. Er ist etwas höher als die benachbarten Höhenzüge und von ihnen weitgehend abgetrennt; außerdem ragt er weit in die vorgelagerte flachere Landschaft am Main hinein, die 200 Höhenmeter tiefer liegt. Dadurch wirkt der Berg v.a. von der Westseite sehr markant und bietet eine sehr gute Aussicht. Auf dem Gipfel befinden sich Sendeanlagen.
Die oberen Hänge und das Gipfelplateau des Berges sind bewaldet; dieser Bereich ist ein beliebtes Wander- und Ausflugsgebiet. Die unteren Hänge sind vollständig von Weinbergen überzogen; am Fuß des Schwanbergs befinden sich die fränkischen Weinbauorte Castell, Großlangheim, Iphofen, Rödelsee und Wiesenbronn.
Geologen können auf dem Schwanberg einige sehr schöne Aufschlüsse aus der Zeit des mittleren Keuper (Teil des oberen Trias) studieren. Der Berg ist als geologischer Lehrpfad ausgewiesen und dokumentiert.
Geschichte
Vorchristliche Zeit
Durch das ebene Gipfelplateau und die auf drei Seiten steil abfallenden Hänge ist der Schwanberg seit Jahrtausenden ein Zufluchts- und Siedlungsort des Menschen.
Spuren menschlicher Besiedlung gehen zurück bis in die Steinzeit. Viele Funde datieren in die Mittelsteinzeit (10.000-4.000 v. Chr.) Um etwa 1200 v. Chr. entstanden die Vorläufer der sogenannten Keltenschanzen. Die Reste dieser später erneuerten Wälle sind heute im Wald östlich des Geistlichen Zentrums zu sehen, wo sie an zwei Schmalstellen die flachere Ostseite des Berges sicherten.
Die Kelten selbst drangen um 400 v. Chr. auf den Berg vor. Irrtümlich ist immer wieder zu lesen, dass auf dem Schwanberg ein spätkeltisches Oppidum stand. Diese Aussage ist heute nicht mehr aktuell, denn es fehlen Befunde die darauf hinweisen.
Der Schwanberg nach der Zeitenwende
Nach dem Durchzug mehrerer Volksstämme ab 50 n. Chr. besiedelten die Franken ab dem 6. Jahrhundert die Gegend.
Auf einem Bergsporn unterhalb Schlosses fanden 1985 archäologische Grabungen statt, deren Grabungsbefunde die Fundamente und einige Grabstellen der in den Aufzeichnungen des Canonicus am Würzburger Neumünster Michael de Leone beschriebenen St. Walburgiskirche auf dem Schwanberg belegen.
Die Kirche wurde 1525 im Bauernkrieg zerstört und war bis zu diesem Zeitpunkt ein bekannter Wallfahrtsort.
An dieser Stelle befindet sich heute der Aussichtspunkt Kappelrangen oder Kapellrangen, dessen Name an die mittelalterliche Kapelle erinnert. Von hier hat man einen weiten Blick in das Steigerwald-Vorland und in das Maintal. Der Grundriss der einstigen St. Walburgiskirche und die Grabstellen wurden mit Steinplatten markiert.
Der erste Bau einer Burg als Vorläuferbau des heutigen Schlosses erfolgte wahrscheinlich um 1250.
Im Dreißigjährigen Krieg diente der Schwanberg als Fluchtort; die Bewohner der umliegenden Ortschaften verschanzten sich hinter den Keltenwällen. Nachdem die Burg um 1633 niedergebrannt worden war, verfiel sie bis zum Wiederaufbau Anfang des 18. Jahrhunderts.
Ereignisse ab dem 20. Jahrhundert



Nach einer wechselvollen Geschichte erwarb der Giessener Keramikunternehmer Jean Dern 1897 das Anwesen und baute es in ein touristisch interessantes Ausflugsziel um. Im Jahr 1911 gelangte das Schloss an Alexander Graf von Castell-Rüdenhausen. Graf Alexander heiratete 1898 Ottilie von Faber, die Erbin des bedeutenden Bleistiftherstellers Faber aus Stein bei Nürnberg und begründete damit den bekannten Firmennamen Faber-Castell. Er kaufte das Schloss und das Schlossgut mit rund 300 Hektar Grundbesitz. Von 1919 bis 1921 ließ er einen in der Region einzigartigen Schloss-Park anlegen, in dem auch Versuchspflanzungen mit Baumarten für Bleistifthölzer angelegt wurden. Die zahlreichen Sandsteinfiguren wurden 1930 von dem Würzburger Bildhauer Carlo Müller nach Vorbildern aus dem Veitshöchheimer Rokokogarten gefertigt und befinden sich zum überwiegenden Teil im Puttengarten des Schlosses.
Der Schwanbergpark gehört zur jüngeren Geschichte der Gartenkunst und nimmt mit seiner Gestaltung eine beachtenswerte Sonderstellung ein. In seiner Anlage sind Elemente des klassischen Barockgartens und des englischen Landschaftsgartens geschickt miteinander verknüpft. Seit 2009 findet eine umfangreiche Sanierung der Gartenanlage statt.
Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Schloss mit dem Ziel beschlagnahmt, dort eine NS-Schule einzurichten. Nach dem Krieg waren bis 1949 amerikanische Soldaten im Schloss untergebracht, danach wurde es in ein Altersheim umgewandelt.
Nach der Verlegung des Altersheims im Jahr 1957 pachteten die Schwestern der Communität Casteller Ring (CCR) das Schloss und zogen von ihrem vorherigen Standort in Castell auf den Schwanberg.
Heute werden die meisten Gebäude (einschließlich Schloss) vom Geistlichen Zentrum Schwanberg oder der Communität genutzt. Im Jahr 1986 wurde St. Michael, die Ordenskirche der Communität, geweiht, ein weithin berühmtes architektonisches Juwel des Münchener Architekten Alexander Freiherr von Branca.
Direkt hinter dem Mausoleum der Schlossherren vom Schwanberg befindet sich ein 32 Hektar großes Mischwaldgebiet in evangelisch-lutherischer Trägerschaft, das seit Mai 2007 für eine naturnahe Urnenbestattung genützt wird.
Der Schwanberg ist Ausgangspunkt für ein weitverzweigtes Netz von Wanderwegen, die den Naturpark Steigerwald erschließen.
Seit 1984 findet alljährlich im Juli der Schwanberglauf statt. Die anspruchsvolle Laufstrecke führt von Iphofen über den Schwanberg nach Castell. Die Streckenlänge beträgt insgesamt 10,2 Kilometer. Auf den ersten 2,4 km ist ein Höhenunterschied von 210 Metern zu bewältigen.
- Siehe auch: Communität Casteller Ring
Literatur
- Andreas Pampuch: Der Schwanberg und sein Umkreis. Landkreise Gerolzhofen, Scheinfeld und Kitzingen, Schwanberg 1959 (keine ISBN)
Weblinks
Koordinaten: 49° 43′ N, 10° 16′ O