Wendalinusbasilika

Die Wendalinusbasilika in der Oberstadt von St. Wendel ist eine spätgotische Hallenkirche aus dem 14. Jahrhundert mit dem Grabmal des heiligen Wendelin. Die Basilika mit ihren Gewölbemalereien zählt zu den schönsten Sakralbauten des Saarlands und ist eine bedeutende Pilgerkirche. Die letzte große Wallfahrt fand im Oktober 2006 statt.
Als Vorgängerkirche wurde im 9. oder frühen 10. Jahrhundert eine Kirche am Standort der heutigen Basilika errichtet, in die im Laufe des 11. Jahrhunderts die Reliquien des heiligen Wendelin gebracht wurden. 1338 wird erstmals neben der Kirche ein Pfarrhof erwähnt.
Allgemein wird die Wendalinusbasilika als Dom bezeichnet. So gibt es zum Beispiel in unmittelbarer Nähe das Parkhaus am Dom, das Dom-Hotel oder die Dom-Galerie.
Baugeschichte
Vorangetrieben durch Balduin von Luxemburg wird 1360 der älteste Teil der Basilika, der Chor, an Pfingsten eingeweiht. Ende des 14. Jahrhunderts begann der Bau der dreischiffigen Kirche, der über 100 Jahre dauerte. Die Kirche ist 52 m lang, das Mittelschiff ist 17 m hoch. Nach der Errichtung des wichtigsten Bauteiles im gotischen Stil, dem Chor mit dem Grab des heiligen Wendelin, wurde das Mittelschiff in spätgotischer Bauweise errichtet. Es erhielt schlanke Säulen, und in großer Höhe spannt sich ein Netzgewölbe über dem Langhaus. Dekorative, filigrane Malereien überziehen die gesamte Decke.
Um 1440 war der Bau mit Fertigstellung des westlich gelegenen Turmes beendet. Der Turmunterbau ist quadratisch und stämmig und besitzt drei Türme: rechts und links die gotischen Seitentürme, dazwischen der 1753 mit einer barocken Welschen Haube gekrönte (meist Zwiebelturm genannte) Mittelturm. Er erreicht damit eine Höhe von 69 m.
Ausstattung/ Bedeutung


Die Kanzel wurde 1462 von Nikolaus von Kues gestiftet, der einige Jahre als Priester in Sankt Wendel tätig gewesen war, und gilt als die zweitälteste Steinkanzel Deutschlands. Als bedeutendstes Kunstwerk der Kirche gilt das Heilige Grab an der Nordostecke des Chores, eine Gruppe von acht Tonfiguren, die um 1480 geschaffen wurden. Unter kunsthistorischen Aspekten weist die Grablegungsgruppe spätgotische Elemente, aber auch Stilmittel der Renaissance auf.
Das Hochgrab, das seit 1506 die Lade mit den Gebeinen des hl. Wendelin enthält, wurde um das Jahr 1500 geschaffen und befindet sich hinter der Retabel des Hochaltars. Die ungewöhnliche Anordnung ermöglichte es den Pilgern, bei Prozessionen das Grab zu unterqueren. In der Chormitte steht eine um 1400 entstandene Tumba, die bei besonderen Anlässen als Schautisch für die Aufstellung der Lade mit den Gebeinen Wendelins dient. Sie besitzt eine bronzene Deckplatte, die 1924 von dem Bildhauer Georg Busch geschaffen wurde. Dargestellt ist Wendelin, um dessen Kopf sich seine Schafe gruppieren.
Die Kirche erhielt 1612 eine neue Orgel, gebaut durch die Meister Niklas und Florence Houque aus Trier. 1672 erfolgt die Weihe von drei Glocken, dieses Geläut blieb bis 1794 bestehen. 1782 wurde von Friedrich Carl Stumm eine neue Orgel erbaut, 1934 fand die Einweihung der neuen Klais-Orgel statt. Das heutige Glockengeläut stammt aus dem Jahr 1951.
Im linken Seitenschiff befindet sich ein barocker Seitenaltar mit Motiven aus dem Leben des Heiligen Sebastian. Im rechten Seitenschiff findet man dessen Pendant, ein Seitenaltar aus der gleichen Zeitepoche, der der Mutter Jesu gewidmet ist. Neben dem Marienaltar ist eine im neugotischen Stil geschaffene, sehr schön herausgearbeitete Pietà platziert.
1960 wurde die Kirche durch Papst Johannes XXIII. zur Basilica minor erhoben. 1979 bis 1981 erfolgte eine Renovierung der Basilika.
Die Basilika ist Ausgangspunkt für einen 15 km langen, angelegten Pilgerweg zur Abtei Tholey, deren Abt Wendelin gewesen sein soll. In der Kirche findet jährlich im August und September die Reihe Orgelmusik am Abend statt.
Orgel
Die Orgel der Wendelinus-Basilika wurde 1933 - 1934 von der Orgelbaufirma Klais (Bonn) in dem historischen Prospekt der Orgel von Friedrich Carl Stimm (Sulzbach) aus dem Jahr 1782. Das Instrument hat 56 Register. Die Trakturen sind elektrisch.[1]
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- Koppeln: II/I, III/I, IV/I, IV/III, I/P, II/P, III/P, Sub- und Superoktavkoppeln
- Spielhilfen: 4000-fache Setzeranlage, drei freie Kombinationen, feste Kombinationen (Pleno, Tutti), Absteller, [Registerschweller|Crescendowalze]]
Chronologische Übersicht
- 617 Todesjahr von Wendelin (Überlieferung)
- 950 Baubeginn des Hofes "Basonevillare" (St. Wendel) mit Grabkapelle des Heiligen. Entwickelte sich zu dem Wirtschaftszentrum einer Verduner Grundherrschaft. Der deutsche König Otto I. trifft sich hier mit dem westfränkischen König Ludwig IV.
- 1180 Erste urkundliche Erwähnung "zweyer presbyteri des wendelino"
- 1291 Urkundliche Bestätigung einer Pfarr- und Kapitelskirche St. Wendalinus
- 1328 Der Trierer Erzbischof Balduin von Luxemburg wird Landesherr von St. Wendel
- 1332 St. Wendel erhält von Kaiser Ludwig von Bayern das Stadtrecht. Baubeginn der neuen Wallfahrtskirche (der heutigen Basilika) an Stelle einer kleinen romanischen Vorgängerkirche
- 1360 Weihe des hochgotischen Ostchors durch Erzbischof Boemund von Saarbrücken
- 1400 Entstehungszeit der Westturmanlage sowie der Wendelinus-Tumba im Ostchor
- 1450 Nikolaus von Kues wird Kommendatarpfarrer von St. Wendelin
- 1460 Vollendung des dreischiffigen gotischen Langhauses mit Netzgewölbe
- 1461 Die Pfarrei geht aus der geistlichen Zuständigkeit des Bischofs von Metz in die des Trierer Erzbischofs über
- 1462 Nikolaus von Kues stiftet seiner ehemaligen Pfarrkirche die Kanzel
- 1464 Deckenmalerei des Mittelschiffgewölbes (symbolische Darstellung des Zusammenwirkens geistlicher und weltlicher Amtsträger)
- 1465 Anbau der südlichen Vorhalle als Versammlungsraum für das bischöfliche Sendgericht und Bau des Hauptportals
- 1480 Stiftung des "Heiligen Grabes" an der linken Chorwand
- 1506 Errichtung des Hochgrabes in der Chorapsis als Geschenk des Erzbischofs Jakob II. von Baden
- 1512 Kaiser Maximilian I. (genannt Der letzte Ritter) besucht die Grabeskirche von St. Wendelin
- 1753 Erneuerung des mittleren Turmhelms als barocker Zwiebelaufsatz
- 1781 Aufbau der Orgelbühne und der Barockorgel. Die St. Wendeler Zünfte stellen Figuren ihrer Patrone an den Wänden der Seitenschiffe auf
- 1894-1899 Einbau der Chorfenster
- 1934 Einbau einer neuen Klais-Orgel (56 klingende Register)
- 1960 Erhebung der Kirche zur päpstlichen "Basilika minor" durch Papst Johannes XXIII..
Galerie
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Tumba mit geöffneter Lade und Gebeinen des Heiligen Wendelinus
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Tumba - Seitenansicht (Süd)
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Tumba - Seitenansicht (Nord)
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Reliquie des Heiligen Wendelinus
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"Heiliges Grab"
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Neobarocke Pieta
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Klais-Orgel
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Nicolaus-Cusanus-Kanzel (1492)
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Näheres Zur [http(:)//www(.)sankt-wendelin(.)de/musik/orgel/index.html Klais-Orgel]
Weblinks
Koordinaten: 49° 28′ 4,6″ N, 7° 10′ 15,4″ O