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De Graeff

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Wappen des Geschlechts als Herren von Purmerland und Ilpendam

De Graeff, auch Graeff sowie De Graeff van Polsbroek genannt, ist der Name eines noch heutzutage bestehenden holländischen Patrizier- und Adelsgeschlechts welches im Goldenen Zeitalter zu den einflussreichsten Geschlechtern der niederländischen Republik zu zählen war.

Anfänge

Die Familie tritt erstmals zum Anfang des 16. Jahrhunderts in Amsterdam auf. Als erste Familienmitglieder treten Pieter und dessen Ehefrau Griet Pietersdr Berents sowie deren Sohn Jan Pietersz Graeff († 1553) in Erscheinung.

In älteren Quellen findet die Erwähnung statt, dass Pieter Graeff ein Sohn des Wolfgang von Graben († 1521), entstammend aus dem mittelkrainischen/tirolerischen Uradelsgeschlecht der Von Graben von Stein, war. [1] Die aktuellen Quellen nach der heutigen Genealogie schließen diese Herkunft aber aus. [2]

Über Jan Pietersz Graeff ist bekannt, dass er in Amsterdam im „Huis De Keyser“ (benannt nach der außerhalb des Gebäudes angebrachten „Keizerskroon“) am Damrak wohnhaft war. Dort betrieb er einen flurierenden Tuchhandel. Im Jahre 1539 wurde er als deren Gildemeister angegeben. Graeff führte seinen Handel auch in Antwerpen, dem damaligen Stapelplatz für englische Leinen. Als Jan Pietersz Graeff sich als Händler in Nord-Brabant festigen wollte, intervinierten dessen Söhne für seine baldige Rückkehr nach Amsterdam. Dort wurde er zum Mitglied der patrizischen Stadtregierung benannt. Er erfüllte im Jahre 1542 seine Funktion in der vroedschap und im darauffolgenden Jahr das Amt eines schepen (Schöffe). [3]

Seine Sohn Dirck Jansz Graeff (1529/32-1589) konnte als regierender Bürgermeister Amsterdams und Freund des Wilhelm von Oranien (Wilhelm der Schweiger) den Grundstein für den politischen und gesellschaftlichen Einfluss der Familie legen.

Das Geschlecht De Graeff und die Regentenmacht im Goldenen Zeitalter

Im Laufe des Goldenen Zeitalters der Niederlande standen die Mitglieder der Familie De Graeff in harrscher Kritik zum sich immer mehr ausbreitenden Einfluss des Hauses von Oranien-Nassau. Gemeinsam mit den führenden republikanischen Staatsmännern, den Gebrüdern Bicker und den De Witts waren diese Geschlechter für eine Aufhebung der Statthalterschaft, zumindest in der Provinz Holland. Weiters beanspruchten sie den Erhalt einer (ihrer) vollen Souveränität für die örtlichen Regenten/Patrizier in den jeweiligen Provinzen und Regionen der Niederlande. Dadurch fiel auch die militärische Macht in die Hände der zumeist republikanischen Stadtregenten Hollands und den niederländischen Generalstaaten.

Während einer Zeitspanne von annähernd einem halben Jahrhundert war die Familie De Graeff in der führenden Rolle in der Amsterdamer und holländischen Politik. Im Zeitraum der Jahre 1650/1660 war die Stadt Amsterdam auf dem Zenit ihrer Führerschaft innerhalb der niederländischen Republik angelangt. Diese Periode am Höhepunkt des Goldenen Zeitalters wurde von den Republikanern als die (ihre) „Ware Vrijheid“ (Wahre Freiheit) angesehen. Es war die sogenannte Erste Statthalterlose Periode, welche sich zwischen den Jahren von 1650 auf 1672 erstreckte. In diesen Dreiundzwanzig Jahren regierten die holländischen Regenten, und an deren Spitze stehend die von Amsterdam, die niederländische Republik. Die Stadt Amsterdam fühlte sich durch ihre selbstbewußte Souveränität in die Nachfolge der antiken römischen Republik versetzt. Ohne die fortdauernden Einmischungen des oranischen Statthalters funktionierte das republikanische System der Regenten in politischer und wirtschaftlicher Hinsicht effektiv.

Als Andries de Graeff im Winter 1671 mit seiner Staatgesinnten Partei erneut an die Macht gelangte, war es für ihn an der Zeit dieses, die „Ware Vrijheid“ der Republik, in einem Gemäldethema in seinem Bürgermeistersaal zu positionieren. Gerard de Lairesse stellte im Triomf der Vrede die Rolle der Familie De Graeff als die Beschützerin der republikanischen Staatsform, Verteidiger der Freiheit, dar. Es ist auch als Aussage zur Gegnerschaft und gegen die Rückkehr zur oranischen Statthalterschaft zu verstehen.[4]

So konnte die Familie De Graeff vom Jahre 1627 an, dem politischen Ende des oranisch gesinnten Staatsmannes Reinier Pauw, bis in das rampjaar 1672 das gesellschaftspolitische, kulturelle und wirtschaftliche Bild der niederländischen Republik entscheidend mitgestalten. [5]



Herrlichkeiten im Besitz der Familie

Wie viele andere niederländische Patrizierfamilien waren die De Graeffs bestrebt, sich die Lebensweise und das gesellschaftliche Auftreten des alten Adels anzueignen und von diesem als ebenbürtig anerkannt zu werden. [6] Zur Begründung solcher Ansprüche diente unter anderem der Erwerb feudaler Grundherrschaften, [7] sogenannter heerlijkheiden, die in den Niederlanden zugleich mit einer eigenen Gerichtsbarkeit verbunden waren. [8] Bei „Niederen Herrlichkeiten“ (lage heerlijkheiden) oder Ambachtsherrlichkeiten war dies die Niedere Gerichtsbarkeit, während der Grundherr einer „Freien“ oder „Hohen Herrlichkeit“ auch zusätzlich die Hohe Gerichtsbarkeit besaß.

Jakob Dircksz de Graeff war einer der ersten holländischen Stadtregenten, der in den Besitz einer solchen Hohen Herrlichkeit gelangte. Im Jahre 1610 kaufte er für sich und seine Familie von Karl Graf von Aremberg die hoge of vrije heerlijkheid Zuid-Polsbroek, [9] die zu dieser Zeit kein Lehen mehr, sondern als Allod-Eigentum frei vererb- und veräußerbar war. [10] Ihr Erwerb steigerte das Ansehen und leistete einen Beitrag zur Aristokratisierung der Familie, in der sich De Graeff und seine Erben seither als Vrijheer(en) van Zuid-Polsbroek ansprechen lassen konnten.

Des weiteren ererbte Jacob de Graeff im Jahre 1678 die Hohe oder Freie Herrlichkeit von Purmerland und Ilpendam. Die Herrlichkeiten Zuid-Polsbroek beziehungsweise Purmerland und Ilpendam waren bis in das Jahre 1870 im Besitz des Geschlechtes De Graeff. Zusätzliche Herrschaftsrechte, hier ist die Familie De Graeff als Lehensempfänger der Stadt Amsterdam zu sehen, hatten sie als Ambachtsherren von Amstelveen, Nieuwer-Amstel, Sloten, Sloterdijk und Osdorp, Urk und Emmeloord.

Personen

Siehe auch

Commons: De Graeff – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Artikel über das Geschlecht De Graeff in dem Nieuw Nederlandsch biografisch woordenboek, Deel 2 (DBNL) (nl)
  2. S.A.C. Dudok van Heel-Van Amsterdamse burgers tot Europese aristocraten Band.2 2008 S. 974
  3. Nieuw Nederlandsch biografisch woordenboek. Deel 2: Jan Pietersz Graeff
  4. Triomf der Vrede (en)
  5. Biografie über Andries Bicker in der DBNL (nl)
  6. Nierop, The nobility of Holland (1993), S. 212ff.
  7. Zur Bedeutung des Erwerbs von Herrlichkeiten für den Aristokratisierungsprozeß des städtischen Patriziats am Beispiel Dordrechts siehe Eric Palmen, De politieke elite, in: Willem Frijhoff unter anderem (Hrsg.), Geschiedenis van Dordrecht, II, Verloren, Hilversum 1998, S. 211-220, S. 218, zu Holland allgemein und den Anteilen von Adel, Klerus, Bürgertum und Bauerschaft am Grundeigentum Nierop, The nobility of Holland (1993), S. 96ff.
  8. Zur Geschichte der niederländischen Herrlichkeiten siehe Johan Philip de Monté ver Loren, Hoofdlijnen uit de ontwikkeling der rechterlijke organisatie in de Noordelijke Nederlanden tot de Bataafse omwenteling, 5. Aufl., Kluwer, Deventer 2000, S. 172ff., zur Unterscheidung niederer und freier/hoher Herrlichkeiten S. 176
  9. Het Utrechts Archiev: Archief van de heerlijkheid zuid-polsbroek 1424-1914, Verwerving van de heerlijkheid en andere goederen, Nr. 2, weist zu diesem Vorgang zwei Stücke (einen Umschlag und eine Urkunde) mit der Zeitangabe "1609, 1610" aus. Das Datum 18. September 1610 ist Croockewit, Genealogie van het geslacht de Graeff, S. 132, und Elias, De vroedschap van Amsterdam (1963), S. 266, entnommen.
  10. J. L. van der Gouw, Korte geschiedenis van de grenzen van de provincie Zuid-Holland (1963), Kap. III: De definitieve vorm van het graafschap (1300-1795)

Literatur (Auswahl)

  • Graeff, P. de (P. Gerritsz de Graeff en Dirk de Graeff van Polsbroek) Genealogie van de familie De Graeff van Polsbroek, Amsterdam 1882.
  • Bruijn, J. H. de Genealogie van het geslacht De Graeff van Polsbroek 1529/1827, met bijlagen. De Bilt 1962-63.
  • Bijleveld, W.J.C.C. De Herkomst der familie De Graeff in „Nederlandsch Archief voor Genealogie en Heraldik“ (1938-1939)
  • Dudok van Heel, S.A.C. Van Amsterdamse burgers tot Europese aristocraten Band.2 2008
  • Croockewit, W.H. Genealogie van het geslacht 'de Graeff'; samengesteld uitsluitend uit gegevens uit het Archief dier Familie in De Nederlandsche Leeuw, Jahrgang 16, 1898,
  • Israel, Jonathan I. The dutch Republic - It`s Rise, Greatness, and Fall - 1477-1806 (1995), Clarendon Press, Oxford, ISBN 978-0-19-820734-4
  • Dudok van Heel, S.A.C. Op zoek naar Romulus & Remus. Een zeventiende-eeuws onderzoek naar de oudste magistraten van Amsterdam (1995),Jaarboek Amstelodamum, p. 43-70.
  • Zandvliet, Kees De 250 rijksten van de Gouden Eeuw - Kapitaal, macht, familie en levensstijl (2006 Amsterdam; Nieuw Amsterdam Uitgevers)
  • Burke, P. Venice and Amsterdam. A study of seventeenth-century élites. (1994)