Stiftung Warentest
Stiftung Warentest
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Rechtsform | Selbständige rechtsfähige Stiftung |
Gründung | 4. Dez. 1964 |
Sitz | Berlin-Tiergarten |
Leitung | Werner Brinkmann |
Mitarbeiterzahl | 289 (2010) |
Umsatz | 47,6 Mio. Euro (2010) |
Website | www.test.de |
Die Stiftung Warentest (StiWa) ist eine deutsche Verbraucherschutzorganisation, die aufgrund eines staatlichen Auftrags und gefördert mit Steuermitteln Waren und Dienstleistungen verschiedener Anbieter untersucht und vergleicht. Sie ist hauptsächlich operativ tätig.
Entstehungsgeschichte
Die Gründung einer Organisation für Warentests wurde nach jahrelangen Diskussionen und der Regierungserklärung von Bundeskanzler Konrad Adenauer vom 9. Oktober 1962 am 16. September 1964 durch die Bundesregierung beschlossen. Die Stiftung Warentest wurde schließlich am 4. Dezember 1964 durch die Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch Bundeswirtschaftsminister Kurt Schmücker, als selbständige rechtsfähige Stiftung bürgerlichen Rechts errichtet.[1]
Aufgaben und Bedeutung

Zu ihren Aufgaben zählt einerseits der Vergleich von objektivierbaren Merkmalen des Nutzwertes, Gebrauchswertes und der Umweltverträglichkeit, andererseits die Aufklärung des Verbrauchers über wirtschaftliche Haushaltsführung sowie gesundheits- und umweltbewusstes Verhalten.
Durch den hohen Bekanntheitsgrad hat die Stiftung mit ihren Bewertungen einen signifikanten Einfluss auf das Kaufverhalten der Verbraucher. Gute Bewertungen der Stiftung Warentest nehmen oft einen prominenten Platz in der Produktwerbung oder auf Verpackungen ein. Andererseits führen schlechte Bewertungen immer wieder zu Absatzeinbrüchen und Schadensersatzklagen durch die Hersteller – nach Angaben der Stiftung durchschnittlich zehnmal jährlich, wobei sie die meisten davon gewonnen hat und noch nie rechtskräftig zu Schadenersatz verurteilt wurde.
Die Stiftung Warentest finanziert sich durch den Verkauf ihrer Zeitschriften „test“ (Auflage: im Jahresdurchschnitt 509.000 Exemplare) und „Finanztest“ (251.000), den Verkauf von Büchern und Sonderpublikationen sowie durch Testergebnisse im Internet[2] und durch Bundesmittel. Im Jahr 2009 lagen die Verkaufserlöse bei rund 38,8 Millionen Euro. Dazu kamen 6,0 Millionen Euro vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Diese sollen als Ausgleich dafür dienen, dass keine Einnahmen durch Werbeanzeigen in ihren Publikationen erzielt werden dürfen, da diese Anzeigen die Stiftung in ein Abhängigkeitsverhältnis zu einem Anbieter bringen könnten.
Die Stiftung dementiert eine Abhängigkeit ihrer Ergebnisse von den öffentlichen Mitteln am Beispiel ihrer Untersuchung von Schulbüchern – da ginge es nicht etwa um deren Vereinheitlichung.[3]
Die monatliche Zeitschrift Öko-Test ist, trotz der Namensähnlichkeit, keine Publikation der Stiftung Warentest, sondern vielmehr ein Konkurrent.[4]
Testarbeit
Die Stiftung Warentest führt jährlich über 200 vergleichende Warentests und Dienstleistungsuntersuchungen aus fast allen Bereichen des täglichen Lebens durch. Darüber hinaus werden für die Rubrik Neu auf dem Markt neuartige Produkte untersucht und veröffentlicht. Seit 2002 werden wöchentlich Aktionswarenangebote vorwiegend von Lebensmitteldiscountern untersucht und zeitnah online veröffentlicht. Seit 2004 werden bei ausgewählten Tests auch Aspekte der sozialen Unternehmensverantwortung (Corporate Social Responsibility, CSR) bei den Untersuchungen berücksichtigt. Unter der Rubrik Medikamente im Test finden sich Informationen zu über 9000 Arzneimitteln und 175 Anwendungsgebieten.
Die Stiftung Warentest beschäftigt Marktforscher und wissenschaftliche Mitarbeiter, die für die Marktauswahl und die Durchführung der Tests verantwortlich sind. Jedes Untersuchungsvorhaben wird mit dem Kuratorium abgestimmt und in einem Fachbeirat mit externen Vertretern der Verbraucher, der anbietenden Wirtschaft und neutralen Sachverständigen diskutiert. Die Untersuchungen werden nicht durch Mitarbeiter der Stiftung Warentest durchgeführt, sondern weltweit an externe, neutrale Prüfinstitute vergeben. Die Prüfmuster werden anonym im Handel erworben und nicht als Vorserienmodelle oder Prototypen von den Anbietern zur Verfügung gestellt. Die objektiven Prüfergebnisse werden nach der Prüfung und Auswertung durch die Stiftung Warentest und vor der Veröffentlichung an die Anbieter zur Kontrolle und Stellungnahme übermittelt. Redakteure bringen die Testergebnisse in eine lesbare Form. Eine Reihe von Verifizierern ist damit betraut, die Übereinstimmung der Veröffentlichungen mit den Testergebnissen zu überwachen. Neben objektiven Messungen und Erhebungen werden auch häufig subjektive Urteile von geeigneten Testpersonen in die Bewertung von Produkten einbezogen (Konsumentenbefragung).
Die mehr als 2.000 Produkte, welche jedes Jahr für die Tests gekauft werden, kommen, wenn sie das Testverfahren ohne Mängel überstanden haben, viermal jährlich in Berlin zur Versteigerung.
Bisher untersuchte die Stiftung in 4.915 Tests über 84.750 Produkte und dazu 1.644 Dienstleistungen (Stand: Dezember 2009).
Testergebnisse auf der Website
Die Webseite der Stiftung Warentest enthält alle Testergebnisse der Stiftung zurückgehend bis Anfang 2000. Dazu aktuelle Meldungen (Rückrufaktionen zum Beispiel von Akkus, neue Gerichtsurteile, Produkte, Tarife und Angebote, Tests von Aktionsware), umfangreiche Online-Specials, interaktive Rechner und von 8 bis 10 Tests pro Monat eine kostenlose Kurzfassung mit Ergebnistabellen. Darüber hinaus existieren alle Tests im kostenpflichtigen Bereich in einer interaktiv aufbereiteten Form. So können Benutzer unter „Mein Urteil“ die Gewichtung der einzelnen Prüfpunkte nach ihren Bedürfnissen ändern und sich so einen „individuellen Testsieger“ ermitteln. Der Abruf dieser Detailergebnisse kostet in der Regel zwischen 75 Cent und 2,50 Euro, umfangreiche Produktdatenbanken (derzeit: Autokindersitze, Camcorder, Digitalkameras, Fernseher, Investmentfonds, Krankenkassen, Staubsauger, Matratzen) kosten maximal 5 Euro.
Bedeutung der Bewertungsnote
Die aus der Bewertung resultierende Zahl wird nach dem Schema Schulnoten in Deutschland einer Qualitätskategorie zugeordnet:
- 1,0–1,5: sehr gut
- 1,6–2,5: gut
- 2,6–3,5: befriedigend
- 3,6–4,5: ausreichend
- 4,6–5,5: mangelhaft
Produktauswahl
Ein Problem der Produkttests besteht darin, dass nie alle auf dem Markt befindlichen Produkte in einem Test getestet werden können, sondern eine Auswahl aufgrund von Marktrelevanz oder Produkteigenschaften getroffen werden muss. Das Angebot im Geschäft ist daher wesentlich unübersichtlicher als in einer Testveröffentlichung. Die Stiftung Warentest versucht diesem grundsätzlichen Dilemma zu begegnen, indem sie im Internet so genannte Produktfinder anbietet, die mehrere Heftveröffentlichungen in einer Datenbank zusammenfassen und so häufig auf mehrere hundert getestete Modelle kommen.
Organisation
Die Stiftung Warentest ist satzungsgemäß mit drei Organen ausgestattet und hat ihren Sitz in Berlin. Der Vorstand ist im Augenblick der Alleinvorstand Werner Brinkmann. Sein Vorgänger war bis 1994 Roland Hüttenrauch (1928–2006). Der Vorstand wird von einem siebenköpfigen Verwaltungsrat berufen und in seiner Tätigkeit überwacht. Vorstand und Verwaltungsrat werden vom 18-köpfigen Kuratorium in allen grundsätzlichen Fragen beraten. Die Stiftungsaufsicht liegt bei der Berliner Senatsverwaltung für Justiz.
Die Stiftung Warentest gliedert sich in die drei Bereiche Untersuchungen, Publikationen und Marketing, Leserservice und Vertrieb. Darüber hinaus gibt es die Abteilungen Presse, Internationales Sekretariat, Controlling und Finanzen, EDV und Innerer Dienst und Recht und Personal.
Bis zum 24. April 2008 hat die Stiftung Warentest die folgende Bild-/Wortmarke verwendet:
Seit diesem Datum werden die Publikationen und die Logos für die Werbung mit Testergebnissen der Stiftung Warentest mit den folgenden einheitlichen Symbolen gekennzeichnet:[5]
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Logo der Stiftung Warentest
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Logo der Zeitschrift test
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Logo der Zeitschrift Finanztest
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Logo des Online-Auftritts test.de
Mitarbeit bei anderen Institutionen
Internationale Gemeinschaftstests werden in der Regel mit der Dachorganisation International Consumers Research and Testing (ICRT)[6] in London und meist unter der Federführung der Stiftung Warentest durchgeführt. Zu den größten Partnerorganisationen gehören neben der Stiftung Warentest:
- Consumers Union in Yonkers, Vereinigte Staaten von Amerika
- Which? in London, Großbritannien
- Consumentenbond in Den Haag, Niederlande
- Union Fédérale des Consommateurs in Paris, Frankreich
- Test Achats / EuroConsumer in Brüssel, Belgien
Die Stiftung Warentest kooperiert weiterhin mit den folgenden Organisationen:
- Bureau Européen des Unions de Consommateurs (BEUC), Brüssel
- Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv), Berlin
- Consumers International (CI)
- Stiftung Verbraucherzentralen für unabhängige Qualitätsprüfungen beim Russischen Verbraucherverband
- Deutsches Institut für Normung (DIN), Berlin
- Deutsche Kommission für Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik (DKE), Frankfurt am Main
- Deutsche Lebensmittelbuch-Kommission
- Auswertungs- und Informationsdienst für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
- Versicherungsombudsmann
- Europäische Agentur für Netz-und Informationssicherheit (ENISA), Kreta
- RAL Deutsches Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung, Sankt Augustin
- Umweltbundesamt (UBA), Dessau
- Verein für Konsumenteninformation (VKI), Wien
Literatur
- 40 Jahre Stiftung Warentest, Dezember 2004, Berlin
- 45 Jahre Stiftung Warentest, Berlin 2009
- Jahresbericht 2009, Stiftung Warentest, Berlin
- Stiftung Warentest − Ein Rückblick 1964-2002, Dr. Hans-Dieter Lösenbeck, ISBN 3-931908-76-3
- G. Silberer & H. Raffée (Hg.): Warentest und Konsument. Frankfurt/New York: Campus, 1984.
Weblinks
- test.de: Wirtschaftszahlen 2008/2009
- Jahresbericht der Stiftung Warentest (PDF, 130 Seiten; 4 MB)
- „Die Qualität ist wichtiger als der Preis“, Tagesspiegel, 15. Dezember 2006, Interview mit Stiftungsvorstand Dr. Brinkmann
- „Der Chef-Prüfer mit Nerven wie Drahtseile“, Hamburger Abendblatt, 8. Mai 2006, Porträt der Stiftung (über die spektakulärsten Tests, Auseinandersetzungen mit der Industrie und Anekdoten aus der Geschichte)
- Stiftung Warentest - Bis aufs Blut, sueddeutsche.de, 30. November 2007, aufgerufen am 22. Dezember 2009
- Schaulaufen der Staubsauger, Zeit online 2008, aufgerufen am 22. Dezember 2009
- Unter Dauerbelastung - Die Stiftung Warentest wird 45 Jahre alt, Berliner Zeitung, 3. Dezember 2009, aufgerufen am 22. Dezember 2009
- Artikel über das richtige und falsche Werben mit Testergebnissen bei aufrecht.de
- LG Duisburg: Falsche Testwerbung bei Aldi
Einzelnachweise
- ↑ Geschichte und Broschüre „40 Jahre Stiftung Warentest“
- ↑ www.test.de
- ↑ Zur Diskussion um die Testung von Schulbüchern vgl. auch Geschichte in Wissenschaft und Unterricht 60, 2009, Heft 1, zum Thema Schulbücher – Analyse und Kritik, besonders S. 32–44 (http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/zeitschriften/id=19&ausgabe=4551 Inhalt).
- ↑ Andrea Exler: "Krieg zwischen Stiftung Warentest und Öko-Test." Auf: www.welt.de. 30. Mai 2007.
- ↑ Neues Corporate Design der Stiftung Warentest – Veränderte Bedingungen für die Werbung mit Testergebnissen. Auf: test.de.
- ↑ International Consumers Research and Testing (ICRT)
Koordinaten: 52° 30′ 15″ N, 13° 21′ 12″ O