Geschichte der Videospiele
Die Videospiele entwickelten sich in circa 50 Jahren von eher technischen Versuchen an Universitäten zu einem der einflussreichsten Freizeitgestaltungsformen des 21. Jahrhunderts. Siehe auch Videospielkultur.
Die Anfänge
Das 1958 vom amerikanischen Physiker William Higinbotham konstruierte "Tennis for Two" am Brookhaven National Laboratory, bestehend aus einem Analogcomputer und einem Oszillographen, kann als erstes Computerspiel angesehen werden.
Die weitere Entwicklung war stark abhängig von der technischen Weiterentwicklung der Computertechnologie. So entstanden die ersten, grafisch noch recht einfachen Computerspiele auf Großrechnern an amerikanischen Universitäten und blieben somit nur einer kleinen Zahl von Studenten und Wissenschaftlern vorbehalten, wie etwa "Spacewar!" von 1962 am Massachusetts Institute of Technology (MIT).
Die 70er Jahre
Anfang der 1970er Jahre entwickelten sich aus der bestehenden massenproduzierten und daher relativ preisgünstigen Fernsehtechnologie elektronische Spielautomaten, die erstmals auch münzbetrieben der Öffentlichkeit zugänglich waren. Deshalb auch die Bezeichnung "Videospiel". Das erste erfolgreiche Spiel war "Pong", von Atari-Gründer Nolan Bushnell entwickelt.
Im Laufe der 1970er Jahre entwickelten sich die Videospiele rasant und wurden z.B. von Firmen wie Atari oder Magnavox in Form von Videospielkonsolen auch für Heimanwender attraktiver; dadurch verloren die öffentlichen Spielhallen allmählich ihre Vormachtstellung im Bereich der Videospiele. Mit der Umsetzung des sehr erfolgreichen Spielhallenspiels "Space Invaders" für den Atari 2600 kam 1979 der Durchbruch für die Heimkonsolen, die sich rasant zum Massenartikel entwickelten.
Die 80er Jahre
Durch die Einführung der Home- und Personalcomputer (PC) entwickelten sich vorerst zwei technisch voneinander getrennte Arten des Videospiels: Das eigentliche Videospiel (damals auch "Telespiel") basierend auf speziellen Spielkonsolen und das Computerspiel für den Computer.
Im Jahr 1983 kam es zum großen Crash auf dem Videospielemarkt. Gründe waren:
- Überschwemmung des Marktes durch eine hohe Zahl schlechter Spiele (vor allem für den Atari 2600)
- unrealistische Gewinnerwartungen der meist kleinen Herstellerfirmen
- technische Überlegenheit der Heimcomputer
- leichte Kopierbarkeit von Computerspielen (siehe: Softwarepiraterie) auf Kassetten und Disketten und der dadurch höheren Attraktivität gegenüber den für Privatleute nicht kopierbaren Modulen der Videospiele (Kopierschutz war hier ein Wettbewerbsnachteil, kein Vorteil, wie manchmal angenommen wird)
Die erfolgreiche Zeit der Videokonsolen war erst einmal vorbei. Im Jahr 1984 wurden praktisch gar keine Spiele verkauft, außer Restbeständen. In Japan, wo Heimcomputer nicht so populär waren, und wo der Crash daher weniger stark gewesen war, gab es eine neue Hoffnung: Nintendo mit seinem NES. Dieses Gerät läutete 1985 eine neue Ära der Videospiele ein.
Die 90er Jahre
[...]
Seit Mitte der 1990er-Jahre werden die beiden Videospiel-Bereiche für Spielekonsolen und PCs aus Vermarktungsgründen wieder verstärkt zusammengeführt. So bildeten einheitliche Speichermedien (wie die CD-ROM) und eine kompatible Hardware die Möglichkeit, Spiele sowohl für verschiedene Konsolen als auch für PCs parallel und somit kostengünstiger und für einen breiteren Massenmarkt zu entwickeln.
Heute
Videospiele sind heutzutage eine weitverbreitete und wichtige Form der Unterhaltung. Deren Einfluss besonders auf Jugendliche und Kinder ist noch relativ unerforscht. Umstritten ist insbesondere die Frage, inwieweit Videospiele die Gewaltbereitschaft der Nutzer steigern. In vielen Ländern hat sich eine eigene Industrie zur Entwicklung von Videospielen gebildet, deren Umsätze teilweise die der Filmindustrie übersteigen.
Verstärkt wird der künstlerische Aspekt der Entwicklung von Videospielen erkannt und so wurden vor kurzem auch wissenschaftlche Studiengänge zur Erforschung dieses neuen Mediums gegründet.
2004 verlieh der Musiksender MTV erstmals die "International Game Awards" in Berlin, die Veröffentlichungen der neuen Videospielkonsolen werden in den Medien als Event gefeiert (Präsentation der neuen XBox360 von Microsoft übertragen durch MTV).
Chronik
1958 | im Oktober präsentiert William Higinbotham mit Tennis for Two das erste "Videospiel" |
1962 | Stephen Russell entwickelt Spacewar! für den PDP-1 |
1967 | Ralph Baer baut das TV Gaming Display |
1971 | Nolan Bushnell konstruiert den Videospielautomaten Computer Space, der auf Spacewar! beruht. Für den Massendurchbruch ist das Spiel noch zu kompliziert. |
1972 | Nolan Bushnell und Ted Dabney gründen Atari |
Pong wird seit November verkauft | |
Magnavox veröffentlicht die Spielkonsole Odyssey | |
Der Hobby-Höhlenforscher William Crowther programmiert eine Vorversion des ersten textbasierten Abenteuer-Spiel Adventure; das Programm ist gedacht als eine einfache Höhlenforschungs-Simulation, nicht als Spiel im eigentlichen Sinne. | |
Gregory Yob programmiert das Proto-Textadventure Hunt the Wumpus | |
1973 | der Spielautomat Elepong wird von Taito veröffentlicht |
Midway lizenziert Pong und vertreibt es unter dem Namen Winner | |
1975 | Midway veröffentlicht den Spielautomaten Gunfight mit Mikroprozessor |
Don Woods erweitert William Crowther's Höhlenforschungs-Simulation um diverse Fantasy-Elemente; das Ergebnis ist Adventure, das erste echte Abenteuerspiel. | |
eine Heimversion von Pong wird erfolgreich veröffentlicht | |
1976 | der Apple I wird erfolgreich eingeführt |
Fairchild vertreibt die erste programmierbare, modulbasierte Spielkonsole Channel F | |
1977 | die erste Spielkonsole von Nintendo kommt auf den Markt |
Das Video Computer System von Atari wird präsentiert | |
der Apple II kommt auf den Markt | |
Commodore präsentiert den programmierbaren Personal Electronic Transactor (PET) | |
Radio Shack stellt den TRS-80 Heimcomputer vor | |
Zork wird programmiert | |
1978 | der Spielautomat Space Invaders von Taito wird weltweit erfolgreich vertrieben |
Roy Trubshaw entwickelt das erste Onlinespiel an der Universität Essex | |
1979 | Richard Garriott programmiert Akalabeth, den Vorläufer der Ultima-Serie |
1980 | Pac-Man wird zum meist verkauften Videospiel |
Space Invaders erscheint für den Atari VCS | |
Shigeru Miyamoto entwirft das Spielhallenspiel Donkey Kong, in dem zum ersten mal Jumpman erscheint, der später, unter den Namen Super Mario, Kult wird | |
Nintendo veröffentlicht mit der Game & Watch-Reihe die erste erfolgreiche Handheld-Konsole | |
1981 | Commodore veröffentlicht den VC 20 |
IBM bringt den ersten PC auf den Markt | |
1982 | Commodore bringt den C64 auf den Markt |
1983 | Sega veröffentlicht die Spielkonsole SG 1000 |
Electronic Arts veröffentlicht erste Spiele für den Atari und den Apple II | |
Atari macht großen Verlust | |
1984 | Der Konsolenspielemarkt ist praktisch zusammengebrochen. Der Computerspielemarkt boomt. |
1985 | Nintendo verkauft das Nintendo Entertainment System (NES) in den USA und Europa |
1986 | Commodore veröffentlicht den Amiga 500 |
1987 | Nintendo veröffentlicht den ersten Teil der Spiele-Serie The Legend of Zelda |
LucasArts veröffentlicht das Computerspiel Maniac Mansion | |
1989 | Sega bringt das Mega Drive auf den Markt |
1990 | Nintendo veröffentlicht den GameBoy mit Tetris und das Super Nintendo Entertainment System |
1991 | Sid Meiers Civilization erscheint |
1993 | Doom von id Software erscheint |
Commodore veröffentlicht das CD32, die erste 32bit Konsole | |
1994 | Sony veröffentlicht die Playstation in Japan, 1995 in Europa und Amerika |
die Electronic Entertainment Expo findet zum ersten Mal statt | |
1995 | Tomb Raider von Eidos erscheint |
1996 | Nintendo veröffentlicht den ersten Teil der Spiele-Serie Pokémon |
1997 | Ultima Online startet |
1998 | Sega bringt Dreamcast auf den Markt |
2000 | Sony bringt die Playstation 2 auf den Markt |
2001 | die XBox von Microsoft und der Gamecube von Nintendo erscheinen |
2005 | Nintendo DS und Sony PlayStation Portable werden veröffentlicht |
Literatur
- Spielkonsolen und Heimcomputer - 256 Geräte von 1972 bis 2002 (Autor: Winnie Forster, GAMEplan, ISBN 3-00-010658-8, 17,80 Euro, 144 Seiten)
- Spielkonsolen und Heimcomputer - 2. Auflage von 1972 bis 2005 (Autor: Winnie Forster, GAMEplan, ISBN 3-00-015290-3, 24,80 Euro, 224 Seiten)
- Steven L. Kent: The Ultimate History of Video Games. From Pong to Pokémon and Beyond – The Story Behind the Craze That Touched Our Lives and Changed the World. Roseville/California 2001, ISBN 0-7615-3643-4