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Lancia

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Lancia

Logo der eingetragenen Bild-/Wortmarke
Rechtsform Marke der FIAT Group
Gründung 1906
Sitz Turin, Italien
Branche Automobil
Website www.lancia.de

Lancia [ˈlantʃa] ist ein 1906 in Turin als Lancia & C. Fabbrica Automobili von Vincenzo Lancia und Claudio Fogolin gegründetes Automobil-Unternehmen, das seit 1969 zum Fiat-Konzern gehört. Zum einen ist die Marke bekannt für viele wegweisende Innovationen im Automobilsektor (u.a. durch die erste selbsttragende Karosserie), zum anderen kann dieser Hersteller auf eine lange Tradition im Rallye-Sport verweisen. Wie die meisten anderen italienischen Autofirmen baute Lancia bis 1972 auch Nutzfahrzeuge jeder Art und Größe.

Geschichte

Lancia Belna Eclipse und Belna Roadster auf dem Messestand des Karosseriebauers Pourtout, 1935
Lancia Flaminia Coupé

1906 bis 1969

Am 29. November 1906 wurde das Unternehmen Lancia von Vincenzo Lancia und seinem Freund, dem ehemaligen FIAT-Versuchsfahrer Claudio Fogolin gegründet. Lancia gehört somit zu den ältesten Automobilherstellern. Wie die meisten italienischen Fahrzeughersteller baute Lancia nicht nur PKW. Die Marke war auch auf dem Sektor der Nutzfahrzeuge eine anerkannte Größe und baute LKW und Busse jeder Art und Größe wie auch Obusse und Militärfahrzeuge.

Carlo Biscaretti di Ruffia gestaltete 1911 das erste Lancia-Logo. Es zeigt ein Volant und eine Lanze, da der Name Lancia auf italienisch Lanze bedeutet. Die Nomenklatur der Modelle folgte dem griechischen Alphabet, Varianten wurde ein Di- oder ein Tri- vorangestellt. Ständig wurden neue Modelle präsentiert, so dass wenige auf große Stückzahlen kamen. Der Wechsel ging auf die zahlreichen Patente zurück, die man stets zur Abgrenzung zur Konkurrenz umsetzte. Darunter 1923 erstmals die Einzalradaufhängung und später die selbsttragende Karosserie. Die Gestaltung und die Ausführung besonderer Karosserien wurde externen Firmen überlassen. 1922 fertigte Boneschi Fahrzeuge auf Basis des Lancia Lambda, Pininfarina lieferte 1937 das Aprilia Coupé. Der Vertrieb im deutschsprachigen Raum wurde von 1925 bis 1960 von der Wiener Firma Smoliner&Kratky geführt, die auch ein Lancia Autohaus an der prominenten Wiener Ringstraße (Stubenring) eröffneten.[1]. Im Zweiten Weltkrieg wurde Lancia von der Wehrmacht verpflichtet zeitweise nur LKW zu produzieren.

Den Wachstumsmarkt der einfachen billigen Wagen in Grosserie konnte Lancia nach 1945 nicht bedienen. Man setzte weiterhin auf Innovationen, wie etwa Limousinen ohne eine B-Säule im Einstieg. 1955 mussten die Motorsport-Aktivitäten vorläufig eingestellt werden, da das Unternehmen in finanzielle Schwierigkeiten geraten war. Gianni Lancia verkaufte im selben Jahr die Mehrheit am Unternehmen an die Italcementi-Gruppe unter Carlo Pesenti. Mit neuem Geld konnten die vielbeachteten Studien Lancia Florida I & II realisiert werden. Sie waren von Pininfarina gestaltet. Am 2. April 1955 wurde Prof. Antonio Fessia (1901–1968), technischer Direktor der noch zahlreiche Änderungen initiierte, unter anderem am neukonstruierten 2.5L V6 Motor. 1957 wurde das Oberklassemodell Lancia Flaminia als Serienmodell vorgestellt.

In der Folgezeit entstanden von den zwei Lancia Baureihen stets auch zahlreiche Varianten als Coupé, Sportwagen, Roadstar, Sportwagen oder Cabriolet bei externen Karosseriebetrieben. So gab es für eine Zielgruppe bis zu drei unterschiedliche Fahrzeuge von Lancia.

1969 bis 1986

Lancia Beta Berlina
Lancia Gamma Coupé

Lancia wurde 1969 nach nur 10 Jahren bei der Italcementi-Gruppe an Fiat verkauft. Die LKW-Sparte ging nach dem Auslaufen des letzten Modells 1972 ab dem Jahr 1975 in der ebenfalls zu Fiat gehörenden IVECO auf. Seitdem konzentriert sich Lancia auf PKW und das Motorsportengagement wieder intensiviert. 1971 wurde der Supersportwagen Lancia Stratos vorgestellt, welcher mit Ferrari-Motor bei Bertone gebaut wurde.

Nach dem griechischen Namen des Wagens folgte dann wieder die Nomenklatur mit dem griechischen Alphabet (zwischenzeitig: römische Straßen), wobei man mit der Einführung des Mittelklassewagens Beta im Herbst 1972 begann. Dieser war als Limousine (Berlina), Coupé (ab 1973), Kombicoupé HPE (ab 1974), Spider (ab 1974) und als sportliches Mittelmotor-Coupé Montecarlo (ab 1975) von Pininfarina erhältlich. Das Stufenheckmodell wurde ab 1980 als Trevi angeboten. Einige Lancia Beta hatten ein Cockpit das vom bekannten italienischen Industriedesigner Mario Bellini gestaltet war.

Im Frühjahr 1976 folgte in der oberen Mittelklasse der Lancia Gamma, welcher als Schräghecklimousine und Coupé erhältlich war. Entsprechende Studien für ein Kombicoupé, einen Spider und einen Minivan blieben in der Serie unrealisiert.

Das neue Segment der Kompaktklasse wurde im Herbst 1979 mit dem neuen Delta bedient, der im Werk Chivasso gefertigt wurde. Die Stufenheckversion war der ab 1982 angebotene Prisma, der auch mit zuschaltbarem Allradantrieb erhältlich war. Abermals entstanden diverse Varianten, diesmal als Straßenversionen von Rennversionen des Delta, darunter der verbreiterte Delta Integrale und Delta Integrale Evoluzione und der Delta S4 Stradale. Zu diesem Zeitpunkt war die Modell-Palette von Lancia wesentlich sportlicher angesiedelt als Fiat.

1986 bis 2008

Lancia Thema
Lancia Dedra Station Wagon
Lancia Y
Lancia Thesis Centenario Bi-Colore

1986 erwarb Fiat den bis dahin staatlichen Alfa Romeo Konzern. Fortan konzentrierte sich Lancia auf die extravaganteren Modelle. Das Motorsport-Engagement ging zu Alfa Romeo, dafür wurde die Lancia-Palette um den Kleinwagen Y10 der Marke Autobianchi ergänzt.

Zusammen mit Saab, FIAT und Alfa Romeo entwickelte Lancia den Thema. Dieser wurde ab Herbst 1984 als Stufenheck angeboten und ab Mitte 1986 bei Pininfarina auch als hochwertiger Lifestyle-Kombi gebaut. Die Stufenheckversion wurde in Kooperation mit Ferrari als Lancia Thema 8.32 angeboten, die erste und einzige Limousine mit Ferrari Motor. Das Schrägheck war Saab vorbehalten, welches das Schwestermodell als Saab 9000 anbot. Das Fiat-Modell Croma wurde zwar mit einem angedeuteten Stufenheck ausgestattet, hatte aber eine große Heckklappe. Der Alfa Romeo 164 wurde nur als Stufenhecklimousine angeboten. Sowohl Thema als auch Saab 9000, Fiat Croma und Alfa Romeo 164 verfügten über die Charakteristika der Marken. Weiterhin entstand aus dieser Kooperation der Saab 600 (als Skandinavienversion des Lancia Delta I).

Von der bisherigen Fiattochter Autobianchi wurde Mitte 1985 der Y10 übernommen, ein Kleinwagen der preislich über dem Fiat Uno rangierte, jedoch einen kürzeren Radstand hatte. Der Wagen zeichtete sich seinerzeit über eine in der Kleinwagenklasse unübliche hochwertige Verarbeitung und Ausstattung aus.

Im Frühjahr 1993 wurde die zweite Generation des Delta und Mitte 1994 die überarbeitete Stufenheckversion Dedra vorgestellt. Das alte Lancia-Werk in Chivasso wurde an den Karosseriebauer Maggiora verkauft, der für ein Jahr den alten Delta weiterfertigen durfte. Dieser realisierte zahlreiche Sonderserien und Einzelstücke auf Basis des Delta Integrale Evoluzione. Als Coupé wurde unautorisiert von einem niederländischen Händler der Lancia Hyena bei Zagato in Kleinserie gefertigt, dazu mussten Serienfahrzeuge des Intergrale Evoluzione fertig gekauft und zerlegt werden.

Im Herbst 1994 wurde der Lancia Kappa als Nachfolger des Thema vorgestellt. Neben der Limousine und dem ab Mitte 1996 bei Pininfarina gebauten Kombi wurde im Frühjahr 1997 auch das Lancia Kappa Coupé eingeführt. Gemäß der Tradition alter Coupés der Marke wurde es mit einem externen Karosseriebauer entwickelt und dort in Kleinserie gefertigt. Ab 1994 bediente Lancia mit dem Zeta in der Eurovan-Gruppe auch das Van-Segment, wobei schon in den frühen 1980er Jahre mit Pininfarina ein Van-Conceptcar von Lancia vorgestellt worden war. Es folgte der Phedra als Nachfolger des Zeta. Die drei Ausstattungsvarianten LE, LS und LX wurden durch die neuen Argento, Oro und Platino ersetzt. Im Herbst 1995 wurde der Y10 Nachfolger Lancia Y eingeführt.

Der von der Studie Lancia Dialogos abgeleitete Thesis war ein Versuch, im konservativen Segment der oberen Mittelklasse einen avantgardistischen Wagen zu etablieren. Der Erfolg blieb aus. Details wie die erstmals eingeführten LED-Heckleuchten oder die schmale C-Säule fanden sich trotzdem später bei anderen Marken wieder. Das wachsende Segment der luxuriösen Kleinwagen wurde zunehmend auch von anderen Marken entdeckt, so dass der Lancia Y angefangen vom 2001 eingeführten BMW Mini Konkurrenz bekam. Die neue Generation des Kleinwagens Lancia Y wurde eingeführt und um den Minivan Lancia Musa ergänzt.

Die Markenkommunikation von Lancia findet weniger über die Größe der Autohäuser auf der grünen Wiese statt, als vielmehr über innerstädtische Showrooms, die als Lancia Café betrieben werden.

Seit 2008: Lancia und Chrysler

Lancia Delta III

Im Herbst 2008 wurde die neue Generation des Lancia Delta auf dem deutschen Markt eingeführt. Frontale_delta.jpg Nachdem der Mutterkonzern Fiat den amerikanischen Hersteller Chrysler übernommen hat, ist beschlossen worden Lancia und die Marke Chrysler (ohne die Marke Jeep) weitestgehend zusammenzulegen. Spekuliert wird, dass Lancia zukünftig die kleineren Modelle fertigen wird und Chrysler die größeren und die Vans.

In den englischsprachigen Ländern sollen die Fahrzeuge als Chrysler und in den anderen als Lancia vertrieben werden und das neben der weiter existierenden Marke Jeep. Ausstattungsunterschiede sollen erhalten bleiben. Um die Marktreaktion zu testen wurde ein Lancia Delta in den USA als Studie Chrysler Lancia präsentiert, auch waren beide Marken auf dem Automobilsalon Genf erstmals auf einem gemeinsamen Stand zu sehen.

Lancia im Motorsport

Lancia D23 Spyder, 1953
Ein Lancia D50A der Formel 1
Ein 1974er Lancia Stratos HF der Gruppe 4
Der ehemalige Lancia Delta S4 der Gruppe B von Miki Biasion

Bereits 1927 nahm Lancia an Rennen teil. Bei der erstmals durchgeführten Mille Miglia belegten drei Lancia Lambda die Plätze vier, fünf und sechs. Ein Jahr später wurde Strazz Dritter und Luigi Scarfiotto wurde Siebenter. Bei der Targa Florio, die 1936 nur für Serientourenwagen ausgeschrieben war, belegte die Lancia Augusta die ersten vier Plätze.

1951 wurde der neue Aurelia B10 mit einem auf 1991 cm³ vergrößerten Motor bei der 1800 Kilometer langen Sestriere-Rallye eingesetzt, und Alberto Ascari holte den Gesamtsieg. Bei der Sizilienrundfahrt 1951 errang Lancia mit dem neuen Aurelia B20 einen Doppelsieg in der Gran-Tourismo-Klasse über 1500 cm³. Bei der III.Carrera Panamericana 1952 ging Lancia mit dem Aurelia B20 mit Roots-Kompressor an den Start und wurde hinter Mercedes und Ferrari Dritter.

Die Wagen der Firma Lancia wurden sehr oft im Rallyesport eingesetzt. Die Scuderia Lancia konnte mit Lancia D24 und ihrem Fahrer Juan Manuel Fangio 1953 einige Erfolge feiern. Die Scuderia Lancia war dann auch kurze Zeit mit dem Lancia D50 in der Formel 1 tätig. Als ihr Fahrer Alberto Ascari aber 1955 infolge eines schweren Crashs in Monza starb, verschenkte Lancia seine sechs Wagen an die Scuderia Ferrari, die 1956 mit dem Ferrari-Lancia D50 Weltmeister wurde. Seit 1970 gab es die offizielle Rallye-Weltmeisterschaft. Dort kam der Lancia Fulvia zum Einsatz, der 1972 den ersten Weltmeistertitel holte.

Berühmt wurde auch der Lancia Stratos HF, der 19741976 die Marken-WM gewann. Einer der bekanntesten Fahrer war Sandro Munari. Er fuhr 13 Siege ein und holte 1977 den Weltmeistertitel. Der Lancia Beta Monte-Carlo wurde in der Gruppe 5 unter 2000 cm³ eingesetzt und wurde 1980 und 1981 Weltmeister. Daraufhin überarbeitete man das Modell und es entstand der Lancia Rally 037. Fahrer wie Walter Röhrl holten 19821985 etliche Siege in der Rallye-WM und 1983 konnte man den Marken-WM-Titel feiern. Nebenbei wurde für die Gruppe 6 der Lancia LC1 mit 450 PS (331 kW) und für die Gruppe C der Lancia LC2 mit 800 PS (588 kW) eingesetzt. Fahrer wie Riccardo Patrese fuhren hier mit dem Martini Racing Team einige Siege ein, Porsche konnte man zwar nur selten schlagen, dennoch stellten die Erfolge eine äußerst respektable Leistung dar.

Dann kam die Zeit des Lancia Delta. In verschiedenen Ausführungen (S4, bis 1986; 4WD bis 1987; integrale bis 1988; integrale 16V bis 1989) wurden etliche Titel eingefahren. Der Lancia Delta S4 holte den Weltmeistertitel 1986 in der Gruppe B. Die so genannten Gruppe-B-Monster hatten 400 bis 550 PS, konnten allerdings nur noch von einigen wenigen Top-Piloten am Grenzbereich bewegt werden. Der finnische Lancia-Werksfahrer Henri Toivonen und sein Kopilot verunglückten in einem Delta S4 bei der Korsika-Rallye 1986 tödlich. Die Gruppe B wurde infolge weiterer schwerer Unfälle dann auch von der FIA wieder aus dem Rallyesport verbannt. In der Gruppe A lief es besser und der Lancia Delta hielt sich bis 1992 im Geschäft. Von 1987 bis 1992 wurde die Marken-WM gewonnen. Weltmeister wurden Juha Kankkunen (1987 und 1991) und Massimo Biasion (1988 und 1989).

Man kann mit Recht behaupten, dass Lancia eine überaus bedeutende Rolle im Rallyesport spielte. Allein die Rallye Monte Carlo wurde seit 1973 elfmal mit einem Lancia gewonnen. In der Rallye-WM gab es seit 1970 neun Weltmeister mit einem Auto der Marke Lancia. Der Lancia Delta integrale gilt bis heute als das erfolgreichste Rallyeauto aller Zeiten. Er gewann sechsmal hintereinander die Marken-WM. Mit keinem anderen Fahrzeug konnte ein derartiger Erfolg bisher wiederholt werden.

Im Rahmen der Eingliederung von Alfa Romeo in den FIAT-Konzern änderte das Management die Ausrichtung der Marke Lancia insgesamt und beendete auch deren Engagement im Motorsport am 18. Dezember 1991 durch eine offizielle Pressemitteilung zu Gunsten von Alfa Romeo. Das ehemalige Lancia-Abarth-Rally-Team unter Leitung von Cheftechniker Ing. Sergio Limone, dem ehemaligen Projektleiter des Lancia 037 Rally, des S4 und der Delta Gr.A-Fahrzeuge, betreute anschließend ab 1992 die Sportversionen des Alfa Romeo 155 der Alfa Corse in der Italienischen Tourenwagen-Meisterschaft (CIVT) und ab 1993 auch in der DTM. Die erste Sportversion, Alfa Romeo 155 GTA, verwendete dabei das Motorkonzept des Lancia Delta Integrale 16V und verfügte auch über einen Allradantrieb. Das damalige Lancia-Management begann die Marke als weniger sportlich und mehr luxusorientiert zu platzieren und erklärte in Interviews: "Die Vollgasperiode bei Lancia ist vorbei."

Lancia und Prominenz

Der elegante Lancia Aurelia B24 Spider war häufig im italienischen und französischen Film der 1950er Jahre zu sehen

Die italienische Edelmarke erfreute sich großer Beliebtheit bei Prominenten wie Caruso, Greta Garbo, Gloria Swanson, Ernest Hemingway, Gary Cooper oder Max Schmeling. Auch Technikfreaks wie die Rennfahrer Tazio Nuvolari und Mike Hawthorn oder der Flugzeugbauer Anthony Fokker besaßen Wagen der Marke. 1923 schrieb Franz Kafka schrieb in sein Tagebuch über den Eindruck den eine Reklame von Lancia auf ihn machte. Der Wiener Architekt Adolf Loos, bekannt für das Zitat ornament ist ein verbrechen entwarf im selben Jahr einen Wagen auf Lancia-Basis. Erich Maria Remarque floh in seinem Lancia Dilambda zusammen mit Marlene Dietrich und deren Tochter aus Deutschland nach Frankreich und widmete dem Wagen sogar eine Erzählung. Zu dieser Zeit fuhr Albert Speer einen weißen Lancia-Sportwagen.[2] Bis in die Nachkriegszeit fuhr Konstantin Prinz von Bayern ein Lancia Dilambda Cabriolet, welches er als Auto meines Lebens bezeichnete.[3].

Die Popularität bei Prominenten riss auch in der Nachkriegeszeit nicht ab, als Coupés und Cabriolets der Marke etwa von Gregory Peck, Audrey Hepburn, Jean-Paul Belmondo, Brigitte Bardot und Marcello Mastroianni gefahren wurden. Die Karosseriebauer Elio Zagato und Battista Pininfarina fuhren privat eine Eigenkreation für die Marke Lancia.

Die Comicfigur Tim wurde von Hergé als Fahrer eines Lancia Aprilia in „L'Or Noir“ (und später das Nachfolgemodell Lancia Aurelia in „L'Affaire Tournesol“) gezeichnet.

Peter Gabriel verwendete sein Flavia Coupé auf einem Plattencover. Nachdem keine Neuauflage des Lancia Stratos geplant ist, ließ 2010 der Unternehmer Michael Stoschek einen New Stratos auf Ferrari-Basis bei Pininfarina neu entwerfen und bauen. Das Auto wurde mit Lancia-Logos versehen.

Modelle und Platzierung

Lancia Belna (1935), Karosserie von Pourtout
Ausfahrbarer Heckspoiler des Thema 8.32

Stets bedienten Modelle von Lancia eine exklusive Nische, die von der Limousine bis zu mehreren sportlichen Coupés und luxuriösen Cabriolets reichte. Dies hat sich auch seit der Übernahme durch Fiat nicht geändert, wenngleich die Bandbreite an varianten aufgrund von höheren Mindestzahlen dann doch abgenommen haben.

Als besondere Modelle entstanden etwa der Lancia Thema 8.32 (mit Ferrari-Motor) oder das Lancia Kappa Coupé, welches weitestgehend in Handarbeit entstand. Zu den besonders erfolgreichen Modellen zählen der Lancia Delta (Rallye-Gruppe-A-Weltmeister 19871992) und der Y10/Ypsilon.

Lancia-Modelle haben den Anspruch, im Design eleganter und zurückhaltender zu sein als etwa die Wagen von Alfa Romeo, teilen aber häufig eine technische Basis. Meist verfügen die Modelle von Lancia über Ausstattungsmerkmale, die bei anderen Marken nur in höheren Klassen und gegen Aufpreis angeboten werden. Hierzu zählen unter anderem der exklusive Bezugstoff Alcantara, Navigationssysteme mit Monitor und Bluetoothfunktionalität und das in vielen Modellen enthaltene Bose-Soundsystem. Neben einer individuellen Ausstattung der Modelle ist an den heutigen Lancia vor allem das Karosseriedesign prägnant: Es interpretiert Elemente von klassischen Modellen wie der Aurelia oder der Fulvia, erhältlich ist auch die Zweifarbenlackierung Bi-Colore.

Das größte Modell stellt derzeit der Lancia Delta dar, der zwischen Kompakt- und Mittelklasse anzusiedeln ist. Daneben gibt es mit Lancia Musa und Lancia Phedra zwei Vans sowie den Kleinwagen Lancia Ypsilon.

Personenwagen

Zeitleiste

Zeitleiste der Lancia- und Autobianchi-Modelle seit 1945
Typ Lancia, bis 1969 unabhängig 1969 von Fiat gekauft, seitdem Typennummernkreis von Fiat
Autobianchi, JV zwischen Bianchi, Fiat und Pirelli ab 1967 100 % Teil des Fiat-Konzerns im Ausland als Lancia, in Italien als Autobianchi
1940er 1950er 1960er 1970er 1980er 1990er 2000er 2010er 2020er
5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5
Kleinstwagen Bianchina Giardiniera
Kleinwagen A112 Y10 (156) Y (840) Ypsilon (843) Ypsilon (846) Ypsilon (L21)
Kompaktklasse A111 Delta I[2] (831) Delta II (836) Delta III (844)
Mittelklasse Primula Prisma (831) Dedra (835) Lybra (839)
Ardea Appia Fulvia Beta / Trevi (828) Flavia
Obere Mittelklasse Flavia 2000 Gamma (830) Thema (834 / Y9) Kappa (838) Thesis (841) Thema
Coupé / Cabrio Stellina
Fulvia Coupé/Sport Beta Coupé[1] / Spider / Montecarlo (828)
Aurelia Flaminia Gamma Coupé/GT (830) Kappa Coupé
(838)
Sportwagen Stratos
Minivan Musa (350)
Van Zeta (220) Phedra (179) Voyager

[1] auch bei Seat in Spanien gebaut
[2] auch als Saab Lancia 600 in Skandinavien verkauft

  • Unter der Marke „Autobianchi“ vertrieben
  • In Italien unter der Marke „Autobianchi“, im Ausland als „Lancia“ vertrieben
  • Lancia-Modelle, gemeinsam mit PSA entwickelt und bei SEVEL auch als Peugeot, Citroën und Fiat gebaut
  • Lancia-Modelle, aus der Kooperation mit Chrysler, als Lancia in Europa vertrieben

  • 1908 bis 1945

    • Lancia Alpha 18/24HP (1908)
    • Lancia Dialpha 18HP (1908)
    • Lancia Beta 15/20HP (1909)
    • Lancia Gamma 20HP (1910)
    • Lancia Delta 25/30HP (1911)
    • Lancia Epsilon (1911)
    • Lancia Eta 35/50HP (1912)
    • Lancia Didelta 30HP (1912)
    • Lancia Zeta 12HP (1912)
    • Lancia Theta 35HP (1914)
    • Lancia Kappa 35HP (1919)

    1945 bis 1970er

    Die Modelle der frühen Nachkriegszeit tragen (wie seit den 1930er Jahren) die Namen berühmter Straßen des römischen Reiches, man spricht auch von den "A" und "F" Modellen. Neben den bei Lancia gefertigten Modellen entstehen auch Kleinserien zahlreicher Coupés und Cabriolets gefertigt von externen Karosseriemanufakturen.

    1970er bis 1980er

    Ab den 1970er Jahren wird in der Namensgebung wieder auf die Buchstaben des griechischen Alphabets zurückgegriffen (wobei der Buchstabe Alpha aus naheliegenden Gründen entfällt). Weiterhin werden auch andere griechische Begriffe verwendet. Der Modellvielfalt bleibt Lancia weitestgehend treu. Allein der Beta wird in einem halben Dutzend Karosserievarianten angeboten, der Delta ist auch in diversen von Rallyversionen abgeleiteten Sondermodellen erhältlich. Mit dem Vertrieb der Schwestermarke Autobianchi (in Form des Lancia Y10) wird erstmals ein Kleinwagen angeboten.

    1990er bis 2000er

    Die Wagen von Lancia profilieren in den 1990er Jahren vor allem in der sorgfältigen Ausstattung. So bot der Lancia Y ein Farbspektrum aus 110 Farben (sog. Kaleidos-Programm). Viele Modelle haben eine Alcantara-Polsterung und optional teilweise eine Lederausstattung der Manufaktur Poltrona Frau. Mit dem Zeta beteiligt sich Lancia am Eurovan-Konsortium, und bietet erstmals einen Van an.

    Aktuelle Modellpalette

    Als Beginn der heutigen Modellpalette kann die 1998 vorgestellte Studie Lancia Dialogos gelten. Auf Basis dieser Formensprache entstanden die heutigen Modelle. Ein Ausstattungshighlight ist die "Bi-Colore"-Zweifarbenlackierung. Aktuell wurde die neuste Generation des Lancia Delta vorgestellt.

    Studien (Auswahl)

    • Lancia PF 2000 (1952, von Pininfarina)
    • Lancia Florida I & II (1956/1957 , von Pininfarina)
    • Lancia Stratos (1970, von Bertone)
    • Lancia Megagamma (1978, von Giugiaro)
    • Lancia Medusa (1980, von Giugiaro)
    • Lancia ECV1 & ECV2 (1986)
    • Lancia Hit (1988, von Pininfarina)
    • Lancia Hyena (1993, Miniserie von Zagato auf Basis des Delta HF, 24 Stück)
    • Lancia Kayak (1995, von Bertone)
    • Lancia Dialogos (1998)
    • Lancia NEA (2001)
    • Lancia Granturismo (2002)
    • Lancia Fulvia (2003)
    • Lancia Thesis Stola S85 (2004, von Stola)

    Historische Produktsparten

    Lancia Trijota von 1921
    Lancia Esadelta C von 1969
    Lancia 3Ro bei der Wehrmacht

    Neben Automobilen hat Lancia in seiner Geschichte auch zahlreiche Nutzfahrzeuge gefertigt. Im Jahre 1975 ging die in Bozen beheimatete LKW-Sparte von Lancia in der ebenfalls zu Fiat gehörenden IVECO auf. Die bekanntesten Lancia-Nutzfahrzeuge sind folgende:

    Lastkraftwagen

    • Lancia Eta (PKW mit Ladefläche)
    • Lancia Jota (1915)
    • Lancia Dijota (1915)
    • Lancia Trijota (1921)
    • Lancia Tetrajota (1921)
    • Lancia Pentajota (1924)
    • Lancia Esajota
    • Lancia Eptajota (1927)
    • Lancia Omicron
    • Lancia Ro (1932)
    • Lancia Ro-Ro (1935)
    • Lancia 3Ro (1938)
    • Lancia EsaRo (1941)
    • Lancia E 290 (1941) einziger gebauter Elektro-Lastwagen, 1949 von Lancia wieder auf Antrieb durch einen Ottomotor umgebaut
    • Lancia 6Ro (1947)
    • Lancia Esatau (1950-1968)
    • Lancia Beta / Lancia Beta Diesel
    • Lancia Esatau B (1955)
    • Lancia Beta Diesel (1959) Lancia Beta 190, mit durch einen Kompressor aufgeladenen Zweizylinder-Zweitakt-Dieselmotor
    • Lancia Esadelta B (1959)
    • Lancia Esadelta C (1969)
    • Lancia Esagamma (1968)

    Transporter

    • Lancia Beta / Lancia Beta Diesel
    • Lancia Jolly
    • Lancia Superjolly

    Busse

    • Lancia Trijota
    • Lancia Tetrajota
    • Lancia Omicron
    • Lancia Ro
    • Lancia Esatau
    • Lancia Esagamma

    Obusse

    • Lancia Esatau V11

    Militärfahrzeuge

    • Lancia IZ (1912) Panzerwagen
    • Lancia 3Ro (1939) LKW
    • Lancia EsaRo (1942) LKW
    • Lancia Lince (Luchs) (1942) Panzerwagen - Kopie eines Daimler Dingo MK I
    • Lancia 6Ro (1948) LKW
    • Lancia CL51 (Z 20) (1954) Truppentransporter
    • Lancia TL51 (Z 30) (1954) Lastkraftwagen

    Corporate Design

    Altes Lancia-Logo
    Die Bodoni-Schrift auf dem Motor eines Kappa Coupé
    Schriftzug am neuen Delta

    Das Lancia-Logo wurde 1911 vom italienischen Industrie-Designer Graf Carlo Biscaretti di Ruffia (* 1879 in Turin; † 1959 in Pisa) entworfen. Es zeigt einen Schild mit Lanze und Flagge. Biscaretti schuf 1957 das nach ihm benannte Automobilmuseum Museo dell'automobile Carlo Biscaretti di Ruffia (it). Zur Genfer Automobilmesse 2007 wurde das Logo komplett überarbeitet. Das Logo ist unter dem Schild nur noch als Schriftzug auf blauem Grund ohne 4-Speichen-Volant und der Fahne mit Lanze zu sehen.

    Typografie

    Als einer der ersten Automobilhersteller pflegte Lancia auch in der Typografie ein einheitliches Corporate Design, das aus der Hausfarbe Dunkelblau auf Weiß und der Hausschrift Bodoni besteht. Lancia verwendete die Barockschrift Bodoni lange bevor sie in den 1980er Jahren zur Modeschrift avancierte und noch viele Jahre danach. Mittlerweile wird auch die Helvetica verwendet.

    Fahrzeugbezeichnungen

    Das erste Fahrzeug, der Typ 12 HP, später auch Alpha genannt, wurde 1908 vorgestellt, wobei dieser schon 1907 als Prototyp existierte. Bis 1919 wurden alle Fahrzeuge nach der Motorleistung benannt. Erst später kamen – auch rückwirkend – Modellbezeichnungen nach dem griechischen Alphabet hinzu. Von 1931 bis 1972 wurden die Fahrzeuge nach bekannten Straßen in Rom benannt: Appia, Aurelia, Fulvia, Flavia.

    Ab 1972 wurden dann teilweise wieder die alten Bezeichnungen nach dem griechischen Alphabet verwendet: Beta, Delta, Gamma, später aber auch andere griechische Begriffe wie Stratos, Thema und Dedra. Der Delta blieb erhalten, nur wurde nicht der griechische Buchstabe verwendet, sondern „Delta“ wurde ausgeschrieben. Bei der zweiten Serie des Delta wurde dann wieder auf den griechischen Buchstaben zurückgegriffen. Der Nachfolger des Thema war der Lancia k, wobei das „k“ den griechischen Buchstaben Kappa darstellt. Als Nachfolger des Dedra erschien der Lybra. Die heutigen Fahrzeuge heißen Thesis, Musa, Ypsilon und Phedra. Kürzlich wurde der neue Delta vorgestellt.

    Siehe auch

    Literatur

    Commons: Lancia – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

    Einzelnachweise

    1. http://www.unicom.co.at/artman/publish/article_62.shtml
    2. Otto Skorzeny: Meine Kommandounternehmen, S. 215. 1981
    3. Ulf Geyersbach: "--und so habe ich mir denn ein Auto angeschafft": Schriftsteller und ihre Automobile, S.86
    Vorlage:Navigationsleiste Italienische Automobilmarken