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Franjo Tuđman

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Franjo Tuđman (* 14. Mai 1922 in Veliko Trgovišće; † 11. Dezember 1999 in Zagreb) war der erste frei gewählte kroatische Präsident nach der Loslösung aus der jugoslawischen Föderation.

Der erste Präsident Kroatiens

Im April 1990 fanden in Kroatien die ersten demokratischen Parlamentswahlen seit dem 2. Weltkrieg statt. Vom neu gewählten Parlament Sabor wurde Franjo Tuđman am 30. Mai 1990 zum Präsidenten der damaligen Sozialistischen Teilrepublik Kroatien gewählt.

Am 19. Mai 1991 wurde ein Referendum zur politischen Zukunft Kroatiens abgehalten. Die Wahlbeteiligung lag bei 83,56 %. Dabei sprachen sich 94,17 % für die kroatische Souveränität aus. Auf Grund dieser Ergebnisse nahm das kroatische Parlament am 25. Juni 1991 den Verfassungsbeschluss über die Souveränität und Selbständigkeit der Republik Kroatien an, ebenso die rechtsstaatlichen Verpflichtungen gegenüber den Minderheiten sowie alle anderen Rechten und Pflichten eines demokratischen Staates.

Nach Änderung der Verfassung Kroatiens wurde er am 2. September 1992 zur Präsidenten der souveränen Republik Kroatien gewählt.

Franjo Tuđman trat für ein ein unabhängiges Kroatien, freie Marktwirtschaft, eine Mehrparteiendemokratie ein.

Bei seinen Bemühungen um die internationale Anerkennung nahm Franjo Tuđman an der Jugoslawien-Friedenskonferenz teil, die im September 1991 unter der Führung von Peter Carrington in Den Haag begann. Die Schiedskommission der Jugoslawien-Friedenskonferenz, die unter der Leitung von Robert Badinter stand, kam am 7. Dezember 1991 zu dem Schluss, dass es sich „nicht um Abspaltung, sondern um einen Zerfall“ des ehemaligen Jugoslawien handele.

Am 15. Juni 1997 gewann Franjo Tuđman erneut die Präsidentschaftswahlen und blieb bis zu seinem Tod im Amt.

Der Kroatische Unabhängigkeitskrieg

Von der serbischen JNA unterstützte Serbische Freischärler und Paramilitärs besetzten 1991 - 1995 ein knappes Drittel Kroatiens, vertrieben etwa 170.000 Kroaten und riefen eine Serbenrepublik aus.

Vier Jahre dauernde erfolglose Verhandlungen, der Misserfolg des UNPROFOR-Mandats und das Scheitern der UNCRO den bewogen Tuđman schließlich zur Militäroperation Oluja. Dabei flohen etwa 200.000 Serben vor dem Eintreffen der kroatischen Truppen.

Unmittelbar nach Beendigung der Oluja folgte die Militäroperation Maestral, die im Vorfeld in Split mit dem bosnischen Präsidenten Alija Izetbegović beschlossene gemeinsamen Operation der kroatischen Streitkräfte und der Armee von Bosnien und Herzegowina vom 8.–15. September 1995.

Während des Angriffs der kroatischen und moslemischen Bodenstreitkräfte spielte fand gleichzeitig ein mehrere Tage dauernder Angriff der NATO-Luftstreitkräfte auf die Stellungen der serbischen Luftabwehr statt.

Als die Militäroperation Maestral gestoppt wurde, schrumpfte das von Serben kontrollierte Gebiet von über 70% auf unter 45 % des Territoriums von Bosnien und Herzegowina. Erst jetzt konnten Friedensverhandlungen eingeleitet werden, die mit dem Vertrag von Dayton endeten.

Biographie

Der Kommunist

Vater war Stjepan Tuđman, leitendes Mitglied der Kroatischen Bauernpartei und die Mutter war Justima Ne Gmaz. Er hatte zwei Brüder, Stjepan und Ivica. Die Mutter starb 1926, als Franjo Tuđman noch in der Volksschule war. Sein Bruder Stjepan kam im Frühjahr 1943 als Mitglied der antifaschistischen Bewegung ums Leben. Sein Vater war einer der Mitgründer des ZAVNOH ("Zemaljsko antifašisticko vijeće narodnog oslobođenja Hrvatske"/"Antifaschistischer (Landes-)Rat der nationalen Befreiung Kroatiens"). Im Frühjahr 1946 kam er unter bis heute ungeklärten Umständen ums Leben; vielfach wird behauptet, er sei wegen seiner Kritik an der neuen kommunistischen Regierung von der Geheimpolizei der damaligen Volksrepublik Jugoslawien umgebracht worden.

Tuđman besucht zwischen 1929 und 1933 in seiner Heimatstadt die Volkschule und ging ab dem Jahr 1934 bis 1941 an die Oberschule in Zagreb. Schon während der Oberschule wurde er Mitglied der nationalen demokratischen Bewegung.

Ab 1941 nahm er aktiv als Partisan an der antifaschistischen Bewegung teil. Noch während des Krieges wurde er zu einer der Repräsentanten im Führungsstab der nationalen Befreiungsarmee (NVO) und der Bewegung für die Befreiung Jugoslawiens (POJ) ernannt.

Danach arbeitete er im Personalbüro des Verteidigungsministeriums. In Belgrad absolvierte er zwischen 1955 und 1957 ein Studium an der Militärakademie. Im Jahr 1960 wurde er in den Rang eines Generals befördert, jedoch verließ er 1961 schon wieder die Armee um sich auf seine akademische Arbeit zu konzentrieren. Noch im selben Jahr gründete er in Zagreb das "Institut für die Geschichte der Arbeiterbewegung Kroatiens" und blieb bis 1967 deren Direktor. 1963 wurde ihm der Titel des Professors der politischen Wissenschaften an der Universität von Zagreb verliehen. 1965 wurde ihm der Doktortitel der Politikwissenschaften von der UNI Zagreb zugesprochen, nachdem man seine umstrittene Abhandlung zu den "Ursachen der Krise des monarchistischen Jugoslawiens seit seiner Entstehung 1918 bis zum Zerfall 1941." verteidigt hatte.

Von 1965 bis 1969 arbeitete er für die pädagogisch-kulturelle Kommission des Parlaments der sozialistischen Republik Kroatiens und als Präsident des Ausschusses der pädagogisch-kulturelle Kommission des Parlaments als Delegierter. Zudem war er Präsident der Kommission "Matica Hrvatska" für kroatische Geschichte.

Der Dissident

Im Jahr 1967 wurde Franjo Tuđman aus der kommunistischen Partei (KP) wegen seinen gewagten politischen Thesen, die auf eine Teilung Bosniens zugunsten der kroatischen Republik wegen einer angeblichen Unterdrückung der kroatischen Volksgruppe in Bosnien abzielten und bereits in dieser Zeit als kroatisch-nationalistisch bezeichnet wurden, ausgeschlossen. Ebenso verlor er seinen Posten als Direktor in dem von ihm gegründeten "Instituts für die Geschichte der Arbeiterbewegung Kroatiens" und seinen Posten als Professor an der Universität Zagreb. Ihm wurden alle öffentliche Ämter entzogen.

Nach der Beendigung der auch als Kroatischer Frühling bekannten kroatischen antikommunistischen Bewegung im Jahre 1971 wurde er, wie auch der heutige kroatische Staatspräsident Stjepan Mesić, wegen "konterrevolutionärer Umtriebe" verhaftet und einer der Hauptangeklagten dieser Bewegung. Nur Aufgrund einer Intervention durch den Schriftsteller Miroslav Krleža bei Marschall Josip Broz Tito, wurde die langjährige Haftstrafe gegen ihn auf zwei Jahre verkürzt, die sich später dann noch mal auf 9 Monate verringerte. Im Februar 1981 wurde er erneut zu drei Jahren Gefängnis verurteilt und ihm für weitere fünf Jahre verboten westlichen Radio- und Fernsehagenturen Interviews zu geben. Zwischen 1982 und 1983 saß er wieder wegen "staatsfeindlicher Propaganda" in Lepoglava in Haft. Dann wurde seine Haft wegen gesundheitlicher Probleme bis zum Mai 1984 unterbrochen. Im September 1984 wurde er endgültig aufgrund gesundheitlicher Probleme auf freien Fuß gesetzt.

Nachdem er 1987 seinen Reisepass zurückbekam, reiste er zunächst nach Kanada und in die USA und danach innerhalb von Europa, wo er Vorträge über die kroatische Nationalbewegung hielt. Im Jahr 1989 gründete er die "Kroatische Demokratische Gemeinschaft" (HDZ) und wurde deren Vorsitzender.

Als Mitglied der kroatischen Akademie der Wissenschaften wurde Tudjman auch mehrfach international ausgezeichnet: "Catarina de Medici", im November 1990, Ehrendoktor der Universität La Jolle im Dezember 1990.

Franjo Tudjman war im November 1995 einer der Mitunterzeichner des Dayton-Vertrages.