Zum Inhalt springen

Rote Armee Fraktion

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 10. März 2004 um 17:22 Uhr durch Thdoerfler (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Logo der RAF

Logo der RAF

Die Rote Armee Fraktion (RAF), welche 1970 um Andreas Baader, Gudrun Ensslin, Horst Mahler und Ulrike Meinhof gegründet wurde, war eine linksterroristische Vereinigung und wollte nach dem Vorbild südamerikanischer Widerstandskämpfer den bewaffneten Kampf als "Stadtguerilla" aus dem Untergrund führen.

Erstmals öffentlich in Erscheinung trat diese terroristische Gruppierung, die anfangs als "Baader-Meinhof-Gruppe" bzw. "Baader-Meinhof-Bande", je nach politischen Standpunkt, bekannt war, am 14. Mai 1970 mit der gewaltsamen Befreiung Andreas Baaders, der wegen Brandstiftung in einem Kaufhaus eine dreijährige Haftstrafe zu verbüßen hatte.

Betrachtet man die Entwicklung der RAF, so lassen sich mehrere "Generationen" unterscheiden, zwischen denen jeweils keine oder nur geringe personelle Kontinuität vorhanden ist.

Die erste Generation

Die erste Generation (Meinhof, Baader, Ensslin und Raspe) war von 1970 bis 1972 aktiv. Sie wurde überwiegend im Juni 1972 verhaftet und 1977 zu lebenslager Haft verurteilt.

Im Gefängnis beklagten sie sich über sog. Isolationsfolter und traten mehrmals in einen Hungerstreik, an deren Folgen Holger Meins am 9. November 1974 in der Haftanstalt Wittlich starb.

Am 25. April 1975 besetzt das Kommando Holger Meins Teile der deutschen Botschaft in Stockholm und fordert die Freilassung der inhaftierten RAF-Spitze. Als die Bundesregierung der Forderung nicht nachkommt, werden der Militärattaché Oberstleutnant Andreas von Mirbach und der Wirtschaftsattaché Heinz Hillegaart getötet. Einer der Terroristen löst versehentlich eine Explosion aus, die das Gebäude in Brand setzt. Ein Terrorist stirbt dabei, später stirbt auch der Terrorist Siegfried Hausner. Weitere vier RAF-Mitglieder werden später verurteilt.

Führende Mitglieder der ersten Generation nahmen sich zwischen 1976 und 1977 in der Haft das Leben. Während Ulrike Meinhof schon 1976 ihr Leben durch Selbsttötung beendete, folgten die Übrigen ihr erst nach einem misslungenen Versuch der Freipressung, der von der zweiten Generation durchgeführt wurde, in den Tod. Die Umstände der Selbsttötungen bieten einigen Menschen Stoff für Verschwörungstheorien.

Die zweite Generation

Die zweite Generation bildete sich nach der Festnahme des größten Teils der ersten Generation und versuchte im Herbst 1977 ("Deutscher Herbst") durch die Entführung von Hanns-Martin Schleyer und der Lufthansa-Maschine "Landshut" nach Mogadischu, die inhaftierte erste Generation freizupressen. Die Entführung der "Landshut" wurde blutig durch das Sonderkommando GSG 9 beendet und die Drohung, Hanns-Martin Schleyer zu töten, wurde von der RAF wahrgemacht.


Die dritte Generation

Die dritte Generation, ein Zusammenschluss von bis zu 250 Personen, davon ca. 15-20 Personen, die den "Harten Kern" bildeten, war für die Ausführung von Sabotageakten und Mordanschlägen, denen Persönlichkeiten der Bundesdeutschen Politik zum Opfer fielen, verantwortlich.

Es gibt aber auch Stimmen, die die dritte Generation als ein Produkt der Geheimdienste bezeichen, da ihre Anschläge in Form und Durchführung deutlich professioneller wirkten und sie kaum Spuren hinterliessen.

Die dritte Generation erfuhr organisatorische und finanzielle Hilfe aus der DDR. Ferner gelang es einigen Mitgliedern der RAF, in der DDR unterzutauchen. Mit dem Zusammenbruch der DDR wurde ihre neue Identität in der DDR aufgedeckt. Susanne Albrecht, Inge Viett, Werner Lotze, Ekkehard Seckendorff-Gudent, Christine Dümlein, Monika Helbing, Silke Maier-Witt, Henning Beer, Sigrid Sternebeck und Ralf-Baptist Friedrich wurden so für die Justiz wieder greifbar.

Aktionen

Datum Ort Aktion Bemerkung
11. Mai 1972 Frankfurt am Main Bombenanschlag auf eine US-Kaserne in Frankfurt a. M. 1 Toter und 13 Verletzte
12. Mai 1972 Augsburg und München Bombenanschlag auf ein Polizeikommesariat in Augsburg und das LKA in München 5 verletzte Polizisten
16. Mai 1972 Karlsruhe Bombenanschlag auf den Wagen des Bundesrichters Buddenberg Seine Frau fuhr den Wagen und wurde verletzt.
19. Mai 1972 Hamburg Bombenanschlag auf den Sitz des Axel Springer Verlages 17 Personen wurden verletzt
24. Mai 1972 Heidelberg Bombenanschlag auf den das Europa-Hauptquartier der US-Armee 3 Tote GIs, 5 verletzt
7. April 1977 Karlsruhe Erschießung von Generalbundesanwalt Siegfried Buback Der Fahrer und ein Justizbeamter werden ebenfalls erschossen.
Sep./Okt. 1977

18. Oktober 1977

Mulhouse (Frankreich) Entführung von Arbeitgeberpräsident Hanns-Martin Schleyer

Ermordung Schleyers durch Erschießen

3 Polizisten sowie der Fahrer kommen bei der Entführung ums Leben.
30. November 1989 Bad Homburg v. d. Höhe Bombenattentat auf den Bankier Alfred Herrhausen
1. April 1991 Düsseldorf Erschießung des Chefs der Treuhandanstalt Detlev Karsten Rohwedder in seinem Haus in Düsseldorf
27. März 1993 Weiterstadt Sprengstoffanschlag auf den Neubau der Justizvollzugsanstalt Keine Verletzten, Sachschaden 123 Millionen DM

Die neunziger Jahre

Am 4. Juli 1993 kommt es in Bad Kleinen bei Schwerin bei der Festnahme der RAF-Mitglieder Wolfgang Grams und Birgit Hogefeld zu einem Schusswechsel. Der 26-jährige GSG-9-Beamte Michael Newrzella und Grams sterben. Nach offiziellen Angaben hat sich Grams selbst getötet, um der Festnahme zu entgehen, jedoch ist das Gerücht weit verbreitet, dass Grams von einem GSG-9-Mann erschossen worden ist.

Als die Umstände des Einsatzes genauer untersucht wurden, traten erhebliche Mängel in der Koordination der verschiedenen Ermittlungsbehörden, sowie bei der Spurensicherung zu Tage. Aufgrund der öffentlichen Debatte trat der damalige Bundesinnenminister Rudolf Seiters zurück, Generalbundesanwalt Alexander von Stahl wurde entlassen.

Auflösung der RAF

Am 20. April 1998 veröffentlicht die RAF über die Nachrichtenagentur Reuters eine achtseitige Erklärung, in der sie ihre Selbstauflösung bekannt gibt. Es heißt dort: "Vor fast 28 Jahren, am 14. Mai 1970, entstand in einer Befreiungsaktion die RAF. Heute beenden wir dieses Projekt. Die Stadtguerilla in Form der RAF ist nun Geschichte."


Siehe auch: APO, Buback - Ein Nachruf, Radikalenerlass

Filme

Literatur