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Weiße Blätter

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Weiße Blätter Monatszeitschrift für Geschichte, Tradition und Staat war eine 1934 bis 1943 erscheinende Zeitschrift, die sich der nationalsozialistischen Gleichschaltung entgegenstellte. Sie erschien in Bad Neustadt a.d. Saale unter dem Herausgeber Karl Ludwig Freiherr von und zu Guttenberg. Gedruckt wurde sie bei Carl Krüger in Mylau/Sachsen.

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Titelseite der Weißen Blätter, Ausgabe September 1938

Die Weißen Blätter waren die Nachfolgezeitschrift der ebenfalls von zu Guttenberg herausgegebenen „Monarchie - Zeitschrift für deutsche Tradition“ (1932-34), die vom sächsischen Innenminister verboten worden war, weil sie im Januarheft von 1934 eine Würdigung Kaiser Wilhelms II. aus Anlass seines 75. Geburtstags gebracht hatte. Anliegen der Weißen Blätter war es vor allem, den Gedanken an die Monarchie als einzig mögliche Staatsform für die Deutschen wachzuhalten, aber auch eine Aussöhnung zwischen den beiden großen Konfessionen in Deutschland herbeizuführen. Guttenberg, der bayerischer Föderalist, aber keineswegs Separatist war, wollte gegen den Zentralismus zunächst von Weimar und später gegen den der Nationalsozialisten auf das seiner Meinung nach viel geeignetere Bismarckreich verweisen. Einen breiten Raum in den Abhandlungen nahmen der Friedensvertrag von Versailles, die „Dolchstoßlegende“ und die Auseinandersetzung mit der Abdankung Kaiser Wilhelms II. in Spa ein.

Zunehmend aber konnte eine wache Leserschaft in den historischen Artikeln und Erzählungen, in den Buchkritiken und in den im sog. „Mosaik“ zusammengestellten politischen Nachrichten die Verfehlungen der Gegenwart aus den Darstellungen der Vergangenheit ablesen. Die Zeitschrift verzichtete auf jede Form der Polemik. Ihre leise Kritik macht es dem heutigen Leser schwer zu verstehen, wieso sie nach dem Krieg zur Widerstandsliteratur gezählt wurde. Hinzu kommt, dass das national-konservative Gedankengut, das die Zeitschrift prägte, auch bei den Nationalsozialisten Verwendung fand. So spielt in den Weißen Blätter sowohl der „Volk-ohne-Raum-Gedanke“ eine Rolle wie die Vorstellung von den Germanen und damit des Deutschen als des besseren Menschen und, daraus abgeleitet, das Recht Deutschlands auf Hegemonie in Europa. Dieses Gedankengut wird aber verwendet, um den darin liegenden Unterschied zur Auslegung der Nationalsozialisten klar zu machen: Rechtsstaatlichkeit und christlicher Glaube werden als germanisches Erbe beschworen, nationalsozialistischer Missbrauch wird an historischen Vorgängen dargestellt und angeprangert. Die Krone gilt als Symbol des angestrebten Idealbildes vom Staat.

Ideengeschichtlich waren die Weißen Blätter geprägt von den Vorstellungen Arthur Moeller van den Brucks, Oswald Spenglers und von den Historikern Martin Spahn, Hermann Oncken und besonders der von Leopold von Ranke, auf dessen Werk man zurückgriff und es hochhielt[1], wenn es galt sich gegen die von NS-Historikern wie Walter Frank propagierte "kämpferische Geschichtsschreibung" zu stellen[2]. Als Mitarbeiter konnte zu Guttenberg Autoren wie Werner Bergengruen, Jochen Klepper, Harald von Koenigswald, Kurt Jagow, Anton Ritthaler, Otto Heuschele[3], Hans Eberhard Friedrich und Reinhold Schneider gewinnen. Vertreter des Widerstandes, wie Ulrich von Hassell und Klaus Bonhoeffer, schrieben ebenfalls in den Weißen Blättern, deren Leserkreis zunächst aus den Abonnenten der „Monarchie“ und der gleichfalls 1934 verbotenen „Deutschen Treue“ (Hrsg. Carl Krüger/Mylau) bestand. 1935 kamen die Leser der „Zukunft“ hinzu, die mit dem Tode ihres Herausgebers Julius Bierbach/Heidelberg ihr Erscheinen eingestellt hatte. 1939 wurde unter den Lesern der verbotenen „Eisernen Blätter“ des Pfarrers Gottfried Traub um Bestellungen geworben. Der Plan, die Abonnenten der „Gelben Hefte“ Max Buchners/Würzburg nach dessen Tod zu übernehmen, kam nicht zur Durchführung. Nach Kriegsausbruch 1939 erschienen die Weißen Blätter nur noch vierteljährlich und stellten 1943, wie viele ähnliche Zeitschriften, aus kriegsbedingtem Papiermangel ihr Erscheinen ganz ein.

Einzelnachweise

  1. Siehe die Zitateseammlung Weisheit des Geschichtsschreibers und die Buchbesprechung: Aus Rankes Gedankenwelt Von Elisabeth Schwenzel in der Ausgabe Mai/Juni/Juli 1942.
  2. Siehe der Leitartikel Grenzen und Befugnisse der Geschichtswissenschaft von Anton Ritthaler und der Nachdruck Stimmen und Urteile: Geist und Geschichte aus den Eisernen Blättern in der Ausgabe von April 1935 zu den Angriffen Walter Franks gegen Hermann Oncken.
  3. Siehe z.B. Vom geistigen Adel und Adel des Geistes von Otto Heuschele in der Ausgabe von April 1940.