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Johann Bernhard Basedow

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Johann Bernhard Basedow (* 11. September 1724 in Hamburg; † 25. Juli 1790 in Magdeburg) war ein deutscher Theologe, Pädagoge, Schriftsteller und Philanthrop der Aufklärung.

Leben

Datei:Basedow.jpeg
Johann Bernhard Basedow
Unterricht im Naturalien-Kabinett; Illustration aus Basedows „Elementarwerk“ von Daniel Chodowiecki

Der Sohn eines Perückenmachers nahm in Leipzig das Theologiestudium auf, das er in Kiel abschloss, wo er 1752 zum Magister promovierte. 1753 wurde er an die dänische Ritterakademie in Soroe auf Seeland zum Professor der Moral und Beredsamkeit sowie der Theologie berufen. Aufgrund seiner rationalistischen Publikationen versetzte man ihn 1761 an das Gymnasium Christianeum in Altona. Seine pädagogischen Anschauungen lösten unter den von Johann Melchior Goeze geführten orthodoxen Theologen heftigen Protest aus, so dass er 1767 durch Minister Andreas Peter von Bernstorff entlassen wurde.

Basedow entwickelte sich zu einem der führenden Köpfe der Philanthropen, einer reformpädagogischen Bewegung während der Zeit der Aufklärung. Unter dem Postulat der Nützlichkeit und Brauchbarkeit des Individuums für die Gesellschaft wollte sie eine neue Erziehung begründen, die gesellschaftliche Veränderungen automatisch nach sich ziehen sollte. Diesen Fortschrittsoptimismus teilte er mit anderen Aufklärern.

1771 rief ihn Fürst Leopold III. von Anhalt nach Dessau, damit er dort seine pädagogischen und reformerischen Ideen verwirklichen konnte. In Dessau plante Basedow das Philanthropinum, eine „Pflanzschule der Menschheit“, in der Kinder verschiedener Herkunft im Sinne des aufklärungspädagogischen Gedankenguts (standesgemäß) erzogen werden sollten.

Nach der Eröffnung im Dezember 1774 gingen zahlreiche Spenden in Dessau ein und die Zahl der Schüler stieg rasch an. Führende pädagogische Reformer konnten als Mitarbeiter gewonnen werden: Joachim Heinrich Campe, Ernst Christian Trapp, Christian Gotthilf Salzmann u. a. Gegenüber der von den Aufklärungspädagogen kritisierten Lern- und Paukschule betonte Basedow das spielerische Element im Elementarunterricht, das Lernen durch Anschauung und Selbsttätigkeit, die Betonung der lebenden Fremdsprachen, die Pflege der Muttersprache. Das enge Zusammenleben der Lehrer mit ihren Zöglingen im Internat sollte darüber hinaus deren Charakter formen. 1774 unternahm er mit Goethe und Lavater eine Lahnreise.

1793 musste das Dessauer Philanthropinum aufgrund andauernder Streitigkeiten in der Lehrerschaft sowie von Organisations- und Finanzierungsproblemen schließen. Basedow war bereits 1776 als Leiter der Einrichtung zurückgetreten, da er seine Ziele nicht verwirklicht sah. Im wurde vorgeworfen, er habe das Lehrerkollegium nicht zusammengehalten und adäquat geleitet. Gründe dafür hätten auch in seiner aufbrausenden und teilweise engstirnigen Art gelegen.

Über Basedows deistische religiöse Anschauungen berichtet Daniel Chodowiecki (1726–1801) nach einem Besuch in Dessau:

„Er sprach viel vom Vergangenen, Gegenwärtigen, und Zukünftigen; gestand er sey ein Socinianer und erziehe seinen Sohn nach diesen Meinungen … Diese fortschrittliche Glaubensrichtung, die Basedow dem trinitarischen Glauben entfremden musste, war einer der Gründe, warum sich der Aufklärer in Schwierigkeiten mit den Pfarrern und Priestern brachte.“[1]

1774 legte Basedow sein pädagogisches Elementarwerk vor, in dem er in neun Büchern Grundfragen der Erziehung des Menschen, der Logigk, der Religion und die Sittenlehre behandelte sowie die Beschäftigungen und Stände der Menschen, Geschichte und Naturkunde. Daniel Chodowiecki fertigte die Kupfertafeln dafür an. Mit dem Elementarwerk schuf Basedow das moderne Realienbuch: Es verband Text und Bild und Sachinformationen, die dialogisch erörtert wurden.

In Hamburg und Magdeburg wurden Basedowstraßen nach ihm benannt.

Literatur

  • (Johann Bernhard Basedow:) Ein Privatgesangbuch zur gesellschaftlichen und unanstößigen Erbauung auch für solche Christen welche verschiedenes Glaubens sind. Berlin und Altona 1767. Anonym erschienen, mit anonymer Vorrede, Identifizierung als Werk von Basedow nach F. G. Lüdkes Besprechung dieses Buches in: Anhang zu dem ersten bis zwölften Bande der allgemeinen deutschen Bibliothek. Berlin und Stettin, verlegts Friedrich Nicolai 1771, S. 37 - 40. Basedow ist Herausgeber, Vorwortschreiber und Dichter einiger enthaltener Lieder, hat aber auch Texte anderer Autoren aufgenommen, auch bekannte Kirchenlieder, allerdings hat er daraus teils Strophen weggelassen bzw. umgedichtet
  • Johann Christian Meier: Johann Bernhard Basedow's Leben, Charakter und Schriften unparteiisch beurtheilt, 2 Bände, Hamburg 1791/92
  • Heinrich Rathmann: Beyträge zur Lebensgeschichte Johann Bernhard Basedows aus seinen Schriften und andern Quellen gesammlet. Magdeburg: Pansa 1791

Anmerkungen

  1. Journal, gehalten auf einer Lustreyse von Berlin nach Dreßden, Leipzig, Halle, Dessau etc. Anno 1789