Krieg
Krieg ist ein Konflikt zwischen Staaten, Völkern sowie anderen Gruppen, der durch organisierten Einsatz von Waffen ausgetragen wird. Krieg bezeichnet somit eine Situation, in der zumindest eine der beteiligten Kriegsparteien ihre Machtansprüche gegenüber der anderen durch eine massive Anwendung von physischer Gewalt, insbesondere der Tötung von Menschen, geltend zu machen sucht.
Krieg ist so alt wie die Menschheit selbst, vermutlich viel älter. Wir dürften dieses Erbe von unseren tierischen Vorfahren übernommen haben: Im Tierreich ist der Einsatz von individueller Aggression zur Durchsetzung der eigenen Interessen der Normalfall. Gewaltsame Konflikte zwischen Gruppen treten ebenfalls häufig auf, wenn Ressourcen knapp werden. Krieg zu führen ist also nichts "unnatürliches", jedoch ist die Fähigkeit, die Aggresion unterdrücken und durch Diplomatie Krieg zu vermeiden zu können, ein Kriterium, das den Menschen vom Tierreich abhebt.
Die Kriegsführung selbst hat in Geschichte und Gegenwart unterschiedliche Phasen durchgemacht. Die Ursachen waren und sind in der Einstellung der jeweiligen Zeitgenossen zur "Normalität" des Krieges und in der Waffentechnologie zu suchen.
Die Frühzeit der Kriege dürfte dem entsprochen haben, was heute unter "bewaffneter Konflikt" subsummiert wird: Kleinere lokale Gruppen befehdeten sich schlecht organisiert und in wechselseitigen Allianzen untereinander.
Dies wurde abgelöst von Kriegen, die von Armeen geschlagen wurden. Gewissermaßen kann diese Art von Krieg als "Duell" der Machthaber der jeweiligen Kriegspartei verstanden werden, die sich der Waffe "Armee" bedienen.
Im Zuge immer größerer Armeen entwickelte sich die Idee des "gehegten" Krieges mit strikter Trennung zwischen Zivilisten und Kombattanten (Haager Landkriegsordnung).
Die Sinnlosigkeit dieser Definition wurde dann im ersten und insbesondere im zweiten Weltkrieg deutlich, die sich als Kriege zwischen Völkern verstehen ließen: Da die gesamten Reserven der jeweiligen Nationen für Kriegszwecke mobilisiert waren, ließ sich die Trennung nicht rechtfertigen. Dies führte zur Strategie der "verbrannten Erde", die die Deutschen im Osten Europas anwandten, zum Bombenkrieg gegen deutsche Städte, zu kollektiven Selbstmorden in Japan und zum Atombombenabwurf.
Aufgrund dieser Erfahrungen und der Abschreckungssituation im Kalten Krieg entwickelte sich nach 1945 die Einstellung, dass Kriege generell vermieden werden sollten. Erst nach dem Ende des kalten Krieges werden heiße Kriege wieder zunehmend als erlaubtes Mittel zur Erreichung politischer Ziele angesehen. Dabei ist die Tendenz festzustellen, die Doktrin der Nichteinmischung in die Angelegenheiten fremder Staaten aufzugeben zugunsten einer militärischen Durchsetzung von Menschenrechten. (Wie weit im konkreten Fall andere Motive bei den Kriegsursachen mitspielen, oder wie weit ein Krieg dieser Durchsetzung tatsächlich nützt, sei dahingestellt). Offenbar aber entwickelt sich - zumindest in der westlichen Welt - die Einstellung zum Krieg wieder weg von der Idee "Volk gegen Volk", und hin zu der Vorstellung, dass Kriege eine Art Polizeiaktion "Welt gegen ausscherendes Mitglied" seien. Auch durch die Weiterentwicklung der Waffentechnologie ("smart bombs") wird eine solche Denkweise wieder möglich.
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Der Kriegstheoretiker Clausewitz beschreibt den Krieg: "... Jeder sucht den anderen durch physische Gewalt zur Erfüllung seines Willens zu zwingen; sein nächster Zweck ist, den Gegner niederzuwerfen und dadurch zu jedem ferneren Widerstand unfähig zu machen".
Seine Definition des Krieges als "ein wahres politisches Instrument ist, eine Fortsetzung des politischen Verkehrs, ein Durchführen desselben mit anderen Mitteln" wird bei genauerem Hinsehen den Gegebenheiten der realen Kriegführung in Geschichte und Gegenwart nicht gerecht. Krieg ist nicht nur ein Mittel je staatlich organisierter und gelenkter Politik. Neben den mit dem Heer gerüsteten Staaten als kriegführende Seiten spielten offenbar zu allen Zeiten die ‚nicht regulären' Gruppen eine erhebliche Rolle: Kosaken, Jäger, Husaren, Samurai, Partisanen. In der neueren Zeit die Guerilla, Freischärler und Milizen.
Somit scheitert auch der Versuch, zwischen einem Konflikt und einem formal erklärten Krieg zu unterscheiden und die Bezeichnung "Krieg" auf jene Konflikte einzuschränken, die mit einer formalen Kriegserklärung einhergehen.
Zu diesen kleinen Kriegen zählen Krawalle, Aufstände, der Staatsstreich, Bürgerkriege usw. In ihnen zeigt sich die eigentliche, ungehemmte Art eines Krieges. Sie bilden die überwältigende Mehrzahl aller Kriege; die "regulären" Kriege zwischen Staaten und regulären Truppen bilden demgegenüber die Ausnahme.
Kriege werden geführt
- um Rohstoffquellen,
- aus religiösen oder kulturellen Gründen,
- die Kreuzzüge, der Dreißigjährige Krieg, der Jihad
- um die Vormachtstellung,
- um bestimmten Gesetzen Gültigkeit zu verschaffen,
- aus ökonomischen und territorialen Interessen etc.
In der Neuzeit wurde versucht, die Kriege zu limitieren. Nach dem Dreißigjährigen Krieg sollte nach Regeln kodifizierten Kriegsrechts und Kriegsvölkerrechts vorgegangen werden. So sollten nur die feindlichen Streitkräfte, nicht die Zivilisten, als Ziel militärischer Angriffe gelten. Dieses galt bemerkenswerterweise nur in Europa, nicht aber für die Kolonien oder gegen nichteuropäische Völker.
Am bedeutsamsten wurden die Genfer Konvention 1864, die Ende des 19. Jh.s wirksam wurde, sowie das Genfer Abkommen über die Behandlung der Kriegsgefangenen 1949.
Der Krieg scheint ein Bestandteil der gesamten menschlichen Kulturgeschichte. Dennoch wird er als das besondere, nicht normale, empfunden, wohingegen der Frieden als der wünschenswerte Normalzustand angesehen wird.
Das Grundgesetz bestimmt im Artikel 26 (1):
"Handlungen, die geeignet sind und in der Absicht vorgenommen werden, das friedliche Zusammenleben der Völker zu stören, insbesondere die Führung eines Angriffskrieges vorzubereiten, sind verfassungswidrig. Sie sind unter Strafe zu stellen."
Beim Umgang mit dem Begriff Krieg zeigen heutige kriegführende Staaten eine gewisse verbale Verunsicherung. Zuweilen gibt ein Land vor, seine Truppen in das andere zu schicken, um die gestörte Ordnung wiederherzustellen, oder um Völkermord, Verbrechen gegen Menschlichkeit oder den Sturz einer legitimen Regierung durch einen Aufstand zu verhindern. Dann bezeichnet es diesen Einsatz als Polizeiaktion oder Friedensmission, andere nennen ihn Angriff und Intervention.
Auch versuchen einige Leute Krieg und Terrorismus zu unterscheiden, obwohl man Krieg als eine gut organisierte Form des Terrors sehen kann.
Im übertragenen Sinn unterscheidet man auch bewaffneten "heißen" Krieg vom Kalten Krieg.
Aktuelle und historische Kriege
- Peloponnesischer Krieg (431 v.Chr.-404 v. Chr.)
- Hundertjähriger Krieg (1337-1453)
- Dreißigjähriger Krieg (1618-1648)
- Spanischer Erbfolgekrieg (1701-1714)
- Siebenjähriger Krieg (1756-1763)
- Erster Weltkrieg (1914-1918)
- Russischer Bürgerkrieg (1918-1922)
- Spanischer Bürgerkrieg (1936-1939)
- Zweiter Weltkrieg (1939-1945)
- 1. Arabisch-Israelischer Krieg (1948-1949)
- Koreakrieg (1950-1953)
- Vietnamkrieg (1964-1973)
- Sechs-Tage Krieg (1967)
- Yom-Kippur Krieg (1973)
- Sowjetischer Afghanistan-Krieg (1978-1989)
- Iran-Irak Krieg, Erster Golfkrieg (1980-1988)
- Falkland-Krieg (1982)
- US-Invasion in Panama 1989
- Zweiter Golfkrieg, auch "Operation desert storm" genannt Irak contra USA (1990-1991)
- Jugoslawischer Bürgerkrieg (1992-1996)
- Erster Tschetschenien-Krieg 1994-1996
- Kosovo-Krieg (1999-2001)
- Zweiter Tschetschenien-Krieg (seit 2001)
- Georgisch-Abchasischer-Krieg 2001
- Amerikanischer Afghanistan-Krieg (Angriff der USA auf Afghanistan 2001-2002)
Siehe auch: Bewaffneter Konflikt
Weblinks:
- Kriege 1945-2001 (Universität Hamburg)