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Kyffhäuserdenkmal

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Kyffhäuserdenkmal - Reiterstandbild und Turm (Mai 2005)

Das Kyffhäuserdenkmal (auch Barbarossadenkmal oder Kaiser-Wilhelm-Denkmal) ist ein Kaiser-Wilhelm-Denkmal auf der Kuppe des Kyffhäuserberges am östlichen Rand der ehemaligen Reichsburg Kyffhausen. Es liegt in der Gemarkung von Steinthaleben bei Bad Frankenhausen (Thüringen) und wurde 1890 bis 1896 zu Ehren von Kaiser Wilhelm I. errichtet. Es ist nach dem Völkerschlachtdenkmal in Leipzig und dem Kaiser-Wilhelm-Denkmal an der Porta Westfalica das drittgrößte Denkmal Deutschlands.

Historischer Hintergrund

Nach dem Tod Kaiser Wilhelm I. 1888 wurden an vielen Orten im Deutschen Reich repräsentative Denkmäler zu Ehren des Verstorbenen errichtet. Das Kyffhäuserdenkmal ist eines der größten und bekanntesten dieser Kaiser-Wilhelm-Denkmäler. Zusammen mit dem Niederwalddenkmal bei Rüdesheim am Rhein, dem Hermannsdenkmal bei Detmold am südlichen Teutoburger Wald, dem Völkerschlachtdenkmal in Leipzig und der Walhalla bei Donaustauf ordnet sich das Kyffhäuserdenkmal in die imposante Gruppe der monumentalen Gedenkbauwerke Deutschlands ein. Wie so oft im Wilhelminismus zeugten diese Ausmaße nicht unbedingt von Selbstgewissheit und Zukunftssicherheit, sondern waren Ausdruck der Angst vor äußeren wie inneren Feinden, gegen die diese Bollwerke errichtet wurden. In diesem Fall ging es vor allem um die inneren Feinde, die deutsche Sozialdemokratie, gegen die sich die Kriegervereine als Hüter und Wahrer der Reichseinheit stellen wollten. Dem Reich, das einst an innerem Zwist zugrunde gegangen war, sollte ein solches Schicksal kein zweites Mal widerfahren, und das mächtige Denkmal auf dem Kyffhäuser brachte diese Entschlossenheit zum Ausdruck.[1]

Planung und Bau

Das Kyffhäuserdenkmal wurde nach den Plänen des Architekten Bruno Schmitz auf den Ruinen der Reichsburg Kyffhausen errichtet. Das Bauwerk wurde am 16. Juni 1896 eingeweiht. Angeregt wurde der Denkmalbau vom Deutschen Kriegerbund, der auch ab 1900 als Kyffhäuserbund die Denkmalverwaltung übernahm.

Beschreibung

Die Architektur lehnt sich stilistisch an den Burgenbau der Stauferzeit an. Das Bildprogramm soll das neue, von Preußen dominierte Deutsche Kaiserreich als legitimen Nachfolger des mittelalterlichen Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation darstellen.

Das 81 m hohe Denkmal zeigt eine 6,5 m hohe, vor Ort von dem Bildhauer Nicolaus Geiger aus Sandsteinq­ern gemeißelte Figur von Friedrich I. (Barbarossa), der soeben zu erwachen scheint. Darüber befindet sich ein 11 m hohes Reiterstandbild Kaiser Wilhelms I. des Bildhauers Emil Hundrieser aus Kupfertreibarbeit in neubarocken Formen. Diese Komposition vermittelt den programmatischen Gedanken des Denkmals, der die mittelalterliche Kyffhäusersaga aufgriff und in die Gegenwart fortschrieb: Kaiser Wilhelm (zuweilen auch als 'Barbablanca' tituliert) vollendete die Reichseinigung, auf die das deutsche Volk so lange gewartet hatte.

Überragt wird das Denkmal von einem 57 m hohen, mit einer Kaiserkrone bekrönten Denkmalturm, von dessen Turmkuppel man nach Ersteigen der 247 Stufen einen hervorragenden Rundumblick hat.

Umgebung

Im zugehörigen Denkmalgebäude befindet sich heute das Burgmuseum, welches sich vor allem mit der Reichsburg und der Barbarossasage beschäftigt.

Am 6. Mai 1939 wurde unterhalb des Kyffhäuserdenkmals das Hindenburgdenkmal von Hermann Hosaeus eingeweiht. Die zehn Tonnen schwere und fünf Meter große Figur ist aus bayerischem Porphyr gearbeitet. Die Statue wurde 1945 umgestürzt und an Ort und Stelle eingegraben. Am 7. Juni 2004 fand der neue Hotelpächter Paul Breul das eingegrabene Hindenburgdenkmal auf seinem Gelände. Da bei den Behörden Unklarheit über den Umgang mit dem Denkmal herrscht, liegt es noch immer nur halb ausgegraben und umzäunt in der Erde.

Bilder

Literatur

  • Gunther Mai: Das Kyffhäuser-Denkmal 1896-1996. Böhlau Verlag, 1997, ISBN 3412023973
Commons: Kyffhäuserdenkmal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 51° 24′ 47″ N, 11° 6′ 35″ O

  1. Herfried Münkler: Die Deutschen und ihre Mythen. Rowohlt Taschenbuchverlag, 2010, ISBN 978 3 499 62394 3