Ernst Busch (Offizier)

Ernst Wilhelm Bernhard Busch (* 6. Juli 1885 in Steele bei Essen; † 17. Juli 1945 in Aldershot, Nottinghamshire, England)[1] war ein deutscher Offizier, zuletzt Generalfeldmarschall im Zweiten Weltkrieg. Er war mitverantwortlich für den Zusammenbruch der Heeresgruppe Mitte während der sowjetischen Sommeroffensive Operation Bagration.
Biografie
Ernst Busch war der Sohn des Direktors des königlichen Waisenhauses der Fürstin-Franziska-Christine-Stiftung Essen-Steele, Wilhelm Ernst Busch. Im Alter von zwölf Jahren begann er seine militärische Laufbahn, als er 1897 in die Kadettenanstalt Bensberg eintrat. 1901 wechselte er in die Hauptkadettenanstalt Groß-Lichterfelde und legte dort 1904 sein Abitur ab und wurde daraufhin in die Preußische Armee als Fähnrich übernommen. Nach seiner Beförderung wurde er in das Infanterie-Regiment „Herwath von Bittenfeld“ (1. Westfälisches) Nr. 13 nach Münster in Westfalen versetzt. Im folgenden Jahr wurde er zum Leutnant befördert. 1908 wurde Busch zum Infanterie-Regiment „Herzog Ferdinand von Braunschweig“ (8. Westfälisches) Nr. 57 nach Wesel versetzt, in dem er bis zum Jahr 1913 Dienst tat. Es folgte am 16. Juni 1913 die Ernennung zum Oberleutnant und eine Versetzung an die Kriegsschule in Kassel, wo er als Inspektionsoffizier tätig war.
Erster Weltkrieg
Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde Busch als Kompaniechef in das Infanterie-Regiment „Vogel von Falckenstein“ (7. Westfälisches) Nr. 56 versetzt, mit dem er fast während des ganzen Ersten Weltkrieges an der deutschen Westfront eingesetzt wurde. Er nahm an den folgenden Schlachten teil:
- Angriff auf Lüttich (4. - 16. August 1914)
- Schlacht bei St. Quentin (29. August 1914)
- Wettlauf zum Meer (13. September - 19. Oktober 1914)
- Erste Flandernschlacht (20. Oktober - 18. November 1914)
- Schlacht in der Champagne (16. Februar - 20. März 1915)
- Zweite Flandernschlacht (22. April - 25. Mai 1915)
- Schlacht um Verdun (21. Februar - 20. Dezember 1916)
- Schlacht an der Aisne (16. April - Ende Mai 1917)
- Deutsche Frühjahrsoffensive 1918 (21. März - 17. Juli 1918)
1915 wurde er zum Hauptmann befördert und im Lauf des Jahres 1916 als Bataillonskommandeur eingesetzt. Aufgrund seiner militärischen Erfolge wurde Busch 1918 mit dem Orden Pour le Mérite ausgezeichnet.[2] Während des Kriegs wurde er dreimal verwundet. (21. Mai 1915, 10. März 1917, 23. Oktober 1917). Am 07. September 1918 übernahm er eine Kompanie des Regiments z.b.V. “von Möller”, mit dem er in das Deutsche Reich zurückkehrte.
Weimarer Republik
Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges konnte Busch in der Reichswehr bleiben und wurde bei der Bildung des 100.000-Mann-Heeres 1920 Kompaniechef im 18. Infanterie-Regiment. Anschließend kam er zum Stab der 6. Division in Münster. 1924 wurde er zum Stab des Reichswehrgruppenkommandos I versetzt und im April 1925 zum Major befördert. Im Oktober 1925 wurde er Inspekteur der Verkehrstruppen im Reichswehrministerium. 1928 wurde Busch dann zur 2. Division nach Stettin versetzt, wo er im Divisionsstab als Erster Generalstabsoffizier (Ia) eingesetzt war.
Am 1. Februar 1930 erfolgte Buschs Beförderung zum Oberstleutnant und die Ernennung zum Bataillonskommandeur im 9. Preußischen Infanterie-Regiment. Im Jahr 1932 wurde Busch schließlich Kommandeur des Regiments und am 1. Oktober 1932 folgte die Ernennung zum Oberst.
Busch war bereits vor der Machtergreifung Adolf Hitlers ein Anhänger der Nationalsozialisten.[2]
Zeit des Nationalsozialismus
Am 1. September 1935 wurde Busch zum Generalmajor und gleichzeitig zum Kommandeur der 23. Infanterie-Division ernannt. Am 1. Oktober 1937 erfolgte die Beförderung zum Generalleutnant. Während der Blomberg-Fritsch-Krise Ende Januar und Anfang Februar 1938 stand er klar auf der Seite Hitlers und wurde deshalb noch im gleichen Monat zum General der Infanterie befördert und als Kommandierender General des VIII. Armeekorps und Befehlshaber im Wehrkreis VIII/Breslau eingesetzt.[2] Im Sommer 1938 wandte er sich auf dem Generalstreffen am 4. August 1938 zusammen mit Walter von Reichenau gegen den Generalstabschef Ludwig Beck, als dieser die aggressive Politik Hitlers gegenüber der Tschechoslowakei als falsch darstellte.[2] (→Sudetenkrise)
Zweiter Weltkrieg
Nachdem Busch mit seinem VIII. Armeekorps am Polenfeldzug teilgenommen hatte, erhielt er anschließend den Oberbefehl über die neuaufgestellte 16. Armee. Mit dieser war er im Westfeldzug am linken Flügel der Heeresgruppe A eingesetzt. Für seine Führungsleistung wurde ihm am 26. Mai 1940 das Ritterkreuz verliehen. Am 19. Juli 1940 erfolgte seine Beförderung zum Generaloberst.
Mit Beginn des Deutsch-Sowjetischen Krieges war Busch mit der 16. Armee im Verband der Heeresgruppe Nord eingesetzt. Hierbei gelang ihm bis Ende 1941 der Vorstoß bis südlich des Ilmensees. Während der sowjetischen Winteroffensive 1941/42 kam es zur Einschließung von Verbänden der Armee bei Cholm und Demjansk, die Lage konnte erst im Laufe des Jahres 1942 bereinigt werden. Von 1942 bis 1943 folgten Abwehrkämpfe im Raum Staraja Russa/Demjansk. Am 1. Februar 1943 wurde Busch zum Generalfeldmarschall befördert und im Oktober des gleichen Jahres in Vertretung des bei einem Autounfall verletzten Günther von Kluge mit der Führung der Heeresgruppe Mitte beauftragt. Zuvor war ihm bereits im August 1943 das Eichenlaub zum Ritterkreuz verliehen worden. Im Mai 1944 wurde er dann zum Oberbefehlshaber der Heeresgruppe ernannt.
Der mit weit überlegenen Kräften geführten sowjetischen Sommeroffensive, die am dritten Jahrestag des deutschen Angriffes am 22. Juni 1944 begann, war die Heeresgruppe jedoch nicht gewachsen, und bereits am zweiten Tag der Offensive zerriss die Frontlinie. Die durch Hitler vorgegebene, starre Verteidigungstaktik der „festen Plätze“ entsprach nicht dem asymmetrischen Kräfteverhältnis zwischen den deutschen und sowjetischen Streitkräften. Dies führte zum Untergang der Heeresgruppe. In Folge dieser Ereignisse wurde Busch als Oberbefehlshaber am 28. Juni 1944 entlassen und durch Generalfeldmarschall Walter Model ersetzt. Busch empfand diese Entlassung als persönliche Kränkung, da er im Vorfeld der Ereignisse durchaus Gegenmaßnahmen wie zum Beispiel Frontverkürzungen vorgeschlagen hatte, jedoch von deren Durchführung absah, um Hitler seine besondere Treue zu beweisen. Er verließ daher seinen Posten, ohne Model in die gegenwärtige Lage eingewiesen zu haben.[3]
Erst im März 1945 erhielt Busch als Oberbefehlshaber Nordwest erneut ein militärisches Kommando. In dieser Funktion kapitulierte Busch am 7. Mai 1945 vor dem britischen Feldmarschall Bernard Montgomery in der Lüneburger Heide. Nach seiner Gefangennahme wurde Busch nach England gebracht und dort im Lager Aldershot in der Grafschaft Nottinghamshire interniert. Dort verstarb er am 17. Juli des gleichen Jahres an Angina Pectoris.
Auszeichnungen
- Eisernes Kreuz II. Klasse (1914)[4] im September 1914
- Eisernes Kreuz (1914) I. Klasse [4] im März 1915
- Ritterkreuz des Königlichen Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern [4] im Jahre 1917
- Verwundetenabzeichen (1918) in Schwarz[4]
- Pour le Mérite [4] am 4. Oktober 1918
- Wehrmacht-Dienstauszeichnung IV. bis I. Klasse
- Medaille zur Erinnerung an den 1. Oktober 1938 mit Spange „Prager Burg“
- Spange zum Eisernen Kreuz II. und I. Klasse
- Medaille Winterschlacht im Osten 1941/42
- Demjanskschild
- Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes mit Eichenlaub[5]
- Ritterkreuz am 26. Mai 1940
- Eichenlaub am 21. August 1943 (274. Verleihung)
- Freiheitskreuz I. Klasse mit Stern und Schwertern
- Nennung im Wehrmachtbericht am 6. August 1941, 16. September 1941, 21. Oktober 1941, 28. Januar 1943
Literatur
- Walter Görlitz: Model - Der Feldmarschall und sein Endkampf an der Ruhr; Universitas-Verlag München 1989; ISBN 3-8004-1193-8
- Rolf Hinze: Ostfrontdrama 1944 – Rückzugskämpfe der Heeresgruppe Mitte: Motorbuchverlag Stuttgart 1988; ISBN 3-613-01138-7
- Johannes Hürter: Hitlers Heerführer. Die deutschen Oberbefehlshaber im Krieg gegen die Sowjetunion 1941/42. R. Oldenbourg, München 2007, ISBN 978-3-486-57982-6, S. 622f. (Kurzbiographie)
- Kurt Jürgensen, Gerhard Garms: Die Briten in Schleswig-Holstein 1945-1949; Wachholtz-Verlag 1989; ISBN 3-529-02694-8
- Samuel W. Mitcham Jr.: Generalfeldmarschall Ernst Busch. In: Gerd R. Ueberschär (Hrsg.): Hitlers militärische Elite. Vom Kriegsbeginn bis zum Weltkriegsende. Band 2. Primus, Darmstadt 1998, ISBN 3-89678-089-1, S. 20–27.
- Fabian von Schlabrendorff: Offiziere gegen Hitler; Siedler-Verlag Berlin 1984; ISBN 3-88680-096-2
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Hürtler: Hitlers Heerführer, S. 622
- ↑ a b c d Ueberschär: Hitlers militärische Elite, S. 20
- ↑ Hermann Gackenholz: Der Zusammenbruch der Heeresgruppe Mitte. (basierend auf dem von Gackenholz von 1943 bis 1945 verfassten Kriegstagebuch der Heeresgruppe Mitte)
- ↑ a b c d e Rangliste des Deutschen Reichsheeres., S. 118
- ↑ Scherzer: Die Ritterkreuzträger 1939–1945., S. 255
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| Personendaten | |
|---|---|
| NAME | Busch, Ernst |
| KURZBESCHREIBUNG | deutscher Offizier, zuletzt Generalfeldmarschall im Zweiten Weltkrieg |
| GEBURTSDATUM | 6. Juli 1885 |
| GEBURTSORT | Essen-Steele bei Essen |
| STERBEDATUM | 17. Juli 1945 |
| STERBEORT | Aldershot, Nottinghamshire, England |
- Militärperson (Preußen)
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- Person im Ersten Weltkrieg (Deutsches Reich)
- Träger des Hausordens von Hohenzollern
- Träger des Pour le Mérite (Militärorden)
- Militärperson (Reichswehr)
- Militärperson (Heer der Wehrmacht)
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- Deutscher
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- Gestorben 1945
- Mann