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Gregor Schöllgen

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Gregor Schöllgen (* 20. Februar 1952 in Düsseldorf) ist ein deutscher Historiker und Publizist.

Leben

Nach dem Abitur in Düsseldorf studierte Schöllgen Geschichte, Philosophie und Sozialwissenschaften in Bochum, Berlin, Marburg und Frankfurt a.M. 1977 promovierte er in Frankfurt im Fach Philosophie mit einer Arbeit über Max Weber. 1982 habilitierte er sich in Münster für Neuere Geschichte mit einer Arbeit über die Außenpolitik des kaiserlichen Deutschland.

Seit 1985 ist Schöllgen Professor für Neuere Geschichte an der Universität Erlangen. Er war unter anderem Gastprofessor an der Columbia University in New York, am St. Antony's College in Oxford und an der London School of Economics and Political Science.

Schöllgen zählt zu den besten Kennern der deutschen Außenpolitik und gilt als "zuverlässiger Chronist der Nachkriegszeit mit geschliffener Sprache und glänzender Erzähltechnik" (SZ, 1. Oktober 1996). Er ist Mitherausgeber der Akten des Auswärtigen Amtes. Seit dem 37. Lehrgang (1982) ist er für die historische Ausbildung der Attachés im Auswärtigen Amt verantwortlich, seit dem 1. Lehrgang (1992) auch für die Internationale Diplomatenausbildung. 2005 legte er die erste aus den Quellen gehobene Gesamtdarstellung der deutschen Außenpolitik von der Gründung des Deutschen Reiches bis zur Gegenwart vor (Jenseits von Hitler).

Schöllgen war Mitglied zahlreicher Beiräte und Vorstände, darunter der Bundeszentrale für politische Bildung (Bonn), der Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung (Berlin), des Deutschen Historischen Instituts (London), des Denkmals für die ermordeten Juden Europas (Berlin) und des Dokumentationszentrums Reichsparteitagsgelände (Nürnberg).

Der Versuch des BND, "den renommierten Historiker Gregor Schöllgen mit einem Forschungsprojekt zu betrauen, scheiterte unter anderem an Meinungsverschiedenheiten über den Geheimhaltungsstatus von Akten aus den sechziger und siebziger Jahren". (FAZ, 25. April 2008)

Schöllgen ist Autor zahlreicher Bücher zur Geschichte und Politik des 19. und 20. Jahrhunderts, darunter des Bestsellers Willy Brandt - "ein großartiges Buch über einen großartigen Mann" (Bild, 30. August 2001). Schöllgen ist auch Herausgeber der Berliner Willy Brandt-Ausgabe. Seine Bücher erreichen hohe Auflagen und werden in viele Sprachen übersetzt.

Zu den Schwerpunkten seiner Tätigkeit gehört das Ausstellungs- und Dokumentationswesen. Schöllgen hat unter anderem das Konzept für das historische Dokumentationszentrum auf dem ehemaligen nationalsozialistischen Reichsparteitagsgelände in Nürnberg verfasst.

Schöllgen ist Mitarbeiter von Presse, Hörfunk und Fernsehen und berät öffentliche und private Rundfunkanstalten bei der Produktion historischer Fernsehdokumentationen. Zu einigen hat er begleitende Bücher vorgelegt, z. B. Kanzler, Krisen, Koalitionen (mit Arnulf Baring) und Luft-Brücken (mit Peter Kloeppel).

Seit Mitte der neunziger Jahre beschäftigt sich Schöllgen als Direktor des Zentrums für Angewandte Geschichte (ZAG) mit Geschichte, Gegenwart und Zukunft bedeutender Unternehmerfamilien und familiengeführter Unternehmen in Deutschland. Die Ergebnisse werden in der Regel veröffentlicht, z. B.: Diehl (2002), Brose (2008), Schöller (2008), Schaeffler (2009).

Monografien (Auswahl)

  • Handlungsfreiheit und Zweckrationalität. Max Weber und die Tradition praktischer Philosophie. Mohr, Tübingen 1984, ISBN 3-16-244798-4
  • Imperialismus und Gleichgewicht. Deutschland, England und die orientalische Frage. Dritte Auflage, Oldenbourg, München 2000, ISBN 3-486-52003-2
  • Das Zeitalter des Imperialismus. Vierte Auflage, Oldenbourg, München 2004, ISBN 3-486-49784-7 (zuerst 1986)
  • Ulrich von Hassell 1881-1944. Aktualisierte Auflage, Beck, München 2004, ISBN 3-406-49491-9
  • Angst vor der Macht. Die Deutschen und ihre Außenpolitik. Ullstein-Verlag, Berlin 1993, ISBN 3-550-07189-2
  • Geschichte der Weltpolitik von Hitler bis Gorbatschow 1941-1991. Beck, München 1996, ISBN 3-406-41144-4
  • Max Weber. Beck, München 1998, ISBN 3-406-41944-5
  • Die Außenpolitik der Bundesrepublik Deutschland. Dritte Auflage, Beck, München 2004, ISBN 3-406-51093-0
  • Diehl. Ein Familienunternehmen in Deutschland 1902-2002. Propyläen, Berlin 2002, ISBN 3-549-07170-1
  • Willy Brandt. Die Biographie. Taschenbuchausgabe, Ullstein-Verlag, München 2003, ISBN 3-548-36456-X
  • Der Auftritt. Deutschlands Rückkehr auf die Weltbühne. Aktualisierte Auflage, Ullstein-Verlag, München 2004, ISBN 3-548-36709-7
  • Jenseits von Hitler. Die Deutschen in der Weltpolitik von Bismarck bis heute. Propyläen, Berlin 2005, ISBN 3-549-07203-1
  • Kanzler, Krisen, Koalitionen (mit A. Baring). Aktualisierte Auflage, Pantheon, München 2006, ISBN 978-3-570-55008-3
  • Luft-Brücken. Amerika und die Deutschen (mit P. Kloeppel). Aktualisierte Auflage, Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2007, ISBN 978-3-7857-2184-1
  • Brose. Ein deutsches Familienunternehmen 1908-2008. Econ, Berlin 2008, ISBN 978-3-430-20053-0
  • Der Eiskönig. Theo Schöller - Ein deutscher Unternehmer 1917-2004. Beck, München 2008, ISBN 978-3-406-57760-4
  • Gustav Schickedanz . Biographie eines Revolutionärs, Berlin Verlag, Berlin 2010 ISBN 9798-3-8270-0948-7

Herausgeberschaften (Auswahl)

  • Akten zur Auswärtigen Politik der Bundesrepublik Deutschland, Hrsg. im Auftrag des Auswärtigen Amtes vom Institut der Zeitgeschichte (Herausgeber mit Horst Möller und Klaus Hildebrand), R. Oldenbourg Verlag, München 2005 ff.
  • Willy Brandt, Berliner Ausgabe (Herausgeber mit Helga Grebing und Heinrich August Winkler), Verlag J.H.W. Dietz, 10 Bde., Bonn 2000 ff.

Literatur

  • Jürgen Habermas: Gelähmte Politik, in: Der Spiegel 28/1993
  • Sven Papcke: Deutsche Politik auf dem Prüfstand. Zu zwei Büchern von Gregor Schöllgen, in: Merkur 48 (1994)
  • Helmut Schmidt, Von den Genen her Einzelgänger, Interview zu Gregor Schöllgens Willy-Brandt-Biographie, in: Der Spiegel 38/2001
  • Joschka Fischer über Gregor Schöllgen "Der Auftritt", Buchvorstellung, Phönix, 27. August 2003