Zum Inhalt springen

Globalisierung

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 10. März 2004 um 09:37 Uhr durch 193.158.147.15 (Diskussion). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Der aus der Ökonomie und Soziologie stammende Begriff Globalisierung dringt nach 1990 in die öffentlichen Debatten, und bezeichnet eine Zunahme der nationenübergreifenden sozialen Beziehungen. Dieser Prozess beginnt schon mit der Entwicklung des Kapitalismus, bekommt aber nach dem Zusammenbruch des Sozialismus eine besondere öffentliche Aufmerksamkeit. Mit der Verdichtung der transnationalen Beziehungen geht eine Zunahme der wechselseitigen Abhängigkeiten einher.

Ebenen der Globalisierung

Man kann die Globalisierung auf vier Ebenen unterscheiden:

===Globalisierung des Kapital- und Warenverkehrs=== (siehe: Handel)

Der weltweite Güterexport stieg zwischen 1950 und 1998 um das 17-fache während die Güterproduktion sich nur um das 6-fache vergrößerte. Die Zahl der direkten Auslandsinvestitionen ist zwischen 1970 und 1998 von 21 auf 227 Mrd US-$ gestiegen. Die Zahl der transnationalen Unternehmen steigt im selben Zeitraum von 7000 auf 449000. Neben der Zunahme des Warenverkehrs kommt es zu einer massiven Zunahme der Kapitaltransaktionen auf dem Kapitalmarkt.

Die Zunahme des Waren-, Kapital- (GATT-Verträge) und Diensleistungsverkehrs (GATS-Verträge) wurde vor allem durch die Welthandelsorganisation (WTO - World Trade Organisation), die USA und die EU vorangetrieben und zielt auf einen möglichst freien und fairen Handel. Sie will die vier Freiheiten, Modell für den EU-Binnenmarkt vorantreiben:

  • Freier Dienstleistungsverkehr
  • Freier Warenverkehr
  • Freier Kapitalverkehr
  • Freier Personenverkehr (siehe auch Schengener Abkommen)

Den Tendenzen zur Ausweitung des Handels stehen auch partiell protektionistische Interessen gegenüber.So wird die Öffnung der nicht-Industrieländer für Industrieprodukte vorangetrieben, während sich die EU und die USA den Argar-Produkten anderer Staaten zu verschließen versuchen.

Globalisierung des Transports

Die Zahl der Personen-Kilometer im internationalen Flugverkehr hat sich seit 1950 mehr als verhundertfacht. Auch die Menge der Luftfracht hat sich seit 1950 mehr als verhundertfacht. Der Umfang der zu See transportierten Güter steigt seit 1920 stark. Mit den Ausweitung des Zug-, Automobil und Luftverkehrs weiten sich der grenzüberschreitende Personenverkehr und der Tourismus stark aus.

===Globalisierung der Kommunikationsprozesse=== (siehe: Digitale Revolution)

Die Zahl der Telefonanschlüsse am weltweiten Telefonnetz hat sich seit 1960 verzehnfacht. Neben dem Telefon entwickeln sich mit dem Mobiltelefon, dem Fax und dem Internet neue Kommunikationstechnologien. Vor allem über das Internet haben sich die grenzüberschreitenden Kommunikationsprozesse vervielfacht und die Zahl der Internetanschlüsse steigt weiter exponetiell.

Globalisierung der Kultur

Unter Globalisierung der Kultur muss vor allem die Ausbreitung westlicher Wertvorstellungen und Lebensstile verstanden werden. Eine massive Verbreitung westlicher Werte findet vor allem über das Fernsehen und das Kino statt, aber auch Musik und Mode (wie zum Beispiel die Krawatte) werden weltweit vom Westen beeinflusst. Oft bleiben diese westlichen Einflüsse aber auf einer oberflächlichen Ebene, werden modifiziert und in die eigenen kulturellen Wertvorstellungen eingebunden.

Globalisierung des internationalen Rechtsverkehrs

Grundlage aller Globalisierung ist ein Miteinander der Völker in geregelten, rechtlichen Bahnen, eben dem internationalen Rechtsverkehr. Neben einer Vielzahl von völkerrechtlichen Verträgen, die dieses globale Miteinander ermöglichen, ist die im Jahre 1961 beschlossene Haager Konvention Nummer 12 zur Befreiung ausländischer öffentlicher Urkunden von der Beglaubigung, bzw. Legalisation die wichtigste Rechtsnorm. Die darin vorgesehene Entbürokratisierung und Vereinfachung des Rechtsverkehrs zwischen den Staaten hat eine Globalisierung, wie sie sich heute darstellt, erst ermöglicht. Sie ermöglicht wegen des hohen Mitgliederstandes einen beinahe weltumspannenden Rechtsverkehr, ohne daß die diplomatischen Dienste in Anspruch genommen werden müssen. Siehe zu diesem Thema auch Apostille

Globalisierung und internationale Politik

Globalisierungsprozesse sind vielfältig und komplex, sie beschreiben eine Vielzahl ineinander fließender wirtschaftlicher, politischer, ökonomischer, gesellschaftlicher und technischer Prozesse. Sie stellt neue Ansprüche an die Zusammenarbeit zwische Staaten und an die Entwicklung von supranationalen Organisationen. (siehe auch Weltkonzern) - (siehe auch Weltwirtschaft)

Als erstes Parlament der Welt hat der Deutsche Bundestag 1999 eine Kommission eingerichtet, die sich systematisch mit den Fragen der Globalisierung beschäftigt, die Enquete-Kommission "Globalisierung der Weltwirtschaft - Herausforderungen und Antworten", (Bundestagsdrucksache 14/2350), Vorsitzender der Enquete-Kommission ist der Abgeordnete Ernst Ulrich von Weizsäcker (SPD), Stellvertreter ist der Abgeordnete Thomas Rachel (CDU). Der Abschlussbericht der Kommission wurde 2002 dem Parlament vorgelegt (Drucksache 14/9200).

Kritik

Wenn heutzutage die "Globalisierung" kritisiert wird, dann kann das unterschiedliche Bedeutungen haben:

Die Globalisierungskritik von linken/sozialdemokratischen Gruppierungen wie z.B. ATTAC richtet sich gegen die "neoliberale Globalisierung". Gemeint ist v.a. die Öffnung der Märkte weltweit im Sinne des Neoliberalismus: Alle Waren und alle Dienstleistungen sollen demnach möglichst frei überall angeboten und gekauft werden können. Kritisiert wird dass diese Form der Globalisierung zu einer Zunahme der weltweiten Ungleichheit führt.

Die Globalisierungskritik von rechten/nationalistischen Gruppierungen wie z.B. der NPD richtet sich gegen die zunehmende Angleichung der Kulturen und gegen die abnehmende Bedeutung der Nationalstaaten. Die Vielfalt der Völker und Kulturen wird als ein positives Gut betrachtet, welches durch Globalisierung verloren zu gehen droht. Nationalisten wenden sich daher insbesondere gegen die im Zuge der Globalisierung erfolgende Völkerwanderung und Völkervermischung.

Siehe auch: Globalisierungsgegner, Globalisierungskritik


Literatur

  • Ignacio Ramonet, Chefredakteur von Le Monde diplomatique, veröffentlichte 1997 einen Leitartikel ("Entwaffnet die Märkte!"), der zum Manifest der Globalisierungskritiker geriet.
  • Le Monde diplomatique: 'Atlas der Globalisierung'. Der deutsche Atlas ist erhältlich bei der tageszeitung.
  • Ein wichtiger Artikel zur Globalisierung wurde von Maude Barlow (Kanada) geschrieben und im "The Ecologist" im Februar 2001 veröffentlicht THE LAST FRONTIER.
  • Ein umfassendes Grundlagenwerk bildet: Stefan Engel, "Götterdämmerung über der 'neuen Weltordnung'" ISBN 3-88021-340-2 (www.neuerweg.de)
  • Christiane Grefe, Mathias Greffrath, Harald Schumann: Attac. Was wollen die Globalisierungskritiker? ISBN 3871344516
  • Bernard Cassen, Susan George, Horst-Eberhard Richter, Jean Ziegler: Eine andere Welt ist möglich. ISBN 387975845X.
  • Hans-Peter Martin, Harald Schumann: Die Globalisierungsfalle/Angriff auf Wohlstand und Demokratie ISBN 3-499-60450-7
  • Joseph E. Stiglitz: Die Schatten der Globalisierung ISBN 3-88680-753-3