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Kastell Pöchlarn

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Kastell Pöchlarn
Alternativname Arelape
Limes Noricum
Abschnitt Strecke 1
Datierung (Belegung) flavisch (?),
1. – 4. Jahrhundert n. Chr.
Typ Auxiliar-, Reiter-
und Flottenkastell
Einheit a) Cohors I Flavia Brittonum,
b) equites Dalmatae Arelape,
c) Classis Arelapensis et Marginensis
Größe a) Holz-Erde-Kastell, 3,3 ha,
b) Steinkastell I, 2,5 ha
Bauweise Holz-Erde- und Steinbauweise
Erhaltungszustand rechteckige Anlage mit Eck- und Zwischentürmen,
größere Umbauten in der Spätantike (Fächer- und Hufeisentürme),
oberirdisch nicht mehr sichtbar
Ort Pöchlarn
Geographische Lage 48° 12′ 0″ N, 15° 12′ 0″ OKoordinaten: 48° 12′ 0″ N, 15° 12′ 0″ O hf
Vorhergehend Burgus Ybbs (westlich)
Anschließend Kastell Melk (östlich)
Der norische Limes
Pöchlarn vom Nordufer der Donau aus gesehen

Kastell Arelape war ein römisches Hilfstruppen- und Reiterlager, ab der Spätantike auch Stützpunkt der Donauflotte im heutigen Pöchlarn, Bezirk Melk, Bundesland Niederösterreich.

Das Kastell war Teil der Sicherungsanlagen des Donaulimes der römischen Provinz Noricum und vermutlich vom 1. bis ins 5. Jahrhundert kontinuierlich mit römischen Truppen belegt. Im 4. Jahrhundert gelangte es durch die Stationierung einer Einheit der Donauflotte zu einer größeren Bedeutung. Das Lager konnte archäologisch eindeutig nachgewiesen werden. Es ist heute zur Gänze durch die Altstadt überbaut, Reste des spätantiken Kastells (siehe Steinkastell II) haben sich im Keller des Pflegezentrums und vor allem am Areal um Pfarrkirche und Thörringplatz erhalten. Neben dem Kastell werden in diesem Artikel auch die Wachtürme von Sarling und Säusenstein behandelt.

Name

Die Zuweisung dieses spätantiken Kastellortes für Pöchlarn gilt heute in der Fachwelt als gesichert.[1] Nahezu alle antiken geographischen Hauptquellen führen den Ort an. So auch bei Ptolemaios[2] in der Tabula Peutingeriana (Areiate)[3], im Itinerarium Antonini[4] und in der Notitia Dignitatum (ND).[5] Der Name Arelape leitet sich wahrscheinlich vom antiken Flussnamen der Erlauf (apa oder lat. amnis „Fluss“, „Wasser“[6]) her. Denkbar wäre auch eine illyrische Herkunft des Namens der Erlauf, nämlich Arilapa („Adlerfluss“), der später, etwas abgewandelt, auch das Kastell und seine Zivilsiedlung benannte.

Lage

Das Pöchlarner Becken ist im Hügelland der Böhmischen Masse an der Mündung der Erlauf in die Donau situiert. Das Gelände im Gebiet der Stadt Pöchlarn wies damals den Charakter einer Urlandschaft auf. Die Donau bildete hier eine sumpfige Au mit zahlreichen Nebenarmen und Schotterinseln, die sich bis 1,5 km südlich des heutigen Ufers der Donau ausdehnte. Das Kastell selbst lag auf einer Schotterinsel östlich der Erlauf. Hier war auch der Endpunkt mehrerer Verbindungswege durch das Erlauftal und der Beginn einer Route, die u.a. bis zu den Bergbaugebieten in den Eisenerzer Alpen führte.

Forschungsgeschichte

Frühe Beobachtungen

Ausgrabungen des BDA am Thörringplatz (Zustand 2010)

Der Standort des Kastells ist seit 400 Jahren bekannt. Im 16. Jahrhundert berichteten der Humanist Wolfgang Lazius und andere, dass die Donau hier über römisches Mauerwerk und Pflasterstraßen floss. Auch zahlreiche Fundmünzen und Grabsteine [7]wurden in diesem Zusammenhang dokumentiert. 1534 waren noch zwei Inschriftensteine in Pöchlarn bekannt, darunter ein Grabstein, der dem Sucessus, der Ursina und deren gemeinsamen Sohn Sucessianus gesetzt worden war.[8] Der andere war in der (1780 abgetragenen) Kirche St. Peter vermauert und für den Veteranen Marcus Ulpius Longinus angefertigt. Beide sind heute verschollen.

19. Jahrhundert

Im 19. Jahrhundert wurde östlich des Schlossparks auch ein antiker Töpferofen freilegt. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts fanden die ersten Ausgrabungen in kleinerem Umfang statt, die u.a 1856 eine Thermengebäude auf einer Wiese bei Harlanden aufdeckte. Harlanden wurde oft als Fundort für Relief- und Inschriftensteine angegeben da die genauen Fundstellen nicht mehr eruiert werden konnten. Die im überschwemmungsgefährdeten Gebiet situierten Fundorte lassen auch den Verlauf der Limesstraße in dieser Region vermuten.

20. Jahrhundert

Bei Kanalarbeiten wurden 1927 in der Jubiläums- und Parkstraße (heute Oskar-Kokoschka-Straße) etwa 50 m vom Donauufer entfernt von Mitarbeitern des Bundesdenkmalamts (BDA) das Profil eines doppelten Spitzgrabens erkannt, weiter südlich davon ein weiterer Graben. Dieser Befund war der ausschlaggebende Beweis für das Vorhandensein einer frühkaiserzeitlichen römischen Wehranlage.

1930 wurde beim Bau des Weltkriegsmahnmals in der Wiener Straße/Nibelungenstraße ein römerzeitlicher Mauerzug entdeckt. Spätere Nachgrabungen ließen erkennen, dass hier ein Teil der Ostmauer des Kastells angeschnitten wurde.[9]

1951 stieß man anlässlich von Kanalarbeiten (bei Hauptschule, Volksschule/Nibelungenstraße) in einer Tiefe von 3–4 m auf die Reste der antiken Siedlung. Diese 1,4 m hohe Bruchsteinmauer bildete die Begrenzung eines mindestens 10,6 m langen Gebäudes. Nach den unpublizierten Ausgrabungen von 1912–13 (Beneficiat Aichinger) könnte dieser Befund ein Teil einer Thermenanlage sein. Das Areal wurde damals zwar fotografiert aber danach wieder zugeschüttet [10] 1955 wurde bei einem Fundamentaushub eine gut erhaltene Bestattungsurne, Keramik und das Fragment eines Mühlsteines geborgen.[11]

1961 wurde bei Baumaßnahmen in der Rüdigerstraße gegenüber dem Friedhof vom ÖAI/BDA eine antike Urne, Keramik, eine Lampe, und ein Inschriftenstein in situ geborgen. Es handelte sich um den Grabstein des Pompeius Celer, eines Soldaten der cohors I Flaviae Brittonum, der sich in das 2. Jahrhundert datieren ließ.[12] 1966 wurden auf Parzelle 299/1 mehrere Urnen gehoben. Hier wird die östlichste Randzone des Gräberfeldes vermutet.[13]

1978 wurde bei der Kreuzung Wienerstraße/Nibelungenstraße eine römerzeitliche Toranlage (Osttor) zerstört.

1982–1983 konnte das BDA bei Kanalisationsarbeiten mehrere wichtige Befunde dokumentieren. Am Thörringplatz stieß man auf eine 1,80 m breite Mauer, die als westliche Wehrmauer des Kastells angesprochen werden konnte. Der Rekonstruktionsplan des Kastells musste dabei um 40 bis 50 m nach Osten korrigiert werden. In der Oskar-Kokoschka-Straße waren an mehreren Stellen doppelte Spitzgräben angeschnitten worden. In der Weigelsbergergasse wurden wiederum Erdverfärbungen eines W-O verlaufenden Grabens beobachtet. Das bedeutet, dass das Steinlager etwas kleiner war als bisher angenommen.[14] Vor Haus Nr. 16 wurden zwei NNO-SSW orientierte Spitzgräben in 1,8 m Tiefe entdeckt. Sie konnten bis in eine Tiefe von 3,40 m untersucht werden und hatten eine Breite und Tiefe von ca. 4,5 m. Sie wurden als Bestandteil des noch nicht eindeutig nachgewiesenen frühen Holz-Erde-Lagers gedeutet, das sich vermutlich südöstlich des Steinkastells befand.[15] In der Seilergasse wurde eine schrägabfallende Erdverfärbung freigelegt, die als römerzeitlicher Spitzgraben angesprochen wurde.[16]

21. Jahrhundert

2002–2003 untersuchten BDA und ARGIS Archäologie Service anlässlich des Neubaus des Pflegezentrums eine etwa 2000 m² große Fläche. Dabei wurde nördlich und westlich des heutigen Schlossgebäudes die südliche Befestigungsanlage des Steinkastells freigelegt. Die dabei entdeckte Mauer und zwei Innentürme sind mehrphasig und wurden in der Spätantike baulich stark verändert. Eine Sondage an der Kastellmauer ergab insgesamt drei vorgelagerte Wehrgräben. Die Flächengrabung im Kastellinneren brachte u.a. Kasernenbauten zum Vorschein, die Ende des 1. Jahrhunderts/Anfang des 2. Jahrhunderts in Holzbauweise errichtet und später durch Steingebäude ersetzt wurden. Ihre Nutzung erstreckte sich bis in die Zeit der Spätantike. Südlich des Schlosses fand sich noch ein mehrphasiger Gebäudekomplex mit Steinfundamenten, der aber bereits zum Vicus zählte.[17]

Kastell

Lage der Kastelle unter der Altstadt von Pöchlarn

Oberirdisch war vom Kastell bis zu den Grabungen von 2002/2003 nichts mehr zu sehen. Erst 1928 konnte Eduard Nowotny das Steinkastell etwas genauer lokalisieren. Die Überreste des Südteiles des (höchstwahrscheinlich) rechteckigen, in Ost-West-Ausrichtung angelegten Lagers liegen heute unter dem mittelalterlichen Ortskern; der nördliche Bereich wurde im Laufe der Jahrhunderte durch die Donau abgeschwemmt oder beim Bau des Hochwasserdamms zerstört.

Vermutlich anlässlich der letzten großangelegten Grenzsicherungsmaßnahmen durch Valentinian I. (364 bis 375 n. Chr.) überließ die wahrscheinlich schon stark reduzierte Besatzung – wie auch bei einigen anderen Kastellen am norisch-pannonischen Limes beobachtet werden konnte (z.B. Cannabiaca) – wohl der Zivilbevölkerung das übrige ummauerte Areal, das damit seine militärische Funktion verlor und sich in ein ziviles oppidum verwandelte. In der Vita des Severin von Noricum wird Arelape nicht mehr erwähnt. Dieser Umstand muss aber nicht bedeuten, dass es zu dieser Zeit schon aufgegeben und verlassen war.

Nach Abzug der Römer aus Ufer-Noricum konnte zwischen dem 5. und dem 14./15. Jahrhundert auf dem untersuchten Areal keine nennenswerte Siedlungskontinuität mehr festgestellt werden. Weder fanden sich Hinweise auf eine frühmittelalterliche Nutzung, noch konnten Reste der sogenannten „Herlungburg“ freigelegt werden. Einige wenige Funde lassen auf eine Wiedereinsetzung der Besiedelung im 13. Jahrhundert schließen. Bautätigkeiten aus dieser Zeit konnten jedoch nicht dokumentiert werden.

Die antiken Überreste sind durch eine großflächig nachgewiesene „Schwarze Schicht“, eine über einen langen Zeitraum angewachsene natürliche Bodenbildung, überlagert. Sie bildet eine deutlich erkennbare Grenze zwischen römischen und mittelalterlichen Siedlungsschichten. Die genaue Ursache für dieses Phänomen, das auch bei anderen Kastellen des norischen Limes beobachtet werden konnte, ist bislang noch nicht eindeutig geklärt. Landwirtschaftliche Bearbeitung, Nutztierhaltung oder eben eine langfristige Aufgabe des Standortes werden hierfür angenommen. Konkrete Spuren einer größeren Bautätigkeit finden sich erst ab dem Spätmittelalter.

Holz-Erde-Kastell

Nach den ältesten geborgenen Fundstücken zu urteilen, dürfte das Holz-Erde-Lager im späten 1. Jahrhundert errichtet worden sein. Die ersten Anzeichen römischer Aktivitäten konnten nur in Form von Spitzgräbenprofilen beobachtet werden, die sich südöstlich des spätantiken Steinkastells erhalten haben und für ein Holz-Erde-Kastell mit einer Fläche von annähernd 3,3 ha sprechen.[18][19]. Das Holz-Erde-Kastell wurde vermutlich in oder um die Zeit der Markomannenkriegen zerstört.

Steinkastell I

Laut Nowotny dürfte das erste Steinkastell eine geschätzte Fläche von 2,5 ha eingenommen haben.[20] Verlauf und Aussehen seiner südlichen Umfassungsmauer sind vor allem durch die Ausgrabungskampagne von 2002 bekannt. Wie bei den meisten Kastellen am norischen Limes waren die vier Ecken der Wehrmauer ursprünglich wohl abgerundet (Spielkartenform), was nach den spätantiken Umbauten durch eine Überdeckung mit neuen Turmbauten nicht mehr sichtbar war. Die Befestigungen bestanden im wesentlichen aus einer massiven Steinmauer mit in regelmäßigen Abständen, innen angesetzten, quadratischen Türmen. Nach Auswertung der bisherigen Grabungsergebnisse und Beobachtungen war eine Rekonstruktion der südlichen Befestigungen des Kastells möglich. Sie erstreckten sich über eine Länge von etwa 150 Meter vom Seniorenzentrum (Stadtschloss) bis zum Thörringplatz. Vor den südlichen Kastellmauern war noch ein dreifaches Grabensystem als Annäherungshindernis angelegt. Die porta principalis sinistra (Westtor) befand sich mit hoher Wahrscheinlichkeit zwischen den Häusern Thörringplatz Nr. 4 und 5. Die genaue Lage der restlichen Toranlagen konnte bisher nicht bestimmt werden.

Steinkastell II

In der Spätantike mauerte man im Südteil eine neue Lagermauer auf wodurch das Kastell wahrscheinlich auch etwas verkleinert wurde. Die Zwischen- und Ecktürme wurden durch hufeisen- oder fächerförmige Zubauten ersetzt und dadurch wesentlich vergrößert und verstärkt. Bei den Grabungen im Areal des Stadtschlosses 2002/2003 gelang im Bereich des Seniorenheims auch die Freilegung von zwei – sehr gut erhaltenen – Fundamenten spätantiker Fächertürme (SW- und SO-Ecke) sowie eines Hufeisenturms. Bei den Ausgrabungen konnten auch mehrere Bauphasen ermittelt werden. Die Mauerreste des südöstlichen Fächerturmes wurden vom Bundesdenkmalamt konserviert und sind heute in den Keller des Neubaues des Senioren-Pflegezentrums integriert.

Innenbauten

Im Inneren des Kastells wurden mehrphasige Holzständerbauten beobachtet, danach folgten mehrere Steinbauphasen, die sich an den vorhergehenden Grundrissen orientierten. Es handelte sich im wesentlichen um Kasernen und Wirtschaftsgebäude. Im Gegensatz zu den Grabungsergebnissen im Bereich des Schlosses wurden die Holzgebäude später nicht immer durch Steingebäude ersetzt. Ein punktförmiges Fundament und der Rest einer schmalen L-förmig abgewinkelten Mauer sind die einzig bisher bekannten Überreste. Sie stehen mit einem Holzbau in Verbindung, der jedoch nur in groben Zügen untersucht werden konnte. Eine Bebauung aus dem Zeitraum der Spätantike konnte nicht nachgewiesen werden.

Datierung und strategische Bedeutung

Nach den Funden (Terra-sigillata-Keramik) fällt die Errichtung des Kastells wohl in das späte 1. Jahrhundert. Der Ausbau in Stein (Steinkastell I) erfolgte vermutlich nach den Markomannenkriegen. Letzte größere Umbauten werden in valentinianische Zeit taxiert (Steinkastell II). Die Nutzung des Kastellareals lässt sich bis ins frühe 5. Jahrhundert nachweisen.

Hauptaufgabe der Besatzung war wohl die Flankensicherung für das Legionslager Lauriacum, die Sicherung der Mündung der Erlauf, der Limesstraße (via iuxtra Danuvium) sowie der Donau selbst. Möglicherweise kontrollierte das Kaatell auch einen Donauübergang und den östlichen Zugang zur Route Enns–Steyr–Pyhrnpass, einer der wichtigsten Fernstraßen von der Donaugrenze nach Italien.

Garnison

Die mittelkaiserzeitliche Besatzung ist durch den Grabstein des Pompeius Celer bekannt, der in der cohors I Flavia Brittonum (1. flavische Kohorte der Briten) gedient hatte. Diese Kohorte war hier wahrscheinlich ab 130 stationiert. Sie wurde wohl im Zuge der Feldzüge von Nerva und Trajan an die mittlere Donau verlegt.[21]

Die spätantike Garnison kann nur anhand der Truppenliste des norischen Dux in der ND erfasst werden. Sie nennt für Arelape eine Reitereinheit der equites Dalmatae[22]) und einen Flottenpräfekten, den praefectus Classis Arlapensis et Marginensis (Präfekt der Flottillen von Pöchlarn und Tulln)[23]. Dieser Einheit fielen im wesentlichen wohl der Schutz der Mündungen von Ybbs, Erlauf und Pielach sowie Patrouillenfahrten auf der Donau zu. Möglicherweise wurden die Einheiten aus Comagenis später ins günstiger gelegene Arelape verlegt.[24]

Die Ziegelstempel OF AR und OF ARN (als officina Arlapensis nova gelesen) verweisen weiters auf einen in Arelape betriebenen Ziegeleibetrieb des Militärs, der ebenfalls der Zeitperiode der Spätantike zuzuordnen ist.

Hafenanlage

Ein vermutlich als Hafen genutzter Seitenarm der Donau trennte das Kastell vom Lagerdorf. Der Donauhafen wird auf halber Strecke zwischen dem ehemaligen Kastell und der Zivilsiedlung zwischen Harlanden und der Erlauf vermutet.[25] Ob seit 1905 verschollene Eisenringe „an der felsigen Begrenzung des einstigen Donaulandes“ Bestandteil eines Anlegers aus römischer Zeit waren, ist heute nicht mehr zu klären.[26]

Vicus

Im Süden und Südosten wurde das Lager von einer Zivilsiedlung (vicus) umgeben, hier konnten auch einige Straßenbefunde festgestellt werden. Eine genaue Bestimmung dieser Befunde ist mangels Dokumentation und Publikation nur schwer möglich. Ebenso lässt sich die Frage der Ausdehnung und Chronologie des Lagerdorfes nicht exakt beantworten. Die in der älteren Literatur angeführten Siedlungsreste beim ca. 7 km entfernten Harlanden werden aufgrund der größeren Entfernung zu Pöchlarn nicht angeführt.

Gräberfelder

Während im Westen des Kastells, in Brunn, nur ein einzelner Befund eines Bestattungsplatzes bekannt ist, befindet sich im Osten im Bereich der Rüdigerstraße ein spätantikes Gräberfeld, das zahlreiche Erdbestattungen, Steinkistengräber und Urnenbestattungen aufweist. Wahrscheinlich wurde der Bestattungsplatz seit der Gründung des Kastells benutzt. Vereinzelt wurden auch an der Wienerstraße bereits gestörte Gräber entdeckt, die an der Verlängerung der durch das heute vollkommen verschwundene östliche Lagertor führenden Straße liegen.

Wachtürme Sarling/Säusenstein

Lage

Im Ort wurden um 1957 südlich des Bahnhofs die Reste eines Wachtturmes entdeckt. Die Fundstelle von Säusenstein liegt zwischen dem Damm der Westbahn und der Donau. Zwei Kilometer südlich, im Ortsteil Sarling, liegt auf einem zur Donau abfallenden Hügel die kleine St.-Veit-Kirche, wo Mauerreste im Inneren ebenfalls als Bestandteile eines römischen Wachtturmes interpretiert wurden.

Befunde

Römische Weihealtäre an der Kirche St.Veit in Sarling

Auf Parzelle 144/3 in der Katastralgemeinde Säusenstein meldete der Grundbesitzer ein bereits früher entdecktes Mauerwerk dem BDA. Diesbezügliche Erhebungen führte das BDA (H. G. Walter) im Jahre 1957 durch. Die Mauerreste wurden als Wachtturm angesehen, der mit dem 2,3 km südlich liegenden Turm von Sarling in Sichtverbindung stand. Das Mauerviereck war bis in eine Tiefe von 50–60 cm ausgerissen. Es bestand aus Bruchsteinen, vermischt mit Teilen von Dachziegeln (tegulae), und war mit einer hellen, hartem Mörtelmischung verbunden. Im Inneren des Mauervierecks fand sich noch eine nur roh behauene Plastik aus Sandstein.[27]

1950 wurden in Sarling, Ortsteil Veitsberg/Weinberg, bei der Kirche St. Veit drei römische Weihealtäre aufgefunden.[28] Bei einer archäologischen Untersuchung durch das BDA (Gustav Melzer) wurde 1961–1962 im Inneren der Filialkirche römerzeitliches Mauerwerk freigelegt, das aufgrund der exponierten Lage als Wachtturm interpretiert wird; andrerseits wird aber auch eine Funktion als Tempel erwogen. Anlass dazu gaben drei aufgefundene, aber schon stark verwitterte Altäre, die heute an der Außenwand (Süden) der Kirche aufgestellt sind. Bei der archäologische Untersuchung der Filialkirche, die u.a. deren Baugeschichte genauer erkunden sollte, wurden im südwestlichen Bereich römerzeitliche Mauerreste eines ca. 4 m breiten rechteckigen Raumes ergraben, dessen weitere Ausdehnung nach Osten allerdings durch spätere Baustörungen nicht mehr ermittelt werden konnte. Zwischen den Mauern konnte auch ein Zerstörungshorizont mit Mörtel und Ziegelbruchstücken erkannt werden, der sich in nördlicher Richtung fortsetzte. Die Mauerreste befinden sich heute unter dem Kirchenboden und sind nicht mehr zu sehen.[29]

Hinweis

Welserturm

Der Welserturm stammt aus dem Jahr 1484, steht unmittelbar an der Donau und sicherte einst die nordwestliche Ecke der spätmittelalterlichen Befestigung. Später diente er auch als Niederlassung und Salzdepot für Welser Kaufleute. 1997 wurde hier das neue Stadtmuseum eingerichtet, das in einer Dauerausstellung hauptsächlich die römische Vergangenheit von Pöchlarn zum Inhalt hat. Im dreigeschoßigen Turm ist die gemeinsam mit dem Bundesdenkmalamt gestaltete Dauerausstellung „Arelape – das römische Pöchlarn“ mit den neuesten Grabungsfunden der Jahre 2002/2003 auf zwei Ebenen zu besichtigen. Die Überreste des SO-Fächerturmes im Keller des Pflegezentrums können auf Anfrage werktags (ausschließlich in den Vormittagsstunden) besichtigt werden. Auch das Innere der Kirche St. Veit in Sarling ist auf vorherige Anfrage zugänglich.

Denkmalschutz

Die Anlagen sind Bodendenkmäler im Sinne des Denkmalschutzgesetzes.[30] Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden ohne Genehmigung des Bundesdenkmalamtes stellen eine strafbare Handlung dar. Zufällige Funde archäologischer Objekte (Keramik, Metall, Knochen etc.) sowie alle in den Boden eingreifenden Maßnahmen sind dem Bundesdenkmalamt (Abteilung für Bodendenkmale) zu melden.

Siehe auch

Literatur

  • Thomas Fischer: Noricum. Philipp von Zabern, Mainz 2002, ISBN 3-8053-2829-X (Orbis Provinciarum. Sonderbände der antiken Welt), S. 44.
  • Kurt Genser: Der österreichische Donaulimes in der Römerzeit, Ein Forschungsbericht. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1986 (Der römische Limes in Österreich, 33), S. 251–263,
  • Manfred Kandler, Hermann Vetters (Hrsg.): Der römische Limes in Österreich. Ein Führer. 2., unveränderte Auflage. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1989, ISBN 3-7001-0785-4, S. 127–128.
  • Hertha Ladenbauer-Orel: Neue Funde aus Pöchlarn. In: Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes 37, 1948, S. 179–184.
  • Franz Langer: Neue Römerfunde in Pöchlarn. In: Unsere Heimat 17, 1946, S. 168.
  • Gustav Melzer: Archäologische Untersuchungen in der Filialkirche St. Veit in Sarling, Gemeinde Ybbs an der Donau. In: Fundberichte aus Österreich. Band 14, 1975, S. 27ff.
  • Karl Wais: Die Geschichte der Museen und die Funde der Stadt Pöchlarn. In: Johann Vieghofer (Hrsg.): Heimatbuch der Stadt Pöchlarn. St. Pölten 1967, 215–238.
  • Heinrich Zabehlicky: Die spätantiken und völkerwanderungszeitlichen Körpergräber aus dem norischen Teil Niederösterreichs Dissertation Universität Wien 1976.

Der Limes in Österreich

Einzelnachweise

  1. Kurt Genser: 1986, S. 236ff.
  2. 2 13,3 und VIII 7,5.
  3. Segmentum IV, 5.
  4. 234,3 und 248,5, Station Arlape, an der Straße von Vindobona nach Lauriacum.
  5. occ. XXXIIII, 34 und XXXIIII, 42.
  6. H. Dittmaier: Die Gewässernamen auf „apa“, Dissertation Bonn 1943.
  7. CIL 3, 5667, CIL 3, 5670.
  8. CIL 3, 5667.
  9. Fundberichte aus Österreich, Band 1, 1930–34, S. 57.
  10. Karl Wais 1967, S. 230.
  11. Fundberichte aus Österreich, Band 6, 1951–55, S. 98, Karl Wais 1967, S. 233, und Fundberichte aus Österreich, Band 9, 1966–70, S. 81.
  12. Fundberichte aus Österreich, Band 8, 1961–65, S. 100.
  13. Fundberichte aus Österreich, Band 8, 1961–65, S. 101, Manfred Zabehlicky 1976, S. 179.
  14. Gustav Melzer, in: Fundberichte aus Österreich 22, 1983, S. 301.
  15. Fundberichte aus Österreich, Band 21, 1982, S. 291.
  16. Fundberichte aus Österreich, Band 21, 1982, S. 292.
  17. Fundberichte aus Österreich, Band 42, 2003, S. 26f.
  18. F. Eheim, 1967, S. 18.
  19. Gustav Melzer, 2003.
  20. E. Nowotny: 1928, S. 42, vgl. hierzu auch E. Hadinger: 1940, S. 89.
  21. Eduard Polaschek: 1936b, S. 1001.
  22. Occ. XXXIV, 34.
  23. Occ. XXXIV, 42.
  24. K. Genser: 1986, S. 247.
  25. Gertrud Pascher: Römische Siedlungen und Straßen im Limesgebiet zwischen Enns und Leitha. In: Der römische Limes in Österreich 19, Wien 1949, S. 111.
  26. Kandler/Vetters, 1989, S. 127.
  27. Pro Austria Romana, Band 8, 1958, S. 6.
  28. Fundberichte aus Österreich, Band 5, 1946–50, S. 113.
  29. Fundberichte aus Österreich, Band 8, 1961–65, S. 101 und 192.
  30. Denkmalschutzgesetz auf der Seite des Bundesdenkmalamtes.