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Quaden

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Die Quaden waren ein kleiner suebischer Volksstamm der Germanen.

Stammesgeschichte

Vor Drusus ausweichend führte Marbod die Markomannen und einen Teil der Quaden in den Jahren 8–6 v. Chr. aus dem Maingebiet nach Böhmen, ins nördliche Niederösterreich und in die Südwestslowakei, wo er die Nachbarstämme (Boier, Langobarden, Lugier, Semnonen) unterwarf und das erste germanische Reich schuf, das etwa Böhmen, Mähren und Schlesien umfasste und unter starkem römischen Einfluss stand.[1] Catualda stürzte und vertrieb im Jahre 18 n. Chr. Marbod, konnte sich aber nicht behaupten.

Vannius (19–50 n. Chr.), der erste namentlich bekannte Quaden-König, wurde darauf von Drusus dem Jüngeren als römischer Klientelkönig der Quaden und Markomannen eingesetzt. Zu Beginn seiner Herrschaft war er bei seinem Volk beliebt und geachtet, doch entwickelte er sich später zu einem Tyrannen.

Vannius' Neffen (Schwestersöhne) Sido und Vangio verbündeten sich im Jahr 50 n. Chr. mit Vibillius, dem König der Hermunduren gegen ihn. Vannius wandte sich mehrmals an Kaiser Claudius, der ihm militärische Unterstützung verweigerte, jedoch Publius Atellius Hister, den Statthalter von Pannonien anwies, Vannius aufzunehmen und zu schützen. Die Truppen des Vannius (Quaden als Infanterie und Jazygen als Kavallerie) waren zu schwach gegen die zahlreichen Feinde (Ligier, Hermunduren u.a.), so dass er sich an einem befestigten Platz verschanzte. Im Kampf verwundet, musste er mit seinen Anhängern zur Donau fliehen, wo Schiffe bereitlagen. In Pannonien wurde ihnen Land im Gebiet des Leithagebirges zugewiesen.[2] Seine Neffen und Nachfolger Sido und Vangio teilten das Königtum und verhielten sich den Römern gegenüber loyal. Zunächst waren sie beim Volk beliebt, doch entwickelten auch sie sich zu verhassten Despoten.

Kaiser Antoninus Pius setzte bei den Quaden um die Mitte des 2. Jahrhunderts einen romfreundlichen König ein (Münzprägungen "rex Quadis datus"), um auf diese Weise Einfluss auszuüben.

Die Goten verdrängten die Burgunder nach Westen, die Vandalen und die im böhmischen Raum siedelnden Markomannen und Quaden, die zeitweilig tributpflichtig wurden, nach Süden und lösten dadurch die Markomannenkriege (166180) aus. Das Römische Reich geriet durch diese Kriege, an denen die Quaden neben zahlreichen anderen Stämmen teilnahmen, in große Bedrängnis. Kaiser Commodus beendete den Krieg durch einen Friedensvertrag der den status quo ante wieder herstellte.

Im Jahr 254 fielen die Quaden erstmals in die römische Provinz Pannonien ein. Von 357–359 n. Chr. mußte sie Kaiser Constantius II. (337–361) mit den verbündeten Sarmaten erneut in Pannonien und auch in Moesia bekämpfen, wobei ihm mehrere Erfolge gelangen.[3] Zur Politik des Kaiser hatte es gehört, neue Grenzbefestigungen entlang der Donau zu errichten.

Insbesonders während der zweiten Regierungshälfte Kaiser Valentinians I. (364-375) wurde der pannonische Donaulimes sehr zügig mit einem dichen Netz aus Burgi und Kastellen gesichert. Neu angelegte Schiffsländen im Barbaricum garantierten einen abgesicherten Übergang der römischen Truppen im Ernstfall. Beunruhigt durch dieses waffenstarrende Sicherheitskonzept, fühlten sich die Quaden provoziert. Ihr König Gabinius geriet darüber mit Rom in eine Auseinandersetzung und wurde durch den Statthalter der pannonischen Donauprovinz Valeria, Celestius, zu einem Bankett geladen und dabei heimtückisch ermordet.[4] Darauf kam es zu einem Rachefeldzug der erzürnten Quaden, wieder gemeinsam mit dem Sarmaten. Im Juni 374 bekämpfte Valentinian I. im pannonischen Raum und in Moesien ihre Einfälle. Sein Hauptquartier schlug der Kaiser in Brigetio (Komárom-Szőny) auf, wo er während der Verhandlungen mit den Quaden am 17. November 375 starb. Todesursache war vermutlich ein Schlaganfall. Diesen soll ein Wutausbruch Valentinians, ausgelöst durch das unverschämte Verhalten der germanischen Unterhändler verursacht haben.[5] Die Quaden wurden schließlich unterworfen.

Um 400 n. Chr. gerieten die Quaden unter hunnische Herrschaft.

Am 31. Dezember 406 setzten die Wandalen unter König Gunderich bei Mainz über den Rhein, plünderten gemeinsam mit Alanen, Sueben, Teilen der Quaden und Gepiden drei Jahre lang Gallien. Um 408/409 fielen die "Barbaren" in Spanien ein, wo die Sueben und Quaden in Galicien ein Reich gründeten.

Als Attila 453 starb, hinterließ er eine Handvoll jugendlicher Söhne, deren ältester, Ellac im Mannesalter stand. Die neuen, untereinander uneinigen Hunnenführer verteilten dabei kriegserfahrene Könige wie die Dienerschaft eines Hauses und provozierten so einen Aufstand (Skiren, Rugiern, Quaden/Sueben, Langobarden, Heruler, Ostgoten, Gepiden, Alanen), an dessen Spitze sich der Gepide Ardarich setzte. Ardarich erlangte die wohlwollende Neutralität Walamirs und siegte in der Schlacht am Nedao 454. Ellac fiel mit 30.000 Leuten, die Hunnen zogen ab.

Die Quaden schufen ein Reich in Nordungarn im Gebiet zwischen Waag und Gran, das sich bis zum Zug der Langobarden nach Italien (568 n. Chr.) hielt, dem sich die Quaden anschlossen. Man nimmt an, dass sie größtenteils in den Langobarden aufgegangen sind. Ein Teil der Quaden war im 5. Jahrhundert als Donausueben bekannt und ging in den Alamannen auf. Auch die Sueben in Portugal dürften Reste der Quaden aufgenommen haben.

Könige der Quaden

  • Vannius 19-50
  • Sido 50-?
  • Vangio 50-?
  • ???
  • Ariogais ?-?
  • Ariomer ?-?
  • Wangio ?-?
  • Gabinius - circa 374

Einzelnachweise

  1. Tacitus, Germania (Insel Verlag, ISBN 3-458-32171-3) Erläuterung zu Kap 42
  2. Tacitus, Annales XII 29-30
  3. Zosimus, Neue Geschichte III
  4. Konrad Bund: Thronsturz und Herrscherabsetzung im Frühmittelalter. Bonner Historische Forschungen 44. Bonn 1979. ISBN 3792804174. S. 127.
  5. Zosimus, Neue Geschichte IV

Literatur

  • U.B. Dittrich, Die Beziehungen Roms zu den Sarmaten und Quaden im 4. Jahrhundert n. Chr., Diss. Bonn 1984.