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Woltersdorf (bei Berlin)

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Wappen Deutschlandkarte
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Woltersdorf (bei Berlin)
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Woltersdorf hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 52° 27′ N, 13° 45′ OKoordinaten: 52° 27′ N, 13° 45′ O
Bundesland: Brandenburg
Landkreis: Oder-Spree
Höhe: 50 m ü. NHN
Fläche: 9,12 km2
Einwohner: 8386 (31. Dez. 2024)[1]
Bevölkerungsdichte: 920 Einwohner je km2
Postleitzahl: 15569
Vorwahl: 03362
Kfz-Kennzeichen: LOS, BSK, EH, FW
Gemeindeschlüssel: 12 0 67 544
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Rudolf-Breitscheid-Str. 23
15569 Woltersdorf
Website: woltersdorf-schleuse.de
Bürgermeister: Dr. Rainer Vogel (Bündnis 90/Grüne)
Lage der Gemeinde Woltersdorf im Landkreis Oder-Spree
KarteBad SaarowBeeskowBerkenbrückBriesenBrieskow-FinkenheerdDiensdorf-RadlowEisenhüttenstadtErknerFriedlandFürstenwalde/SpreeGosen-Neu ZittauGroß LindowGrünheideGrunow-DammendorfJacobsdorfLangewahlLawitzBriesen (Mark)MixdorfMüllroseNeißemündeNeuzelleRagow-MerzRauenReichenwaldeRietz-NeuendorfSchlaubetalSchöneicheSiehdichumSpreenhagenSteinhöfelStorkowTaucheVogelsangWendisch RietzWiesenauWoltersdorfZiltendorfBrandenburg
Karte

Woltersdorf ist eine amtsfreie Gemeinde im Landkreis Oder-Spree in Brandenburg. Zur Unterscheidung von anderen Gemeinden gleichen Namens wird oft der Zusatz „an der Schleuse“, „bei Berlin“ oder „bei Erkner“ verwendet. Sie ist die kleinste Kommune Deutschlands mit eigener Straßenbahn.

Geografie

Die Gemeinde liegt am Flakensee, Kalksee und Bauernsee, zwischen Schöneiche bei Berlin, dem Berliner Stadtwald und Erkner, mit vielen Geschäften im Ortskern. Von seiner touristischen Bedeutung abgesehen ist der Ort vor allem wegen seines „einzigartigen Bildungskonzeptes“ bekannt.[2] Zu Woltersdorf gehören die Gemeindeteile Schönblick, Springeberg und Stolp.

Nachbargemeinden

Woltersdorf grenzt (im Uhrzeigersinn, von Norden beginnend) an Rüdersdorf bei Berlin, Erkner, Berlin und Schöneiche bei Berlin.

Geschichte

  • Um 1240 besiedelten 14 Bauernfamilien das Angerdorf auf einer Anhöhe, auf der heute Kirche, Rathaus und alte Schule stehen, welche noch heute den Ortskern bilden. Die ursprünglichen Bewohner waren Schiffer und Bauern.
  • 1319 wurde Woltersdorf erstmal urkundlich als Waltersdorf slawika. Waltersdorf bedeutet so viel wie „das Dorf von Walter“.
  • 1375 wurde Woltersdorf erstmals im Landbuch Karls IV. erwähnt und musste mit Rahnsdorf Abgaben an die markgräfliche Burg von Köpenick leisten.
  • 1487 erwarb Berlin Woltersdorf als Kämmereidorf.
  • 1550 wurde eine Schleuse zwischen dem Flakensee und dem Kalksee errichtet.
  • 1555 wurde die erste Kirche in Woltersdorf errichtet.
  • 1618–1648 wurde der Ort stark verwüstet (Dreißigjähriger Krieg) und war zeitweise unbewohnt.
  • Um 1886 wurde ein Aussichtsturm auf den Kranichsbergen gebaut. Seitdem hat man aus einer Höhe von 105 m einen malerischen Ausblick und kann bei klarer Sicht auch den Berliner Fernsehturm sehen. Im Turminneren ist heute eine Ausstellung zu finden Als Woltersdorf noch Hollywood war, die an die 1920er-Jahre erinnert, als Joe May in Woltersdorf am Kalksee so berühmte Filme wie Das indische Grabmal (1920), Herrin der Welt (1919) und später Der Tiger von Eschnapur drehte. Auch heute sind noch Überbleibsel in der Nähe des Sees zu finden.
  • Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Schienenstrang von Berlin nach Osten, wie auch die Bahnstation von Woltersdorfs Nachbargemeinde Erkner fertiggestellt, was Woltersdorf mehr in die Nähe Berlins rücken ließ. Viele Berliner hatten Ferienhäuser in Woltersdorf, von welchen der Ort heute noch geprägt ist.
  • Seit 1913 zieht sich die Strecke der Woltersdorfer Straßenbahn von der Schleuse bis zum Rahnsdorfer S-Bahnhof.
  • Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Gebiet der Maiwiese militärisch genutzt. In dieser Zeit war es Residenz mehrerer hoher Offiziere. Die Woltersdorfer Kirche nahm in den letzten Kriegstagen durch Artilleriebeschuss großen Schaden und wurde bis 2005 – großteils durch Spendengelder – saniert.
  • 1998 wurde die Schleuse (Ursprungsjahr 1550) vollständig saniert. Durch sie fahren viele Lastkähne, die Baumaterial für die Regierungsbauten in Berlin transportieren. Auch Sport- und Touristenboote nutzen die Schleuse.
Ortszentrum Woltersdorf, vor 2009 (inzwischen steht dort der Erweiterungsbau des Rathauses
  • Seit mehreren Jahren hat Woltersdorf im Ortskern ein Stadtzentrum mit mehreren Supermärkten, Gastronomie, zwei Apotheken, Drogerie, Gastwirtschaften und Wohnungen. Zuvor musste ein Feuerwehrgebäude abgerissen werden, unter dem Überreste früherer Bebauung gefunden wurden, für welche sich Archäologen sehr interessierten.
  • Heute bietet die sanierte Strandpromenade am Flakensee Eiscafes, einen Bootsverleih und eine Aussicht über den ganzen See.
  • Am 16. September 2006 wurde eine neugebaute Freizeit- und Sportanlage „an den Fuchsbergen“ eröffnet. Sie besteht aus einem Sportplatz mit Kunstrasen und Tartanbahn und einem Vereinsgebäude. Der Anbau einer Minigolfanlage und eines Bistros sind bereits abgeschlossen.

Religionen

In Woltersdorf ist sowohl eine evangelische (mit starker Landeskirchlicher Gemeinschaft) als auch eine katholische Gemeinde ansässig. Auch die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten ist hier vertreten.

Einwohnerentwicklung

Seit der Wiedervereinigung (4.790 Einwohner) gibt es einen starken Zuzug nach Woltersdorf, was die Bevölkerungszahl von 6.800 (Stand 2001) auf 7.725 (Ende 2008) steigen ließ. Heute ist Woltersdorf das jüngste Dorf im Landkreis Oder-Spree mit mehr als 12 % Einwohnern unter 15 Jahren.

Wappen

Woltersdorf besitzt noch kein Wappen.

Politik

Das Rathaus (rechts daneben steht inzwischen ein Neubau)

Der Gemeinderat besteht grundsätzlich aus 18 Mitgliedern, seit der Kommunalwahl 2008 wegen Verzichts eines unabhängigen Bewerbers jedoch nur aus 17 Abgeordneten.

CDU und FDP bilden eine Fraktion (5 Abgeordnete).

(Stand: Kommunalwahl vom 28. September 2008)

Bürgermeister von Woltersdorf war von 1990 bis Mai 2010 der parteilose Wolfgang Höhne. Am 28. März 2010 wurde der bündnisgrüne Rainer Vogel zum neuen Bürgermeister gewählt, er trat das Amt am 5. Mai 2010 an.[3]

Bildung

Kindertagesstätten

Woltersdorf ist landesweit bekannt für eine vorbildliche Kindertagesstätten-Kultur. Woltersdorf hat sich „zu einer Pilgerstätte für Familienpolitiker und Bildungsexperten entwickelt, die sogar von Gästen aus außereuropäischen Ländern besucht wird.“[2]

Die drei Träger von Kitas im Ort, die Arbeiterwohlfahrt (Awo), die "Elterninitiative Christliche Kita e.V." und die Kommune wetteifern um kinder- und familienfreundlichste Konzepte. Die Christliche Kita Woltersdorf wurde 2003 als „bester Kindergarten Brandenburgs“ ausgezeichnet, die kommunale Kita ist „Referenzkita“ des Landes. Alle drei Kitas wurden 2006 mit dem Kita-Gütesiegel ausgezeichnet. Ende 2008 besuchten 491 Kinder die Woltersdorfer Kitas.

Schulen

Die Gemeinde Woltersdorf ist Träger einer dem Landesschulamt unterstehenden Schule, die seit dem 1. August 2005 „Oberschule Woltersdorf mit Grundschulteil“ heißt. Die Schule besitzt einen „Öko-Garten“ und eine Turnhalle. Die Oberschule (nicht aber deren Grundschulteil) wird derzeit jedoch aufgrund geringer Anmeldungen abgewickelt.

Im Schuljahr 2008/2009 hat nach 2-jähriger Vorbereitungszeit eine reformpädagogisch orientierte Grundschule in freier Trägerschaft den Schulbetrieb aufgenommen.[4] In der Freien Schule Woltersdorf lernen derzeit 27 Kinder in einer altersgemischten Lerngruppe.

Die Gemeindevertretung hat im September 2008 beschlossen, den privaten Bildungsträger "Fürstenwalder Aus- und Weiterbildungszentrum gGmbH" (FAW) mit dem Betrieb einer öffentlichen Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe (Abschluss: Abitur) mit starker beruflicher Prägung zu beauftragen. Diese neue Oberschule wird am 31. August 2009 zweizügig den Betrieb aufnehmen.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Woltersdorfer Schleuse

In der Liste der Baudenkmale in Woltersdorf (bei Berlin) stehen die in der Denkmalliste des Landes Brandenburgs eingetragenen Denkmäler.

  • Aussichtsturm auf dem Kranichsberg (mit Ausstellung Als Woltersdorf noch Hollywood war)
  • Liebesquelle
  • Woltersdorfer Schleuse
  • St. Michaels-Kirche
  • Dauerausstellung in der alten Schule (Fidus – Ein Künstler in Woltersdorf, Altes Handwerk und Gewerbe, Unsere Schule in Woltersdorf, Entwicklung des Radios)
  • Ehrenmal aus dem Jahre 1952 von Kurt Holzfäller an der Berliner Straße/Ecke Baumschulenstraße zur Erinnerung an die Verfolgten des Naziregimes. Der Vater des Schöpfers, Karl Holzfäller, gehörte zu den kommunistischen Widerstandskämpfern und wurde 1945 in Brandenburg-Görden ermordet
  • Sowjetischer Ehrenfriedhof am Thälmannplatz für 36 sowjetische Kriegsgefangene und 13 Zivilpersonen, vermutlich Zwangsarbeiter, darunter einige Polen

Bauwerke

  • Das ehemalige Sanatorium wurde 1896 von Hans Knoch als Kurhaus auf dem Sandberg der Woltersdorfer Halbinsel gekauft. Ein weiteres Gebäude baute er 1899 an. Durch den stattlichen Mittelbau wurden beide Häuser 1910 miteinander verbunden. Gleichzeitig entstanden am Hang die sogenannten Lufthütten zur Luftbehandlung. Das nach und nach erworbene Land ließ Knoch parkähnlich gestalten. Den Erholungssuchenden und Patienten wurden besonders Luft- und Badekuren angeboten. Heute wird das Gebäude vom Ev. Krankenhaus "Gottesfriede" als Fachkrankenhaus und Tagesklinik für Geriatrie und vom EC-Begegnungs- und Bildungszentrum "Haus Gottesfriede" genutzt.

Sport

  • Freizeit- und Sportanlage in den Fuchsbergen
  • Sportverein 1919 Woltersdorf e.V.

Regelmäßige Veranstaltungen

  • Kirchturmfest am 1. Advent
  • Osterfeuer
  • Feuerwehrfest der Freiwilligen Feuerwehr Woltersdorf jährlich im Mai
  • Woltersdorfer Sommerfest
  • Oktoberfest der Freiwilligen Feuerwehr Woltersdorf
  • Karneval von November bis März mit dem WCV06 e.V.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Woltersdorfer Straßenbahn

Seit 1913 verbindet die normalspurige Woltersdorfer Straßenbahn GmbH den Rahnsdorfer S-Bahnhof mit der Schleuse am Ortsende von Woltersdorf. Der Ort ist die kleinste deutsche Gemeinde, die eine eigene Straßenbahn besitzt. Miteigentümer ist zu 50 Prozent der Landkreis Oder-Spree.

Außerdem ist Woltersdorf durch Buslinien mit den umliegenden Orten und dem Bahnhof Erkner (S-Bahn Berlin S 3 und Regionalexpress RE 1) verbunden.

Persönlichkeiten

Literatur

  • Gerald Ramm: Das märkische Grabmal. Vergessene Filmlegenden zweier Drehorte. Woltersdorf 1997, ISBN 3-930958-06-6.
  • Gerald Ramm: Als Woltersdorf noch Hollywood war, Woltersdorf 1993, ISBN 3-86155-024-5.
  • Gerald Ramm: Woltersdorf - Ein Dorf im Dritten Reich, Woltersdorf 1993, ISBN 3-86155-022-9.
  • Jörg Lüderitz: Woltersdorf/Schleuse und Umgebung Orts- und Wanderführer, 2. Auflage 2006, ISBN 3-86155-083-0
  • M. Liebermann: Woltersdorf – am Ende der Welt?, Individuell Verlag 2001

Einzelnachweise

  1. Bevölkerungsstand im Land Brandenburg Dezember 2024 (Fortgeschriebene amtliche Einwohnerzahlen, basierend auf dem Zensus 2022) (Hilfe dazu).
  2. a b Neue Zürcher Zeitung, 7. August 2006: Woltersdorf - das Dorf der Kinder. Ein brandenburgischer Ort macht positive Schlagzeilen.
  3. MOZ-Bericht über Wahl
  4. [1] - "Wir können es besser." Bericht in der SZ vom 15. April 2010 über die Freie Schule Woltersdorf
Commons: Woltersdorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien