Benutzer:Paulae/AFK
Die alte Frauenkirche war der spätgotische Vorgängerbau der von George Bähr errichteten Frauenkirche in Dresden. Sie wurde kurz nach der Grundsteinlegung für den Neubau im Jahr 1727 abgetragen.
Lage
Der Frauenkirchhof war von allen Seiten eingefasst: In umschloss der Stadtgraben, die Rampische Gasse, Fischer- und Töpfergasse sowie das Maternihospital.
„Es war dies [im Mittelalter] keineswegs eine bevorzugte Gegend der Stadt. Die umliegenden vorstädtischen Gassen bestanden aus ärmlichen, schindelgedeckten Holzhäuschen […] Gegenüber dem Frauenthor und der Stadtmauer mit ihren kräftigen Thürmen wird sich das Kirchlein mit seinem als Dachreiter aufgesetzten Glockenthürmchen recht dürftig ausgenommen haben. Und dieser Eindruck hatte sich wohl noch verstärkt, als gegen Ende des 16. Jahrhunderts an der Stelle, wo früher die Stadtmauer gestanden, das stattliche Gewandhaus und der prächtige Stallhof mit seiner reich geschmückten Außenseite entstanden war.“[1]
Die heutige Frauenkirche steht auf dem Chor der alten Frauenkirche. Das Kirchenschiff der alten Kirche ist nicht überbaut, sondern nur mit Pflaster bedeckt. Die Kennzeichnung des Brunnens des Maternihospitals, die mit einer Kupferplatte im Pflaster vorgenommen wurde, erlaubt im Zusammenhang mit dem heutigen Kirchenbau eine Orientierung, wo sich die alte Kirche befunden hat.
Geschichte
Die Anfänge bis zum Bau der ersten romanischen Frauenkirche
Bereits 1728 stellte Christian August Freyberg fest, „daß im Grunde gar keine Nachricht von der Fundation der Kirche anzutreffen gewesen“[2] – bis heute fehlen zur Gründung der zeitigsten Frauenkirche schriftliche oder bildliche Überlieferungen.
Im Jahr 968 war das Bistum Meißen gegründet worden, das dem Erzbistum Magdeburg unterstand. Von Meißen aus begannen die geistlichen Helfer des Meißner Bischofs, die im sächsischen Raum lebenden Sorben zu missionieren. Zu diesem Zweck entwickelte sich bis zum Jahr 1000 eine Kirchenorganisation mit zahlreichen Missionskirchen, die zwar als Königskirchen galten, jedoch zumeist auf Initiative der Bischöfe, aber auch der Markgrafen gegründet wurden.[3] Es gilt als wahrscheinlich, dass die Frauenkirche im damaligen Gau Nisan von einem Meißner Bischof gegründet wurde,[4] der auch das Patronat über das Gotteshaus besaß. Die Frauenkirche lag zu dem Zeitpunkt erhöht nahe einer Flußüberquerung auf dem linken Elbufer und damit an der Altstraße, die Dohna mit Meißen verband. Eine slawische Siedlung, die später Dresden genannt wurde, kann zu dieser Zeit nur für eine rechtselbische Siedlung angenommen werden,[5] während das linkselbische Ufer um die Frauenkirche weitgehend unbesiedelt war.
Es wird davon ausgegangen, dass die erste Frauenkirche zunächst als „Missionsstation ohne festen Sprengel“[6] bestand, die abseits eines Burgwardmittelpunkts lag. Angrenzend waren westlich der Burgward Briesnitz mit einer eigenen Kirche und der Weißeritzburgward, der sich östliche des Burgwards Briesnitz befand. Die Erbauungszeit der ersten Frauenkirche muss angesichts des Missionsstatus Ende des 10. beziehungsweise Anfang des 11. Jahrhunderts gelegen haben. Reinhard Spehr legt das Erbauungsjahr der Frauenkirche auf die Zeit „um 1060“[7] Im Jahr 1987 durchgeführte Grabungen auf dem ehemaligen Frauenkirchhof legten zudem Gräbereste vermutlich aus dem 11. oder frühen 12. Jahrhundert frei, die auf eine zugehörige ältere Kirche schließen lassen.[7]
Da es von dieser Kirche keine baulichen Überreste gibt und der Steinbau zu dieser Zeit noch weitgehend unbekannt war, wird es sich bei der ersten Frauenkirche um einen Sakralbau aus Holz gehandelt haben.[8] Übereste des ersten romanischen Steinbaus der Frauenkirche aus dem 12. Jahrhundert wurden zuerst 1987 bei Grabungen unweit des Trümmerbergs der Bährschen Frauenkirche freigelegt.
Die erste indirekte urkundliche Erwähnung der Frauenkirche stammt aus dem Jahr 1240: Heinrich III. benannte in diesem Jahr den Pfarrer der Parochie Dresden – „Ulricus parrochianus in Dresedene“[9] – in seiner Urkunde für die Leipziger Katharinenkirche als Zeugen. Die erste direkte schriftliche Benennung der Frauenkirche stammt aus dem Jahr 1289. Eine am 1. Oktober 1289 von Abt Heydolf vom Kloster Berge vor Magdeburg ausgestellte Urkunde teile dem Archidiakon Arnold von Nisan darin mit, dass er „den Priester Albert von Lobeda […] als Pfarrer in der [Frauen-]Kirche zu Dresden eingesetz und dessen Gegner Adolf in dieser Kirche Redeverbot auferlegt habe.“[10] Lange Zeit war die Ersterwähnung der Frauenkirche erst auf das Jahr 1366 datiert worden, als Friedrich III. eine Urkunde „in Unser lieben frauwen pharren und kirchen uzwendig der stadmuer Dresden“ ausgestellt hatte.[11]
Das Patronat über die Frauenkirche wechselte im Mittelalter mehrfach. Bis kurz vor 1288 besaß Heinrich III. das Patronat, das anschließend an das Klarissenkloster Seußlitz überging und im Jahr 1316 im Tausch an den Bischof von Meißen ging. Erst 1404 erwarben die Markgrafen von Meißen das Patronatsrecht über die Frauenkirche im Tausch gegen das Patronatsrecht zweier Kirchen in Niederebersbach und Meißen.[12]
Der Bau der Frauenkirche im 12. Jahrhundert

Im Laufe des 12. Jahrhunderts muss die Frauenkirche mit ihrem Friedhof an Bedeutung und Reichtum gewonnen haben beziehungsweise die umliegenden Siedlungen müssen derart gewachsen sein, dass der Plan einer steinernen Kirche in die Tat umgesetzt wurde. Im Jahr 1987 freigelegte Wandfundamente dieses Baus waren 1,05 Meter dick und bestanden aus in Lehm verlegten Plänerschiefer.[7] Fundamentmauern ausschließlich aus Plänerschiefer wurden in Dresden unter anderem im Bereich der Stadtmauer und der mittelalterlichen Burg gefunden und datieren in das letzte Viertel des 12. Jahrhunderts. Erst beim Bau der Dresdner Brücke, der um 1173 begann, ist erstmals die Verwendung von Sandstein nachgewiesen, der in der Folgezeit zunehmend zum Bau benutzt wurde. Dies, sowie kleine Scherbenfunde im Baulehm der Plänermauern, die grob auf das 12. Jahrhundert datiert werden können, lassen einen Bau der ersten steinernen Frauenkirche vor 1170 wahrscheinlich sein.[13]
Der Steinbau besaß eine äußere Breite von 21 Metern, aufgrunddessen Spehr im Bau eine dreischiffige Basilika vermutete.[7] Auch Heinrich Magirius geht, architekturtypologischen Überlegungen folgend, davon aus, dass es sich bei der hochmittelalterlichen Frauenkirche um eine querschiffslose Kurzbasilika gehandelt haben könnte, die in Sachsen ähnlich unter anderem für Geithain, Rochkitz und Rötha nachgewisen ist. Sie war dabei länger als breit, geht man davon aus, dass für den Nachfolgebau die Stelle des Triumphbogens gleich blieb und die Breite des Mittelschiffs von rund 8 Metern übernommen wurde, wie die bei Kirchenbauten des Mittelalters durchaus gängig war.[14] Mittelpfeiler lassen sich für diesen Sakralbau nicht nachweisen, auch wenn die Seitenschiffe in Basiliken des Mittelalters in der Regel durch Arkadenbögen vom Mittelschiff abgeteilt waren.[15] Die Ausbildung des Chors ist nicht bekannt; möglicherweise erhaltene Überreste des 12. Jahrhunderts wurden spätestens beim Bau der Bährschen Frauenkirche vernichtet. Der über Analogien und archäologische Funde rekonstruierte Bau dürfte Ähnlichkeit mit der 1114 geweihten Stiftskirche St. Marien in Wurzen aufgewiesen haben: Bei beiden Bauten war das Langhaus breiter als lang; auch in der Stiftskirche sind die Seitenschiffe vom Mittelschiff über zwei Pfeiler mit drei Arkaden abgeteilt. Die Breite des Mittelschiffs beträgt 8 Meter, sodass das Raumgefühl der Stiftskirche im Ansatz das des erste Frauenkirchsteinbaus widerspiegeln dürfte.
Der Neubau der Frauenkirche im 14. Jahrhundert
Im 14. Jahrhundert entstand schließlich ein neuer Kirchenbau – er „war um den romanischen Vorgänger herumgebaut worden, umgab diesen also wie eine Glocke“.[16] Ob sich eine aus dem Jahr 1388 überlieferte Kirchweihe der Frauenkirche auf die Weihe des Neubaus bezieht oder eine spätere Wiederweihe bezeichnet, ist ungewiss.[17] Im Jahr 1395 wurde der Kirche ein Altar gestiftet, kleinere Umbauen sind für das Jahr 1452 überliefert.
An der Sakristei, die sich am südlichen Seitenschiff der Kirche westlich anschloss, arbeitete man 1468: Steinmetz Paul fertigte ein Fenster und einen Schlussstein für die Sakristei, zudem wurde eine Tür angefertigt. Erst im folgenden Jahr wurde die Sakristei gewölbt. Man arbeitete am Kirchturm und deckte die Kirche samt Dachreiter schließlich im Jahr 1470 und 1472.
Im Jahr 1477 wurde an die Frauenkirche ein Chor angebaut. Cornelius Gurlitt vermutete, dass der neue, spätgotische Chor einen älteren ersetzte. Überliefert ist die Chorinschrift „mcccclrrvii jare ist angehaben diesser Koor“[18] Mit dem neuen Chor besaß die Frauenkirche nun eine Länge von rund 38 Metern bei einer Breite von rund 25 Metern.
Am 6. November 1483 wurde in der Frauenkirche der neue Hauptaltar geweiht. Im Jahr 1497 erhielt die Frauenkirche einen neuen Kirchturm/Dachreiter, den Caspar Beyer fertigte und der erst 1722 entfernt wurde. Der Turm erhielt 1499 im Rahmen einer Sanierung eine neue Turmspindel mit vergoldetem Knopf. Die Steinmetzten und Mauerer stifteten dem Beinhaus auf dem Frauenkirchhof im Jahr 1514 einen Altar. Erst 1558 wurde das Beinhaus abgetragen.
Von 1528 bis 1529 wurde die Kirche neu gedeckt.
Die Entwicklung im 16. und 17. Jahrhundert

Mit Einführung der Reformation im Jahr 1539 endete der Gottesdienst in der Frauenkirche. Er wurde nun ausschließlich in der Kreuzkirche abgehalten. Kirchenschmuck der Frauenkirche wurde an die Münzmeister verkauft: die Altäre der Kirche wurden entfertn und die Glocken verkauft.[19] Die Kirche stand nun zunächst leer. In den 1540er-Jahren wurde die bis zu der Zeit außerhalb der Stadtmauern liegende Frauenkirche in die Festung Dresden einbezogen.
Bald erwies sich, dass die Kreuzkirche nicht groß genug war, um alle Gottesdienstbesucher aufzunehmen. Die Frauenkirche wurde daher ab 1556 wieder hergerichtet: Im Jahr 1556 wurde die Decke des Langhauses durch einen Zimmermann abgebrochen und im folgenden Jahr durch Ilgen Titz in Form einer Felderdecke wieder hergestellt. Die Decke wurde bis 1560 mit biblischen Darstellungen bemalt, wobei die Namen der Stifter auf den einzelnen Bildern vermerkt wurden. Die Malereien wurden unter anderem von den Dresdner Malern Daniel und Andreas Bretschneider sowie Christof Grome ausgeführt. Die Kirche wurde zudem im Inneren neu ausgemalt, die Emporen zweigeschossig neu errichtet und mit einem weißen und aschefarbenen Anstrich versehen. Man erneuerte das Gestühl und Hans Walther II schuf von 1556 bis 1557 eine neue Kanzel, die als „Spitzenwerk der Renaissande“ gilt,[20] und sich wahrscheinlich erhalten hat. Kurfürst August schenkte der Frauenkirche 1556 drei Glocken des säkularisierten Zisterzienserklosters Altzella. Im Jahr 1559 erhielt die Kirche eine neue Stoer-Orgel und wurde schließlich im selben Jahr um Judica dem Gottesdienst übergeben – nach der Reformation durften nun wieder Gottesdienste in der Kirche gehalten werden. Die Frauenkirche war nun Gottesdienststätte für 26 nach Dresden eingepfarrte Dörfer, darunter zum Beispiel auch das Dorf Loschwitz. Die Taufen wurde jedoch ausschließlich in der Kreuzkirche vollzogen.
Für das Bürgertum in Dresden lag die Bedeutung der Frauenkirche nicht in ihrer gottesdienstlichen Funktion, war die nach einem Brand 1499 neu errichtete Kreuzkirche doch ein wesentlich moderneres und besser ausgestattetes Gotteshaus. Die Frauenkirche und ihr Kirchhof gewannen ihre besondere Bedeutung vor allem als Begräbnisstätte, so folgten auch nach der Wiederweihe der Kirche Arbeiten am Friedhof.
Im Jahr 1629 gab es erste Pläne, den zuletzt 1599 ausgebesserten und nun baufälligen Dachreiter abzutragen, die jedoch nicht umgesetzt worden. Der Turmknopf wurde 1671 erneuert; 1599 war ein Hahn aufgesetzt worden, der 1699 durch einen Sternknopf ersetzt wurde. Im Jahr 1703 wurde die Sakristei ausbessert, doch konnte der Verfall der alten Frauenkirche mit der Zeit nicht mehr aufgehalten werden.
Verfall und Abriss 1721 bis 1727
Die genauen Umstände vor allem des Abrisses der alten Frauenkirche lassen sich noch heute durch erhaltene Bauakten und vor allem Rechnungen der Jahre ab 1724 nachvollziehen, die im Stadtarchiv Dresden erhalten geblieben sind.
Seit 1714 drängte August der Starke darauf, den Frauenkirchhof zu entfernen und eine neue Kirche zu errichten. Der Stadtteil, in dem die alte Kirche stand, war durch den Bau des Zeughauses und den Stallhof architektonisch aufgewertet worden. Sowohl das Oberkonsistorium als auch die Dresdner Bürger hatten sich jedoc stets gegen eine Auflösung des Frauenkirchhofs ausgesprochen, auf dem sich wie auch in der Kirche zahlreiche, reich verzierte Erbbegräbnisstätten befanden.
Seit 1722, möglicherweise schon früher, hatte sich der Rat der Stadt Dresden dennoch mit Planungen für einen Kirchenneubau als Ersatz für die alte Frauenkirche befassen müssen. Bereits 1721 war aus der großen Kirchglocke der Klöppel gefallen und hatte das Dach der Frauenkirche stark beschädigt;[21] zudem hatten sich Risse im Mauerwerk. Im Jahr 1722 war die Kirche in einem derart desolaten Zustand, dass das Rippengewölbe im Chor abgetragen werden mussten. Die Kirchböden, auf denen die Besucher bei Überfüllung der Kirche zusätzlich Platz nehmen konnten, wurden zudem gesperrt. Da auch der Dachreiter entfernt werden musste, wurden die Glocken in einem Interrimsglockenturm aufgehängt, der 1722 nördlich der alten Kirche errichtet wurde. Die Pläne für einen Neubau mussten nun schneller als geplant umgesetzt werden, wobei die alte Kirche auf Geheiß Graf Wackerbarth so lange wie möglich genutzt werden sollte.
Zunächst musste der Baugrund für die neue Kirche geschaffen werden. Die alte Frauenkirche befand sich auf dem ältesten Friedhof der Stadt, der bereits seit langer Zeit überbelegt war. Der Friedhof war von einer Mauer umgeben, die vollständig mit Schwibbögen besetzt war – 97 davon waren 1724 teilweise reich verzierte Erbbegräbnisstätten.
Im Juli 1724 begannen Handlanger damit, Grabsteine vom Friedhof zu entfernen. Auch der Abbruch der Schwibbögen begann. Das Oberkonsistorium ordnete an, dass die einzelnen Familien für eine Umbettung der Bestatteten sorgen dürfen – in Fällen, in denen dies nicht möglich war, übernahm der Rat der Stadt selbst die Kosten für eine Umbettung auf den damaligen Johannisfriedhof.
Im Januar 1725 drohte die alte Frauenkirche, die weiterhin für Gottesdienste genutzt wurde, in sich zusammenzubrechen. Die Risse im Mauerwerk hatten sich im Gegensatz zur Untersuchung 1721 stark vermehrt, eine Kirchmauer hatte sich zudem deutlich nach außen gewölbt. Man errichtete bis Mai 1725 Gerüste und Holzstützen im Inneren; gleichzeitig wurden die Außenmauern durch Stützen gefestigt, die trotz des Protestes der Bewohner an gegenüberstehenden Häusern angebracht wurden.[22] Ab 1725 diente der Frauenkirchhof als Lagerstätte für Baumaterialien der neuen Kirche.
Der Rat der Stadt Dresden beschloss auf seiner Sitzung am 27. Juni 1726, dass die Bodenarbeiten für die neue Frauenkirche zwischen Maternihospital und dem Chor der alten Frauenkirche beginnen sollen. Dort waren bereits die Friedhofsmauer und auch die tiefen Schwibbögen entfernt worden. Tag des offiziellen Baubeginns für die neue Frauenkirche war der 3. Juli 1726. Die Grundsteinlegung für die neue Frauenkirche erfolgte am 26. August 1726, wobei zu diesem Anlass auch ein Gottesdienst in der alten Frauenkirche stattfand.
In der folgenden Zeit bis 1727 wurden von Handlangern immer wieder Leichen des Kirchhofs ausgehoben und umgebettet. Grabbeigaben wie goldene und silberne Ringe und Ketten wurden dabei gegen Trinkgelder abgeliefert.
Erst Ende 1726 waren die Bauarbeiten an der neuen Kirche so weit forgeschritten, dass die alten Kirche den Weiterbau behinderte. Bauschreiber Oderich, Baumeister Fehre und George Bähr erstatteten dem Rat der Stadt daher Bericht, dass nun mit dem Abriss der alten Kirche begonnen werden müsse, „da sämbtliche Grundtlinien [des Neubaus] durch das Schiff und Haupt-Mauern der alten Kirche [gehen]“.[23] Der Rat der Stadt wiederum richtete am 14. Dezember 1726 ein Gesuch an Kurfürst August, dass der alte Kirchenbau bis Frühjahr 1727 abgerissen werden muss, um den Weiterbau der neuen Kirche nicht zu gefährden. Er erhielt die Zustimmung bereits am 20. Dezember. Zusätzlich wurde bewilligt, den Gottesdienst aus der alten Frauenkirche in die Sophienkirche zu verlegen.
Am 9. Februar 1727 wurde in der alten Frauenkirche der letzte Gottesdienst abgehalten. Am 15. Februar 1727 begann offiziell der Abbruch der Kirche. Die Orgel wurde ausgebaut und das Gestühl in ein Waisenhaus sowie in die Sophienkirche gebracht. Vom 12. bis 16. Februar wurde der Hauptaltar der Kirche in die Annenkirche gebracht. An der Außenmauer der Kirche befanden sich zu dem Zeitpunkt noch so viele Epitaphien, dass die Transportrechnungen von Februar 1727 „30 Fuhren Epitaphia von der Kirche vor das Wilsdruffer Thor“ verzeichnen.[24] Bis Ende April 1727 dauerten die Abbrucharbeiten an der alten Kirche an, sie wurde abgedeckt und abgetragen. Nur die Westwand der Kirche wie auch die unmittelbar anschließende Kirchhofsmauer blieben Ende April zunächst wahrscheinlich zum Schutz der Baustelle erhalten. Sie wurden schließlich im August abgetragen, sodass der Abriss der alten Frauenkirche im August 1727 bis auf die Fundamente beendet war.
Baubeschreibung
Die äußere Gestalt der Kirche ist auf verschiedenen Stichen des 17. und 18. Jahrhunderts überliefert. Von Moritz Bodenehr (1665–1749) stammen dabei Süd- und Nordansichten der Kirche, wobei letztere den Zustand der Kirche kurz vor dem Abbruch 1727 zeigte. Bildliche Innenansichten liegen abgesehen von Grundrissen nicht vor, jedoch existieren zeitgenössische Beschreibungen.
Außenbau
Richter beschrieb die Frauenkirche als „eine schmucklose, ziemlich quadratische Halle, der nur der im Jahre 1477 angebaute gothische Chor ein etwas reicheres Gepräge gab.“[25]
Die neue, gotische Frauenkirche, der direkte Vorgängerbau der Bährschen Frauenkirche, war größer als der romanische Bau. Die äußere Breite des Sandsteinquaderbaus betrug 25,40 Meter;[26] die Länge betrug 23 Meter. Überlieferte Grundrisse zeigen, dass die Umfassungsmauern der Kirche nicht parallel lagen, sondern verschoben waren.
An die Hallenkirche schloss sich östlich ein Langchor an, der die Breite des Mittelschiffs besaß. Er schloss in drei Seiten des Achtecks ab. Nördlich des Chores befand sich eine Nebenkapelle, die ebenso wie der Chor polygonal abschloss; südlich des Chores im Anschluss an das Nebenschiff lag ein doppelgeschossiger Anbau, der ebenfalls polygonal abschloss. Er wurde im Erdgeschoss als Sakristei genutzt.
Die Dächer der Kirche sind ungewöhnlich. Der First des Walmdaches der Hallenkirche verläuft nicht in West-Ost-Richtung, wie die bei Kirchen des Mittelalters normalerweise üblich war, sondern in Süd-Nord-Richtung. Die Dachstuhlfirst von Chor und Sakristei sind niedriger als der der Hallenkirche, wobei das Satteldach des Chors nicht am Walm des Langhauses anschließt, sondern an einen quer zum Hauptdach verlaufenden Walm anschließt, der niedriger als der des Langhauses liegt, jedoch deutlich höher als der der Nebengebäude ist. Geht man davon aus, dass der Dachreiter mittig auf dem First des Langhausdaches gesessen hat, muss das „zusätzliche Dach“ südlicher gelegen haben, also weder in direkter Verbindung mit der Chroachse, noch in direkter Verbindung mit dem südlichen Seitenschiff. Magirius vermutete, dass das Dach einen Teil des Sakristeianbaus überdeckte, bezeichnete die mehrfach durch Bodenehr überlieferte Dachdarstellung dennoch als „merkwürdig“.[27]
Die Hallenkirche/Langhaus

Cornelius Gurlitt schrieb 1902, dass die Hallenkirche „wohl romanischen Ursprungs“ gewesen ist;[28] Grabungen aus dem Jahr 1987 ergaben, dass die Kirche im 14. Jahrhundert um die Grundmauern des Vorgängerbaus errichtet wurden.
Der Innenraum der fast quadratischen Kirche war 23 Meter breit und 20 Meter lang. Es handelte sich um eine dreischiffige Kirche: Die beiden Seitenschiffe waren vom Hauptschiff durch je drei Arkadenbögen abgeteilt, die auf zwei Pfeilern standen. Am westlichen und östlichen Ende ruhten die Arkaden auf Vorlagen.[29] Die Pfeiler besaßen dem überlieferten Grundriss nach eine einfache Rechteckform. Es ist jedoch ein halbes Werkstück eines Achteckpfeilers der Kirche überliefert, sodass die Grundrisszeichnungen möglicherweise nur die Sockelform der Pfeiler darstellten. Derartige Pfeilerformationen sind in Sachsen aus der Zeit um 1400 – zum Beispiel in der Jakobikirche in Chemnitz und der Frauenkirche in Meißen – überliefert, was der Datierung des Langhauses entgegensteht. Die Bogenform der Arkaden ist nicht bekannt, da keine Skizzen des Innenraums der Kirche existieren. Farbreste auf überlieferten Bogenwerkstücken zeigten, dass die Kirche wahrscheinlich im Mittelalter im Inneren grau bemalt war und weiße Fugen besaß.[30]
Die Hallenkirche war im Inneren ungewölbt. Da keine Strebepfeiler existierten, ist zu vermuten, dass eine Einwölbung der Kirche auch nicht geplant war.[31] Die Kirche wurde im Süden durch fünf Korbbogenfenster erhellt, die Magirius als nachmittalalterlich einschätzte.[32] Im Norden besaß die Kirche drei stilistisch gleiche Fenster. Der Zugang zur Hallenkirche erfolgte über drei Portale: Auf der Südseite der Kirche führte ein Spitzbogenportal vom Friedhof in den Hauptbau, ein weiteres Tor gab es auf der Nordseite der Kirche vom Friedhof aus, sowie ein drittes von der westlichen Straßenseite.
Nordwestlich der Hallenkirche schloss sich ein Treppenhaus an. Über die Nebenkapelle, die sich östlich am nördlichen Seitenschiff anschließt, ist hingegen kaum etwas bekannt, zumal eine bildliche Darstellung der Nordseite der Kirche und der überlieferte Grundriss des Baus keine Eindeutige Identifizierung der Nebenkapelle zulassen.[33] Magirius vermutete, dass die Nebenkapelle „kaum älter [gewesen] sein dürfte als der spätgotische Langchor“.[34]
Der Langchor
Östlich der Hallenkirche schloss sich eine spätgotische Choranlage an. Ihr Bau begann 1477 und wurde laut einer wohl am Strebepfeiler angebrachten Bauinschrift im Jahr 1483 fertiggestellt.[35] Der Chor war 15 Meter lang, sodass die Kirche durch ihn eine Gesamtlänge von rund 38 Metern besaß.[36]
Gurlitt spekulierte, dass der neue Chor eine ältere Choranlage ersetzte. Magirius verwies mit Hinblick auf das ungewöhnliche zusätzliche Dach zwischen Hauptdach und Chorverdachung, dass der Langchor möglicherweise an einen älteren und deutlich kürzeren Chor angebaut wurde. Die Verdachung der Kirche lässt sich aufgrund überlieferter Baurechnungen auf 1472 datieren. Inwieweit sich die für das Jahr 1470 überlieferte Wölbung nicht, wie Gurlitt vermutete, auf das Obergeschoss der Sakristei, sondern auf einen kürzeren Chor bezieht, bleibt Spekulation.
Der Langchor besaß dreibahnige Spitzbogenfenster. Er wurde über ein kleines Spitzbogenportal an der Südseite betreten. Eine Innenansicht der Kirche ist nicht überliefert. Die Grundform des Chores war nach den Bährschein Zeichnungen unregelmäßig, bei Michaelis jedoch regelmäßig. Gurlitt schätzt ein, dass die Bährsche Darstellung richtiger sein dürfte.[37]
Verschiedene Werkstücke des spätgotischen Chors wurden für den barocken Neubau wiederverwendet und bei der Enttrümmerung der Frauenkirche im Jahr 1993 geborgen.[38]
Der Sakristei-Anbau
Der Anbau lag an der Ostseite des südlichen Seitenschiffs und der Südseite des Chores. Er besaß zwei Geschosse, wobei nachweislich das Erdgeschoss, möglicherweise jedoch auch beide Etagen als Sakristei genutzt wurden. Dies ist bekannt, da Moritz Bodenehr auf einem Stich aus dem Jahr 1714 die rechteckige Tür zum Anbau in der Stichlegende als „Sakristey Thüre“ bezeichnete. Bekannt ist, dass die Sakristei im Jahr 1468 eine neue Tür erhielt. Diese wurde auch „Münzertor“ genannt.[39] Im selben Jahr fertigte Steinmetz Paul ein neues Fenster und einen Schlussstein für die Sakristei. Im folgenden Jahr wurde sie durch einen Meister Thomas gewölbt. Größere Gewölbe fertigte ein Meister Claus im Jahr 1470, wobei umstritten ist, ob damit tatsächlich wie von Gurlitt bestimmt die Sakristei gemeint ist.[40]
Ein Meister Claus war in den 1480er- und 1490er-Jahren für den Bischof von Meißen tätig. Die Annahme einer Identität dieses Meister Claus mit dem an der Frauenkirche beschäftigten Baumeisters hält Magirius für „verlockend“.[41] Die Obergeschossfenster des Anbaus besaßen Vorhangbögen und die Strebepfeiler des Anbaus wiesen geschweifte Abdeckungen auf, sodass Magirius im Anbau Stilelemente sah, „die eine stilistische Herkunft aus dem Umkreis der Albrechtsburg Arnolds von Westfalen verraten, einem Bau, der seit 1471 im Gange war.“[42] Eine stilistische Abhängigkeit der Sakristei von der Albrechtsburg in Meißen hieße jedoch, dass die Sakristei in keinem Fall früher als 1471 entstanden sein kann. Magirius vermutete daher, dass die in Quellen aus den 1460er-Jahren überlieferte Sakristei ein älterer und bescheidenerer Bau war, der auch mit dem zusätzlichen Dach im Westen des Langchores in Verbindung steht. Er datierte die auch bildlich überlieferte Sakristei auf „aus der Zeit um 1500“[43] und damit als jünger als der Langchor. Dieser weist keine stilistischen Ähnlichkeiten mit der Sakristei und damit auch keine Anklänge an den Stil der Albrechtsburg auf, was durch die frühere Entstehungszeit zu erklären wäre.</ref>
Noch im Jahr 1703 wurde die Sakristei ausgebessert.
Altar
Im Jahr 1366 stiftete Hans Münzmeister der Kirche einen Michaelisaltar, der 1395 und 1459 erneute Bewidmungen erfuhr. Für das Jahr 1394 wird ein weiterer Altar erwähnt, der der Dreifaltigkeit geweiht war. Im Jahr 1395 stattete Markgraf Wilhelm einen Altar aus, der unter anderem den Aposteln Philippus und Jakobus geweiht war.[44]
Ein neuer Hauptaltar der Kirche stammte aus dem Jahr 1483, die Altarweihe fand am 6. November 1483 durch Bischof Andreas von Cerigo statt. Die Existenz eines weiteren, ebenfalls von Andreas von Verigo geweihten Altars der Kirche, ist für das Jahr 1489 überliefert. Möglicherweise war er in der Seitenkapelle aufgestellt.[45]
Der Tischler Georg Uhl schuf 1531 einen neuen Fuß und Gesprenge zu einer neuen Tafel, möglicherweise für einen neuen Altar.
Den letzten Altar der Kirche stifteten 1584 die Brüder Heinrich und Adolf von Krosigk. Er diente zugleich als Epitaph für ihrem 1581 verstorbenen Bruder, Hofmarschall Hans Georg. Der Altar war aus Sandstein gefertigt und trug neben der Gedächtnisschrift für den Toten die Aufschrift: „Mit göttlicher Gnade anno 1584 an unsers Herrn Christ Himmelfarth ist dieser Altar durch mich Christoph Walther von Breslaw, Bildhauer und Borger allhier, verfertigt worden, seines Alters 50 Jahr.“[46]
Der Altar bestand auf zwei über dem Altarstisch befindlichen Postamenten, zwischen denen sich eine Abendmahlsdarstellung befand. Auf den Postamenten schlossen sich zwei korinthische Säulen an. Auf der rechten Seite war die Geburt und auch der linken die Auferstehung mit einem Relief dargestellt. Über der Abendmahlsdarstellung befand sich, möglicherweise als Altarblatt, die Kreuzigung mit Maria und Johannes. Darüber war eine Darstellung des Jüngsten Gerichts zu sehen. Darüber wiederum lagen ein Wappen und ein Engel mit Posaune. Über dem Sims der Saule befanden sich vier Evangelisten, der Gottvater im Brustbild als alter Mann dargestellt und darüber der Heilige Geist als Taube.
Als die alte Frauenkirche 1727 abgebrochen wurde, kam der Altar im selben Jahr in die Annenkirche. Wahrscheinlich bereits zu dem Zeitpunkt, in jedem Fall nach 1714, war der Altar baulich verändert worden, so ersetzte man das Altarbild mit einer Kanzel. Nach dem Brand der Annenkirche im Jahr 1760 ist der Altar in den Akten der Annenkirche nicht mehr verzeichnet; er wurde 1768 durch den Altar der Kreuzkirche ersetzt. Es ist nicht bekannt, wann der Altar der alten Frauenkirche aus der Annenkirche umgesetzt wurde. Er fand jedoch in der Matthäuskirche der Dresdner Friedrichstadt eine neue Aufstellung, wobei er sich nur teilweise erhalten hatte: Vom ursprünglichen Frauenkirchenaltar waren die korinthischen Säulen, die seitlichen Konsolen, das verkröpfte Hauptgesims mit Löwenköpfen und Ranken im Fries, die Kompositsäulen und das Gebälk des Obergeschosses erhalten. Nicht erhalten hatten sich der Schmuck des Altarblatts mit der Kreuzigungsszene und den Darstellungen von Maria und Johannes. Gurlitt vermutete um 1900, dass sich die rund 73 Zentimeter hohen Marmorfiguren der Maria und des Johannes erhalten haben und 1842 aus der Sophienkirche an das Althertumsmuseum und von dort in das Stadtmuseum übergingen. Der rund 90 Zentimeter hohe Gekreuzigte wiederum wurde von Gurlitt um 1900 in der Sakristei der damaligen Frauenkirche vermutet.
Der Altar war durch die neu aufgesetzte Gloriole rund 820 Zentimeter hoch; für den ursprünglichen Altar ist eine Höhe von 734 Zentimetern überliefert.[47]
- → Gurlitt, Friedrichstädter Kirche!
Kanzel
Von 1556 bis 1557 schuf Hans Walther II die Kanzel der Frauenkirche. Die Steine lieferte Steinmetz Hans Kramer, der den Kanzelkorb tragende Engel und die Relieffiguren waren das Werk Hans Walthers II, während Augustus Cordus die Ausmalung übernahm. Der Schalldeckel der Kanzel wurde möglicherweise von Bartell Tischler geschaffen, hat sich jedoch nicht erhalten.
Fenster
Die Gesellen des Hans Schickentanz arbeiteten 1520 an Formstücken für die Fenster.
Im Jahr 1626 stiftete Juwelier Moritz Ayrer der Kirche ein gemaltes Fenster, die sogenannte „Ayrsche Wappenscheibe“. Sie wurde in das Fenster hinter dem Altar eingefügt und hat sich bis heute erhalten.
Kirchenschmuck
Bis zum Abbruch der Kirche befand sich über dem Eingang zur Kanzel ein Kruzifix, das wahrscheinlich aus dem Jahr 1485 stammte.
Aus dem Jahr 1520 ist überliefert, dass Adam Luther das Buld von der Auferstehung Jesu Christi ausbesserte; eine zweite Ausbesserung erfolgte 1523 durch Franz Maler. (Gurlitt, S. 44)
St. Alexii Bild, St. Ursulae Bild, das große silberne Kreuz der Frauenkirche (gefertigt 1523 von Wolfgang Goldschmidt mit Berillen und anderen Steinen?), die Krone vom schwarzen Abgott und andere Ausstattungsstücke werden an den Münzmeister verkauft. (Gurlitt, 44)
Entgegen der Angabe Gurlitts, Heinrich Göding hätte für die alte Frauenkirche Emporengemälde geschaffen, die später an die Sophienkirche übergingen, werden diese heute als von Anfang an für die Sophienkirche geschaffen bewertet.
Orgel

Von 1557 bis 1559 fertigte Meister Lorentz Steer (oder Stoer) für 245 fl. eine Orgel. Die wurde 1568 von Jeorge Kretzmar ausgebessert.
Im Jahr 1622 erhielt die Kirche eine neue Orgel von Tobias Weller, die er ab 1619 gefertigte hatte. Sie fand an der Westseite der Kirche Aufstellung. Die Kosten betrugen 1000 fl. Das Orgelprospekt wurde von Sigimund Bergk ausgemalte. Im Jahr 1653 erweiterte Weller die Orgel, die 1680 von Andreas Tamnitius erneuert wurde.
Als die alte Frauenkirche schrittweise abgerissen wurde und ab 1726 der Neubau der barocken Frauenkirche begann, war die Weller-Orgel vakant. Aus der Weller-Orgel und einer zweiten baufälligen aus der Kirche des Dorfes Plauen entstanden bis 1753 zwei preiswerte Orgeln, von denen die Gemeinde Loschwitz eine erstand.[49] Die am 21. Oktober 1753 in der Loschwitzer Kirche geweihte Orgel wurde von Johann Christof Leibner geschaffen und enthielt elf Stimmen der alten Frauenkirchenorgel. Sie wurde 1899 durch eine Jehmlich-Orgel ersetzt.
Glocken
- 1473: Kumoller hat mit den Glocken zu thun. Meister Lenhart scheint diese gegossen zu haben.[50]
Der turmartige Dachreiter der Kirche, der die Glocken trug, wurde 1497 von Caspar Beyer geschaffen, der dafür 15 Schock erhielt. Er wurde 1722 abgetragen.
Eine neue Glocke wird 1517 erwähnt. Um 1530 hängte Nickel von Zwickau eine neue Kirchglocke auf. Diese Glocken gingen womöglich im Zuge der Reformation verloren.
Erst 1557 stiftete Kurfürst August der Kirche drei Glocken aus dem Kloster Altzella: Eine 1518 gegossene Glocke hatte sich um 1900 erhalten. Sie besaß einen Durchmesser von 84 Zentimetern, war rund 69 Zentimeter hoch und trug die Inschrift „Ave maria Gracia plena, Dominus thecum Mader myserikortie mcccccrviii iar“. Die zweite Glocke mit den Maßen 70,8 (Durchmesser) x 63,7 Zentimerter Höhe besaß keine Inschrift. Die dritte Glocke, die auch „silberne Glocke“ genannt wurde,[51] stammte aus dem Jahr 1489, besaß einen Durchmesser von 45 Zentimetern und was 39 Zentimeter hoch. Sie trug die Inschrift „ave maria gratia plena dominus tecum mater misericordiae mcccclrrrir“, wobei die Überlieferungen der Inschriften teilweise voneinander abweichen (Weck vs. Michaelis).
Im Jahr 1619 goss Johann Hillger eine neue Glocke, die sich um 1900 erhalten hatte. Sie war 84 Zentimeter hoch, besaß einen Umfang von 111 Zentimetern und trug am Glockenkörper zwei Mal das Wappen der Hillger mit der Umschrift „Johann Hilger f. MDCXIX“. Am Glockenrand befand sich die Umschrift „Laudo Deum verum plebem voco congrego clerum defunctos ploro cor suscito festa decoro.“[52] Darunter wurde der Glockenrand mit Adlern in Ranken verziert.
Im Zuge des Abrisses der Kirche wurden die Glocken 1722 vom Dachreiter geholt und auf einem Glockenturm auf dem Kirchhof aufgehängt.
Kirchhof
Der Frauenkirchhof diente bereits im Mittelalter als Friedhof und war der älteste Gottesacker der Stadt. Auch, nachdem der Status der außerhalb der Stadtmauern gelegenen Frauenkirche als bedeutendste Pfarrkirche Dresdens nach dem Mittelalter auf die zentral gelegene Kreuzkirche übergegangen war, genoss die Frauenkirche als Begräbnisstätte das höchste Ansehen. Um die Kreuzkirche konnte aus Platzgründen kein Friedhof angelegt werden. Im späten Mittelalter war es nur Klöstern und Spitälern erlaubt, ihre Toten auf einem eigenen Kirchhof beizusetzen – außer dem Frauenkirchhof existierte zu dieser Zeit nur der Friedhof des Bartholomäushospitals. Andere ständige Friedhöfe, wie der Annen- und Johanniskirchhof, entstanden erst in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts.
Der Frauenkirchhof war von allen Seiten eingefasst: In umschloss der Stadtgraben, die Rampische Gasse, Fischer- und Töpfergasse sowie das Maternihospital. Da eine Erweiterung des Kirchhofs daher nicht möglich war, erfolgte eine Neubelegung der Grabstätten in verhältnismäßig kurzen Intervallen. Die ausgescharrten Gebeine wurden jedoch nicht vernichtet, sondern im Beinhaus auf dem Kirchhof in einem tiefen Gewölbe aufbewahrt. Bereits Anfang des 16. Jahrhunderts hatte die Bruderschaft der Stenmetzte und Maurer dem Beinhaus einen Altar gestiftet. Grüfte gab es bis ins 16. Jahrhundert keine auf dem Kirchhof.
- 1561 bis 1562 wurde von Mauerermeister Voitt Grohe der Gottesacker gebaut (Schwibbögen?). Es waren Steínmetze und Maurer am Werk. Türen schuf Hans Werner. Im Jahr 1564 bis 1565 wurden die Schwibbogen von Lewin Lehmann gedeckt.
Im Jahr 1715 wurde ein Teil des Kirchhofs wegen Vergrößerung des am Neumarkt erbauten Corps de Garde abgetragen.
Beinhaus
Der Vorgängerbau des Beinhauses war möglicherweise eine kleine Kapelle auf dem Kirchof, die 1773, 1375 und 1388 bewidmet wurde und der Dreifaltigkeit und der heiligen Anna geweiht war.[53] Vermutlich wurde sie abgerissen und durch das 1514 vollendete Beinhaus ersetzt. Am 24. April 1514 erfolgte die Konfirmation des Bischofs Johannes von Meißen über das Beinhaus.
Die Steinmetzten und Maurer stifteten dem Beinhaus auf dem Frauenkirchhof 1514 einen Altar der Heiligen Anna, der vier gekrönten Märtyrer und des heiligen Stuhles Petri. Im Jahr 1558 wurde das Beinhaus abgetragen. Wahrscheinlich vom Annenaltar des Beinhauses, eventuell jedoch auch von einem Annenaltar der Kirche selbst, hat sich eine Holzstatue der Heiligen Anna erhalten.
- Gurlitt S. 43
Mönchstein
In der zeitgenössischen Literatur mehrfach erwähnt wurde der sogenannte Mönchstein. Es handelte sich dabei um einen Denkstein aus dem Jahr 1388, der später gegen die Rampische Gasse zu lag. Gurlitt vermutet, dass dieser Stein 1471 gefunden wurde. In diesem Jahr erhielten die Steinmetzen Bier, do sy denn leichstein zu der sonnenn erhubenn.[54] Die Inschrift des Mönchsteins war unleserlich. 1
Bedeutung
„Diese Kirche ist unwidersprechlich ietziger Zeit am Herkommen und Gebäude die ältiste in Neu- und Alt-Dresden / dahero es dann auch anfänglich allhier die Haubt-Kirche / die Kirche zu Heil. Creutz aber / nur eine Capell / und / wie oben erwehnt / dieser Kirchen Filial gewesen“.[55]
Literatur
- Gurlitt:
- Jürgen Helfricht: Dresden und seine Kirchen. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2005, S. 13.
Einzelnachweise
- ↑ Richter, S. 125/126.
- ↑ Christian August Freyberg: Historie der Frauen-Kirche in Neu-Dresden. Bodenehrn, Dresden 1728, S. 1.
- ↑ Schlesinger, S. 147./Kobuch, S. 47.
- ↑ Kobuch, S. 47.
- ↑ Die aktuelle Forschung bezieht diesen Ansatz auf die sorbische Bezeichnung der Sieldungsbewohner „Drežďany“, in dem das altsorbische Wort „drezga“ (Wald, Dickicht) enthalten ist. Die Waldbewohner lassen sich direkt auf die Bewohner einer rechtselbischen Seite beziehen, die von der Dresdner Heide bewachsen war, nicht jedoch auf den unbewaldeten linkselbischen Teil. Vgl. Kobuch, S. 49.
- ↑ Schlesinger, 198.
- ↑ a b c d Reinhard Spehr: Grabungen in der Frauenkirche von Nisan/Dresden. In: Judith Oexle (Hrsg.): Frühe Kirchen in Sachsen. Ergebnisse archäologischer und baugeschichtlicher Untersuchungen. Konrad Theiss, Stuttgrt 1994, S. 211.
- ↑ Kobuch, S. 52.
- ↑ Vgl. Posern-Klett; Kobuch, S. 51.
- ↑ Vgl. Harald Schieckel (Bearb.): Regesten der Urkunden des Sächsischen Hauptarchivs Dresden. Band 1., 948–1300. Rütten & Loening, Berlin 1960, S. 351.
- ↑ Kobuch, S. 51, FN 40.
- ↑ Kobuch, S. 48.
- ↑ Spehr 1994, S. 212.
- ↑ Magirius 2002, S. 65.
- ↑ Magirius 2002, S. 65.
- ↑ Spehr 1994, S. 212.
- ↑ Gurlitt, S. 41.
- ↑ Vgl. Hasche, Beschr. 1. 605/Gurlitt 42.
- ↑ Gurlitt, S. 44.
- ↑ Magirius 2002, S. 67.
- ↑ Hennig,S. 93, FN 30.
- ↑ Hennig, S. 94.
- ↑ Hennig, S. 103.
- ↑ Hennig, S. 103.
- ↑ Richter, S. 125.
- ↑ Spehr 1994, S. 212. Magirius (2002) gibt die Breite mit 25,50 Metern an. Magirius, S. 54.
- ↑ Magirius 2002, S. 57.
- ↑ Gurlitt, S. 41.
- ↑ Magirius 2002, S. 54.
- ↑ Magirius 2002, S. 61.
- ↑ Magirius 2002, S. 54.
- ↑ Magirius 2002, S. 56.
- ↑ Magirius 2002, S. 56.
- ↑ Magirius 2002, S. 58.
- ↑ Benjamin G. Weinart, S. 106 (sh. Magirius 2002, S. 57.
- ↑ Gurlitt, S. 42.
- ↑ Gurlitt, S. 42.
- ↑ Fundstückverzeichnis Frauenkirchenjahrbuch, S 71–81.
- ↑ Gurlitt, S. 42.
- ↑ Vgl. Magirius 2002, S. 59.
- ↑ Magirius 2002, S. 59.
- ↑ Magirius 2002, S. 55.
- ↑ Magirius, S. 60.
- ↑ Magirius 2002, S. 61.
- ↑ Magirius 2002, S. 58.
- ↑ Gurlitt, S. 45.
- ↑ Gurlitt, S. 47.
- ↑ Vgl. „Da es leider nur ein einziges Foto gibt, auf dem die Leibnerorgel kurz vor dem Umbau der Kirche zu erkennen ist …“ Kristian Wegscheider: Die neue Loschwitzer Orgel. In: Marianne Kunze (Red.): Festschrift zur Orgelweihe, 5. Oktober 1997 in der Kirche zu Dresden-Loschwitz. Ev.-Luth. Kirchgemeinde Dresden-Loschwitz, Dresden 1997, S. 10.
- ↑ Dubbers, S. 17, Pohle, S. 143.
- ↑ Gurlitt, 42.
- ↑ Gurlitt, 45.
- ↑ Gurlitt, S. 50.
- ↑ Magirius 2002, S. 63.
- ↑ Gurlitt, S. 41.
- ↑ Die andere Kirche in der Stadt / nemblich zu St. Marien / oder (wie selbige insgemein noch von Alters her genennet wird) zu Unserer lieben Frauen. In: Anton Weck: Der Chur-Fürstlichen Sächsischen weitberuffenen Residentz- und Haupt-Vestung Dresden Beschreib: und Vorstellung. Nürnberg 1680, S. 245.
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Die alte Frauenkirche nord-östlich außerhalb der Stadtmauern auf einer Zeichnung aus dem Jahr 1521
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Panorama 1650 von Matthäus Merian
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Dresden 1634
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Mönchestein Rekonstr. 1858
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Bodenehr
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Bodenehr
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1835
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Schmerzensmann
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Stadtplan 1529
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Kanzel