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Meldepflichtiges Ereignis im KKW Krümmel am 28. Juni 2007

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Meldepflichtiges Ereignis im KKW Krümmel am 28. Juni 2007
Kernkraftwerk Krümmel
Kernkraftwerk Krümmel
Lage
Meldepflichtiges Ereignis im KKW Krümmel am 28. Juni 2007 (Schleswig-Holstein)
Meldepflichtiges Ereignis im KKW Krümmel am 28. Juni 2007 (Schleswig-Holstein)
Koordinaten 53° 24′ 36″ N, 10° 24′ 32″ OKoordinaten: 53° 24′ 36″ N, 10° 24′ 32″ O
Land Deutschland
Daten
Eigentümer 50 % E.ON
50 % Vattenfall
Betreiber Kernkraftwerk Krümmel GmbH
Projektbeginn 1972
Kommerzieller Betrieb 28. März 1984

Aktive Reaktoren (Brutto)

1  (1402[1] MW)
Eingespeiste Energie im Jahr 2006 10.178 GWh
Eingespeiste Energie seit Inbetriebnahme 195.922 GWh
Website Seite bei Vattenfall
Stand 22. Juli 2007
Die Datenquelle der jeweiligen Einträge findet sich in der Dokumentation.

Das Kernkraftwerk Krümmel (Abk.: KKK oder auch AKW Krümmel) liegt südöstlich von Hamburg an der Elbe, direkt am Geesthachter Ortsteil Krümmel. Betreiber des Kernkraftwerks ist die Kernkraftwerk Krümmel GmbH, Eigentümer sind E.ON Kernkraft und Vattenfall Europe Nuclear Energy je zur Hälfte.

Das Kernkraftwerk wurde am 28. März 1984 erstmals an das Stromnetz angeschlossen. Aufgrund eines Transformatorenbrands am 28. Juni 2007 befand es sich bis zum 19. Juni 2009 nicht im Leistungsbetrieb. Nach zwei weiteren Störfällen innerhalb von zwei Wochen nach Wiederanfahren kam es am 4. Juli 2009 zu einer Reaktorschnellabschaltung aufgrund einer Störung in einem Maschinentransformator. Seitdem steht das Kernkraftwerk Krümmel wieder still.[2]

Geschichte

Die Baustelle des Kraftwerks im Jahr 1973

Das Kraftwerk wurde am 14. September 1983 durch die Eigentümer HEW und PreussenElektra in Betrieb genommen und befand sich von 1984 bis 2007 im Leistungsbetrieb (rechnerische Laufzeit derzeit bis 2019). Am 22. Mai 1986 wurde das Kernkraftwerk wegen eines Defektes abgeschaltet. Am 21. November 1986 lehnte es die Landesregierung von Schleswig-Holstein ab, eine Studie über die Sicherheit des Kernkraftwerks Krümmel zu veröffentlichen. Die zuvor bekanntgewordene Information, dass bei einer möglichen Kernschmelze nach nur 3 bis 21 Stunden das Containment brechen und Radioaktivität freigesetzt würde, wird bestätigt.

Im Jahre 2005 wurden zwei Niederdruckturbinen sowie die Hochdruckturbine gegen neue ausgetauscht. In der Revision beginnend ab August 2006 wurde die dritte und letzte Turbine ausgetauscht. Mit der Erneuerung der Turbinenanlage wurde der Wirkungsgrad deutlich verbessert. Bei unveränderter Reaktorleistung wurde die elektrische Leistung des Kraftwerks um 72 Megawatt (MW) erhöht. Die Leistungserhöhung wurde durch das geänderte Turbinendesign möglich, Brennstoffverbrauch und Abfallaufkommen wurden dadurch nicht erhöht. Die Kosten dieses Projekts betrugen rund 50 Millionen Euro.

Neben dem Kernkraftwerk wurde im Jahre 2006 ein Zwischenlager fertiggestellt. Es dient der Lagerung von 80 Castor-Behältern mit 800 Tonnen Schwermetallgewicht[3] für ca. 40 Jahre.

Ab dem 28. Juni 2007 befand sich das Kraftwerk aufgrund eines Transformatorbrandes außer Betrieb. Ursprünglich sollte nur der beschädigte Transformator ausgetauscht werden, allerdings entdeckte die „Vattenfall-Kommission“ nach dem Trafobrand weitere Mängel: an 39 Armaturen wurden Korrosionsrisse bzw. -mulden entdeckt, die mit einem speziellen Schweißverfahren entfernt wurden.

Das für die Atomaufsicht zuständige Ministerium für Soziales, Gesundheit, Familie, Jugend und Senioren in Kiel erteilte dem Betreiber Vattenfall am 19. Juni 2009 auf Antrag die Genehmigung zum Wiederanfahren des Reaktors, womit laut Vattenfall sofort begonnen wurde. Nach mehr als 200 technischen Änderungen innerhalb dieser zweijährigen Stillstandphase erteilte das für die Atomaufsicht zuständige Sozialministerium dem Betreiber Vattenfall am 19. Juni 2009 auf Antrag die Genehmigung zum Wiederanfahren des Reaktors.[4][5][6]

Durchschnittlich wurden bisher pro Betriebszyklus 9,5 Milliarden Kilowattstunden erwirtschaftet. Insgesamt hat das Kraftwerk über 200 Milliarden Kilowattstunden erbracht.

Anlage

Das Kernkraftwerk Krümmel von der gegenüber liegenden Elbseite aus gesehen

Das Kernkraftwerk Krümmel ist, gemessen an seiner elektrischen Leistung, das weltweit größte Kernkraftwerk mit Siedewasserreaktor.

Leistung

Das Kernkraftwerk Krümmel verfügt über eine elektrische Gesamtleistung (Brutto) von 1402 MWel, von der es eine elektrische Netto-Leistung von 1346 MWel in das 380 kV-Höchstspannungsnetz einspeist. Diese elektrische Leistung stellt das Kernkraftwerk bei störungsfreiem Betrieb für ca. 11 Monate eines Kalenderjahres konstant zur Verfügung. Die Nachladung von Kernbrennstoff sowie durchzuführende Instandhaltungsarbeiten erfordern einen planbaren, jährlichen Stillstand von ca. 1 Monat.

Legt man den 11 Betriebsmonaten einen Zeitraum von 48 Wochen zugrunde, ergibt sich hieraus eine jährliche Betriebsdauer von etwa 8000 Stunden. Die Multiplikation der jährlich zu erwartenden Betriebsstunden mit der elektrischen Nettoleistung (1346 MWel) ergibt eine elektrische Energie von 10 848 000 MWh bzw. 10,848 TWh.

Leistungsreduzierung aufgrund hoher Elbwassertemperaturen

Auslaufbauwerk des KKW Krümmel zur Rückführung des Kühlwassers in die Elbe

Thermische Kraftwerke, wie Kohle- oder Kernkraftwerke, müssen den aus der Turbine austretenden Dampf kondensieren. Die bei der Kondensation des Dampfes freiwerdende Wärme muss an die Umgebung des Kraftwerks abgeführt werden. Diesem Vorgang liegt keine technische Unzulänglichkeit zugrunde, vielmehr ist er einem grundsätzlichen thermodynamischen Prinzip geschuldet (Carnot-Kreisprozess).

Die Abgabe der Kondensationswärme an die Umgebung geschieht bei thermischen Kraftwerken entweder über einen Kühlturm oder durch direkte Kühlung des Turbinenkondensators mittels Flusswasser. Bei Kraftwerken mit Kühlturmkühlung wird das Wasser, welches den Kondensator kühlt, in einem Kühlturm entgegen der aufsteigenden Luft verrieselt. Durch den Prozess der teilweisen Verdunstung des Kühlwassers wird diesem Wärme entzogen, welche durch die in der gesättigten Luft enthaltenen Latente Wärme abgeführt wird. Das verdunstende Wasser wird kontinuierlich einem angrenzenden Gewässer entnommen und ersetzt. Bei direkter Fluss- oder auch Seewasserkühlung wird das Kühlwasser dem Gewässer entnommen, beim Durchströmen des Turbinenkondensators erwärmt und mit höherer Temperatur wieder eingeleitet.

Thermische Kraftwerke in der Bundesrepublik Deutschland benötigen eine wasserrechtliche Genehmigung zur Entnahme, wie auch zur Aufheizung von Flusswasser. Das Kernkraftwerk Krümmel darf das von der Elbe entnommene Flusswasser maximal um 10 K erwärmen. Zusätzlich unterliegt die Wasserentnahme der Einschränkung, dass die höchste zulässige Mischtemperatur des wiedereingeleiteten Wassers ca. 100 m unterhalb des Einleitbauwerks nicht höher als 30 °C sein darf. Bei hohen Flusswassertemperaturen um 27 °C, wie sie beispielsweise während des Sommers 2006 erreicht wurden, reicht die Aufheizspanne von 3 K nicht aus, um den bei Nennleistung aus der Turbine austretenden Dampf vollständig zu kondensieren. Hierdurch bedingt muss das Kernkraftwerk Krümmel bei erhöhten Elbwassertemperaturen die Leistung soweit absenken, dass die Mischtemperatur den Wert von 30 °C nicht überschreitet.[7] Diese wetterbedingte Minderleistung der durchlaufgekühlten Kraftwerke wird durch die im Osten von Deutschland installierten kühlturmgekühlten Braunkohlekraftwerke ausgeglichen.

Reaktor

Das Kernkraftwerk Krümmel besitzt einen Siedewasserreaktor zur Bereitstellung der thermischen Energie. Die Siedewasserreaktoren gehören neben den außerdem in Deutschland betriebenen Druckwasserreaktoren zur Familie der Leichtwasserreaktoren. Das Kernkraftwerk Krümmel ist der jüngste Siedewasserreaktor der Baulinie 69, die von der AEG und deren Nachfolgerin Kraftwerk Union in den siebziger Jahren in Deutschland errichtet wurden.

Die lichte Höhe des Reaktordruckgefäßes beträgt 22,38 m, der Innendurchmesser 6,78 m, die Wandstärke 17,1 cm und das Leergewicht 790 Tonnen. Der Sicherheitsbehälter hat einen Innendurchmesser von 29,6 m.[8]

Leukämiehäufung

Hauptartikel: Leukämiecluster Elbmarsch

Datei:Standort des AKW Krümmel.png
Standort des KKW Krümmel

Seit Frühjahr 1986 gab es in der unmittelbaren Umgebung des Kraftwerks eine signifikante Häufung von Leukämieerkrankungen: In den Jahren 1990 bis April 2009 sind 19 Leukämie-Neuerkrankungen bei Kindern aufgetreten, das Dreifache dessen, was statistisch zu erwarten gewesen wäre.

Das Kraftwerk wurde als eine der möglichen Ursachen für diesen so genannten Leukämiecluster Elbmarsch in Betracht gezogen. Ein wissenschaftlich schlüssiger Nachweis konnte dafür bisher nicht erbracht werden. Im Rahmen der Überwachung nach dem Atomgesetz durch Behörden und Gutachter sind keine Ereignisse ermittelt worden, die einen entsprechenden Unfall begründen würden. Im weiteren Verlauf wurde auch das nahegelegene GKSS-Forschungszentrum in Geesthacht in Betracht gezogen.

Allerdings kommt auch die aktuelle KiKK-Studie des Bundesamtes für Strahlenschutz zum Ergebnis, dass die Zahl der Krebserkrankungen bei Kindern signifikant zunimmt, je näher der jeweilige Wohnort zum KKW liegt. Die Studie sagt aber, dass die von deutschen Kernkraftwerken im Normalbetrieb emittierte Strahlung für die Leukämiehäufung aufgrund des aktuellen Wissens nicht als Ursache interpretiert werden kann. Mögliche andere Gründe für den festgestellten Abstandstrend konnte die Studie jedoch nicht klären.[9]

Risikostudien

Die für Krümmel durchgeführten Sicherheitsstudien gelangen zum Schluss, dass das Risiko eines Unfalles mit katastrophalen Auswirkungen gering, aber nicht völlig vernachlässigbar ist. So ist etwa bei einem gezielten Flugzeugabsturz auf das Reaktorgebäude mit einer "schweren bis katastrophalen Freisetzung radioaktiver Stoffe zu rechnen".[10]

Für die Auswirkungen außerhalb der Anlage müsse in Erwägung gezogen werden, dass der Standort nur etwa 15 Kilometer vom nächstgelegenen Stadtteil Hamburgs liegt. Im Auftrag von Hamburgs Umweltbehörde hat das Öko-Institut Darmstadt 1995 eine Studie zu den Konsequenzen eines schweren Unfalles mit früher und großer Freisetzung von Radioaktivität erstellt. Dabei wurde eine Windrichtung in Richtung Hamburg angenommen, dies allerdings ohne die Dosis-Auswirkungen (durch Washout) noch wesentlich verschärfenden Regen oder Schnee. Das Resultat der Studie: Es müsste mit 45.000 bis 107.000 mittel- bis langfristigen Krebs-Todesfällen gerechnet werden. Darin sind nur die Hamburger Fälle eingerechnet, nicht diejenigen der vom Unfall ebenfalls betroffenen anderen Kommunen.[11]

Meldepflichtige Ereignisse

Im Kernkraftwerk Krümmel gab es seit der Inbetriebnahme insgesamt 313 meldepflichtige Ereignisse und damit etwa 12,5 Ereignisse pro Jahr (Stand: 31. Dezember 2008).[12] Damit liegt das Kernkraftwerk im Vergleich zu den anderen Kernkraftwerken in Deutschland auf Platz 7 was die Gesamtzahl der Ereignisse und auf Platz 3 was die mittlere Zahl der Ereignisse pro Jahr betrifft. Im Folgenden werden die wichtigsten meldepflichtigen Ereignisse der letzten Jahre aufgezählt.

16. März 2005: Reaktorschnellabschaltung

Am 16. März 2005 kam es zu einer Reaktorschnellabschaltung wegen fehlerhafter Simulierung des Kondensatorfüllstands bei einer Prüfung des Reaktorschutzsystem.[13]

28. Juni 2007: Brand auf dem Gelände des KKW

Am 28. Juni 2007 ereignete sich auf dem Gelände des Kernkraftwerks Krümmel ein Brand an einem der beiden Maschinentransformatoren. Die Maschinentransformatoren transformieren die Generatorspannung des Kraftwerks von 27 kV auf das Spannungsniveau des Hochspannungsnetzes von 380 kV. Als Ursache für den Brand gilt ein Kurzschluss innerhalb des Transformators, der zum Entzünden des Transformatorenöls führte.[14][15]

Der Brand auf dem Gelände des Kernkraftwerks fand reges öffentliches Interesse. Darstellungen der Ereignisse können unter anderem den Nachrichtensendungen des NDR[16] sowie einem Internetmagazin aus der Schweiz[17] entnommen werden.

Auf der Internationalen Bewertungsskala für nukleare Ereignisse der IAEO zur Bewertung von Unfällen in kerntechnischen Anlagen nimmt der Brand die unterste Stufe ein (INES 0).

Löscharbeiten

Die Löscharbeiten umfassten die Phasen „Brandbekämpfung“ und „Nachlöscharbeiten“. Die Brandbekämpfung begann 5 Minuten nach dem Ausbruch des Feuers am 28. Juni 2007 um 15:07 Uhr mit dem Eintreffen der kraftwerkseigenen Feuerwehr. Um 15:15 Uhr trafen die externen Feuerwehreinheiten aus den Standorten Geesthacht und Grünhof-Tesperhude am Kraftwerksgelände ein. Während der Brandbekämpfung waren insgesamt 107 Feuerwehrleute mit insgesamt 16 Einsatzfahrzeugen vor Ort. Um 22:00 Uhr desselben Tages wurde die Phase der Brandbekämpfung mit dem Einleiten der Nachlöscharbeiten abgeschlossen. Die zur Unterstützung angeforderten externen Feuerwehreinheiten hatten am 28. Juni 2007 um 23:55 Uhr das Kraftwerksgelände verlassen. Mit dem Ende der Nachlöscharbeiten am 30. Juni 2007 um 15:45 Uhr wurde der Einsatz der kraftwerkseigenen Feuerwehr beendet.[18] Es kam dabei zu keinem Personenschaden.

Parallel zur Brandbekämpfung wurde am 28. Juni 2007 um 18:10 Uhr mit der Entsorgung des durch Transformatorenöl und schaumbildende Substanzen verunreinigten Löschwassers begonnen. Insgesamt wurden 1600 m³ verunreinigtes Löschwasser entsorgt. Durch das Schließen der Anlagenentwässerungen wurden die umweltbelastenden Stoffe in Löschmittel und Transformatorenöl in den Auffangeinrichtungen des Kraftwerks zurückgehalten, so dass keine wasserbelastenden Stoffe in die Elbe eingeleitet wurden oder in das Erdreich eindringen konnten.[19]

27-kV-Generatorlastschalter des KKW Krümmel

Reaktorschnellabschaltung

Das Kernkraftwerk Krümmel überträgt seine elektrische Leistung über zwei parallel geschaltete Maschinentransformatoren in das 380-kV-Hochspannungsnetz. Aufgrund des Kurzschlusses innerhalb eines der beiden Maschinentransformatoren, der auch Auslöser für die Entzündung des Transformatorenöls und dem sich anschließenden Brand war, wurde das Kraftwerk von seinem 380-kV-Netz getrennt, um den Stromfluss aus dieser Richtung zu unterbrechen. Da der Generator nach der Trennung vom 380-kV-Netz die von ihm bereitgestellte elektrische Energie nicht mehr abführen konnte, wurde das Kraftwerk unmittelbar nach diesem Vorgang abgeschaltet. Dies geschah durch Auslösung der Reaktorschnellabschaltung, RESA.

380-kV-Leistungsschalter in der Schaltanlage des KKW Krümmel

Für die Auslösung der Reaktorschnellabschaltung durch das Überwachungssystem des Kernkraftwerks, den Reaktorschutz, besteht Meldepflicht gegenüber der atomrechtlichen Aufsichtsbehörde. Grundlage hierfür ist das Kriterium N 2.5.7 der AtSMV „Anforderung von Sicherheitseinrichtungen (dazu gehört das Reaktorschnellabschaltsystem) durch das Reaktorschutzsystem“.[20] Der Betreiber kam dem durch schriftliche Mitteilung des meldepflichtigen Ereignisses N01/07[21] an das MSGF (Ministerium für Soziales, Gesundheit, Familie, Jugend und Senioren des Landes Schleswig Holstein) in Kiel am 3. Juli 2007 nach.

Die vollständige Umschaltung der kraftwerksinternen Stromversorgung auf das 110-kV-Fremdnetz durch das Öffnen des zweiten 380-kV-seitigen Leistungsschalters ist auf die Empfindlichkeit der elektrischen Schutzeinrichtungen zurückzuführen. Nach Überprüfung dieser Schutzeinrichtungen kommt der Betreiber in seinem Hauptbericht zu dem Schluss, die Sensitivität dieser Schutzeinrichtungen nicht zu verringern.

Da das Kraftwerk auch nach seiner Abschaltung weiterhin elektrische Energie benötigt, erfolgt eine Umschaltung auf ein Reservenetz, das 110-kV-Fremdnetz. Dieser Umschaltvorgang ist mit einer Spannungsunterbrechung von 1,5 s verbunden. Der im Rahmen der Berichterstattung verschiedentlich zitierte „Stromausfall“ bezieht sich auf diese technisch erforderliche Spannungsunterbrechung. Die Warte des Kraftwerks ist von dieser Spannungsunterbrechung nicht betroffen, da die dort befindlichen Anzeigen innerhalb der Spannungspause von 1,5 s durch Akkus versorgt werden und unterbrechungslos verfügbar sind.

Reaktorspeisepumpe

Nachdem die Umschaltung des Eigenbedarfs (das ist der Strom, den das Kraftwerk zum Betrieb seiner Systeme selbst benötigt) auf das 110-kV-Fremdnetz erfolgt war, schalteten die Reaktorspeisepumpen nicht automatisch wieder zu. Die Steuerung der Reaktorspeisepumpen war nicht für einen solchen Ereignisablauf konzipiert, wie er sich nach dem Kurzschluss innerhalb des Transformators darstellte.

Die Reaktorspeisepumpen stellen während des normalen Leistungsbetriebs die Wasserzufuhr zu dem Reaktor sicher. Da die Bespeisung des Reaktors eine der wichtigsten Aufgaben zur Gewährleistung der nuklearen Anlagensicherheit darstellt, besitzt jedes Kernkraftwerk eine Vielzahl von Sicherheitssystemen, in der Regel sind dies Pumpen, die den Reaktor in jedem erdenklichen Zustand auf einfachem Weg mit Kühlmittel bespeisen können. Die Reaktorspeisepumpen gehören nicht zu diesen Sicherheitssystemen, da sie aufgrund ihrer hohen Leistungsaufnahme auch nicht den Anforderungen entsprechen, die an Sicherheitssysteme gestellt werden. Ein Ausfall der Reaktorspeisepumpen zieht jedoch in jedem Fall den Einsatz eines der Sicherheitssysteme nach sich, um den Reaktor weiterhin zu bespeisen.

Die betriebliche Steuerung der Reaktorspeisepumpen wurde dahingehend erweitert, dass bei Ausfällen im Bereich der Eigenbedarfsversorgung mit dem vorgefundenen zeitlichen Ablauf die automatischen Wiederzuschaltung der Reaktorspeisepumpen gewährleistet ist.

Da der Bespeisung des Reaktors eine große Bedeutung zukommt, ist der Ausfall der betrieblichen Reaktorspeisepumpen das zweite Kriterium, welches Gegenstand des meldepflichtigen Ereignisses N01/07 ist.

Das Kriterium N 2.5.5 verlangt eine Meldung des Kraftwerksbetreibers an die Aufsichtsbehörde, wenn mehr als eine „Hauptspeisewasserpumpe“ (Reaktorspeisepumpe) ausfällt.

Reaktordruck, Reaktorfüllstand

Das Reaktorgebäude von vorne

Nach dem Ausfall der betrieblichen Reaktorspeisepumpen wurde der Reaktor von der für diesen Fall vorgesehenen Hochdruck-Einspeisepumpe des Sicherheitssystems bespeist. Die Automatik zum Start dieser Hochdruck-Einspeisepumpe wird bei Unterschreitung des Reaktorfüllstands von 11,92 m ausgelöst. Der Reaktorfüllstand dient als „Schalter“, der bei einem Wert von 11,92 m die Hochdruck-Einspeisepumpe ein- und nach dem Erreichen eines Füllstandswertes von 14,07 m wieder ausschaltet. Zeitgleich mit dem Start des Hochdruck-Einspeisesystems werden die von dem Reaktor abgehenden Frischdampfleitungen geschlossen. Mit dem Schließen der Frischdampfleitungen kann kein Dampf mehr in Richtung Turbine bzw. Turbinenkondensator abströmen, so dass sich der Reaktordruck erhöht. Zur Druckbegrenzung öffnet bei Erreichen eines Reaktordrucks von 74 bar automatisch ein Sicherheits- und Entlastungsventil und baut den Reaktordruck bis auf einen Wert von 69 bar ab, bevor es automatisch wieder schließt. Ohne Eingriff eines Reaktorfahrers wiederholt sich dieser Vorgang, wobei sich die Zeitintervalle zwischen dem Schließen und Öffnen der Sicherheits- und Entlastungsventile mit der Abnahme der Nachzerfallsleistung vergrößern.

Die Sicherheitssysteme des Kernkraftwerks erfüllten ihre Funktion bestimmungsgemäß. Es traten keine Abweichungen oder Auffälligkeiten auf.

Druckentlastung des Reaktors

Im weiteren Verlauf des Ereignisses öffnete ein Reaktorfahrer für ca. vier Minuten zwei Sicherheits- und Entlastungsventile und senkte den Druck des Reaktors von 65 bar auf 20 bar ab. Da durch die Absenkung des Druckes der Reaktor zusätzlich durch weitere Niederdruck-Pumpen bespeist werden kann, ist diese Maßnahme für die Anlagensicherheit unbedenklich. Gleichzeitig wird bei dieser Maßnahme die Temperatur des Kühlwassers im Reaktor von ca. 280 °C auf 220 °C abgesenkt. Dieser verhältnismäßig schnelle „Abkühlvorgang“ ist unter definierten Betriebszuständen der Anlage zu vermeiden. Die dem Betriebszustand angemessene Druckabsenkung von 65 bar auf 20 bar erfolgt über einem Zeitraum von ca. 1,5 h. Das Missverständnis zwischen Schichtleiter und Reaktorfahrer über die Art der Druckabsenkung ist auf diese beiden Fahrweisen zurückzuführen.

Die Umstände, die zu dem Missverständnis führten, wurden arbeitspsychologisch im Rahmen einer MTO-Analyse (Mensch, Technik, Organisation) untersucht. Eine aus dieser Analyse abgeleitete Maßnahme ist die Einführung einer Kommandosprache „3-Wege-Kommunikation“, die für das Schichtpersonal bei Schalthandlungen verbindlich ist.

Brandgas in der Warte

Der Aufstellungsort der Maschinentransformatoren befindet sich ca. 20 m unterhalb der Lufteinlassöffnungen des Schaltanlagengebäudes. Da auch die Zuluft für die Kraftwerkswarte von der Lüftungsanlage des Schaltanlagengebäudes zur Verfügung gestellt wird, drangen zu Beginn des Ereignisses Brandesgase in die Warte ein, bis die Wartenlüftung auf Umluftbetrieb geschaltet war. Der Schichtleiter ordnete daraufhin an, die im Wartenbereich vorgehaltenen umluftunabhängigen Atemschutzgeräte, Pressluftatmer, in der Warte bereit legen zu lassen. Nachdem die erforderlichen Maßnahmen zur Störungsbeherrschung getroffen waren, setzte ein Reaktorfahrer vorübergehend eines der Atemschutzgeräte auf. Die übrigen in der Warte tätigen Personen versahen ihre Tätigkeit über den gesamten Zeitraum ohne Atemschutzgeräte.

Datenerfassung, Prozessrechner

Innerhalb der ersten Minute nach dem Kurzschluss in dem Maschinentransformator erzeugten die Überwachungseinrichtungen der verschiedenen Systeme mehr als 6500 Meldungen, die in vorläufigen Rechnerspeichern archiviert wurden. Bevor die Meldungen in den endgültigen Archiven abgespeichert werden, werden sie noch mit Zeitstempeln versehen und entsprechend der Zeitstempel einsortiert. Dies ist erforderlich, da aufgrund unterschiedlicher Signallaufzeiten die Eingangsreihenfolge von Meldungen von der tatsächlichen Historie des Ereignisablaufes abweichen kann. Aus den eingehenden Meldungen werden während des Normalbetriebs Protokolle angefertigt, die Informationen über bestimmte Systembereiche zusammenstellen. Nach Störungseintritt war die Vorrichtung zur Protokollerstellung aufgrund vorhergehender Erweiterungen der Anlage überlastet. Ein Arbeitsbericht kommt unter anderem zu dem Ergebnis, dass die Anlagenerweiterungen die Spezifikationen des Herstellers von 2001 überschritten haben. Aufgrund der höheren Priorität der Protokoll-Vorrichtung gegenüber der Archivierungsvorrichtung wurden der Archivierungsvorrichtung vorübergehend keine Ressourcen mehr zugeteilt, was letztendlich zu einer eigentlich nicht notwendigen Rechnerumschaltung auf das Ersatzsystem führte. Bei der Rechnerumschaltung gingen jene Meldungen verloren, die bereits aus dem vorläufigen Speicher ausgelesen aber noch nicht in dem endgültigen Archiv abgelegt waren. [22]

Der Fehler in der Prozessrechneranlage wurde behoben, indem die Priorität der Protokoll-Vorrichtung gegenüber der Archivierungsvorrichtung herabgesetzt wurde.

Darstellung des Transformatorenbrandes in den Medien

Der Transformatorenbrand im Kernkraftwerk Krümmel erregte ein breites mediales und politisches Interesse.

Im Rahmen der Berichterstattung zu dem Ereignis wurde eine Vielzahl von Einschätzungen und Bewertungen verschiedener Organisationen oder Personen wiedergegeben. Abhängig von der Interessenlage der zitierten Gruppe variieren die Einschätzungen hinsichtlich der von den Geschehnissen ausgegangenen Gefährdungslage.

Trotz der von dem Kernkraftwerk zu den Geschehnissen veröffentlichen Berichte finden sich in den Medien keine Darstellungen, welche die technischen Abläufe eingehender bewerten. Die sowohl in Zeitungen als auch Nachrichtensendungen geäußerten Bedenken hinsichtlich der nuklearen Sicherheit finden ihre Begründung größtenteils in der Informationspolitik des Betreiberkonzerns Vattenfall. Die in Bezug auf die Geschehnisse vom 28. Juni 2007 teils unvollständigen, teils widersprüchlichen bzw. vorläufigen Angaben des Konzerns eröffneten einen weiten Raum für Spekulationen, der von den verschiedenen Organisationen zur Untermauerung ihrer jeweiligen Standpunkte in Bezug auf die Kernenergie verwendet wurde.

Beispielhaft sei an dieser Stelle die Frage hinsichtlich des Einflusses des Brandes auf das Reaktorgebäudes erwähnt, die im Nachgang zur Bewertung des Brandes vielfach Gegenstand von Diskussionen war.

Die Aussage des Betreibers, dass das Reaktorgebäude nicht von dem Brand betroffen gewesen sei, nimmt Bezug auf die unmittelbaren Brandauswirkungen, wie das Übergreifen von Flammen oder das Eindringen von Rauchgasen über angrenzende Raumbereiche, das Lüftungssystem oder Kabel- bzw. Rohrleitungskanäle.

Die Darstellung, dass das Reaktorgebäude als Folge des Brandes betroffen gewesen sei, bezieht sich auf das Verhalten von Systemen innerhalb des Reaktorgebäudes, die infolge des Brandes aktiviert wurden. Beispielsweise wurde der Reaktor nach dem Kurzschluss innerhalb der Transformatoren und der Trennung von dem 380-kV-Netz abgeschaltet. Da sich der Aufstellungsort des Reaktors und des Schnellabschaltsystems innerhalb des Reaktorgebäudes befindet, war dieses gemäß dieser Argumentation auch von dem Brand betroffen.[23][24]

Eine journalistische Aufarbeitung der Geschehnisse, in welcher unter anderem der Versuch unternommen wurde, die technischen Hintergründe näher zu erläutern, wurde vom Fernsehen des WDR unter Mitwirkung von Vattenfall durchgeführt. Es wurden im Rahmen der Berichterstattung verschiedene Sequenzen unter anderem in den Kernkraftwerken Krümmel und Brunsbüttel sowie in der Hauptverwaltung von Vattenfall Deutschland in Berlin gedreht. Zudem wurden Interviews mit Verantwortlichen des Vattenfall-Konzerns sowie einem Ingenieur aus Schweden geführt, der als Experte für Kernkraftwerke benannt wurde. Der Bericht wurde am 19. November 2007 im WDR-Fernsehen ausgestrahlt.[25]

Der Bericht gab Anlass zu unterschiedlichen Reaktionen.

Der Kölner Stadtanzeiger würdigt in seiner Ausgabe vom 20. November 2007 die hervorragende journalistische Qualität und Objektivität der Sendung.[26] Die Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) kommt zu dem Schluss, dass der Bericht „eine Vielzahl technisch falscher Sachverhalte und Zusammenhänge“ enthalte.

Die GRS ist die wissenschaftlich technische Sachverständigenorganisation für Reaktorsicherheit des Bundesumweltministeriums.
Aufgrund des, aus der Sicht der GRS, eklatanten Widerspruchs, zwischen den Darstellungen des WDR und der Bewertung der GRS hinsichtlich der Ereignisse vom 28. Juni 2007, sah sich die GRS zur Abfassung einer öffentlichen Stellungnahme zu der Sendung des WDR veranlasst.[27]

Der Vergleich der Dokumente von WDR, Kölner Stadtanzeiger und GRS veranschaulicht, auf welcher Grundlagen basierend die Diskussionen um die Ereignisse des Transformatorenbrandes in Krümmel vielfach geführt werden.

Im Folgenden sind weitere Darstellungen der Tagespresse aufgelistet, die sich mit einzelnen Aspekten des Transformatorenbrandes auseinandersetzen.

Die tageszeitung, taz, berichtet in ihrer Ausgabe vom 7. Juli 2007 über „Probleme bei der Schnellabschaltung“, da der Reaktorfahrer den Druck des Reaktors unnötigerweise schnell mit zwei Ventilen von 65 bar auf 20 bar abgesenkt habe.[28]

Die Netzzeitung für Deutschland weist in ihrer Ausgabe vom 4. Juli 2007 darauf hin, dass der Vorfall „schwerer gewesen sei als angenommen“. Zudem wird der sinkende Reaktorfüllstand thematisiert.[29] Zusätzlich zitiert der Artikel einen Bericht der IPPNW, Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkriegs, Ärzte in sozialer Verantwortung e. V., der eine erhöhte Brandgefahr in älteren deutschen Kernkraftwerken sieht, da sich die Ölinventare der Hauptkühlmittelpumpen innerhalb der Containments befänden. Diese Behauptung ist insofern zu relativieren, als dass die nach Aussage des Artikels von der „gefährlichen konzeptionellen Fehlkonstruktion“ betroffenen Siedewasserreaktoren nicht über die für Druckwasserreaktoren typischen Hauptkühlmittelpumpen verfügen.

4. Februar 2008: Schwelbrand in Lüftungsanlage

Demonstration vor dem Kernkraftwerk Krümmel anlässlich des 23. Jahrestages der Katastrophe von Tschernobyl

Am 4. Februar 2008 ereignete sich ein Schwelbrand in einer Lüftungsanlage. Binnen einer Stunde konnte das Feuer durch die Werkfeuerwehr gelöscht werden, externe Hilfe war nicht notwendig. Die Atomaufsichtsbehörde entsandte einen Sachverständigen, Radioaktivität sei jedoch zu keiner Zeit ausgetreten. Dieser Vorfall (INES 0) wurde von zahlreichen Umwelt- und Klimaschutzorganisationen zum Anlass genommen, die Sicherheit des Kernkraftwerks Krümmel und der Kernenergie anzuzweifeln.[30]

18. August 2008: Defekte Schalter

Während einer routinemäßig wiederkehrenden Prüfung traten am 18. August 2008 zwei meldepflichtige Ereignisse auf. Wegen eines defekten Schalters ließ sich eine der vier Pumpen eines Nebenkühlwassersystems nicht einschalten. Weiterhin ließ sich wegen eines defekten Generatorschalters einer von sechs Notstrom-Dieselmotoren nicht mit dem Netz synchronisieren. Beide Schalter wurden ausgetauscht (zweimal INES 0).[31]

20. März 2009: Abschaltung eines Notstromtransformators

Eine interne Überwachungseinrichtung schaltete am 20. März 2009 automatisch einen fehlerhaften Notstromtransformator ab. Damit standen nur vier der sechs Notstrom-Versorgungsstränge zur Verfügung, nur einer mehr als minimal zum Betrieb erforderlich (INES 0).[32][33]

23. Juni 2009: Ausfall einer elektronischen Baugruppe zum Reaktorschutz

Die Atomaufsicht hatte am 19. Juni 2009 das Wiederanfahren des Atommeilers genehmigt. Vier Tage danach, am 23. Juni 2009, kam es zum nächsten meldepflichtigen Störfall: eine elektronische Baugruppe (von dreien insgesamt) zum zeitverzögerten Auslösen einer Reaktorschutzmaßnahme war ausgefallen. Die defekte Baugruppe steuerte eine Auswahlschaltung an, die bei Ausfall der Stromeigenversorgung im Anforderungsfall ein Reaktoreinspeisesystem startet. Dieser Ausfall der Baugruppe wurde während einer wiederkehrenden Prüfung am 23. Juni 2009 festgestellt. Die Betreiber des Kernkraftwerks meldeten den Vorfall jedoch erst am 29. Juni 2009 dem zuständigen Ministerium in Kiel. Dort bezeichnete man die Meldung als fristgerecht.[34]

1. Juli 2009: Ausfall eines Eigenbedarftransformators

Am 1. Juli 2009 kam es zu einer erneuten Panne: Die Turbine der Anlage schaltete sich automatisch ab, nachdem ein Eigenbedarftransformator ausgefallen war. In der Folge dieser Störung kam es zu einer weiteren Anomalie. Statt einer automatischen Regelung des Füllstand im Reaktor wurde dieser von Hand geschaltet. Zur Klärung der Ursachen und des weiteren Vorgehens wurden von der Atomaufsicht Sachverständige hinzugezogen.[35] Das Kraftwerk blieb am Netz angeschlossen und lief seitdem mit verminderter Leistung.[36]

4. Juli 2009: Reaktorschnellabschaltung

Am 4. Juli 2009 kam es kurz nach 12 Uhr mittags zu einer Reaktorschnellabschaltung. Ursache war eine Störung in einem der beiden Maschinentransformatoren, wodurch es zu einer Unterspannung an zwei der vier Eigenbedarfsschienen des Kernkraftwerks kam. In der Folge gab es in Hamburg massive Einschränkungen im Stromnetz. Unter anderem fiel bei dem Halbleiterhersteller NXP in Hamburg-Lokstedt durch den Stromausfall die Lüftungsanlage aus, wodurch Chlorgas freigesetzt wurde, welche sich als Wolke über mehrere Stadtteile ausbreitete. Des Weiteren fielen 1.500 der insgesamt 1.711 Ampelanlagen der Stadt teilweise über mehrere Stunden aus und Einkaufszentren waren ohne Licht.[37][38] Durch den Störfall waren zudem Tausende Hamburger zeitweise ohne Wasser und es kam zu elf Wasserrohrbrüchen.[39] Die für die Atomaufsicht zuständige Sozialministerin des Landes Schleswig-Holstein Gitta Trauernicht ordnete daraufhin eine erneute Zuverlässigkeitsprüfung des Betreibers Vattenfall an.[40] Zusätzlich kam es zu Kühlproblemen des Reaktors, die Vattenfall am Sonntag gemeldet hat. [41]

Daten des Reaktorblockes

Das Kernkraftwerk Krümmel hat einen Kraftwerksblock:

Reaktorblock[42] Reaktortyp Netto-
leistung
Brutto-
leistung
Baubeginn Netzsyn-
chronisation
Kommer-
zieller Betrieb
Abschal-
tung
Krümmel (KKK) Siedewasserreaktor 1346 MW 1402 MW 05.04.1974 28.09.1983 28.03.1984 (2016 geplant)
Technische Daten[43] Reaktor Krümmel
Kernbrennstoff UO2
Anreicherung an U235 bis zu 4,02 %
Kernbrennstoffmenge 156 t
Anzahl der Brennelemente 840
Anzahl der Brennstäbe je Brennelement 9x9QA-72
Brennstablänge 4,17 m
Brennstabdurchmesser 12,5 mm
Anzahl der Steuerstäbe 205
Absorbermaterial Borcarbid
Kühlmittel und Moderator H2O (Leichtes Wasser)
thermische Reaktorleistung 3690 MW
Nettowirkungsgrad 36,5 %
mittlere Leistungsdichte im Reaktorkern 51,6 kW/dm3
Entlade-Abbrand (Gleichgewichtskern) ca. 55000 MWd/t U
Wärmeübertragungsfläche im Reaktorkern 7710 m2
Kondensatorkühlfläche 3 x 18475 m2

Siehe auch

Commons: Krümmel Nuclear Power Plant – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen

  1. Technische Beschreibung des KKK (Vattenfall-Werbebroschüre)
  2. Kernkraftwerk Krümmel steht wieder still
  3. Deutsches Atomforum e. V.: Kernenergie – Aktuell 2007, Kapitel Zwischenlager/Transporte. Berlin, September 2007.
  4. Kernkraftwerk Krümmel fährt wieder an
  5. AKW Krümmel: Vattenfall beantragt Wiederanfahren
  6. AKW Krümmel darf wieder ans Netz
  7. Kernenergie in Deutschland – Jahresbericht 2006 Deutsches Atomforum e. V.
  8. Martin Volkmer: Kernenergie Basiswissen. Informationskreis KernEnergie, Berlin Juni 2007, ISBN 3-926956-44-5. Seite 57
  9. Epidemiologische Studie zu Kinderkrebs in der Umgebung von Kernkraftwerken, Bundesamt für Strahlenschutz, 2007
  10. Internationale Länderkommission Kerntechnik Vertraulich: ILK-Gutachten vom November 2002
  11. BIU-Studie zu KKW
  12. Kernkraftwerke in der Bundesrepublik Deutschland, Bundesamt für Strahlenschutz.
  13. Kernenergie in Deutschland; Jahresbericht 2005 – Herausgeber: Deutsches Atomforum e. V. Seite 20/21 Kernkraftwerk Krümmel; Informationskreis KernEnergie; Druck: UbiaDruckKöln; ISSN:1611-9592
  14. Hauptteil des von Vattenfall erstellten Zwischenberichts zu dem Ereignis vom 28. Juni 2007
  15. Tagesspiegel vom 29. juni 2007
  16. NDR Online
  17. Schweizer Internetmagazin
  18. Bericht zur Brandbekämpfung des von Vattenfall erstellten Zwischenberichts zu dem Ereignis vom 28. Juni 2007
  19. Bericht zur Umweltbelastung des von Vattenfall erstellten Zwischenberichts zu dem Ereignis vom 28. Juni 2007
  20. Atomrechtliche Sicherheitsbeauftragten- und Meldeverordnung
  21. Anzeigeformular des Meldepflichtigen Ereignisses zum Trafobrand
  22. Bericht zur Prozessrechneranlage des von Vattenfall erstellten Zwischenberichts zu dem Ereignis vom 28. Juni 2007
  23. Netzzeitung vom 3. Juli 2007
  24. Spiegel online vom 4. Juli 2007
  25. „Der Störfall – Was geschah wirklich in den AKW von Vattenfall?“, ausgestrahlt im WDR-Fernsehen am 19. November 2007
  26. Kritik des Kölner Stadtanzeigers zum Film „Der Störfall – Was geschah wirklich in den AKW von Vattenfall?“
  27. Stellungnahme der GRS zum Film „Der Störfall – Was geschah wirklich in den AKW von Vattenfall?“
  28. tageszeitung vom 7. Juli 2007
  29. Netzzeitung für Deutschland vom 4. Juli 2007
  30. http://www.tagesspiegel.de/politik/div/;art771,2470024
  31. Meldepflichtige Ereignisse im Kernkraftwerk Krümmel, Pressemitteilung des Ministerium für Soziales des Landes Schleswig-Holstein vom 18. August 2008.
  32. Abschaltung eines Notstromtransformators in Krümmel, Die Welt online vom 20. März 2009.
  33. Notstromtransformator nach Panne im AKW Krümmel abgeschaltet, News adhoc vom 20. März 2009.
  34. Reaktorsicherheitsbehörde in Kiel: Meldepflichtiges Ereignis im Kernkraftwerk Krümmel
  35. Kernkraftwerk Krümmel heruntergefahren
  36. Untersuchungen im Kernkraftwerk Krümmel
  37. Reaktorschnellabschaltung im Kernkraft Krümmel, Pressemitteilung des Ministerium für Soziales, Gesundheit, Familie, Jugend und Senioren vom 4. Juli 2009
  38. Störfall im AKW Krümmel sorgt in Hamburg für Chaos, Hamburger Mopo vom 5. Juli 2009
  39. Tausende Hamburger zeitweise ohne Wasser, Welt online vom 5. Juli 2009
  40. Ministerin Trauernicht zur Reaktorschnellabschaltung im Kernkraft Krümmel, Medieninformation des Ministerium für Soziales, Gesundheit, Familie, Jugend und Senioren vom 4. Juli 2009
  41. [1]Vattenfall wiederholt die alten Fehler
  42. Power Reactor Information System der IAEA: „Germany, Federal Republic of: Nuclear Power Reactors“ (englisch)
  43. Martin Volkmer: Kernenergie Basiswissen. Informationskreis KernEnergie, Berlin Juni 2007, ISBN 3-926956-44-5. Seite 45