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Peter Scholl-Latour

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Peter Scholl-Latour (* 9. März 1924 in Bochum) ist ein deutscher Journalist. Er studierte in Mainz, Paris und Beirut Philologie, Politologie und Arabistik und arbeitete bereits während seines Studiums als Reisejournalist für deutsche und französische Zeitungen und Rundfunkanstalten. Für seine Berichte bereiste er Amerika, den vorderen Orient und große Teile Südost- und Ostasiens. 1954 promovierte er in Paris zum Docteur ès Lettres. Anschließend war er von 1954-1955 Sprecher der Regierung des Saarlandes. 1956 entschied er sich endgültig für den Journalismus, reiste nach Afrika und Indochina, wurde 1960 ständiger Korrespondent der ARD, 1969 zuerst Studio-Leiter der ARD in Paris und anschließend bis 1971 Fernsehdirektor des WDR. 1971-1983 war er Chefkorrespondent und Leiter des ZDF-Studios in Paris. Anschließend wendete er sich wieder den Printmedien zu und wurde als Chefredakteur und Herausgeber des durch die Affäre der gefälschten Hitler-Tagebücher schwer angeschlagen Stern Magazin auch zum Vorstandsmitglied des Stern Verlags Gruner + Jahr AG & Co KG berufen. 1984 wurde er Beiratsmitglied der UFA-Film- und Fernseh-GmbH. Nach seinem Ausscheiden bei Gruner & Jahr und dem Stern blieb er als Schriftsteller und Verfasser von Dokumentarfilmen bis heute tätig.

Rezeption Scholl-Latours

Durch seine vielen Auslandsreisen, die er seit den 50er Jahren unternommen hat, erwarb sich Scholl-Latour schnell den Ruf des Kenners der Kontinente (ZDF). Den Medien gilt er seit vielen Jahren als erster Ansprechpartner, wenn es um den Nahen Osten und den Islam geht. So äußerte sich Scholl-Latour in vielen Fernsehdiskussionsrunden kritisch über die Rolle der USA und Großbritannien zu den beabsichtigten und später durchgeführten Kriegen in Afghanistan und im Irak.

Auf der anderen Seite wird Scholl-Latour vor allem von Orientalisten und Politikwissenschaftlern für seine Berichterstattung gerügt. Sie werfen ihm vor, durch undifferenzierte Sichtweisen bestehende Feindbilder aufrechtzuerhalten und alte Ängste zu schüren, sowie dass er in seinen Büchern ihrer Meinung nach einige wichtige Aspekte unberücksichtigt ließe.

Einige prominente Muslime schätzen Scholl-Latour dagegen sehr. Und zwar sowohl sehr liberale, wie etwa Bassam Tibi, als auch extrem konservative: Beispiel dafür ist Ayatollah Khomeini, der Scholl-Latur bei seiner Rückkehr nach Teheran 1979 die zukünftige Verfassung des Irans anvertraute, weil er nicht wußte, wie sein Empfang sein würde und er die Verfassung bei dem unbeteiligten Journalisten Scholl-Latour, der im gleichen Flugzeug mitflog, in Sicherheit dünkte.

Ehrungen

Peter Scholl-Latour wurde durch viele Journalistenpreise für seine Arbeit ausgeichnet:


Veröffentlichungen:

  • Matata am Kongo (1961) Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart, ohne ISBN
  • Tod im Reisfeld - Dreißig Jahre Krieg in Indochina. (1980), ISBN 3-421-01927-4
  • Allah ist mit den Standhaften - Begegnungen mit der islamischen Revolution. (1983) Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart, ISBN 3-421-06138-6
  • 7 Gesichter Chinas (Koautor Josef Kaufmann (1983) Ullstein Verlag, Frankfurt am Main, ISBN 3-548-34160-8
  • Der Mord am großen Fluss - Ein Vierteljahrhundert afrikansiche Unabhänigkeit. (1986) Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart, ISBN 3-421-06307-9
  • Leben mit Frankreich - Stationen eines halben Jahrhunderts. (1988) Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart, ISBN 3-421-06399-0
  • Kabel- und Satellitenkommunikation in Europa - Kongressband Hrsg.: P. Scholl-Latour (1989) Online GmbH, Velbert, ISBN 3-89077-062-2
  • Helmut Kohl - Fotographien von Konrad R. Müller und einem Essay von Peter Scholl-Latour (1990) Lübbe, Bergisch Gladbach, ISBN 3-7857-0570-0
  • Der Wahn vom Himmlischen Frieden - Chinas langes Erwachen (1990) Siedler, Berlin, ISBN 3-88680-367-8
  • Das Schwert des Islam - Revolution im Namen Allas (1990) Wilhelm Heyne Verlag, München, ISBN 3-453-03990-4
  • Der Ritt auf dem Drachen - Indochina - von der französischen Kolonialzeit bis heute (1990) Heyne, München, ISBN 3-453-04009-0
  • Asien: ein verlorenes Paradies (fotografiert von Josef Kaufmann, Texte im Bildteil: Hans-Helmut Röhring) (1990) Rasch und Röhring, Hamburg, ISBN 3-89136-287-0
  • Den Gottlosen die Hölle - Der Islam im zerfallenden Sowjetreich (1991) Deutscher Bücherbund, Stuttgart; Bertelsmann, München, ISBN 3-570-00426-0
  • Weltkrise Arabien. Allah, Blut und Öl - Hintergründe eines Konflikts (1991) Stern-Bücher: Fotoreportage , Gruner+Jahr, Hamburg, ISBN 3-570-06697-5
  • Unter Kreuz und Knute - Russische Schicksalsstunden (1992) Bertelsmann, München, ISBN 3-570-01792-3
  • Aufruhr in der Kasbah: Krisenherd Algerien (1992) Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart, ISBN 3-421-06625-6
  • Pulverfass Algerien - Vom Krieg der Franzosen zur islamischen Revolution (Bis 2. Auflage: Aufruhr in der Kasbah (1992)) 3. erweiterte und aktualisierte
  • Eine Welt in Auflösung - Von den Trümmer der Neuen Friedensordnung (1993) Siedler Verlag, ISBN 3-88680-405-4
  • Im Fadenkreuz der Mächte - Gespenster am Balkan (1994) Bertelsmann, München, ISBN 3-570-12147-X
  • Schlaglichter der Weltpolitik: die dramatischen neunziger Jahre (1995) Deutsche Verlags-Anstalt,  Stuttgart, ISBN 3-421-06672-8
  • Das Schlachtfeld der Zukunft - Zwischen Kaukasus und Pamir (1996) Siedler Verlag, Berlin
  • Lügen im Heiligen Land - Machtproben zwischen Euphrat und Nil. (1998), ISBN 3-442-15058-2
  • Allahs Schatten über Atatürk - Die Türkei in der Zerreißprobe zwischen Kurdistan und Kosovo (1999) Siedler, Berlin, ISBN 3-88680-630-8
  • Afrikanische Totenklage - Der Ausverkauf des Schwarzen Kontinents. (2001), ISBN 3-442-15219-4
  • Der Fluch des neuen Jahrtausends - Eine Bilanz. (2002) Bertelsmann, ISBN 3-570-00537-2
  • Kampf dem Terror - Kampf dem Islam? Chronik eines unbegrenzten Krieges. (2002) Propyläen Verlag, München 2002, ISBN 3-549-07162-0
  • Die Tragödie des Westens - Beiträge und Interviews nach dem 11. September. (2003) U. a. von Peter Scholl-Latour, Arundhati Roy, Franz Alt, Alain de Benoist. Hrsg. von Dieter Stein. Junge Freiheit Verlag, ISBN 3-929-88610-3
  • Die Weltmacht im Treibsand - Bush gegen die Ayatollahs. (2004) -Propyläen Verlag, München/Berlin, ISBN 3-549-07208-2