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Unitarismus (Religion)

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Der Unitarismus ist in seiner Hauptströmung, dem humanistischen Unitarismus (Eggenberger), den die "Deutsche Unitarier, Religionsgemeinschaft" repräsentiert, eine panentheistische Religion, die sich zunächst als innerchristliche die göttliche Trinität ablehnende Konfession gebildet hatte.

Eine Minderheitsrichtung, die theistischen Unitarier (Eggenberger), teilen die Kritik an der Trinitätslehre, halten aber am Glauben an einen persönlichen Gott fest und sehen mit Ausnahme der Dreifaltigkeitslehre Gemeinsamkeiten mit dem christlichen Mainstream.

Die Unitarier dürfen nicht mit den Unierten Kirchen verwechselt werden.

Glaubensgrundsätze

Zentrale Grundsätze sind der Glaube an die Einheit des göttlichen Wesens und der Glaube an die menschliche Vernunft. Als Gegenstück zum christlichen Glaube, Liebe, Hoffnung wird oft Freiheit, Vernunft, Toleranz angeführt. Die Deutschen Unitarier nehmen eine Sonderform unter den Unitariern in aller Welt ein. Sie sind keine Kirche sondern eine Laiengemeinschaft.Unitarier sind eine nichtchristliche Religionsgemeinschaft. Religion oder besser gesagt Religiosität betrachten sie dem Menschen als angeboren. Ihre Entfaltung soll den Menschen menschlicher, freiheitlicher, toleranter und liebesfähiger machen. Philosophie, Wissenschaft und eigenes Erleben sollen eine Einheit bilden, damit die Welt verständlicher wird. Die Interpretation der Welt muß dabei unbedingt dem Einzelnen überlassen bleiben und damit wird auch die Verantwortung für das eigene Handeln und Unterlassen des Menschen als unverzichtbar zugebilligt. Im Wunder des Seins liegt für den Unitarier die spirituelle Kraft. Das Sein ist geworden und damit alles was ist. Diese ursächliche zusammenhangstiftende Kraft wie Unitarier sie auch nennen, der Grund des Werdens, des Wandels, des Sichentwickelns und Vergehens ist im Urgrund (dem Beginn von allem) wie ein Samen angelegt. Sie macht alles mit allem verwandt und durchdringt auch den Menschen. Gott - besser gesagt das göttliche als Eigenschaft ist somit völlig unpersonal und wird so als Einheit von Gott und Welt empfunden.

Ursprung

Obwohl unitarische Vorstellungen in der Geschichte verschiedener Religionen und religiösen Traditionen aufgetreten sind, spricht man von Unitariern erst, seitdem sich Menschen dieses Glaubens zu Gemeinden organisierten. Dies geschah im Wesentlichen nach der Reformation und im Zeichen der Aufklärung, als es in Europa möglich wurde, die Doktrin von der Dreieinigkeit in Frage zu stellen. Von den großen Kirchen als Ketzer angesehen, wurden die Unitarier (von unitas, dt. Einheit (Gottes), im Gegensatz zur Dreieinigkeit) oft verfolgt.

Geographische Verbreitung

Unitarische Glaubensgemeinschaften finden sich heute v.a. in Ungarn, Rumänien (Siebenbürgen) und Nordamerika, wo viele Unitarier eine konfliktfreie Verwirklichung ihres Glaubenslebens suchten. Die Verfassung der USA, mit ihrer Trennung von Staat und Kirche, wurde auch von einer Reihe von Unitariern (Thomas Jefferson, John Adams) massgeblich mitgeprägt.

Geschichte

In den USA bildeten sich im 18. Jahrhundert die ersten unitarischen Gemeinden. 1876 gründete sich dann auch in Rheinhessen die Religionsgemeinschaft Freier Protestanten. Seit 1950 existiert die Deutsche Unitarier Religionsgemeinschaft, die sich in der Tradition der „freien Protestanten“ sieht. Weiterhin existiert seit 1949 die von Pfarrer Hansgeorg Remus gegründete Unitarische Kirche in Berlin (UKiB). Die UKiB ist unabhängig von den Deutschen Unitariern und der Religionsgemeinschaft Religionsgemeinschaft Freier Protestanten.

Heute repräsentieren die Unitarier in Deutschland einen Panentheismus. So schreiben sie auf ihrer Homepage:

„Zu den Grundsätzen unitarischer Religion gehört die Überzeugung, daß Mensch und Umwelt - wir sagen heute besser Mitwelt - ein untrennbares Ganzes darstellen. Mensch und Natur sind eine Einheit.“

Und an anderer Stelle:

„Der Glaube an die Einheit Gottes und an die Göttlichkeit der All-Natur ist also der eine Ausgangspunkt für den unitarischen Glauben. Dazu kam in der Aufklärung die Bedeutung, die man der menschlichen Vernunft zuerkannte. Beides wurde im Laufe der Zeit so weiterentwickelt, daß die Bibel ihre Rolle als Offenbarungsquelle für Unitarier verlor.“

(Quellenstand: 08-Feb-2004)

Kontroversen

Es gibt Behauptungen, die die Deutsche Unitarier Religionsgemeinschaft (nicht jedoch Unitarier allgemein) in die Nähe nationalsozialistischer, deutschgläubiger Nachfolgeorganisationen stellen. Die Gemeinschaft hat aber aufgrund demokratischer Meinungsbildungsprozesse in ihren Reihen, diese nicht geleugneten früheren Tendenzen isolieren können. Vertreter dieser nie gewünschten Richtung haben dann die Gemeinschaft verlassen oder sind wegen gemeinschaftschädigendem Verhalten und Verstoß gegen ihre Grundgedanken ausgeschlossen worden. Dazu zählt auch die hier darunter erwähnte Sigrid Hunke, die mal Ehrenvorsitzende und Vizepräsidentin der Deutschen Unitarier Religionsgemeinschaft e.V. war.

Bekannte Vertreterinnen und Vertreter

  • Sigrid Hunke (1913-1999), Religionswissenschaftlerin, Germanistin, 1971-1983 Vizepräsidentin der DUR

Literatur

  • unitarische blätter. Zweimonatszeitschrift - Zeitschrift für ganzheitliche Religion und Kultur der Deutschen Unitarier Religionsgemeinschaft e.V.
  • Was GLAUBEN SIE eigentlich (neu erschienen: verfasst von einem Arbeitskreis und verschiedensten Mitgliedern der Religionsgemeinschaft Deutsche Unitarier - Verlag Deutsche Unitarier - ISBN 3-922483-07-0)
  • Eggenberger, Oswald: Die Kirchen, Sondergruppen und religiösen Vereinigungen, Zürich: TVZ, 1990 S. 211f, ISBN 3-290-11542-9