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Betriebswirt

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Als Betriebswirt bezeichnet man, im Allgemeinen, Personen mit höherer kaufmännischer Qualifikation. Die Berufsbezeichnung ist, im Gegensatz zum Diplom-Betriebswirt, gesetzlich nicht geschützt und Art und Inhalt der Ausbildung variiert stark. Man unterscheidet grundsätzlich die akademische Ausbildung an Universitäten und Fachhochschulen sowie die nichtakademische Ausbildung an Berufsakademien, Fachakademien, Fachschulen für Wirtschaft, Verwaltungsakademien und Kammern.

Ausbildungsinhalte

Der Beruf des Betriebswirtes unterscheidet sich vom Kaufmann in seiner Führungskompetenz und betriebsweiten Handlungsweise. Er ist nicht ausführendes Organ ohne Eigeninitiative sondern plant und überwacht die Durchfürung der kaufmännischen Arbeitsvorgänge sowie der Zielvorgaben. Als Manager ist der Betriebswirt regelmäßig auch Vorgesetzter und trägt zumeist Personal- und/oder Budgetverantwortung. Häufig sind gerade Prokuristen oder Geschäftsführer als Betriebswirt ausgebildet.

In den letzten Jahren ist im Zuge der Globalisierung von Arbeitsinhalten eine zunehmende Gewichtung der betriebswirtschaftlichen Ausbildung im Bezug auf Kompetenzen im Bereich von Sprachen und bei interkulturellen Fähigkeiten zu beobachten (sog. Schlüsselkompetenzen). Hier zeichnen sich vor allem die Berufsakademieen und Masterstudiengänge mit ihrem oft sehr praxisnahen Ausbildungsinhalten aus.

Die Fachkompetenzen im Einzelnen:

Im Bereich Finanzierung sorgt der Betriebswirt für die notwendige Liquidität, beschafft Eigen- und Fremdmittel, schlägt dem Unternehmer geeignete Instrumente zur Innenfinanzierung bzw. Außenfinanzierung vor und verantwortet das Controlling mit Hilfe von geeigneten Managementsystemen und Kennzahlen.

Im Bereich Rechnungswesen das Erstellen der Kosten- und Leistungsrechnung, Leitung der Lohn- und Finanzbuchhaltung, Erstellen der BWA, Investitionsrechnung, Etatbestimmung und -Verwaltung für Marketingmaßnahmen oder die Personalentwicklung sowie die Leitung des strategischen, operativen bzw. Bereichscontrolling.

Im Bereich Marketing das Analysieren der Marktsituation, Marktforschung und die Festlegung der Elemente des Marketing-Mix, ggf. die Steuerung des Beschaffungsmarketing. Weiterhin Vertriebsleitung und Mitarbeiterführung im Verkauf, Reklamationssteuerung sowie Qualitätsmanagement im Hinblick auf Kundenbindung und Image.

Im Bereich Personalwesen die Personalbedarfsplanung, die Personaleinsatzplanung, Instrumente und Strategien der Personalbeschaffung und Optimierung der Personalkosten, Rationalisierung, Personalentwicklungsplanung sowie Personalverwaltung mit den Bereichen Lohnbuchhaltung, Fürsorge, Einhaltung der Arbeitsstättenverordnung sowie die Sicherstellung von Maßnahmen zur Unfallverhütung am Arbeitsplatz und z.B. als Personalleiter auch die Begleitung konfliktfreier Freisetzung von Mitarbeitern.

Im Bereich Organisation lernt der angehende Betriebswirt Aufbau- und Ablauforganisation zu gestalten, einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess (KVP) im Unternehmen zu inititieren und zu erhalten, das Qualtitätsmanagement zu führen und nicht zuletzt den Waren- und Dienstleistungsfluss zu koordinieren (Logistik).

Im Bereich Produktion leistet der Betriebswirt die Kapazitätsplanung in praktischer Abstimmung mit den Technikern oder Dienstleistern, berechnet die Wirtschaftlichkeit der Materialwirtschaft und verschiedener Standortvarianten oder Fremdfertigung und koordiniert Zertifizierungsverfahren für das Qualitätsmanagement.

Im Bereich Recht sichert der Betriebswirt vor allem die Einhaltung von Handels-, Wettbewerbs-, Arbeits- und Sozialversicherungsbestimmungen. Außerdem verfasst er betriebsspezifische Geschäftsbedingungen und führt u.U. einfache erstinstanzliche Gerichtsprozesse in Vertretung des Unternehmers.

Akademische Ausbildung

Hochschulausbildung (Universitäten und Fachhochschulen)

Diplom-Betriebswirte lösen praxisbezogene kaufmännische oder betriebswirtschaftliche Probleme und komplexe Aufgabenstellungen in Unternehmen unter Zuhilfenahme wirtschaftswissenschaftlicher Methoden. Auch sind sie aufgrund Ihrer Ausbildung prädestiniert Führungsverantwortung und damit Leitungsaufgaben zu übernehmen. Möglich ist auch die Entwicklung zum Spezialisten in verschiedenen betriebswirtschaftlichen Funktionsbereichen wie Marketing, Personal, Controlling, Rechnungswesen und Steuerwesen. Wesentliche Bestandteile des Studiums sind die Betriebswirtschaftslehre, Volkswirtschaftslehre und die Rechtswissenschaften, insbesondere Wirtschafts- und Handelsrecht, sowie quantitative Methoden, wie Mathematik, insbesondere Statistik und Ökonometrie.

An Fachhochschulen wird im Bereich der Betriebswirtschaftslehre der akademische Grad Diplom-Betriebswirt (FH) oder Diplom-Kaufmann (FH) nach 7 bis 8 Semestern Regelstudienzeit vergeben. Fachhochschulabsolventen müssen den akademischen Grad mit dem Zusatz "(FH)" führen.

An Universitäten wird im Bereich der Betriebswirtschaftslehre der akademische Grad Diplom-Kaufmann, Diplom-Ökonom, Diplom-Wirtschaftswissenschaftler, Diplom-Handelslehrer, Diplom-Wirtschaftspädagoge oder Diplom-Volkswirt (mit Wahlpflichtfächern im Bereich der BWL) vergeben. Der akademische Grad eines Diplom-Betriebswirt wird von Universitäten nicht vergeben.

Aufgrund der Internationalisierung des deutschen Hochschulwesens werden zunehmend auch Bachelor- und Masterabschlüsse vergeben. Das Studium der Betriebswirtschaftlehre gliedert sich in zwei Studienabschnitte:

1. Das Grundstudium mit einer Studienzeit von 3-4 Semestern dient der breiten Wissensvermittlung in den Grundlagenfächern Betriebswirtschaftlehre, Volkswirtschaftslehre, Rechtswissenschaften, Wirtschaftsinformatik und Sprachen. Den Abschluss bildet das Vordiplom, das entweder grundstudiumsbegleitend oder als Abschlussprüfung durch schriftliche und mündliche Prüfungsleistungen in den Grundlagenfächern erlangt wird und den Beginn des Hauptstudiums ermöglicht.

2. Das Hauptstudium, welches sich an das Grundstudium anschließt vertieft die Grundlagenfächer und bietet die Möglichkeit aus einer Auswahl betriebswirtschaftlicher Funktionsfächer wie bspw. Unternehmensführung, Finanzierung, Investition, Marketing, Personal und fachspezifischer spezieller Wirtschaftszweiglehren wie Bankbetriebslehre, Industriebetriebslehre, Immobilienökonomie, betriebswirtschaftliche Steuerlehre oder betriebswirtschaftliche Prüfungslehre eine maßvolle Spezialisierung vorzunehmen. Das Hauptstudium dauert in der Regel 3-4 Semester.

Die Diplomprüfung wird über schriftliche und mündliche Prüfungsleistungen in den genannten Fächern sowie der Anfertigung einer Diplomarbeit abgeschlossen. Nach Absolvierung weitergehender Berufsexamina ist auch die Zulassung als Steuerberater und Wirtschaftsprüfer möglich.

Masterstudiengänge

Siehe hierzu auch Hauptartikel MBA.

Ein MBA-Studium richtet sich vor allem an Ingenieure, Naturwissenschaftler, Juristen und Mediziner, die sich auf Managementpositionen fixieren wollen und eine Alternative zu einem betriebswirtschaftlichen Aufbaustudium suchen. Es können sich jedoch auch Wirtschaftswissenschaftler durch ein MBA-Studium spezialisieren.

Man erwirbt im Laufe eines MBA-Studiums neben kaufmännischen Grundkenntnissen vor allem Denk- und Arbeitsinstrumente des Management, sowie Sozialkompetenz. Im Allgemeinen ist das MBA-Studium ein generalistisches Managementstudium.

Das MBA-Studium qualifiziert für anspruchsvollste Tätigkeiten und kann Karriereperspektiven weltweit erweitern, da es sich um einen international anerkannten akademischen Grad handelt. Da der MBA-Absolvent zum Generalisten ausgebildet wird erhöht sich seine Flexibilität in Bezug auf Branche und Tätigkeitsfeld, was ihn für Unternehmen besonders attraktiv macht.

Die Einstiegsgehälter von MBA-Absolventen aus Europa liegen zwischen 95.000 und 145.000 US-Dollar (Quelle: Akkreditierungseinrichtung AMBA). 70% der Unternehmen, die MBA-Absolventen einstellen zahlen Berufeinstiegsprämien (Quelle: „Das MBA-Studium“, Staufenbiel Verlag).

Um den Berufs(-wieder)einstieg zu beschleunigen bieten die Universitäten regelmäßig recruitments an und stellen MBA-Absolventenbücher potentiellen Unternehmen zur Verfügung. Außerdem sind die internationalen Kontakte zu Professoren, Dozenten und Kommilitonen, die während eines MBA-Studiums entstehen können, u.U. die Grundlage für den Einstieg in die Führungspositionen internationaler Unternehmen.

Nichtakademische Ausbildung

Die Ausbildungszeit der nichtakademischen Ausbildung schwankt stark. So dauert die Ausbildung zum Betriebswirt an einer Berufsakademie drei Jahre (Quelle: BA Mannheim), zur Kammerprüfung zum Betriebswirt IHK kann man bereits nach 27 Tagen Ausbildung zugelassen werden (Quelle: Dr. Ebert Akademie, Königswinter).

Berufsakademie

Der Diplom-Betriebswirt (BA) wird von Berufsakademien nach dem Abschluss eines 6-semestrigen Berufsakademiestudiums der Betriebswirtschaft als staatlicher Abschluß vergeben. Es ist kein akademischer Grad. Das Studium an einer Berufsakademie weist sich durch einen starken Praxisbezug aus, da es zusammen mit einer betrieblichen Ausbildung absolviert wird. Im Unterschied zu einem Studium an einer Hochschule ist das Fächerspektrum auf ein bestimmtes Berufsfeld wie z.B. „Steuern und Prüfungswesen“ oder "Dienstleistungsmarketing" ausgelegt.

Die beruflichen Möglichkeiten bewegen sich im Rahmen eines Diplom-Kaufmannes oder Diplom-Betriebswirtes. Hochschulrechtliche sind BA-Absolventen Hochschulabsolventen jedoch nicht gleichgestellt. Unternehmen, die BA-Studenten betrieblich ausbilden erwarten ein überdurchschnittliches Abitur, insbesondere in den Abiturfächern Mathematik und Deutsch, sehr gutes sprachliches Ausdrucksvermögen sowie Eigeninitiative und hohe Belastbarkeit.


Staatlich geprüfter Betriebswirt

Der Staatlich geprüfte Betriebswirt wird an Fachakademien oder Fachschulen für Wirtschaft nach einem zweijährigen Vollzeitstudium mit ca. 2.500 Stunden Umfang erworben (optional vier Jahre Teilzeit).

Diese Weiterbildung baut in der Regel auf einer kaufmännischen Berufsausbildung und einer praktischen Berufserfahrung auf und soll die Allgemeinbildung vertiefen, das kaufmännische Grundwissen erweitern und ein an betrieblichen Funktionen oder Wirtschaftszweigen orientiertes gehobenes Fachwissen vermitteln. Das Ziel dieses Bildungsganges besteht darin, Kaufleuten nach einer beruflichen Erstausbildung und einer einschlägigen praktischen Berufstätigkeit eine vertiefte berufliche Weiterbildung zu vermitteln.

Voraussetzungen sind:

  • Fachschulreife, Realschulabschluß oder das Versetzungszeugnis in die Klasse 11 eines Gymnasiums bzw. der Nachweis eines gleichwertigen Bildungsstandes sowie die Abschlußprüfung in einem kaufmännischen Ausbildungsberuf mit einer Regelausbildungsdauer von drei Jahren und eine anschließende einschlägige Berufstätigkeit von mindestens zwei Jahren

oder

  • eine Abschlußprüfung in einem kaufmännischen Ausbildungsberuf mit einer Regelausbildungsdauer von zwei Jahren und eine anschließende einschlägige Berufstätigkeit von mindestens vier Jahren

oder

  • eine kaufmännische berufliche Tätigkeit von mindestens sieben Jahren in Verbindung mit einer Abschlußprüfung nach § 40 Abs.2 des Berufsbildungsgesetzes (Externenprüfung) und bei ausländischen Bewerbern gute deutsche Sprachkenntnisse (Fachausdrücke der Betriebs- und Volkswirtschaftslehre).

Als Sachbearbeiter oder in Leitungsfunktionen übernehmen staatlich geprüfte Betriebswirte kaufmännische Aufgaben. Auch in wirtschaftsnahen Verwaltungen können staatlich geprüfte Betriebswirte tätig werden. Die Ausbildungsinhalte für staatlich geprüfter Betriebswirte sind ähnlich dem Grundstudium an Fachhochschulen. Unter Umständen ist eine Anrechnung von Ausbildungsinhalten auf ein Studium möglich.


Branchenspezifische und/oder funktionsspezifische Ausbildungen zum Betriebswirt

Der Betriebswirt IHK / HWK / VWA wird von entsprechenden Kammern und Verwaltungsakademien, nach einem zumeist berufsbegleitenden Studium mit ca. 500-700 Stunden Umfang, ausgebildet. Die Prüfungen der Kammern sind berufsbildende Fortbildungsprüfungen, zu deren Durchführung sie Kraft Berufsbildungsgesetz ermächtigt sind. Es sind keine staatlichen Prüfungen; die prüfungsregelnden Statuten sind jedoch genehmigt. Beispiele sind:

  • Betriebswirt IHK (Voraussetzung: Fachwirt bzw. Fachkaufmann),
  • Betriebswirt des Handwerks (Voraussetzung: Industriemeister oder Fachmeister),
  • Betriebswirt VWA (Voraussetzung: Verwaltungsfachprüfung),
  • Bankbetriebswirtin/Bankbetriebswirt (Voraussetzung: Bankfachwirt),
  • Versicherungsbetriebswirtin/Versicherungsbetriebswirt (Voraussetzung: Versicherungsfachwirt),
  • Technischer Betriebswirt/-in IHK (Voraussetzung: Industriemeister, Fachwirt bzw. Fachkaufmann).

Abweichend, von oben genannten Voraussetzungen, können zum "Betriebswirt des Handwerks" auch Handwerksmitarbeiter, die über Kentnisse im kaufmännischen Bereich und über die Ausbildereignungsprüfung verfügen, zugelassen werden (Quelle: Handwerkskammer zu Köln). Ferner kann zum "Betriebswirt IHK" auch zugelassen werden, wer glaubhaft macht vergleichbare Kenntnisse eines "Fachwirtes IHK" erworben zu haben (Quelle: IHK Berlin).

Als schulische Zugangsvoraussetzung ergeben sich somit der Hauptschulabschluss und in der Regel ein Fortbildungsabschluss im erlernten Beruf. Die Weiterbildungsmassnahme kann durch Meisterbafög oder durch die Arbeitsagentur gefördert werden. Ziel dieser Weiterbildungsmassnahme ist, Berufspraktikern ein vertieftes betriebswirtschaftliches Studium zu vermitteln.

Lebenspraktische Unterschiede am Arbeitsmarkt zwischen branchenspezifischen und staatlich geprüften Betriebswirten sind nicht feststellbar.

Fachwirtausbildung

Nicht zum Abschluss als Betriebswirt im engeren Sinne und auch zu keinem akademischen Grad führen die diversen Fachwirtfortbildungen, die es in vielen Branchen gibt (z.B. Hotelfachwirt, Medienfachwirt, Touristikfachwirt). Die Fachwirtausbildung wird in Deutschland vor allem von privaten Bildungsträgern mit Abschlussprüfung bei einer IHK erworben. Diese Ausbildungsgänge bewegen sich, obwohl nicht akademisch ausgerichtet, oft auf hohem Niveau. Das liegt daran, dass hier neben einem starken Praxisbezug auch eine vergleichbar tiefe theoretische Kompetenzvermittlung für eine spezielle Branche stattfindet. Die Aufstiegsmöglichkeiten für Absolventen sind auch in größeren Unternehmen gut.

Zu beachten ist, das beispielsweise die englischsprachige Kammerübersetzung der Weiterbildungsprüfung zum Medienfachwirt IHK ("bachelor of media engineering CCI", wobei CCI= Chamber of Commerce and Industry bedeutet) eine Übersetzungshilfe und eine Einschätzung der Kammer zur Einordnung des Abschlusses wiedergeben soll (Quelle: IHK Düsseldorf), was Verwirrung stiftet, da es sich natürlich nicht um einen Hochschulabschluss handelt, und in dieser Form auch nicht geführt werden darf.

"Wer einen Bachelor (CCI) führt, macht sich wegen Titelmissbrauch nach § 132a. strafbar. Deshalb hat das Generalsekretariat der Kultussministerkonferenz inzwischen die Kultusminister der Länder aufgefordert, mit Anzeigen gegen die Kammern und ihre Scheinakademiker vorzugehen." (Quelle: Artikel im UniSPIEGEL vom 3. November 2004)

Siehe auch