Harvestehuder Weg
Der Harvestehuder Weg ist eine Straße im Bezirk Hamburg-Eimsbüttel, der am Vorland der Außenalster von der Alten Rabenstraße bis zum Klosterstern durch die Stadtteile Rotherbaum und Harvestehude führt. Mit seinen zahlreichen Villen aus dem 19. und 20. Jahrhundert gilt er als Prachtstraße Hamburgs.
Lage und Verlauf
Der Harvestehuder Weg beginnt im Stadtteil Rotherbaum, in Verlängerung der Straße Alsterufer, an der Alten Rabenstraße mit dem gleichnamigen Bootsanleger der Alsterschifffahrt. Er führt in südlicher Richtung westlich am unbebauten flachen Alstervorland entlang, das seit 1953 ein Teil des Alsterparks ist. Das leicht, erhöhte Gelände der östlichen Straßenseite ist auf einer Länge von gut einem Kilometer vor allem mit Villen aus dem 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts, vereinzelt auch mit flachen Bürokomplexen aus den 1960er Jahren, bebaut. Stadtplanerisch wird dies als „Wohngebiet in zweigeschossiger offener Bauweise, mit artenreichen Biotopelementen und parkartigen Strukturen“ benannt, in dem eine gewerbliche Nutzung die Ausnahme bildet.[1] Der reiche Baumbestand der Straße besteht vorrangig aus Linden, Buchen, Eichen und Rosskastanien.
Zwischen den Häusern Nummer 12, der heutigen Hochschule für Musik und Theater, und Nummer 13 mündet die Milchstraße des Stadtviertels Pöseldorf. Auf der Höhe der Hausnummern 22 und 23, kurz hinter der Einmündung der Alsterchaussee und dem zu einem weiteren Alsteranleger hinabgehenden Fährdamm, verläuft die Stadtteilgrenze zwischen Rotherbaum und Harvestehude. Hinter dem Haus Nummer 25 stößt der Pöseldorfer Weg auf die Straße, auf Höhe der Nummer 36 die Sophienterrasse. Bis kurz vor der Krugkoppelbücke, die den Übergang des Alsterflusses in den Alstersee markiert, wird der Abschnitt, aufgrund der offenen Seite zum Fluss, auch der nasse Teil des Harvestehuder Wegs genannt, im Gegensatz zu dem folgenden trockenen Teil, der von der Alsterniederung auf leicht erhöhtes Geestgelände führt.
Vor der Brücke beschreibt die Straße einen Bogen um die Anhöhe der Sophienterrassen und biegt am rechtsgelegenen Eichenpark in nordwestlicher Richtung in das Innere des Stadtteils Harvestehude. Am Ende des Parks, ab der Hausnummer 67, ist die Bebauung beidseitig und teilweise geschlossen angelegt, die Vorgärten werden schmaler. Zum größten Teil handelt es sich hierbei um zwei- bis dreigeschossige Gründerzeitbauten, durchsetzt mit Reihenhäusern und Wohnanlagen jüngerer Zeit. Hinter dem linksseitig gelegenen Litentiatenberg kreuzen der Mittelweg und das Frauenthal die Straße, zudem münden die Hagedornstraße und nach fünfzig Metern der Klostergarten ein, so dass sich ein langgestreckter Verkehrsknotenpunkt bildet. Nach der Kreuzung der Abteistraße ist im letzten Straßenabschnitt linksseitig der Bolivar-Park angelegt, zur rechten befindet sich die Harvestehuder Sankt Nikolai Kirche und ihre Gemeindegebäude. Der Harvestehuder Weg endet nach insgesamt zwei Kilometern am Klosterstern, einem großangelegtem Kreisverkehr.
Name
Der Name bezieht sich auf den Weg, der vom Gehöft Heimichhude zu dem ehemaligen Zisterzienserinnen Kloster Harvestehude führte, das von 1293 bis 1530 auf dem Gelände des heutigen Eichparks belegen war. Dabei ist die Bezeichnung Harvestehude auf den Ort Herwardeshude, den vormaligen Standort des Klosters am Pepermölenbek bei dem späteren Altona, zurückzuführen. Zwar nannten die Nonnen ihr Kloster „In valle virginum“ (Jungfrauenthal), doch der volkstümliche Name blieb Die Frauen von Herwardeshude, aus dem sich schließlich Harvestehude entwickelte. Der Hamburger Geschichten- und Sagenschreiber Otto Beneke führte zusätzlich aus, dass diesen Ort „manche gute Hamburger, da ein Winterhude gegenüber liegt, auch wohl Herbstehude nennen und zwar gar nicht so irrig, denn ‚Harvest‘ ist das plattdeutsche Wort für Herbst.“[2]
Geschichte
Bis Ende des 13. Jahrhunderts befand sich zwischen Alster, Isebek und Grindelwald, also die heute als Harvestehude bezeichnete Gegend, das Dorf Oderfelde. Es wurde 1293 von den Zisterzienserinnen des Klosters in Herwardeshude gekauft. Der Flecken Herwardeshude lag an der Mündung der Pepermölenbek in die Elbe, an der Grenze zwischen dem heutigen St.Pauli und Altona. Zunehmender Handel und Verkehr an der Elbe veranlasste die Nonnen 1295 an die Feldmark des Dorfs Oderfelde umzusiedeln. Das neue Klostergelände erstreckte sich bei dem heutigen Eichenpark und der Straße Frauenthal. Das Dorf selbst wurde zwei Jahre später aufgelöst.
Der Harvestehuder Weg war lange vor seiner offiziellen Benennung im Jahr 1858 ein Pfad parallel zur „Großen Alster“, wie die Außenalster damals genannt wurde. Von Hamburg aus erreichte man ihn durch das Dammtor über die Moorweide, den Mittelweg und die Alte Rabenstraße hinunter zum Fluss. Der Weg von Hamburg aus direkt an der Alster war durch den Mündungsbereich des Flüßchen Hundebek versperrt. Erst nach dessen Zuschüttung Mitte des 19. Jahrhundert konnte 1908 eine Verbindung zwischen der Straße „Alsterufer“ und dem „Harvestehuder Weg“ hergestellt werden. (Furt der Hundebek an der Kreuzung Rothenbaumchaussee, Moorweidenstraße (hier auch der rote Schlagbaum, der schweren Fuhrwerken die Durchfahrt versperrte und 1814 abgebrannt). Die Hundebek wurde im 19. Jahrhundert im Zuge der Bebauung des Rothenbaum zugeschüttet.)
Die „Alte Rabenstraße“, ebenfalls 1858 benannt, führte auf das Ausflugslokal „Die Alte Rabe“ zu, das sich seit dem 18. Jahrhundert in etwa bei dem heutigen gleichnamigen Alsterschiff-Anleger befand. Der Harvestehuder Weg verlief ab hier am Rand des leichten Geesthangs durch die flachen Alsterwiesen und endete im Frauenthal, wo bis 1530 das Kloster Herwardeshude wirtschaftete. Das Kloster hatte in den knapp 300 Jahren seines Bestehens ein beachtliches Vermögen an Grundbesitz durch Kauf, Stiftung und Beschenkung angehäuft, so waren - neben vielem Weiteren - auch die Dörfer Eimsbüttel, Eppendorf und Winterhude in ihrem Besitz, die Ländereien von Harvestehude und Rothenbaum waren bis zu der Hundebek ihr Eigentum. Bis in das 14. Jahrhundert waren sie mit einem Eichenwald bewachsen, der von stadtseite aus mehr und mehr gerodet und in Garten und Weideland verwandelt wurde. Eine Besiedlung war ab dem 13. Jahrhundert mit der Befestigung Hamburgs aus militärstrategischen Gründen verboten.
Das Kloster wurde infolge der Reformation aufgelöst. Rechtsnachfolger wurde das St. Johanniskloster am heutigen Rathausplatz, die Verwaltung des enormen Grundbesitz übernahm ein Konsortium. ... und die Anlage abgerissen. An seiner Stelle entstand das Ausflugslokal „Harvestehude“ und es war 312 Jahre lang ein beliebtes Ziel der Hamburger. Überliefert ist seine Geschichte unter anderem, weil der Dichter Friedrich von Hagedorn dieses Wirtshaus sehr schätzte und um 1750 mehrere Gedichte darauf geschrieben hat. Ebenso soll seine „Ode an die Alster“ unter den Linden des Biergartens entstanden sein. Das Land zwischen der Alten Rabenstraße und dem Klostergelände diente hauptsächlich als Garten- und Weideland. Ende des 18. Jahrhunderts die ersten Sommerhäuser Hamburger Kaufleute, aber Befestigungswerke und Torschluss ... Bauerlaubnis nur unter der Bedingung, dass die Gebäude bei Kriegsgefahr wieder beseitigt würden.
Bis zur Aufhebung der Torsperre 1860/61 waren die Gebiete vor dem Dammtor nur dünn besiedelt und galten vorrangig als Adresse für saisonal genützte Landhäuser. (...) Der Auftakt für die systemitische Erschließung und Bebauung Harvestehudes und Rotherbaumsin den 1850er Jahren bildeten Projekte wie
„Es sind enorme Bauten entstanden und werden jetzt noch entstehen, da vor acht Tagen das Kloster St. Johannis seine Ländereien am Ende des Rotenbaums bis nach Eppendorf und Harvestehude, all die großen Wiesen, verkauft hat zum Preis von 4 Millionen Mark Banco. Die Käufer sind A.M. Schön, der Schwiegersohn desselben, Herr Mutzenbecher (...) und ein Herr Schülke. Auf diesem enormen Terrain werden nun sehr schöne Häuser gebaut werden.“ (Gustav Schramm, im Oktober 1966; zitiert nach ... Schram , Neun Generationen, S. 244)
Ab 1880 Gründerjahre
Fritz Schumacher: „Krauses Durcheinander“, die Baustile der letzten 150 Jahre nachempfunden „vermengten sich zu einem abenteuerlichen Stil-Salat“ (Eberhard von Wiese, H.A. Vom 10.09.1960) Im Jahr 1813 wurde das alte Haus (Gastwirtschaft) durch die Franzosen abgebrannt, doch nach deren Abzug sogleich wieder aufgebaut. Doch 1842, nach dem Großen Brand, wurde das Hamburger Waisenhaus provisorisch bis zum Jahr 1858 hierher verlegt. Als die Kinder dann in das neue Haus auf der Uhlenhorst gezogen waren, diente das Gebäude noch zwei Jahre als Dragonergarnison, bevor es endgültig aufgegeben wurde. (Quelle: I.C.W. Wendt und C.E.L. Kappelhoff: Hamburgs Vergangenheit und Gegenwart. II. Band, 1896 – Faksimile-Druck, Hamburg 1980, S. 543)
Heimichhude war ein Dorf, das im 13. Jahrhundert niedergelegt wurde. Es bestand auf der Fläche, die später Fontenay genannt wurde. Die Fontenay war damals noch eine Halbinsel, benannt nach John Fontenay (1769-1835), amerikanischer Geschäftsmann französischer Herkunft, der hier eine Gartenhauskolonie anlegte (noch bis ins 20. Jahrhundert durch Mauern und Tore vom Rest der Welt abgeschlossen.
Harvestehuder Weg als unbefestigter .... im Gegensatz zum Mittelweg, der ebenfalls nach Harvestehude führte, wie auch die Rothenbaumchaussee
Das Gartenland von Pöseldorf (Umgebung Magdalenenstraße) gehörte dem Hamburger Oberalten J.H. Böckmann. Die Straße ist seit 1860 nach dessen Frau Magdalena (1777-1864) benannt. Die hier ansässigen Handwerker und Gärtner „pöselten“ gemütlich vor sich hin: Arbeiten ohne großen Erfolg.
Während des „Dritten Reichs“ waren in der Straße die Dienststellen und Einrichtungen der Nazis konzentriert: Reichsstatthalterei (Nr. 12), Kriegsmarine (Nr. 3 und 4), Reichs- und Gau-Propagandaamt (Nr. 14), SS Nordwest (Nr. 8a) und das Generalkommando in der Sophienterrasse 14. (Skrenty, S. 238)
Zum Kriegsende verschanzte sich der Gauleiter Karl Kaufmann in dem Viertel: am 27. April 1945 wurde das Gelände zwischen Harvesterhuder Weg, Mittelweg, Milchstraße und Alsterchaussee mit Stacheldraht und Militärposten gesichert. Der innere Sperrkreis war nur mit Sonderausweis zu betreten und Kaufmann legte sich eine Leibgarde aus Volkssturmmännern zu. Am 3. Mai wurde er von den Briten verhaftet. Er war mehrere Jahre in Haft, aber aufgrund seines Gesundheitszustandes nie vor Gericht gestellt. (Skrenty, S. 238)
Kritik an der Nachkriegsbebauung: „Diese in der ganzen Welt bewunderte Straße mit ihren Eichen, ihren Gärten, ihrem großzügigen Raumgefühl, sie hätte eine repräsentative Straße der Landhäuser bleiben sollen.“ (Eberhard von Wiese, H.A. 10.09.1960) ... statt dessen die nüchternen Büros der Versicherungs-, Zigaretten- und Chemie-Konzerne.
Bebauung
Stadtentwicklung
Die postalische Anschrift Hamburg 13 hatte den Ruf „sehr teuer“ zu sein, Harvestehude und Rotherbaum als ganz feine Adressen. Statistisch gesehen aber wohnen die reichsten Hamburger an der Elbe (Othmarschen, Nienstedten, Blankenese). Doch hier wird nicht mehr so viel gewohnt, nach dem Krieg: große Bürohäuser, öffentliche Dienstleistungsbetriebe.
Denkmalschutz
In der Liste der erkannten Denkmäler der Stadt Hamburg sind für den Harvestehuder Weg 23 Objekte eingetragen. [3] Dazu gehören:
- das Alstervorland mit dem 1953 nach dem Entwurf von Gustav Lüttge entstandenen Alsterpark mit Brücken, Rondell, Skulpturen und Teich;
- der Bootsanleger Alte Rabenstraße mit Ponton und Brücken, deren Jugendstilelemente teilweise erhalten sind;
- der 1943 errichtete Luftschutzbunker auf dem Grundstück Harvestehuder Weg 10/12;
- das Denkmal für Heinrich Heine, von Caesar Heinemann aus dem Jahr 1898, auf dem Grundstück Harvestehuder Weg 41;
- die St. Nikolaikirche am Harvestehuder Weg 118, nebst Vorplatz und Lampen aus dem Jahr 1960, nach einem Entwurf von G. Langmaack.
Im weiteren stehen 18 Gebäude, davon 16 Villen, eine Remise und ein Mehrfamilienhaus mitsamt seinen Garagen und Außenanlagen, unter Denkmalschutz. Die meisten Häuser wurden in der Gründerzeit, zwischen 1880 und 1900 errichtet, als die Hamburger Wirtschaft durch den Wachstum des Handels und des Hafens blühte und die wohlhabenden Hamburger Kaufleute ihre Wohnsitze im innerstädtischen Bereich aufgaben. Es entstanden Villen der Neorenaissance, des Neubarock, teilweise auch des Jugendstils. Im Straßenverlauf erkennbar bleibt das sozialtopographische Gefälle: freistehende repräsentative Einzelbauten mit opulentem Fassadenschmuck inmitten großzügiger Gartengrundstücke am sogenannten „nassen Teil“ mit Alsterblick und von der Alster wegführend, im „trockenen Teil“, kleinere Doppel- oder Reihenvillen mit Putzfronten.
Grundstücke / Baudenkmäler
Von der Alten Rabenstraße bis zur Milchstraße
Nr. 1 (- 4):
Bürogebäude, ca. 1960; Adresse: Gr.Rabenstraße 32; ab 1945 Deutsche Grammophon
Vorbesitzer des Grundstücks 1-4 1855 bis Anfang 20. Jahrhundert: Heinrich Böckmann - Gartenhaus und Stall (siehe Abbildung); 1911: F.F. Smith, M. Levinsche Erben; ab ca. 1930 folgende Bebauung
Nr. 2:
J.R. Warburg (1930), jüdischer Vorbesitzer, besteht nicht mehr (kriegszerstört?), heute Nr. 1-4
Nr. 3/4:
großes Wohnhaus im Tudorstil, während der NS-Zeit: Kriegsmarine (schon zuvor?), besteht nicht mehr (kriegszerstört?), heute Nr. 1-4
Nr. 4a:
A. Calmon (1930), jüdischer Vorbesitzer?, besteht nicht mehr (kriegszerstört?), heute Nr. 1-4
Nr. 5 und 6: Sloman-Burg
erbaut 1848/1849, Architekten: Jean David Jolasse / J. Brekelbaum, Doppelhaus (DL-Nr. 0523 und 0524);
Nr. 5: Erstbesitzer R.M. Sloman jun.; Besitzer 1911 H.L. des Arts; jüdische Vorbesitzer, heutige Nutzung unklar (mit Hamburg-Fahne auf dem Dach: also offiziell?), Denkmalschutz
Nr. 6: Erstbesitzer Ascan Lutteroth; 1911: M.A. Popert; 1969: Erik Hertz, Maklerfirma; heute RAin Christine Hertz
Nr. 7:
erbaut 1852 Sthamersches Landhaus; späterer Villenbau: Erstbesitzer: R.M. Sloman sen., um 1890: Stefani Brödermann (Tochter Sloman); Krieg überstanden; 1950: Rundfunk, 1967: Einzelwohnungen; Neubau (wann?), heute: Mehrfunktionshaus: Wohnungen und Generalkonsulat Chile
Nr. 7a:
Vor 1887 erbaut, Doormanns Erben (gehörten 1855 die Grundstücke 7a, 7b und 8), Johannes Lühmann (vor 1921); ab 1921: Oberfinanzpräsident, Oberfinanzdirektion; Neubau mit Nr. 7 zusammen
Nr. 7b:
erbaut um 1870; Carl Laisz, um 1890: Preußische Gesandschaft; ab 1921: Oberfinanzpräsident, Oberfinanzdirektion; Krieg überstanden; 1967: noch Oberfinanzdirektion, das Gebäude steht noch
Nr. 8 Villa Horschitz: erbaut 1872, Architekt: Albert Rosengarten, Erstbesitzer: Sally Horschitz (1822-1883); jüdischer Vorbesitzer; ab 1912: Preußische Gesandschaft; ab 1921: Oberfinanzpräsident (Haben alle 3 Häuser (7a, 7b und 8) erst Preußen u. dann der Oberfinanz gehört? Oder Verwechslung ?) Während der NS-Zeit: SS-Oberabschnitt Nord-West; hat den Krieg überstanden; nach 1945: Akademie für Publizistik; heute: Kai Wünsche, umfassende Sanierung, Denkmalschutz abendblatt vom 1. Juli 2006
Nr. 8a und 8b: Villa Laeisz:
erbaut 1906/1907 und 1913; Architekt Ernst Paul Dorn; Erstbesitzer: Sophie Laeisz; ab 1912: Hermann Fölsch; jüdischer Vorbesitzer; 1932 / 1934 Verkauf an die Stadt Hbg: SS-Gruppenführung; Krieg überstanden; ab 1945 Lager für britische Truppen, 1950 Wohnsitz Dunlop, 1952 – 2006 Britisches Generalkonsulat; heute: Sal. Oppenheimer, umfassende Sanierung, Denkmalschutz (DL-Nr. 0803)
Nr. 9
Eigentümer 1855: Christian Krüger; Besitzer 1911: Frl. A. Ecker, I. Fricke; Krieg überstanden; 1950: „Constanze“, steht auch heute noch
Nr. 10-12: Musikhochschule
Nr. 10 Villa Blohm I: 1855: H.A. Hellmrich; dann standen auf diesem Grundstück die Garten- und Treibhäuser Herr Laer; erbaut vor 1910, Erstbesitzer: Rudolf Blohm (1930), um 1935: Reichsstatthalter (der zog später zudem in die Villa Budge Nr. 12); Krieg überstanden, nach 1945: Gerichtsmedizin, 1967 abgerissen für Neubau der Musikhochschule
Nr. 11: 1855: S. Albrecht; 1911: S. Löwenstein, jüdischer Vorbesitzer, in der NS-Zeit ebenfalls Reichsstatthalterei; Krieg überstanden; 1950: Engländer, dann Abriss und Neubau für die Musikhochschule
Nr. 12 Budge-Palais:
1855: Robert S. Sloman sen.; erbaut: 1884; Umbau: 1900/1913: Architekt: Martin Haller (außerdem: Lamprecht, Hermann Geißler; Elingius / Schramm); Zwischenbesitzer: Oppenheim, A. Fleischel, Ivan Gans, dann von Henry und Emma Budge übernommen, Geschichte bekannt, jüdischer Vorbesitzer; 1937-1945: Reichsstatthalter Kaufmann; Krieg überstanden; 1945 – 1955 Brit. Besatzungbehörde, dann Musikhochschule; Denkmalschutz (DL-Nr. nicht angegeben)
Von der Milchstraße bis zur Alsterchaussee
Nr. 13 Villa Beit:
1855: J.F.C. Refardt (Senator), erbaut 1890/1891, Achitkekt Martin Haller; Erstbesitzer: Alfred Beit, Frau Dr. I.Beit; jüdischer Vorbesitzer; Krieg, überstanden; 1950: Engländer; heute Jil Sander Villa zusammen mit Nr. 14/15
Nr. 14/15 Villa Jaffé / Villa Behrens
1855, Nr. 15: Frau Dr. von Heß, geb. Hudtwalcker, später Jaffé und Prof. Albrecht; Nr. 16: G.F. Michahelles, später Kunhardt;
Haus auf beiden Gründstücken für Familie Behrens erbaut 1896/1899, Architekt: Martin Haller, E.L. Behrens jun., jüdischer Vorbesitzer; ab 1939 Wehrmacht, Krieg überstanden, 1945 britische Offiziersmesse, 1967 Oberfinanzpräsident; heute Jil Sander Villa zusammen mit Nr. 13
Nr. 16:
1855: Frau Syndikus von Sienen, geb. Amsinck; später: G.F. Gaedechens, 1911: S. Klemperer; Pulverman; Leisler-Kiep (1930); während der NS-Zeit: Sitz Verband Deutscher Reeder, 1943 zerstört; heute: 16 und 16a: Neubau, Mehrfamilienhaus
Nr. 18 / 19:
1855: Senator W. Eybe; später: E. Abendroth, T. de la Camp, P.W. Gastedt; 1911: Dr. Riedemann, G. Bruns
Nr. 18 - Großer Backsteinbau, vermutl. um 1930: Höchster Farbwerke; Krieg Überstanden; heute: Bürohaus
Nr. 19 - Villa Blohm II:
Rudolf Blohm (1925); Krieg überstanden; Blohm musste 1945 auf Geheiß der Engländer das Haus räumen geräumt, schnuckelige Villa wurde in ein Mehrfamilienhaus umgewandelt: bis 1963 wohnte hier Gustav Gründgens
Nr. 20:
1855: Johannes Amsinck; erbaut 1885, Architekt Martin Haller; Erstbesitzer: Martin G. Amsinck, ab 1905: Max Predöhl (Schwiegersohn, Bürgermeister), bereits ab 1840 Gartenhaus Johannes Amsinck (das erste Gartenhaus am Harvestehuder Weg), 1943 zerbombt; 1953 Neubau klassizistische große Villa: Franz. Konsulat
Nr. 21:
1855: Landhaus von Major Pluns; Villa erbaut um 1890: „Palazzo Prozzi“, Erstbesitzer E. Alexander, dann von Schröder; jüdischer Vorbesitzer? ; Luftwaffenstab und HJ; Krieg überstanden, nach 1945: Royal Airforce, jugoslawisches Konsulat, Neubau 1967, Büros, Zugang über Alsterchaussee
Von der Alsterchaussee bis zur Sophienterrasse
Nr. 22:
1855: Frau Witwe Bergeest, später STudt; 1911: Frau P. Rauers, A. Laspe; erbaut 1901/1902, Architekt Wilhelm Hauers (ev. mit 22a und 23 zusammen?) Krieg überstanden; heute: Joop! GmbH (Riesenvilla), Denkmalschutz
Nr. 22a:
1930: Karstadt AG , gehört zu Nr. 22
Nr. 23:
1855: I. Lackmann; später I.A. Robinow; 1911: W. Rackwitz; Besitzer: Huth, Vorstand Vereinsbank (1930); Schwere Kriegsschäden; Neubau-Anbau an Nr. 22 / 22a
Nr.24:
1855: Ernst Albers; später N. Hudtwalcker, Max Meyer; erbaut 1910, Erstbesitzer Klügmann, Krieg überstanden; heute: Mehrfamilien-Villa und Büros
Nr. 25 / 26:
1855: L. Behrens; erbaut ab 1870; Erstbesitzer E.L. Behrens sen (jüdischer Vorbesitzer); Carlo Thomsen (1907-1914), G. Diedlerichsen, Charly Michahelles; Heute mit Nr. 26 ein Haus; Ab 1939: DRK Zentrale, Krieg überstanden, nach 1945: DRK,
1967 Neubau: Gerlingkonzern, Gerling Vertrieb Deutschland GmbH,
Nr. 26:
1855: H.C.R.T. Krogmann; erbaut 1930: Otto Krogmann (ab 1911); dann wie Nr. 25
Nr.27:
bereits ab 1830: Senator Ami de Chapeaurouge, 1894 an Alfred Beit; erbaut 1928; Erstbesitzer: Schöndorff (Karstadt), jüdischer Vorbesitzer; 1933: SA Obergruppe, SA Chef Fust; Krieg überstanden, nach 1945: engl. Geheimpolizei; „Film“; Neubau, Mehrfamilienhäuser bis einschl. Nr. 28
Nr. 28:
(zeitweise Nr. 27a), erbaut 1915; E.F. Laeisz, 1930: Direktor Sloman; 1944 zerstört, Heute Neubau mit Nr. 27 zusammen
Nr. 30 Villa Sophia:
1855: H.B. Siems, Anthon Schröder; (zeitweise Nr. 28), erbaut um 1900, Friedrich Wilhelm Reimers und Frau Sophie, jüdischer Vorbesitzer; NS-Zeit: vom Staat gekauft / enteignet; unklar ob den Krieg überstandenden, jetzt Bauprojekt seit Januar 2009: Sophienterrassen
Nr. 36 Villa Blohm III:
erbaut um 1920; Otto Blohm, im Krieg beschädigt, anschließend unklar; heute: Wohnungen und Büros, Projekt: vivacon; 63 Eigentumswohnungen (Bestand: Nr. 36 a-d)
Nr. 37:
Nichts bekannt über die Geschichte; Neubau / Eigentumswohnungen
Von der Sophienterrasse bis zur Krugkoppelbrücke
Nr. 38:
1855: Frau Senator Schwartz, geb. Gabe; spätere Besitzer: Nagel, Elkan, Oppenheim, Krogmann; sanierte Altbau-Villa, aber nichts bekannt; Krieg überstanden, Denkmalschutz
Nr. 39:
erbaut ca. 1890; Architekten: Jolasse, Löwengard; bildet ein Ensemble mit 40; viele Umbauten; Krieg überstanden; 1992: Südafr. Konsulat, heute saniert; Denkmalschutz
Nr. 40:
erbaut 1860; Architekt Jolasse; Besitzer vor 1933 Alfred und Else Hirsch, jüdische Vorbesitzer; Zwangsverkauf 1934; Krieg überstanden; Ensemble mit Nr. 39, Denkmalschutz
Nr. 41 Villa Krogmann (Schlösschen) / Heine-Villa:
erbaut 1878, Architekt Martin Haller, Familie Krogmann; während der NS-Zeit zudem Reichsgaupropaganda-Amt, Krieg überstanden; 1945: beschlagnahmt; 1992: Hoffmann und Campe, Denkmalschutz, außerdem: Nr. 42, 43 und 45
Nr. 42 und 43:
1992: Neubau Hoffmann und Campe (zusammen mit Nr. 41 und 45)
Nr. 45:
erbaut 1930/1931; Haus Dr. Kruspig, Krieg überstanden; Umbau 1989 – 1982, Hoffmann und Campe, Denkmalschutz
Nr. 44:
1855: Jaffé; erstes Haus auf der rechten Straßenseite; erbaut 1865/1866, Architekt: Martin Haller u.a.; Besitzer: Dr. Bielenberg, 1901: Gustav Müller (Konsul); um 1940: SS Quartier, Krieg überstanden; 1948: Anglo-German Club und heute immer noch Anglo-German Club, Denkmalschutz
Nr. 46 und 48:
sanierte Bürovilla, geschichte unbekannt
Nr. 50:
1855: Leuthold; erbaut 1926; Krieg überstanden, heute Generalkonsulat von Ägypten, Denkmalschutz
Nr. 47-53:
erbaut vor 1900; Drei Häuser, vier Eingänge, geschlossene Bebauung; heute: Linke Seite: Villen, saniert, Mehrfamilien
Nr. 55:
erbaut 1972/1974; Mehrfamilienhaus; Denkmalschutz
ehemalige Bebauung unbekannt: aber: Stolperstein für die ehemaligen Bewohner, sie wurden während des Nationalsozialismus ermordet (Kugelmann)
Von der Krugkoppelbrücke bis zum Klosterstern
Nr.57:
erbaut um 1890, saniert, unauffällig, Denkmalschutz
Nr. 59:
heute: Neubau, Mehrfamilien
Nr. 61: fehlt
Nr. 63:
erbaut vor 1900; Stolperstein für Erna Simon * 1882, ermordet im August 1942 in Riga
Nr. 65/67:
um 1883/1885; Stadtvilla, Denkmalschutz
Nr. 69–075:
erbaut vor 1900; Stadtvillen
Nr. 77/79:
Stadthaus-Ensemble, Fertigstellung 2005
Nr. 78-84:
Reihenhäuser am Eichenpark los
Nr. 88: Bürohaus
Nr. 81:
erbaut 1875/1880; Heute: Einfamilienhaus, Ensemble mit Hagedornstraße, Denkmalschutz
Nr. 89:
erbaut 1875; Vorbesitzer: Max Hardorff; Heute: Einfamilienhaus, Denkmalschutz
Nr. 101:
Heute: Generalkonsulat Serbien
Nr. 107:
vor 1933: Eduard Lippert
Nr. 92-104: Stadtvillen und Gründerzeit-Mehrfamilien-Häuser
Nr. 124: Die letzte Villa der Straße
Verkehr
Öffentlicher Nahverkehr: keiner
In der Kunst
Friedrich Hagedorn (1708-1754) Hamburger Dichter der Aufklärung, liebte den Licentiatenberg und den Gasthof Harvestehude, hier schrieb er die „Ode an die Alster“
Literatur
- Lutz Achilles, Harald Elsner, Niels Focken, Dirk Oetzmann: Als man in Harvestehude noch mit Straßenbahnen fuhr. Herausgegeben vom Verein Verkehrsamateure und Museumsbahn e.V. in der Verkehrshistorischen Reihe: Hamburger Nahverkehrsmittel Nr. 22, Hamburg 2001, ISBN 3-923-999-72-0
- Michael Ahrens: Das britische Generalkonsulat am Harvestehuder Weg, Hamburg 2003
- Richard J. Evans: Tod in Hamburg. Stadt, Gesellschaft und Politik in den Cholera-Jahren 1830 - 1910, Reinbek 1990, ISBN 3-498-0164-2
- Christian Hanke und Reinhard Hentschel: Harvestehude - Rotherbaum im Wandel, Hamburg 1993, ISBN 3-929229-09-9
- Felix Rexhausen: In Harvestehude. Aufzeichnungen eines Hamburger Stadtteilschreibers, Hamburg 1979, ISDN 3-920610-26-1
- Wilhelm Schwarz: But'n Dammdoor. Aus der Vergangenheit des hamburgischen Stadtteiles Harvestehude-Rotherbaum, Hamburg (ohne Datum, um 1930), ohne ISDN
- Silke Urbanski: Geschichte des Klosters Harvestehude „In valle virginum“. Wirtschaftliche, soziale und politische Entwicklung eines Nonnenklosters bei Hamburg 1245-1530 (Dissertationsschrift), Münster 1996, ISBN 3-8258-2758-5
- Harald Vieth: Hier lebten sie miteinander in Harvestehude - Rotherbaum. Jüdische Schicksale - Alltägliches - Heutiges, Hamburg 1994, (Selbstverlag, ohne ISDN)
- Eberhard von Wiese: Hier ist das Paradies. Schicksale am Harvestehuder Weg; in: derselbe: Hamburg. Menschen - Schicksale, Frankfurt 1967, (ohne ISDN)
Einzelnachweise
- ↑ Bebauungsplan Harvestehude
- ↑ Otto Beneke, Hamburgische Geschichten und Sagen, Hamburg 1886. Nr. 27
- ↑ Denkmalschutzamt Hamburg: Erkannte Denkmäler f-k, abgerufen am 3. September 2010