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Bestie Mensch

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Spielfilm "La Bête Humaine", deutscher Titel: Bestie Mensch

Dieser Spielfilm von 1938 aus der Hand von Jean Renoir basiert auf dem gleichnamigen Roman von Emil Zola aus dem Jahr 1890.

Handlung

Protagonist des Filmes ist Jean Gabin in der Rolle des Lokführers Lantier. Dieser wird eines Tages zufällig Zeuge, wie der ihm gut bekannte Bahnhofsvorsteher von Le Havre, Roubaud, den Geliebten seiner Frau Severine (Simone Simone) ermordet. Lantier fühlt sich nicht veranlaßt, dies der Polizei preiszugeben. aber aus der zunehmend psychologisch verfahrenen Situation heraus ergibt sich, daß er seinerseits ein Verhältnis mit Severine beginnt, der ihrerseits vor allem daran gelegen ist, ihren Mann loszuwerden. Dem wachsenden seelischen Druck dann nicht mehr gewachsen, tötet er aber nicht Roubaud, sondern seine Geliebte.

Besonderheiten

Im Unterschied zum Roman wurde der Film diekt in der seinerzeitigen Ist-Zeit (also 1938) angesiedelt. Somit ist die gezeigte Eisenbahntechnik auf der damaligen Höhe zum Ende der 30er Jahre. Zum Zeitpunkt des Films ist die französische Staatsbahn SNCF erst gerade gegründet worden (31. August 1937), somit zeigt der Film auf der gezeigten Linie Paris - Le Lavre im Wesentlichen das Material der betreffenden Vorgängergesellschaft aus der Zeit vor der SNCF, der staatlichen ETAT. Der technische Held des Films ist die Lokomotive von Lantier, eine ETAT-Pacific (d.h. Achsfolge 2‘ C 1‘), die 231-592, im Film „Lison“ genannt. Interessant ist das, was heutzutage man als „Führerstands-Mitfahrt“ bezeichnet: Kameraperspektive aus der Lokführerposition mit Blick in Fahrtrichtung mit Einstellungen, welche in „La Bete Humaine“ für einen Spielfilm, welcher eigentlich angesiedelt ist im Genre eines Dramas, vergleichsweise lang sind und viele Details der seinerzeitigen fränzösischen Eisenbahn-Industriearchitektur, aber auch diverse Landschafts- und Stadtaufnahmen erkennen lassen, von denen heutzutage viele so nicht mehr wiederholbar sind. Derartiges kam in den 30er eher als Hauptelement in expressionistischen Dokumentar-Filmen vor (z.B. „Das Stahltier“, Willy Zielke, 1935).

Ein technischer Höhepunkt schon gleich zu Beginn des Films ist die seinerzeit in Deutschland außerordentlich selten angewandte Technik des Wasserfassens: zwischen den Schienen angebrachte, mit Wasser gefüllte offene Wannen gestatten die mittels eines am Ttenderboden angebrachten Stutzens die Wasseraufnahme aus voller Fahrt heraus. Wasserfassen dieser Art ersparte jedesmal die dafür ansonsten erforderlichen 8-10 Minuten Haltezeit und eventuelle Lokwechsel, was bei den vergleichsweise langen französischen Fernstrecken zu minimalen Fahrzeiten führte.

Des Weiteren zeigen viele weitere Szenen das Umfeld der seinerzeitigen frühen SNCF, wie z.B. Fragen des betriebstechnischen und personellen Reglements, angefangen von der Fahrzeugunterhaltung des zu der Zeit noch reinrassigen Bestandes an ETAT-Dampflokomotiven bis zur Bedienung von Bahnübergängen, aber auch die ersten Anfänge der Dieseltraktion in Frankreich.

Ein weiterer wichtiger Aspekt sind jene Szenen, die in der Nacht, also im Dunklen und somit gegen schwarze Hintergründe („Film Noir“) gedreht worden sind, aber mit durch helles Licht verstärkte schwarz-weiß-Kontraste, wie z. B. von frischem Heißdampf gegen den schwarzem Himmel, dramaturgisch untermalt von Dampflokpfeifen. Hiermit soll die höllische Situation von Lantier untermalt werden Solche szenischen Motive, ergänzt durch Szenen mit der Kombination von eisenbahntechnischer und morbider, randstädtischer Umgebung, finden sich auch in späteren französischen Filmen bis weit in die fünfziger und sechziger Jahre wieder, meist als Schauplatz kriminell genutzter Treffpunkte.