Darmstadt Hauptbahnhof
Darmstadt Hauptbahnhof | |
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Das Hauptgebäude des Darmstädter Hauptbahnhofes
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Daten | |
Bahnsteiggleise | 12 |
Abkürzung | FD |
Preisklasse | 2 |
Eröffnung | 1912 |
Webadresse | www.bahnhof.de |
Architektonische Daten | |
Architekt | Friedrich Pützer |
Lage | |
Koordinaten | |
Eisenbahnstrecken | |
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Der Darmstädter Hauptbahnhof wurde 1912 errichtet. Mit mehr als 30.000 Reisenden am Tag ist er nach dem Frankfurter Hauptbahnhof zweitgrößter Bahnhof in Hessen. Täglich verkehren hier ungefähr 220 Züge. Im Jahre 2010 wurde der Bahnhof von der Allianz pro Schiene zum „Bahnhof des Jahres“ in der Kategorie Großstädte gewählt.
Geschichte
Vorgänger des Darmstädter Hauptbahnhofs waren zwei getrennte Bahnhöfe am heutigen Steubenplatz, die von den beiden Bahngesellschaften errichtet worden waren, die im 19. Jahrhundert Darmstadt an das Schienennetz angeschlossen hatten: Seit 1846 der Main-Neckar Bahnhof, ein Durchgangsbahnhof an der Strecke Frankfurt–Heidelberg und seit 1858 der Ludwigsbahnhof, ein Kopfbahnhof an der Verbindung Mainz–Aschaffenburg.
Die Platzverhältnisse auf beiden Bahnhöfen erwiesen sich bei zunehmendem Verkehr am Ende des 19. Jahrhunderts als sehr beengt, das städtische Wachstum Darmstadts hatte das Bahnareal erreicht, so dass die notwendige Erweiterung am alten Standort nicht möglich war, betrieblich war die Trennung in zwei Bahnhöfe störend, ebenso wie die Behinderung des höhengleich kreuzenden Straßenverkehrs auf der Rheinstraße.
Planung
Ab 1901 wurden vier verschiedene Entwürfe, bei denen es vor allem um eine endgültige Lösung der Verkehrsführung ging, erarbeitet und verworfen. 1905 konnten sich schließlich Stadt und die preußisch-hessische Eisenbahndirektion Mainz auf einen fünften Entwurf einigen. Dieser sah vor, auf dem – damals – freien Feld ungefähr 800 Meter westlich der alten Bahnhöfe einen neuen Durchgangsbahnhof zu errichten. Die größere Entfernung zur Innenstadt sollte durch den Anschluss mit der Straßenbahn ausgeglichen werden. Die Post erhielt nördlich des Empfangsgebäudes ein eigenes Bahnpostamt, das über den „Poststeg“, eine eigene überdachte Brücke mit Verbindungen zu den tiefer liegenden Post- und Gepäckbahnsteigen, mit den Zügen verbunden war. Der Poststeg wurde in der ersten Hälfte der neunziger Jahre abgerissen.
Für die Gleise wurde im südlichen Teil eine Lage in einem Geländeeinschnitt vorgesehen, sodass die Straßen über die Bahn geführt werden konnten. Gleiches galt auch für die Erschließung: Fahrgäste betreten das Empfangsgebäude auf Straßenniveau, durchqueren die Bahnhofshalle auf gleicher Ebene und erreichen die Bahnsteige von einer Überführung durch Treppen (und seit einigen Jahren auch mit Fahrstühlen). Parallel dazu verlief eine eigene Überführung für Gepäck- und Expressgutdienst, die bei der letzten Renovierung zu einem Fahrradparkhaus umgebaut wurde. Das nördliche Gleisfeld liegt wegen eines Geländeabfalls dagegen auf Dämmen.
Zum Bau des Empfangsgebäudes wurde ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben. Auf ausdrücklichen Wunsch von Großherzog Ernst Ludwig sollte der neue Bahnhof „von einem modernen Baumeister, nicht von einem Stilarchitekten“[2] gebaut werden. Kaiser Wilhelm II. verzichtete aus diplomatischer Rücksichtnahme auf eine Einmischung in dieser Frage – obwohl er sonst bei der Gestaltung vieler Empfangsgebäude im Bereich der Preußischen Eisenbahn eingriff –, weil er gegenüber seinem Cousin und Kollegen, dem Großherzog von Hessen-Darmstadt, in Gestaltungsfragen für den Hauptbahnhof von dessen Residenzstadt nicht eingreifen zu können meinte.
Insgesamt 75 Entwürfe wurden eingereicht. Friedrich Pützer und Fritz Klingholz erhielten je einen zweiten Preis. Den Auftrag erhielt 1908 Friedrich Pützer. Er benötigte zwei Jahre die Planung umzusetzen, wobei er auch von den Entwürfen seiner Kontrahenten einige gute Gedanken verwendete.
Die Bauarbeiten wurden 1906 begonnen, 1912 beendet und kosteten insgesamt 17 Millionen Mark. Damals urteilten die Fachleute recht zurückhaltend über das neue Gebäude: „Zum Teil recht tüchtige Leistungen, aber eben keine hervorragenden Ideen.“ Heute gilt der Bau als wegweisend und steht unter Denkmalschutz.
Zur Versorgung der Lokomotiven mit Wasser wurde 1910 der Wasserturm an der Dornheimer Brücke errichtet. Auch dieses Bauwerk, das 1978 abgerissen werden sollte, steht unter Denkmalschutz.
Architektur des Empfangsgebäudes
Der Bahnhof repräsentiert weitgehend die traditionalistische Architektur Pützers. Nur einige Gestaltungselemente erinnern an den Jugendstil, der damals in Darmstadt mit der Künstlerkolonie hervorragend vertreten war.
Das Empfangsgebäude wurde 1998 bis 2002 aufwendig denkmalgerecht saniert. Die 94 Meter lange und 34 Meter breite Bahnsteighalle weist zwölf Gleise auf und wurde von 2005 bis 2008 für zirka 31 Millionen Euro vollständig erneuert.[3] In Verlängerung der hoch gelegenen Bahnsteigerschließung für die Reisenden entstand im Jahr 2000 ein von der Stadt Darmstadt finanziertes Einkaufszentrum, das auch den Zugang zu dem westlich gelegenen Stadtteil ermöglicht, in dem sich unter anderem der Sitz der europäischen Weltraumorganisation ESOC befindet.
Eine Besonderheit bildet der sogenannte Fürstenbahnhof, der südlich an das Empfangsgebäude für den öffentlichen Verkehr angebaut ist. Er war mit den für diesen Zweck üblichen Warte- und Sanitärräumen ausgestattet, wies eine großzügig gestaltete Vorfahrt auf und hatte einen eigenen Zugang zum Gleis 1, dem Fürstenbahnsteig. Die wandfeste Ausstattung mit zahlreichen Jugendstilelementen ist weitgehend erhalten. Hier war vor der Renovierung des Empfangsgebäudes zuletzt die Bahnpolizei untergebracht. Jetzt dient der Fürstenbahnhof gastronomischen Zwecken und ist so auch öffentlich zugänglich.
Schon 1972 wurden die zwölf Stellwerke durch ein damals modernes Zentralstellwerk ersetzt.
Verkehrliche Bedeutung
Fernverkehr
Der Bahnhof ist in das Fernverkehrsnetz der Deutschen Bahn AG eingebunden, auch wenn die Mehrzahl der in Nord-Süd-Richtung verkehrenden Fernverkehrszüge über die Riedstrecke fährt. Mehrere Intercity- und Intercity-Express-Linien verbinden die Stadt direkt mit Karlsruhe, Stralsund (über Hannover und Hamburg), Salzburg (über Stuttgart und München) und Saarbrücken (über Mannheim und Kaiserslautern). Darüber hinaus gibt es einzelne Direktverbindungen, etwa nach Berlin, Dresden, Essen, Konstanz, Siegen, Zürich, Klagenfurt, Linz und Graz.
Linie | Strecke | Taktfrequenz |
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ICE 41 (*) | (Dortmund Hbf –) Essen Hbf – Düsseldorf Hbf – Köln Messe/Deutz – Frankfurt Flughafen – Frankfurt Hbf (– Darmstadt ) – Würzburg Hbf – Nürnberg Hbf – München Hbf | Einzelner Zug |
IC 26 | Stralsund – Hamburg Hbf – Kassel-Wilhelmshöhe – Gießen – Frankfurt Hbf – Darmstadt – Heidelberg Hbf – Karlsruhe Hbf | 2-Stunden-Takt |
IC 50 | Frankfurt Hbf – Darmstadt – Mannheim Hbf – Kaiserslautern Hbf – Saarbrücken Hbf | Einzelne Züge |
IC 62 | Frankfurt Hbf – Darmstadt – Stuttgart Hbf – München Hbf – Salzburg Hbf | 2-Stunden-Takt |
IC 87 | (Frankfurt Hbf – Darmstadt –) Stuttgart Hbf – Zürich HB | Einzelner Zug |
Zusätzlich verkehrt morgens der ICE Sprinter nach Berlin von Darmstadt zuschlagsfrei bis Frankfurt Hbf und der ICE Sprinter von Hamburg nach Frankfurt am Main fährt zuschlagsfrei weiter bis Darmstadt.
(*) ein Zug morgens von Darmstadt nach Dortmund
Regionalverkehr
Der Hauptbahnhof Darmstadt ist seit 1997 mit den Linien S3 und S4 an die S-Bahn Rhein-Main angeschlossen. Weitere Regionalverbindungen bestehen 2007 nach Frankfurt am Main (über Langen), Wiesbaden über Groß-Gerau und Mainz, Aschaffenburg über Dieburg, Mannheim bzw. Heidelberg über Bensheim und Weinheim, Erbach (Odenwald) über Groß-Umstadt-Wiebelsbach. Die Zugverbindungen nach Riedstadt-Goddelau über Griesheim, Groß-Zimmern über Roßdorf und nach Pfungstadt sind dagegen schon seit langem eingestellt. Die Verbindung nach Pfungstadt soll aber voraussichtlich ab Dezember 2011 wieder aufgenommen werden.
Linie | Strecke |
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RE 60 | Frankfurt Hbf – Darmstadt Hbf – Bensheim – Heppenheim – Weinheim – Mannheim Hbf |
RE 65 | Darmstadt Hbf – Darmstadt-Nord – Reinheim – Groß-Umstadt-Wiebelsbach – Erbach (Odenwald) |
RB 65 | Darmstadt Hbf – Darmstadt-Nord – Reinheim – Groß-Umstadt-Wiebelsbach – Erbach (Odenwald) – Eberbach |
RB 75 | Wiesbaden Hbf – Mainz Hbf – Groß-Gerau – Darmstadt Hbf – Dieburg – Babenhausen – Aschaffenburg Hbf |
SE 60 | Frankfurt Hbf – Darmstadt Hbf – Bensheim – Heppenheim – Weinheim – Heidelberg Hbf |
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Bad Soden am Taunus – Frankfurt-Rödelheim – Frankfurt-West – Frankfurt Hbf (tief) – Frankfurt-Süd – Langen – Darmstadt Hbf |
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Kronberg im Taunus – Frankfurt-Rödelheim – Frankfurt-West – Frankfurt Hbf (tief) – Frankfurt-Süd – Langen (– Darmstadt Hbf) |
Sonstiger öffentlicher Personennahverkehr
Mit Straßenbahn und Bus ist der Hauptbahnhof an das städtische Verkehrsnetz und die Regionalbuslinien angebunden. Direkte Busverbindungen bestehen auch zu den Flughäfen Frankfurt am Main[4] und Frankfurt-Hahn[5].
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Siehe auch
Literatur
- Wettbewerb für Vorentwürfe zum Empfangsgebäude auf dem neuen Hauptbahnhof in Darmstadt, in: Zentralblatt der Bauverwaltung, Berlin, 29. Februar 1908, S. 118-120
- Eisenbahn in Hessen. Kulturdenkmäler in Hessen. Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, hrsg. vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Theiss Verlag Stuttgart, 2005, 3 Bände im Schuber, 1.448 S., ISBN 3-8062-1917-6, Bd. 2.1, S. 62ff.
- Stadt Darmstadt. Kulturdenkmäler in Hessen. Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, hrsg. vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Friedr. Vieweg & Sohn Verlagsges., Braunschweig 1994, ISBN 3-528-06249-5, S. 562ff.
Einzelnachweise
- ↑ Artikel der Frankfurter Rundschau
- ↑ Bernd Kimmel: Joseph M. Olbrich 1867-1908. Mathildenhöhe 18. September - 27. November 1983, Ausstellungskatalog, S.264.
- ↑ Erneuerung Hallendach Hauptbahnhof Darmstadt. Ed. Züblin AG, abgerufen am 23. Juli 2010.
- ↑ HEAG AirLiner-Fahrplan 2008
- ↑ Airportshuttle Darmstadt - Flughafen Hahn
Weblinks
- Gleisplan des Bahnhofs Darmstadt Hbf auf den Seiten der Deutschen Bahn (PDF; 259,2 KB)
- (Ältere) Bilder des Darmstädter Hauptbahnhofes
- DADINA-Flyer „Vom Hauptbahnhof in die Innenstadt“ mit Linienübersicht, Haltestellenbelegung und ZOB (PDF-Datei; 315 kB)