Karst
Als Karst bezeichnet man eine Landschaftsform, die durch Erosionsvorgänge an Kalk- und Gipsgestein gebildet wurde. Typische Merkmale einer Karstlandschaft sind zerklüftete Felsen, Einsturztrichter und Höhlen. In tropischen Regionen ist der Kegel- oder Turmkarst mit seinen steil aufragenden Bergkuppen verbreitet (z. B. in Südost-China).

Entstehung und Merkmale
Karstgebiete zeichnen sich durch einen Untergrund aus Gips oder Kalkstein aus. Dieses Gestein wird durch Kohlensäure gelöst, die sich durch Lösung von Kohlendioxid in Wasser bildet (Kohlensäureverwitterung; das bedeutet, dass die Entstehung von Karsterscheinung - theoretisch gesehen - ein rein chemischer Vorgang ist, und kein mechanischer beziehungsweise physikalischer Vorgang). Die Oberfläche des Gesteins wird ausgewaschen und langsam abgetragen. An Hängen bilden sich Furchen und Rinnen, in denen das Wasser abfließt, die so genannten Karren. Im porösen Gestein versickert das Wasser und frisst Gänge und größere Hohlräume hinein, so dass sich Höhlen bilden. Stürzen solche Hohlräume ein, so dass sich eine trichterförmige Senke ergibt, so spricht man von einer Doline. Größere Senken von einigen Quadratkilometern Grundfläche werden Polje genannt. Sie entstehen durch Einschwemmung feinkörniger Sedimente, die den Boden der Polje abdichten und vor der weiteren Verwitterung schützen. Abfließendes Wasser verschwindet oft an den Rändern der Polje in einem Schluckloch (Ponor), um unterirdisch weiterzufließen und an einer anderen Stelle wieder aus einer Karstquelle zu Tage zu treten.
Für den Karst der feuchtwarmen Tropen sind andere Formen charakteristisch - Kuppen, Kegel und Türme prägen das Bild. Sie sind das Ergebnis der weit intensiveren Korrosion in den Tropen. Die aktive Evolution des Karstreliefs ist von Temperatur, Lithologie, Vegetation und Verfügbarkeit von Wasser abhängig. Damit hängt eine morphogenetische Höhenverbreitung der Karstformen ab. Die Bildung ist aber vor allem niederschlagsabhängig.

Konzepte
Geomorphologische und hydrologische ‚Phänomene’ machten die Dinariden zum klassischen Untersuchungsgebiet des Karstes. Karstforschung beherrschte, auch ökonomisch begründet, naturwissenschaftlich-geographische Inhalte in Exjugoslawien. Die Pionierarbeiten, der Karstforschung nach Roglić: „rich in general ideas and poor in real analysis“ entwickelte Jovan Cvijić (1893, 1924, 1961) aus den Betrachtungen der Formen die er in den Dinariden fand und deren Terminologie er auf weltweite Phänomäne des Kartes ausweitete (z.B. in China, Kuba, Vietnam, Philippinen etc.)
Jovan Cvijićs Idee einer geologisch-morphologischen determinierten Klassifizierung in Mero- und Holokarst, führte subsequent zu klimatypologischer Differenzierung. Das Begriffspaar ergänzen die Termine „bedeckter“ und „nackter“ Karst äquivalent vom vegetationskundlich- physiognomischen Aspekt. Typlokalität des Holokarstes sind Herzegowina und West-Montenegro. Hierzu gehört der Orjen mit der Bucht von Kotor.
Der Ausdruck Holokarst basiert auf dem Fehlen fluvialer Formen, geologisch sind mächtige Massenkalke voraussetztung. Das Begriffspaar Holokarst-Merokarst (fluvialer Karst) hat auch ein Fundament für klimatische Variation der Karstphänomene gelegt. Die englische Karstforscherin Sweeting kritisiert dabei:
- „This concept had a great effect on karst thinking in Europe, which was to some extent detrimental. The idea of holokarst was that of a karst in which fluvial influences were at a minimum, if not absent, and that an area could not be a true “karst“ if it contained such fluvial influences.”
Um regionale Zusammenhänge der Karstevolution zu verdeutlichen wurde der südchinesische- (Guilin und montenegrinischen Karst Orjen, Bucht von Kotor als extremste tropische und mediterrane Typen von Sweeting (1995)gegeneinander gestellt:
- „There is in Montenegro a great deal of doline development and not as much surface runoff as in China, even though the slopes are steep. Low cone-like residuals occur between the closely set depressions, but they are not as well developed as the fengcong (Turmkarst). Relief like the fengcong probably no longer forms in Montenegro today, though there may be evidence of its formation in the past when the climate in Montenegro was possibly more tropical. The differences might, however, be due to a weaker lithology in Montenegro and a thicker soil or terra rossa cover, or to a much more recent uplift in this part of the Adriatic”.
Damit sind grundsätzliche Unterschiede in der Ausprägung der extremen Karstformen Hyperkarst- (Montenegro) - Turmkarst (Südchina) durch Unterschiede in der Tektonik, Mächtigkeit und Alter der Karbonat Plattformen, sowie klimatischen und edaphischen Gründen. All dies macht die Erklärung der unterschiedlichen Karstevolution äußerst schwierig.
Begriffsherkunft
Der Name Karst stammt von der Landschaft "Kras" in Slowenien (siehe Karst (Geographie)). Es handelt sich dabei um ein ausgedehntes Karstgebiet mit ihrem typischen Erscheinungsbild. "Kras" bedeutet slowenisch und "Krš" auf kroatisch "dünner Boden".
Der deutsche Name Karst für diese Region hat sich als allgemeine Bezeichnung für solche Landschaftsformen international etabliert. Für die besonderen Merkmale des Karst haben sich jedoch die Slowenischen und Kroatischen Bezeichnungen durchgesetzt (dolina, polje, ponor).
Karstlandschaften

- Deutschland
- Schwäbische Alb (Merokarst)
- Fränkische Alb
- Schweiz
- Schweizer Jura (Merokarst)
- Frankreich
- Jura (Merokarst)
- Slowenien
- Unterkrain (Holokarst)
- Montenegro
- Bucht von Kotor (ertrunkenes Karst-Flusstal)
- Orjen (mediterraner Hyper- oder Holokarst)
- Rumänien
- Westkarpaten (Apuseni Gebirge)
- China
- Guilin (Li-Fluss) (Turmkarst, Fengkong und Fengling)
Weblinks
- www.klett-verlag.de - Erläuterungen und Grafiken aus der Terra-Datenbank
- Webgeo-Modul: Thema Karstformen - Detaillierte Übungen, Grafiken, Animationen zum Thema
- Mineralienatlas - Thema Karst - Mineralienatlas Wiki
- www.vdhk.de - Verband der deutschen Höhlen- und Karstforscher
- www.argekh.net - AG für Karstkunde Harz
- www.karstwanderweg.de - Karstwanderweg Südharz
- Internationale Linkpage Karst, englisch
- Informationen zum Gipskarst im Südharz von Dirk Wiebel