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Viermastbark

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Schema einer Viermastbark

Die Viermastbark ist ein Großsegler mit vier Masten, der an den ersten drei Rahsegel, am achteren (letzten) Mast Gaffelsegel führt. Sie war in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis ins 20. Jahrhundert hinein als großes Hochseefrachtschiff auf allen Meeren zu sehen.

Übersicht

Es gab circa 440 Viermastrahsegler in der Welthandelsflotte, von denen um die 130 als Viermastvollschiffe bei Lloyds registriert waren. Ein Großteil davon waren Viermastbarken von Anbeginn, da Lloyds bis 1887 nicht generell zwischen den beiden Viermastriggen unterschied. 40 – 50 Viermaster fuhren bis zu ihrem Ende als Viermastvollschiffe, die übrigen, 390 – 400 waren Viermastbarken, sei es von Anbeginn an oder als umgebaute Viermastvollschiffe. Acht von ihnen waren aus Holz und fuhren anfänglich ausnahmslos unter us-amerikanischer oder kanadischer Flagge, darunter einige der größten Vertreter dieses Typs (ROANOKE, 3.539 BRT, 1892 in Bath, Maine, USA, erbaut).

Anfänge und Entwicklung

Das erste Schiff mit dem Rigg einer Viermastbark lief am 28. Juli 1824 in Kanada auf der Werft von Charles Wood, Anse-du-Fort (Île d'Orleans), Québec, vom Stapel (COLUMBUS, 3.690 BRT). Sie war ein grob gezimmertes (engl. log ship = "Klotzschiff"), nicht kalfatertes Holzschiff, das bei Ankunft zerlegt und wie die Ladung (6.300 tons) als Bauholz verkauft werden sollte. Entgegen ursprünglichen Plänen wurde es nach Kanada zurückbeordert und ging verloren. Inzwischen wurde ein weiteres Exemplar gebaut, deutlich größer (BARON OF RENFREW, 5.250 BRT), und 1825 nach Europa geschickt. Es strandete im Ärmelkanal und zerbrach. Das nächste Exemplar einer Viermastbark war die berühmte GREAT REPUBLIC, eine Viermastklipperbark von nie da gewesenen Ausmaßen (4.555 BRT/2.751 NRT, vier Decks, Großmasthöhe 68 m über Deck, Segelfläche ~6.100 m², 120 Mann Besatzung), erbaut vom Klippermeisterkonstrukteur Donald McKay aus East Boston. Leider brannte sie nach Verholen in den New Yorker Hafen durch Funkenflug bis zur Wasserlinie ab und wurde deutlich reduziert wieder aufgebaut (3.357 BRT, 5.240 m², 65 Mann Besatzung). Neben einer kleinen hölzernen Viermastbark aus Frankreich (einziges Holzschiff dieses Typs aus Europa) wurden bis in die 1860er Jahre einige Dampfer in Viermastbarken, zum Teil über ein Viermastvollschiffrigg, umgebaut. Erst 1874 erfolgte wieder ein Holzneubau einer Viermastbark, die OCEAN KING. In den darauf folgenden Jahren wurden zunächst eiserne Viermastvollschiffe, dann 1977 die erste eiserne Viermastbark TWEEDSDALE. Sie war die kleinste je gebaute Einheit mit diesem Rigg (1.460 BRT). Die ersten Eisen- und Stahlschiffe kamen zunächst ausnahmslos von britischen, meist schottischen Werften. Rekordhalter ist Russell & Co., Port Glasgow und Greenock, Schottland. 1882 wurden die ersten Eisenschiffe dieser Größe in Deutschland gebaut. Die Schiffsgröße stieg von anfänglich unter 2.000 BRT auf über 3.000 BRT. Alle für die Flying P-Liner gebauten Viermastbarken, waren über 3.000 BRT groß, bis auf die beiden ersten von knapp unter 3.000 BRT. Die größten Exemplare des Typs "Viermastbark" waren BRILLIANT (3.765 BRT, 1901) und DAYLIGHT (3.756 BRT, 1902). Erstere fuhr als PERKEO auch für die berühmte Hamburger Reederei F. Laeisz (Flying P-Liner). Heute sind nur wenige dieser alten Frachtsegler erhalten: PASSAT in Travemünde, PEKING am Pier des Southstreet Seaport Museum in New York, POMMERN in Mariehamn (Finnland), MOSHULU ex KURT als Restaurantschiff in Philadelphia (USA), VIKING als Hotelschiff in Göteborg (Schweden), KRUSENSTERN ex PADUA und SEDOW ex MAGDALENE VINNEN II. Nur die letzten beiden sind noch unter russischer Flagge in Fahrt.

Die Masten der Viermastbark heißen, von vorne nach achtern:


Weitere Viermastbarken sind die beiden japanischen Segelschulschiffe NIPPON MARU und KAIWO MARU (heute Museumsschiffe), deren Nachfolgebauten gleichen Namens, NIPPON MARU II und KAIWO MARU II, unter Segeln stehen, sowie das Luxus-Kreuzfahrtschiff SEA CLOUD, die als private Hochseeyacht mit Viermastbarktakelage unter dem Namen HUSSAR (II) 1931 auf der Krupp-Germania-Werft, Kiel, für E. F. Hutton gebaut wurde.