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World Vision Schweiz

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World Vision ist ein internationales christliches Hilfswerk mit den Schwerpunkten nachhaltige Entwicklungszusammenarbeit, humanitäre Hilfe sowie entwicklungspolitische Anwaltschaft- und Bildungsarbeit. Im Mittelpunkt der Arbeit steht die Unterstützung von Kindern, Familien und Kommunen im Kampf gegen Armut und Ungerechtigkeit.Die Organisation engagiert sich bisher kaum in übergeordneten Fragen der entwicklungsbezogenen Bildung.[1] Die Projekte werden in den Einsatzländern über einheimische World-Vision-Landesbüros und nationale Mitarbeiter umgesetzt. Die überkonfessionelle Organisation hat eine föderale Struktur, bei der über 90 Landesbüros sich zur weltweiten „World Vision“-Partnerschaft zusammengeschlossen haben.

World Vision International

Geschichte

World Vision wurde als überkonfessionelles christlich-humanitäres Hilfswerk am 22. September 1950 von dem Journalisten und evangelikalen Evangelisten Bob Pierce gegründet. Ziel der christlichen Organisation waren anfangs die Versorgung koreanischer Kriegswaisen. Bald entstanden nationale Dependencen in Kanada (1957) und Australien (1962), die Überseearbeit wurde schrittweise weltweit ausgedehnt. Ab 1962 trat neben die Arbeit mit Kindern auch Katastrophenhilfe (World Vision Relief Organization).

World Vision hat sich von Beginn an durch Patenschaften finanziert: regelmäßige Spendenbeiträge zur Förderung von Kindern, ihren Familien und deren kommunalem Umfeld in sogenannten „Regional-Entwicklungsprojekten“. Andere Projekte, vor allem im Bereich der humanitären Hilfe, werden überwiegend durch Kooperationen mit öffentlichen Gebern oder UN-Organisationen abgewickelt (v.a. mit dem Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen, WFP).

World Vision International unterhält offizielle Beziehungen zu (oder hat Beraterstatus bei) mehreren UN-Organisationen wie WHO, UNICEF, UNHCR, UNCTAD, und UNAIDS.

World Vision wächst stark (1998 bis 2006 fast eine Vervierfachung des Jahresbudgets). Es ist gegenwärtig eines der weltweit größten nichtstaatlichen Entwicklungshilfewerke (Budget Finanzjahr 2006: 2,1 Milliarden US$). Strukturell ist es ein internationales Netzwerk weitgehend autonomer Nationalbüros (u.a. Deutschland 1979; Großbritannien 1982), für die World Vision International nur noch als Dachorganisation fungiert. World Vision operiert in 99 Ländern, Spenden kommen überwiegend aus dem Westen, erhebliche Teile außerdem auch aus Taiwan, Südkorea und Hongkong.

2005 waren für WORLD VISION International mehr als 22.500 Mitarbeiter in 96 Ländern tätig.

Langfristige Entwicklungszusammenarbeit

Seit dem Zusammenbruch der Arbeit in SO-Asien durch das Ende amerikanischen Einflusses mit dem Ende des Vietnamkrieges fand eine langsame Umorientierung der Arbeit statt: langfristige Programme statt karitativer Hilfe; Gemeinwesenorientierung statt individueller Kinderförderung, Internationalisierung statt zentralistischer Leitung. Zunehmend ergänzen heute Lobbyarbeit und entwicklungspolitische Bildung die humanitäre Hilfe. Dies alles hat World Vision zunehmend zur Kooperation mit anderen Entwicklungsorganisationen geführt. Der Kern der Arbeit von World Vision ist heute vor allem die langfristige Entwicklungszusammenarbeit. Projekte werden zusammen mit der Bevölkerung in Entwicklungsländern entwickelt und durchgeführt. Um Synergieeffekte zu nutzen, werden die Projekte für größere Regionen - häufig mit mehr als 100.000 Einwohnern - konzipiert. Die Nachhaltigkeit der Entwicklung wird durch lange Projektlaufzeiten (>12 Jahre) und durch parallele Verbesserungen in unterschiedlichen Bereichen (Bildung, Gesundheitsversorgung, Nahrungssicherung, Einkommensförderung, Aids-Bekämpfung) sichergestellt.

Humanitäre Hilfe

Einen weiteren Schwerpunkt der Arbeit von World Vision bildet mit der Versorgung von Katastrophenopfern sowie Kriegs- und Hungerflüchtlingen die humanitäre Hilfe. Weitere Aktivitäten in diesem Bereich sind Frieden fördernde Maßnahmen und Katastrophen-Prävention.

Entwicklungspolitische Anwaltschafts- und Bildungsarbeit

Neben der langfristigen Entwicklungshilfe und der humanitären Nothilfe engagiert sich World Vision auch im Bereich der entwicklungspolitischen Anwaltschaftsarbeit, die das Ziel hat, ungerechte Verhältnisse und Strukturen zu ändern, die eine Verbesserung der Lebenssituation armer, benachteiligter und unterdrückter Menschen verhindern. Anwaltschaftsarbeit bedeutet Lobbyarbeit mit politischen Entscheidern sowie Kampagnenarbeit für die breite Öffentlichkeit. So ist World Vision Deutschland Teil der Erlassjahrkampagne zur Entschuldung hoch verschuldeter Länder, Mitglied der VENRO-Kampagne Deine Stimme gegen Armut, des Aktionsbündnisses gegen AIDS, der Deutschen Koordination Kindersoldaten, des Deutschen Aktionsnetz Kleinwaffen Stoppen (DAKS), der Plattform Zivile Konfliktbearbeitung und von Gemeinsam für Afrika (GfA).

Ziel der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit von World Vision ist es, die Umsetzung gerechter und nachhaltiger Strukturen zu fördern und zur Reflektion über das eigene Verhalten zu anzuregen. Beispiele für entwicklungspolitische Bildungsarbeit sind die deutsche TROTZ-AIDS-Kampagne, WVConnect, Challenging Injustice und Education and Justice.

Internationale Kooperationen

World Vision International unterhält offizielle Arbeitsbeziehungen zur Weltgesundheitsorganisation und hat Beraterstatus beim Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen. World Vision ist derzeit der größte Verteiler von Lebensmitteln für das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP). Das Hilfswerk ist auch als internationale ökumenische Organisation vom Weltkirchenrat (ÖRK) anerkannt.

Deutschland

WORLD VISION Deutschland e.V. ist ein überkonfessionelles christliches Hilfswerk und seit 1979 von Deutschland aus tätig. Sitz ist das hessische Friedrichsdorf. Im Finanzjahr 2006 wurden mit einem Finanzvolumen von mehr als 90 Millionen Euro insgesamt 229 Hilfsprojekte in 46 Ländern durchgeführt. Im Mittelpunkt standen dabei über Kinderpatenschaften geförderte Regional-Entwicklungsprojekte, die neben der Nahrungsmittelsicherung auch medizinische Versorgung, Bildung, Aids-Bekämpfung und Gewerbeförderung umfassen.

World Vision Deutschland hat im Jahr 2006 insgesamt 69 Projekte der Humanitären Hilfe durchgeführt. Die Finanzierung dieser Projekte erfolgte überwiegend über Kooperationen mit dem Auswärtigen Amt, der Europäischen Union und dem Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP). World Vision Deutschland ist außerdem Mitglied von „Aktion Deutschland Hilft e.V.“, einem Bündnis, in dem sich unter Schirmherrschaft von Richard von Weizsäcker zehn Hilfswerke zusammengeschlossen haben, um gemeinsam noch effizienter humanitäre Hilfe zu leisten.

Neben langfristiger Entwicklungszusammenarbeit und humanitärer Hilfe engagiert sich World Vision Deutschland im Bereich entwicklungspolitischer Anwaltschaft. So wurde 2006 in der Hauptstadt das Berliner Büro eröffnet mit dem Ziel, politische Entscheider verstärkt für die Bekämpfung der Armut und gerechtere Strukturen zu gewinnen.

Seit 2005 hat World Vision Deutschland begonnen, sich verstärkt im Bereich der entwicklungspolitischen Bildung zu engagieren. Ziel dieser Arbeit ist es nicht nur, auf Not und ungerechte Strukturen in den armen Ländern aufmerksam zu machen, sondern Menschen hierzulande zum Reflektieren über das eigene Verhalten anzuregen. Ein Beispiel für dieses Engagement ist eine Informationskampagne über die rund 15 Millionen durch HIV und AIDS verwaisten Kinder vor allem in Afrika (TROTZ AIDS-Kampagne). Ein weiteres Beispiel ist das online-Spiel für Schüler „Ein Dorf entsteht“.

World Vision Deutschland ist als gemeinnütziger Verein anerkannt, Mitglied im Deutschen Spendenrat sowie im Verband Entwicklungspolitik deutscher Nichtregierungsorganisationen (VENRO) und trägt das Spenden-Siegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI).

Österreich

World Vision ist seit 1976 in Österreich tätig. Dem ersten in Österreich aktiven Verein World Vision Österreich - Christliches Hilfswerk wurden nach einem Skandal aufgrund krimineller Machenschaften der Geschäftsführerin die Namensrechte entzogen. Die neue Nachfolgeorganisation World Vision - Gesellschaft für Entwicklungshilfe und Völkerverständigung ist seit 1998 aktiv.

World Vision Österreich - Christliches Hilfswerk (bis 1998)

Ein Antrag von World Vision um Aufnahme in die die österreichiche Arbeitsgemeinschaft Entwicklungszusammenarbeit (AGEZ) wurde 1996 ablehnend beschieden. Die Begründung lautete: „World Vision Österreich erfüllt weder unsere Kriterien von Transparenz und Offenlegung der Einnahmen noch entspricht ihre Arbeit unseren Anforderungen an Entwicklungszusammenarbeit.“ (Südwind-Magazin[2])

Der ursprüngliche Verein „World Vision Österreich – Christliches Hilfswerk“ wurde im November 1998 aufgelöst, nachdem bei einer internen Überprüfung durch World Vision International Unregelmäßigkeiten in der Buchhaltung und in der Dokumentation der Patenschaften auftauchten.[3]

Der Spendenskandal hatte eine sehr hohe mediale Präsenz in Österreich, unter anderem da der Kaiser-Enkel und damalige Europaabgeordnete Karl von Habsburg eine Zeit lang im Vorstand von World Vision Österreich gewesen war. Bei zwei Überprüfungen (peer reviews) durch die internationale World Vision Partnerschaft zeigten sich Unregelmäßigkeiten, die sich zum Verdacht der Veruntreuung seitens der damaligen Geschäftsführung verdichteten. Da sich die Geschäftsführung jedoch konsequent einer Aufklärung verweigerte, schaltete das World Vision-Vereinsmitglied Josef Stiegler die österreichischen Behörden ein, die eine gründliche Untersuchung veranlasste. Diese ergab schließlich eine umfangreiche Veruntreuung von Spendengeldern durch die damalige Geschäftsführerin Martina Krones-Taurer. Parallel zu den angelaufenen Untersuchungen dazu gründete Stiegler noch im selben Jahr einen neuen Spendenverein, während World Vision International rechtliche Schritte unternahm, um dem alten Verein die Namensrechte zu entziehen.[4]

Wirtschaftsprüfer der KPMG bestätigten Geldflüsse von der Organisation zur Paneuropa-Bewegung, hierbei flossen Spendengelder in in den EU-Wahlkampf 1996.[5] In Folge wurde gegen die damalige Präsidentin und Geschäftsführerin Martina Taurer-Krones[6] und ihren Ehemann Anzeige erstattet. Unter anderen wurde ihnen vorgeworfen, Spendengelder in der Höhe von insgesamt 1,1 Millionen Euro veruntreut und für private Zwecke wie z. B. Reisen ausgegeben zu haben. Nach einem langwierigen gerichtlichen Vorverfahren wurde im November 2003 der Prozess eröffnet. Im September 2004 wurde sie zu drei Jahren unbedingt (ohne Bewährung) und ihr Ehemann als Mittäter zu zwei Jahren bedingt (mit Bewährung) verurteilt. Die des „Mitwissens“ angeklagte ehemalige Finanzreferentin von „World Vision Österreich - Christliches Hilfswerk“ wurde wegen Beweismangels freigesprochen.

World Vision - Gesellschaft für Entwicklungshilfe und Völkerverständigung (seit 1998)

Im Dezember 1998 wurde der eigenständige, gemeinnützige, österreichische Verein „World Vision - Gesellschaft für Entwicklungshilfe und Völkerverständigung“ (World Vision GEV) gegründet. Dieser ist seit Mitte 1999 wieder offiziell Partner in der internationalen World Vision Partnerschaft. Im neuen Verein wird besonders auf verantwortungsvollen Umgang mit den Spendengeldern und öffentliche Nachvollziehbarkeit geachtet, und Wert darauf gelegt, dass keine Verbindung zum Vorgänger „World Vision Österreich - Christliches Hilfswerk“ besteht.

World Vision GEV gehörte am 14. November 2001 zu den ersten 44 Organisationen, die das Österreichische Spendengütesiegel verliehen bekamen.

World Vision GEV betreut derzeit (Stand 2006) zehn Entwicklungsprojekte in den acht Ländern Chile, Ghana, Indien, Indonesien, Malawi, Mosambik, Swasiland, Sierra Leone und Vietnam. Etwa 9.500 Paten haben rund 10.000 Kinderpatenschaften übernommen. Der Verein finanziert sich zu circa zwei Dittel aus privaten Spenden aber auch durch öffentliche Unterstützungen der österreichischen Bundesregierung und der Europäischen Union sowie der Vereinten Nationen.

Seit 2004 ist World Vision GEV Mitglied der österreichischen Arbeitsgemeinschaft Entwicklungszusammenarbeit (AGEZ). World Vision GEV engagiert sich in den letzten Jahren verstärkt in der Anwaltschaftsarbeit und ist in verschiedenen thematischen Netzwerken tätig, die in engem Zusammenhang mit den Regionalentwicklungsprojekten in den Ländern des Südens stehen. Diese Mitgliedschaften sind unter anderem: seit 2005 Mitglied der EU Plattform , seit 2003 beim Aktionsbündnis gegen HIV/Aids, seit 2001 bei der Sudan-Plattform und Gründungsmitglied des Vereins Netzwerk für soziale Verantwortung (Nesove).

Schweiz

World Vision Schweiz ist ein anerkannter gemeinnütziger Verein und wurde 1982 gegründet. Das christlich-humanitäre Hilfswerk ist ein eigenständiger Teil der internationalen World Vision-Partnerschaft.

2005 finanzierte World Vision Schweiz insgesamt 41 regionale Entwicklungsprojekte in 19 Ländern, unterhielt in 21 Ländern 29 sektorielle Projekte und leistete Not- und Katastrophenhilfe in verschiedenen Krisenregionen der Welt. Das Spendenvolumen lag 2005 bei 37,8 Millionen Schweizer Franken.

Ziel ist immer die Hilfe zur Selbsthilfe. Im Mittelpunkt der Arbeit stehen die Kinder. Die regionalen Entwicklungsprojekte entstehen zusammen mit der Dorfbevölkerung, sind langfristig angelegt und werden durch Patenschaften finanziert. Somit entsteht ein Beziehungsgeflecht zwischen Menschen in Industrie- und Entwicklungsländern. Indem das Kind, die Familie und das ganze Dorf unterstützt werden, können sich Regionen nachhaltig entwickeln.

Die Schwerpunkte der Entwicklungszusammenarbeit liegen bei den Themen Gesundheit, Ausbildung, Wasser, Landwirtschaft und Einkommensförderung. Sektorielle Projekte führt World Vision Schweiz unter anderem in den Bereichen Strassenkinder, Traumaverarbeitung, HIV/Aids und Mädchenbeschneidung durch.

World Vision Schweiz verfügt über das NPO-Label für Management Excellence und ist ISO 9001 zertifiziert.

Kritik

World Vision Deutschland ist verschiedentlich kritisiert worden. Kritikpunkte waren unter anderem die Werbung und das Patenschaftskonzept, die Verwendung von Spendengeldern und die, im Vergleich zu anderen Hilfsorganisationen, ausgesprochen ausgeprägte sichtbare Präsenz von World Vision in den Einsatzländern.

Evangelikale Bezüge

Robert Pierce war neben seiner Tätigkeit als Journalist auch als Evangelist für die von ihm mitbegründete evangelikale Youth for Christ in China und Südkorea tätig. Nachdem es später zu Auseinandersetzungen um den christlichen Missionsauftrag der Organisation kam, verliess Pierce diese und gründete 1970 ein neues internationales christliches Hilfswerk namens Samaritan’s Purse. Aktueller Präsident dieser Organisation seit ist 1979 William Franklin Graham, Sohn des umstrittenen evangelikalen Predigers Billy Graham. World Vision steht nach wie vor in der Kritik, die sich u.a. gegen die Vermischung von Entwicklungshilfe mit Evangelisation richtet.[7] Die Organisation hat dies stets bestritten.
In Deutschland ist seit 2003 Wilfried Reuter der Vertreter World Vision International, Deutschland. Reuter ist zugleich einer der Leiter des „Geistlichen Rüstzentrum Krelingen"[8] und Vorsitzender der deutschen Billy-Graham-Gesellschaft.

Nach ihren eigenen Angaben arbeitet sie, wie andere Hilfswerke auch, mit einheimischen Kirchen und kirchlichen Gruppen zusammen, um deren diakonische Arbeit zu stärken. Wie groß der prozentuale Anteil derartiger Projekte am Gesammtbuget ist wird nicht kommuniziert. Obwohl sich World Vision anfangs eher dem konservativen Lager zugehörig wusste, zeigte sich die Organisation im Laufe der letzten Jahre und Jahrzehnte allen Konfessionen gegenüber aufgeschlossen. In einem Statement zu "The Church and World Vision" heißt es:

"Heute verstehen wir uns als Christen unterschiedlicher kirchlicher Traditionen, einschließlich der Anglikaner, Anabaptisten, Evangelischen, Lutheraner, Orthodoxen, Pfingstler, Römischen Katholiken, Methodisten und andere trinitarischer Kirchen. Diese Unterschiede sind eine Quelle des Dialoges und der gegenseitigen Bereicherung."[9]

Der US-Evangelikale Bob Seiple war elf Jahre lang „President of World Vision“, d. h. von World Vision Inc.. Das von ihm gegründete World Visions Institute for Global Engagement (IGE) auf dem Campus der wiederholt als programmatisch „evangelikal“ kritisierten Eastern University in St. Davids Pennsylvania gilt als internationaler Thinktank der Organisation. Diese Unterorganisation bietet seit den 1990er Jahren mit der „Eastern School of International Leadership and Development“ Absolventen den Weg zum „Global MBA in partnership with World Vision“ an und gilt ebenfalls als evangelikal.[10]

Präsenz vor Ort

World Vision wurde wiederholt für das sehr dominante und werbewirksame Auftreten in Krisengebieten kritisiert das einem „soft colonialism“ entsprechen soll. Diese Kritik kommt auch von anderen anerkannten Hilfsorganisationen, so schreibt beispielsweise medico international e.V.:

„Tatsache ist, dass manche dieser NGO zum Quasi-Souveraen, zum Quasi-Staat werden – „soft colonialism“ nennen das gleich mehrere unserer Gespraechspartner. In Kattankudy koennte der NGO „World Vision“ diese Rolle zufallen: an jeder Strassenecke prangt deren Logo, wird darauf verwiesen, dass hier ein Wassertank, ein Kindergarten, ein Siedlungsprojekt von World Vision realisiert wird. Trennt man den Nordosten Sri Lankas gewoehnlich nach „Government-controlled-“ und „LTTE-controlled-Areas“ auf, faellt uns beim soundsovielsten Logo schliesslich eine dritte Kategorie ein: „World Vision-controlled-Area“.“

Werbung für Patenschaften

Die Werbung für Patenschaften stand wiederholt in der Kritik, die sich u.a. gegen die paternalistischen Züge der Hilfsform „Kinderpatenschaft“ richtete. Heute ist die Patenschaft eine weitgehend akzeptierte Form der Spende. Zu den Patenschaften sagt das DZI:

„Die Dauerspende, sei es in Form von einer Patenschaft, Partnerschaft oder auch ganz ohne besondere Zweckbindung, hat gegenüber Einzelspenden den Vorteil, dass nicht für jeden einzelnen Spendenvorgang gesondert und kostenträchtig geworben werden muss.“

Das DZI weist aber auch darauf hin, dass Patenschaften einen höheren Verwaltungsaufwand erfordern und dass es unterschiedliche Formen von Patenschaften gibt. Das DZI bevorzugt die Form, bei der mit den Patenschaftsbeiträgen Projekte finanziert werden, „die der ganzen Gemeinschaft, in der das Kind lebt, zukommen“. Laut DZI können Spender „der Werbung der jeweiligen Organisation entnehmen..., in welcher Form ihre Patenschaftsbeiträge Verwendung finden.“

Das Schweizer Pendant des DZI, die ZEWO, lehnt die Unterstützung von Einzelkinderpatenschaften ab, ist mit dieser Haltung aber weltweit die einzige Spendenzertifizierungsbehörde.

In Österreich können auch Patenschaftsorganisationen das Österreichische Spendengütesiegel beantragen.

In einer Untersuchung hat die Nürnberger Wissenschaftlerin Annette Scheunpflug die Werbung der großen deutschen Patenschaftsorganisationen untersucht. Darin kommt sie zu dem Ergebnis, „dass die Darstellung von Kinderpatenschaften in der Öffentlichkeitsarbeit die Spannung zwischen der Kommunikation von Pate zum Kind und einer fachlich angemessenen Kommunikation über Entwicklungszusammenarbeit ausbalancieren muss. Diese Herausforderung gelingt den untersuchten Organisationen unterschiedlich.“[13]

Scheunpflug untersuchte vor allem die Patenschaftswerbung und kommt zu dem Schluss: „Einige Materialien vermitteln den Eindruck, dass sich die Spender Wunschkinder aussuchen könnten.“ Die Studie stellt aber die Legitimität von Kinderpatenschaften nicht grundsätzlich in Frage.[13] Kritisch anzumerken ist in diesem Zusammenhang, dass die Studie von Annette Scheunpflug von "Terre des Hommes" und der "Deutschen Welthungerhilfe" finanziert wurde (siehe Seite 4 der Studie), also von Mitbewerbern, die selbst keine Kinderpatenschaften vermitteln.

In einer weiteren Studie befassen sich die Wissenschaftler Dr. Angelika Hagen (Systemische Beraterin) und Prof. DI Ernst Gehmacher (Sozialforscher) mit dem Patenschaftskonzept. In einer breit angelegten Sozialkapitalstudie bei Paten von World Vision Österreich GEV im Jahr 2004 zur „Erforschung von Glück und Zufriedenheit“ im Rahmen des Programms der OECD „Measuring Social Capital“ (Messung von Sozialkapital) kommen die Autoren zu dem Ergebnis, dass die meisten Patenschaften über persönliche Gespräche zustande kommen. In einem Interview betont Prof. DI Ernst Gehmacher zudem: „... an Patenschaften ist - sofern sie so achtsam betrieben werden wie die durchgeführte Studie zeigt - nichts Ausbeuterisches, Unethisches; und die Unterstützung kommt nachhaltig der gesamten Gemeinschaft zugute“.[14]

PR-und Marketingaktivitäten

World Vision ist verschiedentlich für seine mediale Arbeit kritisiert worden. Die Organisation setzt in ihrer Öffentlichkeitsarbeit neben TV, Funk und Presse und Events auch und sogenannte "World Vision-Botschafter" als Multiplikatoren ein. Zu den Prominenten, die sich für World Vision Deutschland einsetzen, gehören Peter Maffay, Sky du Mont, Susanne Uhlen, Francis Fulton-Smith, Gerald Asamoah, Vera Int-Veen und Caroline Link[15] World Vision hat sich im Rahmen seiner Öffentlichskeitsarbeit an diversen Events wie dem christlichen Gospel Award beteiligt.

Das Adolf-Grimme-Institut verwendete PR-Praktiken der Organisation als Beispiel für zunehmende Vermengung seriöser Berichterstattung und gekaufter Presseberichte im Rahmen einer in Zusammenarbeit mit der Bundeszentrale für politische Bildung ausgerichteten Tagung. Die Organisation hatte beispielsweise 2004 ein Dutzend Auslandsreportagen des Nachrichtensenders n-tv aus Spendengeldern finanziert. In den Filmen wurden im Gegenzug ausschließlich World Vision-Hilfsprojekte lobend hervorgehoben. [16] Dieses Vorgehen wurde auch von dem Deutschen Journalisten-Verband ausdrücklich kritisiert. Der Verband forderte die Medienanstalt Berlin Brandenburg auf, die Vorgänge zu untersuchen.[17] Im Jahr 2005 bekräftigte die ARD-Clearingstelle gegen Schleichwerbung ihre Darstellung, nach der die Organisation ihre Botschaften in der Fernsehserie „Marienhof“ gegen Bezahlung unterbringen ließ, diese dementierte die Vorwürfe.[18]

Die Organisation beteiligt sich immer wieder auch an christlich geprägten Aktivitäten die auf den ersten Blick nichts mit Entwicklungszusammenarbeit, humanitärer Hilfe und entwicklungspolitischer Anwaltschaftsarbeit zu tun haben. So initierte sie beispielsweise 2005 und 2006 mit der EKD, dem Fernsehsender RTL Television und der Programmzeitschrift Gong einen Wettbewerb namens „Message Music Contest“ 2006 der sich ausdrücklich an die die christliche Musikszene richtet. Ziel der sogenannten „Initiative Message Music“ ist eine breit angelegte christliche „Werte-Offensive“. Weitere Partner des Projektes sind Bibel TV, Promikon und popwert – Büro für werteorientierte Künstlerförderung. Peter Maffay erhielt im Rahmen des Finales den sogenannten „World Vision Charity Award“.[19]

Literatur

  • Kurt Bangert: Der Traum von einer besseren Welt - Warum die Bekämpfung der Armut neue Wege gehen muss. johannis-Verlag Lahr, 2006, ISBN 3501015380.
  • Annette Scheunpflug: Die öffentliche Darstellung von Kinderpatenschaften - Eine kritische Bestandsaufnahme aus entwicklungspädagogischer Sicht. 10. Juni 2005. (PDF; 366kb)
  • Josef Braml, Karsten D. Voigt: Amerika, Gott und die Welt. George W. Bushs Außenpolitik auf christlich-rechter Basis, Matthes&Seitz Berlin; 2005, ISBN 3882218541
  • Richard Ziegert, Hilfswerke als verdeckte Mission - Die Rezeption des US-Religionskonzepts auf dem Gebiet der Entwicklungshilfe, in: Entwicklungspolitik Information Nord-Süd,7/8/2006

Siehe auch

Quellen

  1. Annette Scheunpflug: Die öffentliche Darstellung von Kinderpatenschaften - Eine kritische Bestandsaufnahme aus entwicklungspädagogischer Sicht. 10. Juni 2005 (PDF; 366kb)
  2. Südwind-Magazin: Umstrittene Kinderpatenschaften - World Visions Methoden waren der "Szene" von Anfang an suspekt. Ausgabe 01/1999, Seite 8.
  3. Austrian Development Agency: World Vision Österreich: Kofinanzierte Projekte in Afrika. Archiv 04/1999.
  4. Vgl. Rückblick der Zeitschrift "Datum"
  5. hagalil.com: „Unkorrekte Geldflüsse“ - Nach Prüfbericht steigt Druck auf Habsburg
  6. Die Presse: Betrugsprozess: Krones-Taurer erneut angeklagt. 26.01.2007
  7. vgl. die ausführliche Darstellung in Josef Braml, Karsten D. Voigt, Amerika, Gott und die Welt. George W. Bushs Außenpolitik auf christlich-rechter Basis, Matthes&Seitz Berlin; 2005, ISBN 3882218541, Sowie Richard Ziegert, Hilfswerke als verdeckte Mission - Die Rezeption des US-Religionskonzepts auf dem Gebiet der Entwicklungshilfein Entwicklungspolitik Information Nord-Süd,7/8/2006
  8. Geistliche Rüstzentrum Krelingen Offizielle Webpräzens der Einrichtung
  9. "The Church and World Vision", Partnership Policy vom Sept. 2002.
  10. Ausführliche Darstellung mit umfangreichen weiteren Quellen bei Richard Ziegert Das protestantische Schisma online, unter Pfälzisches Pfarrersblatt, Organ des Vereins pfälzischer Pfarrerinnen und Pfarrer.
  11. medico international e.V.: „Soft Colonialism“ und eine Bitte zwischen den Feuern.
  12. DZI: Spendertips zu Patenschaften
  13. a b Uni Erlangen-Nürnberg: Verlautbarung Zu einer Kinderpaten-Studie
  14. Sigrid Kroismayr: „Arme Hascherl“ oder Zukunft für Kinder: Wer profitiert von einer Patenschaft? (PDF; 28kb) − Interview mit Dr. Angelika Hagen und Prof. DI Ernst Gehmacher, März 2006.
  15. World Vision: Prominente Unterstützer
  16. vgl.Adolf-Grimme-Institut, Volker Lilienthal,Political Placement-Seilschaften, Journalistenbetreuung und Verführungsversuche-Einige Unsitten im Überblick und ihre mögliche Verhinderung, Online unter Political Placement: Seilschaften, Journalistenbetreuung und Verführungsversuche
  17. vgl. n-tv riskiert seine Unabhängigkeit
  18. vgl. epd medien, Nr. 75 vom 24. September 2005, online unter Evangelischen Pressedienst
  19. vgl.AREF-Medien-News, online unter „Opposition of One“ gewinnt den „Message Music Contest“ 2006