Vorsfelde
Vorlage:Infobox Ortsteil einer Gemeinde


Vorsfelde ist ein Stadtteil von Wolfsburg im östlichen Niedersachsen. Der Ort ist ein historisch gewachsenes Ackerbürgerstädtchen, das etwa 4 km von der Stadtmitte entfernt am Fluss Aller, dem Mittellandkanal und dem Feuchtgebiet Drömling liegt. Der 1145 als Varesfelt erstmals urkundlich erwähnte und planmäßig gegründete Ort war seit dem Mittelalter als Flecken Zentralort des Vorsfelder Werders. Durch Verleihung der Stadtrechte am 11. Oktober 1955 war Vorsfelde bis zur niedersächsischen Gemeindereform am 1. Juli 1972 eine eigenständige Stadt im Landkreis Helmstedt. Seither ist der Ort ein Stadtteil von Wolfsburg und neben Fallersleben ein Subzentrum der City.
Lage

Vorsfelde befindet sich im Nordosten der Stadt Wolfsburg. Es grenzt an die Stadtteile Reislingen, Allerpark (Sonderbezirk), Teichbreite, Tiergartenbreite, Velstove, Wendschott und Neuhaus sowie an die Gemeinde Danndorf und damit an den Landkreis Helmstedt an.
Der Stadtteil liegt am Fuße des Vorsfelder Werders und am Rande des Feuchtgebiets Drömling. Die B 188, die Aller sowie der Mittellandkanal teilen den Stadtteil in das kleinere Vorsfelde-Süd mit Wohn-, Misch- und Gewerbegebieten sowie dem historischen Stadtkern mit nördlich gelegenen Wohn- und Mischgebieten (Vorsfelde-Mitte und -Nord). In der Allerniederung zwischen Vorsfelde und der Stadtmitte von Wolfsburg liegt der Allersee.
Geschichte


Name
Der heutige Name Vorsfelde ist auf die erste urkundliche Nennung 1145 als Varesfelt zurückzuführen. Dieser Begriff beruht auf dem Ausdruck var für einen Platz, an dem man einen Fluss überquert oder landet. In Verbindung mit -felde für Feld war es eine waldfreie Stelle. Die Ortsbezeichnung trifft die damaligen geographischen Gegebenheiten, denn hier durchquerte ein Handelsweg die Aller an einer seichten Furt. Bis 1400 lautete der Ortsname noch Varsfelde, danach wandelte sich bei einem Lautwandel das a in o und damit zu Vorsfelde.
Gründung
Vorsfelde war eine planmäßige mittelalterliche Stadtgründung um 1130. Sie erfolgte als östlicher Vorposten in einem Gebiet, in dem vermutlich zeitgleich slawische Wenden in Rundlingen als Siedler angesetzt wurden. Als Ortsgründer kommt das 1179 endende Geschlecht der Pfalzgrafen von Sommerschenburg oder Lothar III., auch bekannt als Lothar von Süpplingenburg, infrage. Vorsfelde wurde als zentraler Ort des Vorsfelder Werders angelegt. Vorläufersiedlung war das Dorf Achtenbüttel am Fuße des Werders, nach dem heute ein Weg in der Nähe der Altstadtschule benannt ist („Achtenbüttelweg“).
Erstmals urkundlich erwähnt ist Vorsfelde 1145 in einer päpstlichen Bulle als Varesfelt. Papst Lucius II. in Rom bestätigte mit dem Dokument dem Magdeburger Kloster Berge die Besitzrechte an der Siedlung, wie auch an etwa 70 weiteren Orten.
Siedlungslage
Der Ort entstand unmittelbar an der Aller am südlichen Fuße des Vorsfelder Werders, einer 80 km² großen und erhöhten Geestplatte von eiszeitlichem Ursprung. An dieser Stelle war das kilometerbreite Aller-Urstromtal auf etwa 1.500 Meter verengt. Eine seichte Furt erlaubte seit dem Mittelalter dem Handelsweg von Braunschweig zur Braunschweiger Exklave Salzwedel das Passieren. Seit dem 18. Jahrhundert verlief auf dieser Strecke die Postroute Braunschweig–Calvörde. In Vorsfelde verlief der Weg auf der heutigen Helmstedter Straße.
Da Urstromtäler im Mittelalter erhebliche Verkehrshindernisse darstellten, bündelten sich Handelswege an Engstellen, an denen man das Tal bequem durchqueren konnte. Diese Engstellen waren, wie im Fall von Vorsfelde, ein bevorzugter Ort für Stadtgründungen und Burganlagen. In der Umgegend von Vorsfelde war ein Passieren der mehrere Kilometer breiten Talrinne kaum möglich, denn es gab unpassierbare Sumpfniederungen, wie den Barnbruch im Westen und den Drömling im Osten.
Bewohner


Die Bewohner Vorsfeldes waren seit dem Mittelalter überwiegend Ackerbürger, die etwas Vieh und Land besaßen, aber auch Handwerk und Handel ausübten. In Vorsfelde als dem Hauptort für die zeitweise 18 Dörfer auf dem Vorsfelder Werder gab es eine wirtschaftliche Entwicklung. Der Flecken war Verwaltungs-, Gerichts-, Markt- und Kirchenort. Die Bürger traf 1350/51 die Pest und sie litten unter verschiedenen Kriegen, wie dem Lüneburger Erbfolgekrieg 1370–88, der Wolfsburger Fehde im 15. Jahrhundert und dem Dreißigjährigen Krieg.
Ein leichter Bevölkerungszuwachs setzte ab 1938 ein durch den Zuzug von Arbeitern des benachbarten Volkswagenwerk Wolfsburg. Den größten Zuwachs an Einwohner hatte der Ort gegen Ende und nach dem Zweiten Weltkrieg durch Flüchtlinge. Die ersten erreichten im Februar 1945 den Vorsfelder Bahnhof mit einem Zug aus Pommern. Die Gemeinde hatte Schwierigkeiten, die später folgenden Flüchtlinge und Heimatvertriebenen unterzubringen. Sie erhielten vorübergehend ein Notquartier im Schützenhaus. Von den etwa 3.300 Bewohnern des Ortes 1946 stammten rund 30 % aus der sowjetischen Besatzungszone oder den Ostgebieten des Deutschen Reiches.
Einwohnerentwicklung:
Jahr | Einwohnerzahlen |
---|---|
1663 | 263 |
1781 | 871 |
1848 | 1.502 |
1890 | 1.762 |
1. Dezember 1900 ¹ | 1.820 |
16. Juni 1933 ¹ | 1.896 |
17. Mai 1939 ¹ | 2.102 |
1946 | 3.291 |
1950 | 4.479 |
25. September 1956 ¹ | 5.739 |
6. Juni 1961 ¹ | 7.399 |
1966 | 10.993 |
1Einwohnerzahl laut Volkszählung vom…
Grundriss

Den Ortsgrundriss mit bereits 125 Häusern zeigt der erste Stadtplan von 1761, der durch die Braunschweigische Generallandesvermessung entstand. Darauf lassen sich die bei der Ortsgründung 60 gleichgroße Grundstücke und der zentrale Platz für die Kirche erkennen. Dieser Aufbau spricht für eine planmäßige Siedlungsanlage und deutet auf eine Anlage als Angerdorf hin.
Aufgebaut ist der Ort nach dem Zwei-Straßen-Prinzip. Ursprünglich gab es nur die heutige Lange Straße und die heutige Amtsstraße, die ein langgestrecktes Oval bildeten. Unterteilt wurde dieser Stadtkern von der Kattenstraße und der Kirchstraße (heute: An der Propstei). Die vier Ortsausgänge hießen Oberes Tor, Meintor, Wolfsburger Tor und Dammtor, wobei eigentliche Torbauten nicht nachgewiesen sind. Da Vorsfelde Marktort war, gab es mehrere Plätze zur Veranstaltung des Marktes. Kleinvieh und Federvieh sowie Schweine wurden im Schweinewinkel angeboten, einer platzartigen Einbuchtung in der Langen Straße. An der Meinstraße lag der Rossmarkt, auf dem Vieh und Pferde gehandelt wurden.
Die Feuersbrünste von 1604, 1780 und 1798 zerstörten zahlreiche, damals noch aus Holz bestehende und mit Stroh gedeckte Wohngebäude. Die ältesten Häuser stammen aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Die meisten heutigen Häuser im historischen Stadtkern entstanden im 18. und 19. Jahrhundert. Es sind in der Mehrzahl zweigeschossige Fachwerkbauten, die auf einem steinernen Sockel stehen.
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Lange Straße, links Hotel und heutige Verwaltungsstelle, rechts noch heute vorhandenes Storchennest um 1900
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Amtsstraße, vorne Ziehbrunnen, hinten Gerichtsgebäude um 1900
Laboratorium
Eine besondere Einrichtung im Ort war ein Laboratorium auf einem Hofgrundstück an der Langen Straße. 1755 richtete es die braunschweigische Landesherrschaft zur Herstellung von Scheidewasser und Arzneimitteln ein. Die Produkte ging an die örtliche Apotheke und an den Fürstenhof nach Braunschweig. Ein Töpfer im Ort stellte die Gefäße für die Produkte her. Für das Laboratorium wurde ein 10 x 8 m große Gebäude errichtet. Wegen der Brandgefahr durch die Brennöfen entstand es nicht nur in ortsüblicher Fachwerkbauweise, sondern zum Teil massiv aus Stein. Die Einrichtung bestand etwa 50 Jahre lang bis sie Anfang des 19. Jahrhundert einem der häufigen Ortsbrände zum Opfer fiel.
Burganlagen
Beschreibungen
Im Stadtbild finden sich heute keine sichtbaren Spuren mittelalterlicher Befestigungsanlagen. Eine Stadtmauer ist nicht nachgewiesen, Bodenhinweise auf einen Wall liegen ebenfalls nicht vor. Eine Heckenumfriedung in der Art einer Landwehr ist denkbar.
Bei Nachforschungen wurden an mehreren Stellen nahe Vorsfelde Bodenreste von möglichen Befestigungsanlagen des Mittelalters gefunden. Mehrere kreisrunde (heute fast eingeebnete) Bodenerhebungen finden sich nahe der Allerbrücke in den Allerwiesen, deren früherer Zweck unklar ist. Aufgrund der Angabe eines Burgwalls auf einer Vermessungskarte des 18. Jahrhunderts wurde 1946 in den Drömlingswiesen im Süden Vorsfeldes (nahe der Sudammsbreite) mit einer archäologischen Ausgrabung nach einem Burgstall gesucht. Anlass für die Suche war das 800-jährige Stadtjubiläum 1945, das aufgrund des Zweiten Weltkriegs erst 1946 begangen wurde. Die Grabung führte zum Auffinden von Palisaden-Befestigungen. Sie gehörten zu einem Wehrturm im Stil einer Motte mit benachbartem Ringwall auf einer Sandinsel in der Allerniederung. Die Anlage wurde aufgrund von Keramikresten und anderen hölzernen Fundstücken dem Frühmittelalter des 11. Jahrhunderts zugeordnet.
Obwohl im Stadtbild an verschiedenen Stellen burgähnliche Anlagen vermutet werden, lässt sich eine Burg heute nicht mehr lokalisieren. Die urkundlich überlieferte Burganlage Altes Haus im Ort soll einer Theorie zufolge auf dem Grundstück des früheren Amtshauses in der Amtsstraße gestanden haben. Darauf deutet die dortige Flurbezeichnung In den Burgäckern. Nach Zerstörung der Anlage könnte sie durch Vorsfelder Bürger vollkommen abgetragen worden sein zwecks Verwendung für eigene Bauvorhaben.
Überlieferungen
Bei den 1946 ausgegrabenen baulichen Überresten einer Motte mit benachbartem Ringwall in den Drömlingswiesen handelte es sich nicht um die in Überlieferungen als Altes Haus bezeichnete Vorsfelder Burg. Urkunden zufolge stand diese Anlage innerhalb des Ortes. Von hier aus dürfte sie das Gebiet des Vorsfelder Werders beherrscht haben. Sie wird 1218 erstmals als Castrum erwähnt und ist als slot (Schloss) bezeichnet, was auf eine stärkere Befestigung schließen lässt. Die überlieferte Bezeichnung als Altes Haus deutet auf den Gegensatz zum Neuen Haus hin, das als Burg in Form der fünf Kilometer entfernten Burg Neuhaus bestand.
1288 dienten die von Bartensleben auf der Vorsfelder Burg als Burgmannen. Historische Dokumente berichten, dass im 13. und 14. Jahrhundert Raubritter von der Vorsfelder Burg aus Überfälle in den umliegenden Herrschaften unternahmen. Wahrscheinlich wurde die Burg bedeutungslos, als die wehrhafte Wolfsburg um 1300 entstand. Zuletzt wird die Burg Altes Haus 1464 urkundlich genannt, als sie bei einem Rachefeldzug Herzogs Otto von Lüneburg gegen den Braunschweiger Herzog Heinrich I., den Friedfertigen, zerstört wurde.
Frühere politische Zugehörigkeit
Vorsfelde gehörte seit seiner Gründung im 12. Jahrhundert zum Gebiet des späteren Herzogtums Braunschweig. In den ersten Jahrhunderten nach der Ortsgründung wechselten Stadt und Burg Vorsfelde laufend ihre Lehnsbesitzer. Urkundlich wird das Städtchen 1345 als stedeken, 1352 als stad und 1394 als wycbild (Weichbild) erwähnt. Vorsfelde und der Vorsfelder Werder waren wegen ihrer Grenzlage über zwei Jahrhunderte zwischen den welfischen Herzögen der Linien Braunschweig und Lüneburg, den Markgrafen von Brandenburg und den Erzbischöfen von Magdeburg hart umkämpft. 1346 kam es um den Landstrich zum Krieg zwischen dem Braunschweiger Herzog Magnus dem Frommen und dem Erzbischof Otto von Magdeburg. 1364 nahm die Stadt Braunschweig Vorsfelde in Pfandbesitz und zahlte Abgaben für die Sicherung ihrer wichtigen Handelsstraße über die Aller nach Salzwedel.
Erst 1389 begann für den Ort eine dauerhafte Herrschaftsperiode unter einer Adelsfamilie. Die Brüder Werner, Busso und Günzel von Bartensleben bekamen Vorsfelde und den Vorsfelder Werder vom Braunschweiger Herzog Friedrich als Lehen. Erst regierten sie von der heute nicht mehr existenten Burg in Vorsfelde und ab 1300 von der nahen Wolfsburg. Dieser Zustand hielt bis zum Aussterben des Geschlechts derer von Bartensleben 1742 an.
Amt Vorsfelde
1742 fiel Vorsfelde als Lehen an das Herzogtum Braunschweig zurück. Das Herzogtum richtete das Amt Vorsfelde ein und ließ seinen Besitz von Vorsfelde als dem Hauptort des Vorsfelder Werders aus verwalten. Zum Amt gehörten die nahezu 20 Dörfer des Werders und die Wippermühle. in der Franzosenzeit wurde aus dem Amt 1807 der Kanton Vorsfelde, der bis 1813 bestand. Die Zugehörigkeit Vorsfeldes zum Herzogtum dauerte bis 1918 an.
Erste Industrie und Technik
In der Folge des Anschlusses von Vorsfelde an die Lehrter Bahn zwischen Hannover und Berlin 1871 kam es zu ersten Industrieansiedlungen im völlig ländlich geprägten Ort. An der Bahnstrecke rund 1 km südlich des Ortes wurde ein Bahnhofsgebäude errichtet. Um den Bahnhof entstanden auf freiem Feld Fabriken zur Herstellung von Kartoffelflocken und Konserven, eine Brauerei und eine Molkerei. Aus dieser Ansammlung von Gebäuden und Betrieben entwickelte sich die heutige Vorsfelder Südstadt.
Ab 1910 verfügte Vorsfelde über eine elektrische Straßenbeleuchtung. 1914 erfolgte der Anschluss an das Fernsprechnetz. 1936 wurde südlich des Ortes der Mittellandkanal, allerdings ohne eigenen Hafen für Vorsfelde, erbaut.
Stadtrechte
Nach dem Zweiten Weltkrieg beantragte Vorsfelde, das zu dieser Zeit zum Landkreis Helmstedt gehörte, 1946 die Verleihung der Stadtrechte. Begründet wurde die Forderung mit günstigen Verkehrsanbindungen durch Eisenbahn, Mittellandkanal und Straßen. Man versprach sich als Stadt eine günstigere wirtschaftliche Entwicklung in der Nachkriegszeit. 1947 teilte der Landkreis Helmstedt mit, dass eine Entscheidung aufgrund eines fehlendes Gesetzes zunächst nicht getroffen werden konnte. 1951 bescheinigte der Verwaltungsbezirk Braunschweig Vorsfelde eine ländliche Struktur ohne Anrecht auf Stadtrechte. Der Ort sei eine Industriegemeinde im Schatten des Volkswagenwerkes Wolfsburg. Erst nach der Ausweisung von Baugebieten und der Verlegung von Kanalisation befürwortete die Behörde den Antrag auf Stadtwerdung. Am 11. Oktober 1955 verlieh das Niedersächsische Innenministerium Vorsfelde die Stadtrechte.
Eingemeindung
In den 1960er Jahren kamen in Wolfsburg erste Überlegungen zur Eingemeindung von Orten des Umlandes auf. Nach einer zunächst vorgeschlagenen kleinen Lösung sollten die größeren Randgemeinden Vorsfelde und auch Fallersleben selbstständig bleiben. Allerdings legte die Niedersächsische Landesregierung 1971 den Entwurf des „Wolfsburg-Gesetzes“ vor. Damit gemeindete Wolfsburg am 1. Juli 1972 im Zuge der niedersächsischen Kommunalreform 20 Orte seines Umlandes einschließlich Vorsfelde ein. Vorsfelde verfügte danach statt eines Gemeinderates über einen Ortsrat. Die große Finanzkraft der Stadt Wolfsburg wirkte sich günstig auf die Entwicklung in Vorsfelde aus. Es entstanden wichtige Infrastruktureinrichtungen, wie das Schulzentrum Im Eichholz, und weitere Baugebiete.
Politik
Ortsbürgermeister

Politisch wird der Stadtteil durch den Ortsrat Vorsfelde vertreten. Ortsbürgermeister ist Günter Lach (CDU)
Wappen


Das Vorsfelder Wappen zeigt auf silbernem Grund einen springenden schwarzen Keiler über grünem Boden. Es ist ein redendes Wappen, bei dem das Wildschwein den Namensteil Vor im Ortsnamen Vorsfelde vergegenständlicht, Dat vor ist ein Begriff aus dem Niederdeutschen und steht für ein mageres Schwein. Das Wappenbild in der heutigen Form tauchte erstmals um 1740 auf. Es entstand aus dem Vorsfelder Ortssiegel, auf dem ein springendes Wildschwein bereits 1483 nachweisbar ist. Dass das Wappen die Gestalt eines Wildschweins hat, dürfte auch mit der Häufigkeit von Schwarzwild in den nahen Drömlingswäldern zusammenhängen.
Seit 1952 steht ein leibhaftiges Wappentier als ausgestopfter Keiler in einem Schaukasten im früheren Vorsfelder Rathaus (heute Verwaltungsstelle Stadt Wolfsburg). Das Tier wurde in Ortsnähe geschossen.
Sport
Der Stadtteil verfügt über eine Reihe von Sportvereinen. Hauptsächlich auf Fußball ausgerichtet ist der SSV Vorsfelde von 1921 mit seiner Spielstätte im Drömlingstadion am Mittellandkanal. Der Verein nahm in den 1990er Jahren zwei Mal an der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals teil. Der MTV 1862 e.V. Vorsfelde ist breitensportorientiert und bietet unter anderem Handball, Judo, Ju-Jutsu sowie ein vereinseigenes Fitness- und Gesundheitscenter. Weiterhin gibt es den Vorsfelder Tennis-Verein.
Wirtschaft und Infrastruktur
1985 beauftragte die Stadt Wolfsburg den Architekturprofessor Friedrich Spengelin aus Hannover mit der Erstellung eines Bebauungsplanes für die Vorsfelder Innenstadt. Auslöser waren Planungen zum Bau von Einzelhandelsmärkten in Innenstadtnähe. Der Entwurf wurde Spengelin-Konzept genannt und ab 1988 größtenteils umgesetzt. Es nahm den Durchgangsverkehr aus der Innenstadt heraus und leitete ihn über Umgehungsstraßen ab. Ein wichtiger Punkt des Konzeptes war die Schaffung von zusätzlichem Parkraum für Geschäftskunden in der Innenstadt.
Unternehmen
Die Sparkassen-Funktion in Vorsfelde wird seit dem 1. Januar 2008 von der Braunschweigischen Landessparkasse wahrgenommen, die zur NORD/LB gehört. Die Marktführerschaft der NORD/LB im Gebiet des früheren Herzogtum Braunschweig, in dem auch Vorsfelde lag, ist geschichtlich bedingt. Vorsfelde, das von 1742 bis 1918 zum Herzogtum Braunschweig gehörte, befindet sich daher nicht im Geschäftsgebiet der Sparkasse Gifhorn-Wolfsburg.
Straßenverkehr
Beim Straßenverkehr ist der Ort mittlerweile stark vom Durchgangsverkehr entlastet. Bei Schichtwechsel des Volkswagen-Werks rollten früher tausende Kraftfahrzeuge von Berufs-Pendlern auf der B 188 durch den Ort. Die erste Umgehungsstraße war ein 1,2 Kilometer langer Abschnitt der B 188 im Bereich der Altstadt (von An der Meine bis Wolfsburger Straße), der am 26. November 1968 eröffnet wurde. Seit den 1990er Jahren und dem Beginn des 21. Jahrhunderts entlasten weitere Umgehungsstraßen den innerstädtischen Verkehr großräumig.
Durch den Stadtteil führt im Bereich der Allerniederung der Mittellandkanal. Nahezu parallel verläuft die Aller.
Bahnverkehr


Durch den Stadtteil verlaufen in Ost-West-Richtung die Lehrter Bahn und die Schnellfahrstrecke Hannover–Berlin als Verbindung Hannover – Berlin. Der Lehrter Bahn als wichtiger Ost-West-Magistrale verdankt Vorsfelde seinen 1871 eingerichteten Eisenbahnanschluss. Um den Bahnhof entstanden damals auf freiem Feld Fabriken (Kartoffelstärke, Konserven, Molkerei), woraus sich die Vorsfelder Südstadt entwickelte. Nach 1945 war das im Zonenrandgebiet liegende Vorsfelde Grenzbahnhof für Güterzüge in die damalige Sowjetzone und spätere DDR. Die Bahnstrecke passierten auch Personenzüge des Interzonenverkehrs. Das Nordostende der ursprünglich nach Oebisfelde führende Bahnstrecke Schandelah–Oebisfelde wurde 1955 wegen der Innerdeutschen Grenze nach Vorsfelde verlagert, so dass die Strecke vollständig in der Bundesrepublik lag. 1978 wurde der Bahnhof Vorsfelde für den Personenverkehr geschlossen, war aber bis zum Mauerfall 1989 weiterhin wichtig für den Güterverkehr. 1991 wurde der Bahnhof auch für den Güterverkehr geschlossen. Das ehemalige Bahnhofsgebäude kam in Privatbesitz und ist heute durch eine Lärmschutzwand von der Bahnstrecke abgetrennt.
Postwesen
Zur Entwicklung des Postwesens in Vorsfelde siehe: Postroute Braunschweig–Calvörde
Sehenswürdigkeiten
Altstadtkern

links um 1900, rechts 2005
Der Vorsfelder Ortskern besteht aus einer Altstadt mit einem geschlossenen Bestand an restaurierten Fachwerkgebäuden und wenigen Neubauten. Straßenbelag und Straßenbeleuchtung wurden bei der Innenstadtsanierung 1999/2000 komplett erneuert und im historischen Stil hergestellt.
Historische Gebäude
Die ältesten Häuser sind heute das Imkerhaus (1590) in der Amtsstraße, das Oehlmannsche Haus (1607) in der Meinstraße und das Haus Lütcherath (1798) an der Ecke Kattenstraße/Amtsstraße.
Das Fachwerkgebäude Amtsstraße 9, bekannt als das Imkerhaus, ist das älteste Vorsfelder Wohngebäude. Es wurde vom Bürgermeister und Kornhändler Hans Kriegeisen 1590 erbaut. Seit 1880 ist es im Besitz der alteingesessenen Familie Imker. Bereits 1896 fiel es bei der Inventarisierung der Kunstdenkmäler im Landkreis Helmstedt wegen seines außergewöhnlichen Baustils auf. Es ist ein Wohn- und Speicherhaus, das das mitteldeutsche Ernhaus mit dem norddeutschen Hallenhaus (Niedersachsenhaus) vereint. Bereits 1930 wurde es zum Baudenkmal erklärt.
Das Haus Lütcherath erbaute der Knochenhauermeister Heinrich Ernst Lüthgeroth (1700-1774) , der einer seit Ende des 17. Jahrhunderts in Vorsfelde ansässigen Familie angehörte. Nachdem das Haus Lütcherath beim großen Ortsbrand von 1780 zerstört wurde, erfolgte 1798 ein Wiederaufbau des Ackerbürgerhauses in der heutigen Form.
Beim Oehlmannschen Haus handelt es sich um das ehemalige Haus des Scharfrichters.
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Fachwerkhäuser der Amtsstraße (1986), links das „Imkerhaus“ von 1590
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Haus Lütcherath mit Mansarddach Ecke Kattenstraße/Amtsstraße von 1798
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Oehlmannsches Haus von 1607
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St.-Petrus-Kirche im Ortszentrum
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Storchennest auf einem Fachwerkhaus in der Langen Straße
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Ehrenmal von etwa 1920 für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs auf dem Ehrenfriedhof
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Ehemaliges Armenhaus am Obere Tor von 1866
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Altstadtschule von 1871
Amtsgericht
Zum 1742 eingerichteten „Amt Vorsfelde“ gehörte ein 1801 erbautes Gerichtsgebäude, das sich in der Amtsstraße befindet. Neben dem Gericht steht ein rotes Backsteingebäude, das früher als Gefängnis diente und heute vom DRK genutzt wird. Das Gerichtsgebäude war bis zur Eingemeindung durch die Stadt Wolfsburg 1972 Amtsgericht. Nach einer Nutzungsphase als Sitz Wolfsburger Behörden wurde es ab 1987 örtlichen Vereinen zur Verfügung gestellt. Das Haus wurde in „Ludwig-Klingemann-Haus“ umbenannt zur Erinnerung an den Arbeiterführer, USPD- und SPD-Ortsvorsitzenden Ludwig Klingemann. Der vor 1933 in den Gemeinderat und Kreistag gewählte Sozialdemokrat wurde 1942 von Nationalsozialisten ermordet (Siehe unten: Weitere Persönlichkeiten).
Kirchen
- St.-Petrus-Kirche (1302) – evangelisch-lutherisch
Das in zentraler Lage im Altstadtkern gelegene Gotteshaus ist unter den Wolfsburger Kirchen das größte Gebäude mit mittelalterlicher Bausubstanz. Es entstand als einschiffige Saalkirche mit einem querrechteckigen Turm. Er könnte anfangs auch als Wehrkirche oder Schutzturm gedient haben. Die Entstehungszeit der Kirche wird im 14. bis 15. Jahrhundert vermutet, wo die St.-Petrus-Kirche bereits zentrale Kirche des Vorsfelder Werders war und später Patronatskirche des Adelsgeschlechts derer von Bartensleben. - Johanneskirche – evangelisch-lutherisch
- St.-Michael-Kirche – römisch-katholisch
Im September 1950 wurde im Norden von Vorsfelde ein Pfarrhaus mit Gemeindesaal fertig gestellt und den Gläubigen übergeben. Bereits zwei Jahre später, wurde der Bau einer Kirche beantragt, da der Gemeindesaal zu klein geworden war. Am 7. September 1952 wurde der Kirchenneubau als Sankt Michael geweiht.
Bildung

Nordwestlich der historischen Altstadt liegt das Schulzentrum Im Eichholz. Das Schulzentrum besteht aus einer Hauptschule, einer Realschule, einem Gymnasium (nur Sekundarstufe I) sowie der Zweigstelle einer Förderschule für Körperbehinderte. Der erste Bauabschnitt des Schulzentrums mit 12 Klassenräumen war 1965 fertiggestellt. Weitere Vergrößerungen erfolgten um 1969 und 1976.
Ab dem Schuljahr 2009/10 wird das benachbarte Schulzentrum Kreuzheide nach und nach seinen Standort aufgeben und mit den Schulen des Schulzentrums Vorsfelde fusionieren. Das hat zur Folge, dass es in Vorsfelde in absehbarer Zeit ein vollständiges Gymnasium gibt, inklusive Sekundarstufe II. Der Schulstandort Kreuzheide wird dann durch die neugegründete Leonardo-da-Vinci-Gesamtschule, einer Integrierten Gesamtschule mit deutsch-italienischem Zweig, belegt.
Außerdem befinden sich in Vorsfelde drei Grundschulen:
- Grundschule Heidgarten in Vorsfelde-Nord von 1967
- Grundschule Altstadt in Vorsfelde-Mitte von 1871 und 1955
- Grundschule Moorkämpe in Vorsfelde-Süd von 1959
Kunst im Stadtbild
- Kinder auf dem Laufbalken (1962) von Maximilian Stark (Gifhorn) - am Ütschenpaul
- Gib mir meinen Ball (1980) von Harald Isenstein (Kopenhagen) - an der St.-Petrus-Kirche (Kopie; das Original steht seit 1990 im Klinikum Wolfsburg)
- Denkmal im Schweinewinkel, Lange Straße, zur Erinnerung an die früheren Kleinvieh- und Schweinemärkte
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Kinder auf dem Laufbalken
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Skulptur: Gib mir meinen Ball
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Denkmal im „Schweinewinkel“
Persönlichkeiten
Ehrenbürger
Die Stadt Vorsfelde verlieh vor ihrer Eingemeindung nach Wolfsburg 1972 zwei Personen das Ehrenbürgerrecht.
- Fritz Weiberg (1900–1977), 1965, Landrat im Landkreis Helmstedt
Er war zeitweise Bürgermeister und setzte sich als Landrat im Helmstedter Kreistag für Vorsfelder Belange (Wohnungsbau, Allersee, Wasserversorgung, Zonengrenzbezirk) ein. Er war Träger hoher Auszeichnungen, wie das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse und das Verdienstkreuz des Niedersächsischen Verdienstordens.
- Max Valentin (1902–1979), 1971, Bürgermeister
Er war von 1933 bis 1945 und zeitweise zwischen 1952 und 1971 Bürgermeister. Der Sohn eines Vorsfelder Landwirts kehrte nach dem Besuch einer höheren Schule in Braunschweig zurück. Er begleitete die Entwicklung des Ortes langjährig.
Weitere Ehrenbürgerin aus Vorsfelde nach der Eingemeindung:
- Käthe Schmidt (1928–2004), 2001, engagiert beim Deutschen Roten Kreuz und Begründerin des „Wolfsburger Mittagstisches“, Trägerin des Bundesverdienstkreuzes.
Nach den Ehrenbürgern sind Straßen in Vorsfelde benannt.
Söhne und Töchter der Gemeinde
- Heinrich Ebeling (1840-1913), Altphilologe
- Paul Zimmermann (1854-1933), Historiker
- Walter Lerche (1901-1962), Jurist
- Günter Lach (* 1954), Politiker
Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben
- Theodor Wilhelm Heinrich Bank (1779-1843), Konsistorialrat in Vorsfelde
- August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874), Dichter, weilte häufiger beim Vorsfelder Bürgermeister Carl Grete
- Wilhelm Hille (1803-1880), Superintendent in Vorfelde
- Diedrich Speckmann (1872-1938), Schriftsteller und Hauslehrer in Vorfelde
- Walter Justus Jeep (1878-1964), Pfarrer in Vorfelde
- Rolf Nolting (1926-1995), Architekt und Politiker, besuchte die Realschule in Vorfelde
- Irmela Hammelstein (1942-1995), Vorfelder Ortsratsmitglied
- Ludwig Klingemann (1887–1942), Gemeinderatsmitglied von 1919 bis 1933, anfangs für die USPD, später für die SPD in Vorsfelde und Kreistagsabgeordneter im Kreistag Helmstedt. Er setzte sich für die Verbesserung der Lebensumstände der Arbeiter und den kommunalen Wohnungsbau ein. Nachdem die NSDAP schon in den 1920er Jahren überdurchschnittlich stark in Vorsfelde war, nutzte sie ihre Macht und terrorisierte Klingemann nach der Machtübernahme 1933. Er wurde zu seinem „freiwilligen Rücktritt“ von seinen Posten gezwungen. 1942 wurde Klingemann von Vorsfelder SS- und SA-Angehörigen nach Schöningen verschleppt und in einer Gaststätte zu Tode geprügelt. Nach ihm wurden das frühere Amtsgericht in Ludwig-Klingemann-Haus (etwa in den 1990er Jahren) und eine Vorsfelder Straße (1946) benannt.
Literatur
- Vorsfelde. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Band 16, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig/Wien 1885–1892, S. 287.
- Wilhelm Spangenberg: Vorsfelder Chronik. Vorsfelde 1975
- Erhard Kühlhorn: Historische-Landeskundliche Exkursionskarte von Niedersachsen, Blatt Wolfsburg. Hildesheim 1977, ISBN 3-7848-3626-7
- Otto Sroka: Schönes Vorsfelde. Vorsfelde 1980
- Konrad Hecht: Vorsfelde und Fallersleben – Zur Frage der Erhaltung und Pflege zweier alter Kleinstädte im Gebiet der heutigen Stadt Wolfsburg. Wolfsburg 1975
- Johann Dietrich Bödeker: Das Land Brome und der obere Vorsfelder Werder, Geschichte des Raumes an Ohre, Drömling und Kleiner Aller. Braunschweig 1985, ISBN 3-87884-028-4
- Geschichte Vorsfeldes Band 1. Stadtarchiv Wolfsburg, Wolfsburg 1995, ISBN 3-929464-01-2
- Geschichte Vorsfeldes Band 2. Matthias Brodtmann, Wolfsburg 1995, ISBN 3-929464-02-2
- Geschichte Vorsfeldes Band 3. Arbeitskreis zur Geschichte Vorsfeldes, Vorsfelde 1995
- Heinz Burghard: Historische Bürgerhäuser in Historische Bauten im Raum Gifhorn-Wolfsburg, 1992 Gifhorn,
Weblinks
- Commons: Vorsfelde – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- 360°-Panoramafotos von Vorsfelde (darunter NordLB, Ütschenpaul, Eichholzschule, Heidgartenschule, Altstadtschule, Kötherwiesen im Drömling, Industriegebiet Ost, Ehrenfriedhof, Roßplatz)
- Fotosammlung vom Altstadtkern von Vorsfelde mit Kirche, Rathaus, Luftbild