Minsen
Wappen | Karte |
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Deutschlandkarte, Position von Wangerland hervorgehoben |
Basisdaten | |
Bundesland: | Niedersachsen |
Landkreis: | Friesland |
Gemeinde: | Wangerland |
Geografische Lage: | 53° 42' n. B. 7° 58' ö. L. |
Einwohner: | 269 (2004) |
Postleitzahlen: | 26434 |
Telefonvorwahlen: | 04426 |
Kfz-Kennzeichen: | FRI |
Minsen ist ein beschaulich ruhiger Ortsteil der Flächengemeinde Wangerland im Landkreis Friesland in Niedersachsen mit 269 Einwohnern. Aufgrund der Lage an der Nordsee und dem Strandbetrieb in den nahegelegenen Erholungsorten Horumersiel-Schillig und Hooksiel wird der Küstenbadeort von einem sanftem Tourismus geprägt.
Geografie

Minsen liegt in der nord-östlichen Ecke der ostfriesischen Halbinsel. Das auf einer Warf erhöht gelegene Ortszentrum befindet sich einen Kilometer südlich des heutigen Seedeichs der Nordsee. Der Ort ist eingebettet in die küstentypische Marschlandschaft. Unmittelbar angrenzend liegt der kleinere Ort Förrien, ebenfalls auf einer Warf. Des Weiteren zählen zu Minsen einige Streusiedlungen (Norderaltendeich, Diekhausen, Küstersmatt) und Einzelgehöfte. Der Sitz der Gemeindeverwaltung von Wangerland in Hohenkirchen ist 6 km südwestlich entfernt. Weitere größere Nachbarorte sind das fünf Kilometer westlich gelegene Nordseeheilbad Horumersiel-Schillig und der neun Kilometer entfernt liegende Küstenbadeort Hooksiel. Sie gehören ebenfalls zur Großgemeinde Wangerland.
Die Küstenregion bei Minsen ist Teil des Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer. Hinter dem Nordsee-Deich zum Wattenmeer hin befinden sich Salzwiesen, die zur Schutzzone I gehören und für die ein Betretungsverbot herrscht. Jedoch nördlich von Minsen bei Küstersmatt, wo regelmäßige Führungen zu den Salzwiesen stattfinden, führt ein ausgeschilderter Pfad zum Meer. Dahinter beginnt das Wattgebiet Neues Wanger Watt. Vom Deich aus sind die Inseln Wangerooge und Minsener Oog in Sichtweite.
Deichbau

Der erste nachweisbare Deich der Region ist der Norderalten-Deich 500 m nördlich vom Minsener Ortszentrum. Er wird auf das 12. Jahrhundert datiert. Heute noch erkennbar ist eine Erhebung, an der eine gleichnamige Straße verläuft. Nach Osten zur Jade hin verläuft der ähnlich alte Osteralten-Deich. Durch ihre nahe Lage zur Nordsee war die Siedlung in ihrer Geschichte naturgemäß oft Sturmfluten (1164, 1362, 1717, 1825) ausgesetzt. Bei Deichbrüchen verhinderte aber die erhöhte Lage auf einer etwa 6 m hohen Warf meist Schaden an Leib und Eigentum. Bei der Weihnachtsflut von 1717 gab es im Bereich des Kirchspiels Minsen unter den etwa 1.000 Bewohnern 255 Todesopfer. Während der norddeutschen Sturmflutkatastrophe von 1962 kam es nur zu Orkanschäden im Dorf. Heute schützt ein rund acht Meter hoher Deich die Küstenregion. Bei Minsen gibt es eine Deichschäferei, deren rund 800 Schafe auf dem Deich grasen und ihn durch ihren Tritt festigen.
Wappen
Das Minsener Wappenbild zeigt auf blauem Grund eine Meerjungfrau, das Seewiefken (friesische Koseform von Seewief für Seeweib). Ihr Oberkörper ist unbekleidet und das blonde Haar ist zu einem Zopf geflochten. Die rechte Hand hält sie mit drohendem Zeigefinger hoch. Der silberne, schuppenbedeckte Unterkörper endet als Schwanzflosse.

Die Wappenfigur beruht auf einer alten Sage, die im 16. Jahrhundert aufgeschrieben wurde. Danach haben Fischer aus Minsen eine Seejungfrau mit Fischunterleib eingefangen und gequält. Sie konnte wieder in die Nordsee entfliehen und habe aus Rache Ort und Deich durch eine Sturmflut vernichtet. Die untergegangene Dorfsiedlung soll der Sage nach auf der Insel Minsener Oog gelegen haben. Dieser Erzählung ist eine Bronzeskulptur gewidmet, die im Ortsteil Norderaltendeich in Deichnähe aufgestellt ist. Die Bildhauerin und Malerin Karin Mennen aus dem benachbarten Horum schuf 1992 die überlebensgroße Figur einer Meerjungfrau.
Wirtschaft
Bedeutendster Wirtschaftszweig ist heute der Tourismus, der sich auch wegen des Strandbetriebs in den benachbarten Kur- und Ferienorten Horumersiel-Schillig und Hooksiel gut entwickelte. Feriengästen steht in Minsen ein breites Angebot an Ferienwohnungen, -häusern sowie Gäste- und Hotelzimmern zur Verfügung. Ab 1980 verlor der Ort innerhalb von 20 Jahren sämtliche Infrastruktureinrichtungen, wie Einkaufsmöglichkeiten, Post, Bank, Schmiede, Tankstelle. Geblieben sind nur eine Gaststätte und die Kirche. Früher war der Ort stark landwirtschaftlich geprägt aufgrund des fruchtbaren Kleibodens der Seemarsch. Der wirtschaftliche Aufschwung kam jedoch erst nach dem Zweiten Weltkrieg durch den Fremdenverkehr.
Verkehr
Minsen in der nord-östlichen Ecke des Jeverlandes lag in früheren Jahrhunderten sehr abgelegen. Es gab keine ausgebaute Straße zum nördlichsten Kirchspiel der Region. Im Herbst war der Ort kaum zu erreichen, da die vom Regen aufgeweichten Wege grundlos wurden. Die Straße nach Hohenkirchen entstand 1887 in Form einer Chaussee. Als Hauptverbindung führt heute die Kreisstraße 87 in Ost-West-Richtung durch die Siedlung. Seit 1964 ist die Straße Teil der Störtebekerstraße , einer ostfriesischen Küstenroute zur Förderung des Fremdenverkehrs.
Entwicklung
Das Dorf Minsen war über Jahrhunderte eine selbstständige Gemeinde. Mit seinem stattlichen Gotteshaus war es Kirchspielort für die umliegenden Siedlungen. 1828 bestand Minsen aus 22 Häusern, deren Bewohner Landarbeiter und Landwirte waren. Als die wirtschaftliche Situation sich verschlechterte, wanderten um 1880 aus der Minsener Gegend rund 100 Personen nach Amerika aus. Erst als Wilhelmshaven Ende des 19. Jahrhunderts Hafen der deutschen Kriegsmarine wurde, gab es wieder Arbeit. Nach einer verheerenden Flut 1855 gehörte die Insel Wangerooge bis 1885 zu Minsen. Bis zum 2. Weltkrieg hatte der Ort durchschnittlich 140 Einwohner und 30 Bauerngehöfte. Danach stieg die Einwohnerzahl durch Zuzüge von Heimatvertriebenen leicht an. Für stärkeren Zuzug sorgten kleinere Neubaugebiete in den 50er und 60er Jahren. Die einst selbstständige Gemeinde Minsen gehört seit dem Gemeindereformgesetz vom 1. Juli 1972 zur Flächengemeinde Wangerland. Damit wurde die Region nördlich von Jever zu einer Großgemeinde zusammengefasst, die bereits seit Jahrhunderten den Namen Wangerland trug. Dieser Bereich der ostfriesischen Halbinsel war, ebenso wie die Insel Wangerooge, jedoch nie Teil von Ostfriesland, sondern gehörte stets zu Friesland.
Geschichte
Name
Minsen soll aus einer Sippensiedlung entstanden sein, die ursprünglich Minsingen hieß. Die erste Worthälfte leitet sich aus dem Namen des Dorfgründers Mins ab, der heute noch ein gebräuchlicher Vorname ist. Die zweite Worthälfte –ing steht für Gefolgschaft und wurde regelmäßig an den Namen des Gründers angehängt.
Entstehung
Das Dorf gehört zur frühgeschichtlich besiedelten Reihe von Warfen zwischen der verlandeten Harlebucht bis zu Jade. Die Ansiedlung soll schon im Jahre 500 als Flachsiedlung bestanden haben und im Mittelalter zu einem Hügel aufgehöht worden sein. Bereits im 12. Jahrhundert schützte der Norderalten-Deich den Ort vor der Nordsee.
Der alte Dorfkern liegt auf einer Rundwarf mit einem Durchmesser von ca. 220 m und einer Höhe von sechs Metern. Darauf sind die Häuser kreisförmig angeordnet. Mittelpunkt des Dorfes ist die Kirche mit Friedhof auf der Kirchwarf. Sie hat einen Durchmesser von etwa 60 m und liegt gegenüber dem Dorf nochmals um 2 m erhöht. Diese höchste Stelle bot den Bewohner Schutz bei Sturmflutgefahr und in Kriegszeiten.
Jüngere Geschichte
Vom 2. Weltkrieg war der Ort durch häufigen Fliegeralarm aufgrund der Nähe zum Reichskriegshafen Wilhelmshaven betroffen. Westlich von Minsen entstand die sog. Wiesenbatterie und eine weitere Batterie wurde in Schillig direkt am Strand errichtet. Dies waren Flak-Stellungen zur Abwehr von einfliegenden Bombern der Allierten. In Minsen selbst errichteten belgische Kriegsgefangene 1944 direkt neben der Kirche einen Lazarettbunker, der sich heute in einem Gebüsch verbirgt. Eine Sprengung 1949 mißlang, da wegen der Nähe zur Kirche nicht genügend Sprengstoff zum Einsatz kommen konnte.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke


Die ev.-luth. Kirche St. Severinus und Jacobus (Schutzpatrone) ist die nördlichste Kirche des Wangerlandes und der gesamten ostfriesischen Halbsinsel. Die Vorläuferkirche soll der Sage nach auf den Erzbischof Aldag von Bremen (953-988) zurückgehen. Die jetzige Kirche ist eine romanischen Hallenkirche aus der Zeit um 1250. Mit den Ausmaßen von 12 x 33 m und einer Höhe von 10 m bis zur Dachtraufe handelt es sich um ein beeindruckendes Gotteshaus. Die bis zu 1,5 m starken Mauern bestehen außen aus Granitblöcken. Die Innenwand ist aus Ziegelsteinen (die sich im Jeverland bereits im 13. Jahrhundert durchsetzten) aufgebaut. In unmittelbarer Nähe zur Nordsee (1.000 m) gelegen, beschädigten Stürme oft das Kirchendach sowie die Fassade und ließen Feuchtigkeit eindringen. Ab 1980 erfolgte eine umfangreiche Sanierung. Aus statischen Gründen wegen des unsicheren Baugrundes sind die Kirchenglocken in einem separaten Glockenturm aus rotem Backstein untergebracht. Die älteste Glocke ist von 1747, ein leichte Glocke von 1935 und die neueste von 1960.
Museum

Das 2001 eröffnete und an der Kirche gelegene Nordseehaus Wangerland beherbergt eine Wattenmeer-Ausstellung und informiert über die Windenergienutzung an der Nordseeküste. Weiterhin dient es als Veranstaltungszentrum und ein Gästehaus ist in ihm untergebracht.
Vereine
- Bürgerverein
- Fremdenverkehrsverein
- Klönsnackrunde
- Gymnastikriege
- Boßelvereinigung Wiet genoeg
- Fastnachtsclub FFC
Freizeitaktivitäten
- Radfahren auf überregionalem Radwegen
- Nordic-Walking auf regionalem Streckennetz
- Salzwiesenführungen
- Veranstaltungen im Nordseehaus Wangerland
Literatur
- Minsen, een Karkdörp up Klei un ümto (Minsen, ein Kirchdorf auf dem Klei und umzu), Geschichtswerkstatt Wangerland e.V., 2005