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Sklavenhaltergesellschaft

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Sklavenhaltergesellschaft ist ein Begriff aus der marxistischen Lehre von "der Geschichte als einer Geschichte von Klassenkämpfen". Karl Marx vervollständigte damit seine Liste der Produktionsweisen mit vorangegangenen Gesellschaftsformen. Er arbeitete dies nicht besonders aus, da er den Klassenkampf des 19. Jahrhunderts im Auge hatte.

Die "Sklavenhaltergesellschaft" soll die antiken Gesellschaften bezeichnen. Das Merkmal der Schaffung und Akkumulation von Mehrwert durch Sklavenarbeit ist dabei zentral.

Vor der "Sklavenhaltergesellschaft" ist nach Friedrich Engels der Urkommunismus anzusetzen, in dem "die Geschichte" noch gar nicht begonnen hat. Nach der "Sklavenhaltergesellschaft" folgen die durch unfreie Arbeit (Fron u.a.) gekennzeichneten Produktionsverhältnisse des Feudalismus. Sie ist von der "Asiatischen Produktionsweise" zu unterscheiden.

Der Ausdruck rief bereits im 19. Jahrhundert heftige Abwehr hervor, einmal, weil die Antike mit ganz anderen Schwerpunkten aufgefasst und sehr bewundert wurde, und zum andern, weil die "Sklavenhaltergesellschaft" theoriegemäß am markantesten durch eine Revolution der Sklaven hätte beendet werden müssen, was die Übergänge der Antike zum europäischen Mittelalter aber gerade nicht traf. (Hier hat der Nichtmarxist Arnold J. Toynbee eine Lücke geschlossen, indem er an Hand des Römischen Reiches dartat, dies habe sich in den umliegenden barbarischen Gesellschaften ein zum gleichen Kulturkreis gehöriges äußeres Proletariat geschaffen, das in der Tat in der Völkerwanderungszeit die Produktionsverhältnisse der Sklaven haltenden Spätantike umstürzte.) Noch in den marxistischen Debatten des 20. Jahrhunderts bereitete der Ausdruck eher Verlegenheiten (mit positiven Ausnahmen, z.B. Charlotte Welskopfs Polis-Studien). Althistoriker im Herrschaftsbereich der Sowjetunion leisteten ihm oft Lippenbekenntnisse und forschten empirisch wie ihre 'westlichen' Kollegen.

Unabhängig davon gibt es eine umfangreiche historische und soziologische Debatte zur Rolle der antiken Sklavenarbeit, an der sich auch Max Weber beteiligt hat (These: Mit der Konsolidierung des römischen Reiches trocknete der Sklavennachschub durch Versklavungen besiegter Völker aus, und die römischen Sklaven pflanzten sich ungern fort, so dass das Imperium Romanum bereits im 2. Jh. n. Chr. durch Sklavenschwund in eine schleichende Strukturkrise geriet).

Siehe auch Sklaverei