Zum Inhalt springen

Maximilian Schell

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 30. August 2010 um 09:23 Uhr durch 87.153.121.116 (Diskussion) (+Erwähnung.). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Maximilian Schell (2006)

Maximilian Schell (* 8. Dezember 1930 in Wien) ist ein österreichisch-Schweizer Schauspieler, Oscarpreisträger, Regisseur und Produzent.

Leben

Maximilian Schell 1971 mit Rut Brandt und Eddie Arendt

Maximilian Schell ist der Sohn von Hermann Ferdinand Schell, eines Schweizer Schriftstellers, und Margarethe Noé von Nordberg, einer Wiener Schauspielerin, der jüngere Bruder von Maria, Carl, sowie der ältere Bruder von Immy. Infolge des Anschlusses Österreichs an Nazi-Deutschland 1938 verlegte die Familie ihren Wohnsitz von Wien in die Schweiz.

Schell wuchs in Basel und Zürich auf und ist künstlerisch nicht nur durch die Eltern vorbelastet. Zürich war das Zentrum der deutschsprachigen Kulturwelt der Nachkriegsjahre. Er entschloss sich für ein Studium der Philosophie, der Kunstgeschichte und Germanistik, sowie der Musik- und Theaterwissenschaften in Zürich, Basel und München. Er war Fußballspieler beim Grasshopper-Club Zürich, von dem er heute noch ein bekennender Anhänger ist. Doch 1952 wechselte er in das darstellende Fach, studierte nebenbei am Konservatorium Bern (heute: Hochschule der Künste Bern) Klavier und debütierte im Herbst 1952 am Basler Stadttheater als Schauspieler wie auch als Regisseur und Dramaturg. 1959 landete er nach verschiedenen Stationen an den Kammerspielen in München. Noch im gleichen Jahre holte Gustaf Gründgens ihn nach Hamburg, wohin er zu dessen Abschied 1963 für die berühmt gewordene Hamlet-Inszenierung zurückkehrte.

Ende der 1960er Jahre spielte er in London, nebenbei übersetzte er Werke von John Osborne und William Shakespeare. 1978 übernahm er von Curd Jürgens die Rolle des Jedermann bei den Salzburger Festspielen, die er bis 1982 verkörperte. Schell trat auch als Opernregisseur hervor. 2007 überraschte er als Operettenregisseur, indem er die Operette „Wiener Blut“ von Johann Strauß erfolgreich auf die Seebühne im österreichischen Mörbisch brachte.

Auch im Film und im Fernsehen erreichte er einen hohen Bekanntheitsgrad. So drehte er bereits 1955 seinen ersten Film Kinder, Mütter und ein General. 1957 stand er in Hollywood vor der Kamera. Neben Marlon Brando war er im Film The Young Lions – Die jungen Löwen zu sehen. Spätestens seine Rolle eines Verteidigers von Nazi-Verbrechern in Stanley Kramers Film Das Urteil von Nürnberg machte ihn zum internationalen Star. Er erhielt dafür 1961 den Oscar als bester Hauptdarsteller. Weitere Filme folgten, unter anderem Topkapi (1964) mit Peter Ustinov, Die Akte Odessa (1974) oder u. a. Deep Impact (1998).

Ende der 1960er Jahre begann er auch als Produzent und Regisseur hinter der Kamera zu agieren. Bereits sein Erstling Erste Liebe (1970) war ein großer Erfolg. Es folgten Der Fußgänger (1974), Dürrenmatts Der Richter und sein Henker (1975) sowie seine vielbeachteten Dokumentationen Marlene (1984) über Marlene Dietrich und Meine Schwester Maria (2003), eine Biografie über Maria Schell, die zum Zeitpunkt der Dreharbeiten bereits seit längerem an Demenz litt.

Maximilian Schell gilt als einer der bekanntesten und erfolgreichsten deutschsprachigen Schauspieler weltweit. Außerdem war Schell weitere Male als bester Darsteller und Nebendarsteller, sowie für den besten ausländischen und den besten Dokumentarfilm für den Oscar nominiert worden. 2002 erhielten er und seine Schwester Maria beide einen Bambi für ihr Lebenswerk.

Aufsehen erregte seine drei Jahre andauernde Liaison mit Soraya Esfandiary Bakhtiari, die als Gattin des letzten Schahs von Persien bekannt geworden war. Im Jahr 1985 heiratete Schell die russische Schauspielerin Natalja Andreitschenko; 1989 wurde ihre gemeinsame Tochter geboren. Seit 2002 von seiner Frau getrennt und inzwischen geschieden, ist er seit 2008 mit der 48 Jahre jüngeren, deutschen Opernsängerin Iva Mihanovic liiert.

Neben seinen Tätigkeiten für Theater, Film und Fernsehen widmet sich Maximilian Schell der Musik, der Malerei und gelegentlich schreibt er auch. Darüber hinaus führt er durch die Folgen von „Imperium“ der ZDF-Geschichts- und Dokumentarreihe „Terra X“. Er lebt abwechselnd in Los Angeles und auf dem elterlichen Berghof in Kärnten.

Maximilian Schell ist einer der Taufpaten der Schauspielerin Angelina Jolie. Diese Verbindung entstand durch Angelinas Vater Jon Voight, der 1975 in Schells Dürrenmatt-Verfilmung Der Richter und sein Henker eine der Hauptrollen spielte.

Schell ist mit dem tschechischen Schriftsteller und späteren Präsidenten Vaclav Havel befreundet. Als dieser im Jahre 1989 durch ein Ausreiseverbot den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels nicht persönlich in der Frankfurter Paulskirche entgegennehmen konnte, verlas Schell dort stellvertretend die von Havel verfasste Rede.

Filmografie (Auswahl)

Darsteller

Regisseur

Auszeichnungen

  • 1961: NYFCC, Bester Hauptdarsteller in Das Urteil von Nürnberg
  • 1961: Oscar, Bester Hauptdarsteller in Das Urteil von Nürnberg
  • 1962: Golden Globe, Bester Hauptdarsteller in Das Urteil von Nürnberg
  • 1962: Golden Laurel, Beste schauspielerische Leistung in Das Urteil von Nürnberg
  • 1965: Ondas Award (Bester Hauptdarsteller)
  • 1970: San Sebastián International Film Festival, Silver Seashell für Erste Liebe
  • 1974: Goldene Schale für Der Fußgänger
  • 1974: Golden Globe für Der Fußgänger
  • 1974: Oscar-Nominierung für Der Fußgänger
  • 1975: San Sebastián International Film Festival, Silver Seashell für Der Richter und sein Henker
  • 1976: Oscar-Nominierung (Bester Hauptdarsteller) für The Man in the Glass Booth
  • 1976: Golden Globe-Nominierung (Bester Hauptdarsteller) für The Man in the Glass Booth
  • 1977: NYFCC, Bester Hauptdarsteller in Julia
  • 1978: Oscar-Nominierung, Bester Nebendarsteller in Julia
  • 1978: Golden-Globe-Nominierung, Bester Nebendarsteller in Julia
  • 1979: Filmband in Silber (Programmfüllender Spielfilm) für Der Richter und sein Henker
  • 1979: Goldener Hugo Award für Geschichten aus dem Wienerwald
  • 1980: Filmband in Silber (Programmfüllender Spielfilm) für Geschichten aus dem Wienerwald
  • 1984: Deutscher Filmpreis, Filmband in Gold für die Rolle Morgen in Alabama
  • 1985: Golden-Globes-Nominierung (Dokumentarfilm) für Marlene
  • 1985: Bundesverdienstkreuz I. Klasse der Bundesrepublik Deutschland
  • 1990: Ehrenpreis des Deutschen Filmpreises
  • 1992: Emmy-Nominierung (Bester Hauptdarsteller) in dem Fernsehfilm Miss Rose White
  • 1993: Emmy-Nominierung (Bester Hauptdarsteller) in dem Fernsehfilm Stalin
  • 1993: Golden Globe (Bester Hauptdarsteller) in dem Fernsehfilm Stalin
  • 1999: Method Fest für sein Lebenswerk
  • 1999: Platin Romy für sein Lebenswerk
  • 2000: Satellite Award, Mary Pickford Award für sein Lebenswerk
  • 2002: Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst
  • 2002: Bambi
  • 2006: Ehrenpreis des Bayerischen Filmpreises für die künstlerische Meisterschaft und Humanismus
  • 2008: Diva-Award für das Lebenswerk
  • 2009: Premio Roma[1]
  • 2009: Bambi für das Lebenswerk

Einzelnachweise

  1. vgl. Maximilian Schell in würdigem Rahmen geehrt bei derstandard.at, 17. Juli 2009 (aufgerufen am 20. Juli 2009)