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Basilika St. Johann (Saarbrücken)

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Basilika St. Johann

Die Basilika St. Johann in Saarbrücken ist eine katholische Kirche am St. Johanner Markt im barocken Stil.

Baugeschichte

Nach der Reformation wurde die katholische Bevölkerung in St. Johann durch einen protestantischen Landesherrn regiert. Für sie gab es nur die katholische Johanneskapelle, weshalb im 18. Jahrhundert auf Druck der französischen Oberhoheit von Ludwig XIV. der wachsenden katholischen Gemeinde nach 100 Jahren wieder der Bau eines Gotteshauses gestattet wurde. Ludwig XIV. unterstützte den Bau auch finanziell. Anstelle der alten Johanneskapelle wurde von 1754 bis 1758 vom Baumeister Friedrich Joachim Stengel die Kirche St. Johann errichtet. Kennzeichnend ist der Zwiebelturm direkt über dem Eingangsportal. Weitere finanzielle Unterstützung erhielt der Bau durch die Abtei Wadgassen, die die Innenausstattung bezahlte und auch die katholische Pfarrstelle mit Zuständigkeit für die gesamte Stadt versah. Bedeutendster Teil der goldverzierten Ausstattung ist die Kanzel, die vom Zimmermeister Hackspill und dem Bildhauer Graner erschaffen wurde.

Über die Jahrhunderte wurde die Kirche St. Johann mehrfach umgebaut, zerstört und saniert. Von 1972 bis 1975 wurde der Innenraum nach barockem Original restauriert. Ihren heutigen Namen erhielt die Kirche 1975 durch die Erhebung zur päpstlichen Basilica minor durch Papst Paul VI. Die traditionsreichste katholische Kirche Saarbrückens ist heute in eine Großgemeinde von ehemals 5 Pfarreien integriert.

Das 1986 erneuerte Eingangsportal stammt vom Saarbrücker Künstler Ernst Alt. Das Bronzeportal zeigt auf dem linken Türflügel Szenen des Alten Testaments und auf der dem rechten Szenen aus dem Leben Johannes des Täufers aus dem Neuen Testament. Die Szenen links und rechts sind thematisch aufeinander bezogen. Die Halterungen der seitlichen Handläufe wurden von ebenfalls in Bronze gegossenen und stellen verschieden alte Hände dar.

Orgel

Die Orgelanlage der Basilika St. Johann besteht aus drei Instrumenten mit insgesamt 62 Registern (4138 Pfeifen).

Die Hauptorgel auf der Orgelempore wurde 1975, unter Verwendung von Pfeifenmaterial aus der Vorgängerorgel von 1933, durch Johannes Klais (Bonn) als dreimaliges Instrument erbaut. Angesichts der barocken Disposition wird das Instrument auch als das „Italienische Werk“ bezeichnet.

Im Jahr 2000 erbaute Hugo Mayer (Heusweiler) auf den vorderen Seitenemporen (den ehemalige Fürstenlogen) zwei weitere Instrumente. Die Marienorgel erfüllt die Funktion einer Chororgel. Das rein mechanische Instrument hat 13 Register, verteilt auf zwei Manuale (Nr. 25-31 und 32-37, s.u. Disposition). Jedem Manual ist ein separater „Tremulant forte“ zugeordnet, das Pedalregister Soubasse 16’ wird aus dem I. Manual (Bourdon 16’) extrahiert. Als Vorbild für die Disposition diente das Récit expressif der Orgel in der Kirche "Notre-Dame" in Metz, die von Aristide Cavaillé-Coll erbaut wurde: Die Register des dortigen Schwellwerks wurden in ihren Mensuren und ihrer romantischen Intonation für die Marienorgel als das „Französische Werk“ „kopiert“. Die Ludwigsorgel wurde als „Spanisches Trompetenwerk“ in Anlehnung an das Horizontalzungenwerk der Kathedrale von Salamanca erbaut.

Die „Ausweitung des Registerfundus in Richtung romantische Musik“ erfolgte nicht allein mit Blick auf die Möglichkeit, ein breiteres Spektrum an Orgelliteratur stilgerecht vortragen zu können. Sie trug auch „der urkatholischen Idee des Ansprechens aller Sinne und Gefühle Rechnung. Romantische Musik und ihre Wirkung auf die Seele der Menschen gilt als wiederentdecktes Lebenselixier in einer technokratischen Welt. Die Idee des Kontemplativen, des musikalisch angeleiteten und unterstützten Gebetes wurde durch nachfolgende Klangmodifizierung erst möglich.“[1]

Im Zusammenhang mit dem Bau dieser beiden Instrumente wurde das Klangfundament der Hauptorgel durch zwei Pedalregister 32’ erweitert. Außerdem erhielt die Hauptorgel einen neuen, 5-manualigen Spieltisch, von dem aus sämtliche Orgeln (einzeln und zusammen) angespielt werden können. Die Registertrakturen sind elektrisch, die Spieltrakturen der eigentlichen Hauptorgel (I., II., IV. Manual) sind mechanisch, die des III. und V. Manuals (Marien- und Ludwigsorgel) sind elektrisch. Die folgende Disposition entspricht der Anordnung aller Werke auf dem Gesamtspieltisch der Hauptorgel.

I Hauptwerk C–a3
1. Quintade 16′
2. Principal 8′
3. Bifaria (ab B) 8′
4. Holzflöte 8′ 1933
5. Octave 4′
6. Blockflöte 4′
7. Quinte 2 2/3
8. Superoctave 2′
9. Mixtur V 2′
10. Cymbel III 1/2
11. Cornet V (ab b0) 8′ 1933
12. Trompete 8′
13. Vox humana 8′
II Oberwerk (schwellbar) C–a3
14. Holzgedeckt 8′
15. Salicional 8′
16. Principal 4′
17. Rohrflöte 4′
18. Octave 2′
19. Spitzflöte 2′ 1933
20. Larigot 1 1/3 1933
21. Scharff IV 1 1/3
22. Sesquialter II 2′ 2/3 1933
23. Cromorne 8′
24. Hautbois 4′
Tremulant
III Recit Expressiv (schwellbar) C–a3
(Marienorgel)
25. Bourdon 16′ 2000
26. Diapason 8′ 2000
27. Flûte harmonique 8′ 2000
28. Flûte traversière 4′ 2000
29. Octavin 2′ 2000
30. Plein jeu IV-V 2′ 2000
31. Trompette harm. 8′ 2000
32. Viole de Gambe 8′ 2000
33. Voix céleste 8′ 2000
34. Cor de nuit 8′ 2000
35. Basson 16′ 2000
36. Clairon 4′ 2000
37. Hautbois 8′ 2000
Tremulant forte 2000
IV Brustwerk C–a3
38. Rohrflöte 8′ 1933
39. Gedackt 4′
40. Nasard 2′ 2/3 1933
41. Doublette 2′ 1933
42. Terz 1 3/5 1933
43. Sifflet 1′
44. Acuta IV 1/2
45. Holzregal 16′
Tremulant
V Chamaden C–a3
(Ludwigsorgel)
46. Trompeta magna 16′ 2000
47. Trompeta real 8′ 2000
48. Clarin 4′ 2000
49. Solo-Voix humaine 8′
50. Röhrenglockenspiel
Pedalwerk C–g1
51. Untersatz 32′ 2000
52. Principal 16′
53. Subbass 16′ 1933
54. Octave 8′ 1933
55. Spielflöte 8′
56. Superoctave 4′
57. Waldflöte 2′ 1933
58. Hintersatz IV 2/3
59. Kontrafagott 32′ 2000
60. Posaune 16′
61. Holztrompete 8′
62. Schalmey 4′
elektrisch: III/I, IV/I, V/I, III/II, IV/II, II/P, III/P, IV/P, V/P
mechanisch: II/I, I/P
6400 (8x8x100) Setzerkombinationen, Tutti, Auslöser
Sequenzer
Zimbelstern
  • Anmerkungen
2000 = Mayer
1933 = Register der Orgel von 1933
ohne Jahresangabe = Register der Orgel von 1975 (Klais)

Einzelnachweise

  1. vgl. Chronologie auf der Website der Hugo Mayer Orgelbau GmbH

Koordinaten: 49° 13′ 58,9″ N, 6° 59′ 53,7″ O