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Benutzer:Peter adamicka/Spielwiese

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C. D. Friedrich: Der Watzmann (1824-25)


Heinrich Noë (* 16. Juli 1835 in München, † 26. August 1896 in Bozen) war ein deutscher Schriftsteller (für Sachbücher und Romane).

Am Chiemsee (um 1850)

Leben

Sein Vater war Schloss-Verwalter. Heinrich August Noë (Noë ist die originale Schreibweise; da oft kein e mit Trema [ë] vorhanden war, schrieb man auch „Noé“, was zur selben Aussprache führt – der Name weist auf hugenottische Abstammung hin; ,August' verwendete er nicht) studierte nach dem Besuch von Gymnasien in Augsburg und Aschaffenburg (Abitur 1853) in München, dann (1854–64, Dr. phil.) in Erlangen Komparatistik und Naturwissenschaften (mitunter wird er geradezu als „Botaniker“ bezeichnet). Daneben war er auf Grund seiner Fremdsprachen-Kenntnisse schon 1857-63 Hofbibliothekar in München.

Erlangen um 1860

Zur Vervollständigung seiner Aussprache ging er auch zu Archiv-Arbeiten nach London (ans British Museum of Natural History – er wäre auch dort angestellt worden, doch behagte ihm das Großstadtleben gar nicht). Angeblich konnte er sich in 18 Sprachen verständigen. (Gerade seine Polyglottie macht es heute bereits schwierig, eventuell Gleichnamige abzugrenzen – 1861 legte er eine Rohübersetzung von Gedichten des russischen Attachés und Lyrikers Fjodor Iwanowitsch Tjuttschew (1803-73) vor, der fast 20 Jahre in München gelebt hatte. Es gibt aber z.B. aus seiner Zeit Italienisch-Grammatiken u.Ä. eines Heinrich Noé, der offenbar nicht mit Noë identisch war; ebenso befasste sich ein Heinrich (Karl) Noë (aus Iglau, 1835-1914) mit der Geschichte der Kurzschrift und der Anwendung der Gabelsberger aufs Italienische).

Toblach um 1900

Ab 1865 trat H. Noë immer wieder als Reiseschriftsteller in Erscheinung. Sein Vorbild war wohl Ludwig Steub. Er kam damit dem sich damals gerade entwickelnden „Fremdenverkehr“ entgegen, dessen „Bahnbrecher“ man ihn auch genannt hat. Viele entlegenere Gegenden hat er erst verlockend gemacht (Orte wie Toblach, Cortina d’Ampezzo, Arco, Abbazia). Man kann ihm eine Weitsicht nicht absprechen, wenn er etwa das Berchtesgadner Land mit dem Yellowstone-Gebiet für Europa vergleicht und einem künftigen Landschafts-, Kultur- und Naturschutz empfiehlt.

Santa Maria in Arco (Trentino)

In seinen Begehungen erwies er sich als ausdauernd, witterungsunempfindlich und genügsam, aber abenteurerisch – gesellig, dann aber wieder Einsamkeit suchend. Er schrieb natürlich auch über Bahnreisen, aber das genauere Erkunden einer Gegend könne doch nur „bescheiden zu Fuß“ erfolgen. Es fiel ihm auch nicht schwer, seinen Wohnsitz in München aufzugeben, als er Probleme mit den von ihm als präpotent dargestellten „Pfaffen“ (Pamphlet „Ach wie dumm geht es in Baiern zu“, 1866) bekam; zunächst zog er nach Mittenwald, dann eine Zeitlang als Herausgeber der „Alpenzeitung“ (1875) sogar nach Wien; fast zehn Jahre war er dann im Alpenbogen und darüber hinaus (in Istrien, Dalmatien, Montenegro, Elsass, Teilen Frankreichs und Spaniens – mitunter sogar als Kriegsberichter!) ohne festen Wohnsitz unterwegs; 1884 wurde er in Görz wohnhaft, wo ihm aber bald der Irredentismus lästig wurde. 1890 übersiedelte er ins mildere Abbazia, das seinen Ruhm ja eigentlich ihm verdankte. 1893 versuchte er sich – aus Not – noch einmal als Zeitungsredakteur (in Laibach – aber auch dort begann der Nationalismus sich gegen ihn zu regen). Zuletzt ließ er sich in Gries bei Bozen nieder.-

Abbazia (Opatija) 1902

Bei seinen späteren Erkundungen begleitete ihn seine Tochter; als diese aber 1894 plötzlich starb (er hatte noch zwei jüngere; alle aus zweiter Ehe), war er gebrochen, verfiel ganz dem Alkohol und verstarb zwei Jahre später selbst an einer schon lange sich ankündigenden Gehirnkrankheit verarmt in Bozen. Dort errichtete man ihm aber 1899 ein Denkmal.

Mit seinem Namen verbunden ist insbesondere noch der Heinrich-Noë-Steig vom Endpunkt der Mittenwaldbahn über die Linderspitze (2374 m) im Karwendel zur Brunnsteinhütte (Klettersteig mittlerer Schwierigkeit – ihm zu Ehren benannt, er hat ihn also nicht gefunden oder begangen – Kletterei lag ihm gar nicht).

Sant'Ignazio in Görz um 1900

Werke

Seine Bücher (meist gut illustriert - zunächst mit Holzschnitten, später auch schon mit Photos) beruhen auf ausgiebiger geographischer, historischer usw. Recherche sowie meist auf unmittelbarer Anschauung – er war auch sehr versiert im Gespräch mit den jeweils Ortsansässigen. Seine Reiseberichte und -handbücher erzielten rasch hohe Auflagen und sind noch heute von Interesse – teils unmittelbar, teils im historischen Abstand kultur- und sozialgeschichtlich; etliche werden auch jetzt neu aufgelegt oder nachgedruckt. Ethnographisch von Bedeutung ist Noe durch seine Sagen-Sammlungen. Am bekanntesten wurde er durch hunderte Feuilletons (z.B. in der „Gartenlaube“, aber auch in Tageszeitungen; allerdings von ziemlich unterschiedlicher Qualität).-

Mittenwald gegen das Karwendel, um 1900

Wenig glücklich war Noë mit seinen auf denselben Stoffen gegründeten Romanen – wohl weil darin oft eine düstere, „mystische“ Atmosphäre vorherrscht, die aber ähnlich Veranlagte (wie z.B. Vincenz Brehm) umso mehr anzusprechen vermag. Ein Vorbild war ihm hierin Henry Thoreau.

Im Folgenden seine Hauptwerke; Sonderausgaben und Neuauflagen nur fallweise berücksichtigt; aufgenommen auch einige Feuilletontitel; umfangreiches Werkverzeichnis in: Z. Dt.-Österr. Alpenverein 1933: 228 ff.


In den Voralpen. Skizzen aus Oberbaiern von einem Süddeutschen. München 1865, 1871.

Bairisches Seenbuch. München 1865. … 1982.

Österreichisches Seenbuch. Darstellungen aus dem Leben an den Seeufern des Salzkammergutes. München 1867.

Wie soll man die deutschen Alpen bereisen? München 1867.

Am Mondsee

Der Frühling von Meran. Meran 1868. (Una primavera á Merano. Merano 1868.)

Neue Studien aus den Alpen. München 1868.

Brennerbuch. München 1869.

Dalmatien und seine Inselwelt nebst Wanderungen durch die Schwarzen Berge. Wien 1870.

Bilder aus Südtirol und von den Ufern des Gardasees. München 1871.

Dies irae (Roman). 1872.

Elsaß-Lothringen. Glogau 1872.

Die Irrfahrt eines Hausen. „Die Gartenlaube“ 1873: 636.

Erzählungen und Bilder. München 1873.

Am Comer See

Die Brüder (Roman). Berlin 1873.

Italienisches Seenbuch. Stuttgart 1874.

Deutsches Alpenbuch. Die deutschen Hochlande in Wort und Bild (4 Bde). Glogau 1873 – 1878. Zahlreiche Sonderausgaben.

Der Zauberer des Hochgebirges (Erzählung). Berlin 1874.

Gasteiner Novellen. Wien 1875.

Robinson in den Hohen Tauern (Roman, 3 Bde.). Jena 1875

Winter und Sommer in Tirol. Wien 1876.

Bozner Führer. Bozen 1880.

Von Deutschland nach Italien. Zürich 1883.

Kloster St.-Odilienberg in den Vogesen (Elsass).

Ein Tagebuch aus Abbazia. Teschen 1884.

Einige Bemerkungen betreffend das harmonische Zusammenwirken von Schule und Haus. Graz (Gymnasium 2) 1885.

Die Reise in den Naßwald, Die Pioniere der Unterwelt, Am Hofe der Babenberger, Der Wildgärtner von Heiligenblut, Die Fahrt der Sibylle, Primus und Samo (Jugenderzählungen, alle Teschen 1886).

Gossensass. Meran 1888, 1899.

Die Jahreszeiten. Görz 1888.

Innsbruck als Fremdenstadt. Innsbruck 1889, 1890.

Toblach-Ampezzo und die Dolomite des Höhlenstein-Ampezzaner Thales. Klagenfurt 1889.

Arco und Umgebung. Salzburg 1890.

Sinnbildliches aus der Alpenwelt. Klagenfurt 1890.

Bahnhof Brixen im Winter 1870

Von Deutschland nach Italien. Die Brennerbahn vom Innstrom zum Gardasee. Zürich (1890 ?) Etliche weitere Bahnreiseführer (Semmering u.a.)

Geschichten aus der Unterwelt. Wien 1892.

Bergfahrten und Raststätten. München 1892.

Innsbruck, Landeshauptstadt von Tirol. Innsbruck 1893.

Aus Goldonis Denkwürdigkeiten zur Geschichte seines Lebens und seiner Bühnenwerke. Graz (Gymnasium 2) 1893.

Deutsches Waldbuch. Erinnerungen an grüne Einsamkeit (etc.). München 1894,1899

Schloss Sigmundskron bei Bozen

Das Batzenhäusel zu Bozen, Künstler- und Dichterheim des E. M. Trebo. Bozen 1896

Edelweiß und Lorbeer. München 1896.

Bozen und Umgebung. Bozen 1898.

Geleitbuch nach Süden, auf den Karst, nach Abbazia und auf die Adria. Ansichten von Wald, Lorbeerstrand und Meer. Neue Ausgabe. München 1899.

(Noë’s) Illustrierter Führer durch Innsbruck und Umgebung (neu bearbeitet von Karl P. Geuter). Innsbruck 1901, 1908, 1914, 1918, 1921.

Wind und Menschen. (Neuabdr. in:) Westermanns Monatshefte, 100 (1959), Heft 1.

Der Schlern über dem Gflirer Weiher von St. Konstantin aus.

Literatur

P. Grimm: „Noë, Heinrich“ in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999): 308 f.

V. Hantzsch: „Noë, Heinrich“, in: Allgemeine Deutsche Biographie 52 (1906): 642-645.

K. Paullin: „Noë, Heinrich“, in: Österr. Biograph. Lexikon 1815-1950, Bd. 7: 142.

Nachrufe in: Neue Freie Presse, 26. Aug. 1896; Mittn Dt. Österr. Alpen-Verein 1896: 217.

Der Sellastock in den Dolomiten

Stefan König (2009): Die Alpenwanderer: Forscher, Schwärmer, Visionäre; große Fußreisen durch das Gebirge; eine Wiederentdeckung.- Innsbruck (Tyrolia).



Karwendel: Mittenwalder Höhenweg. 360°-Panorama von der Sulzleklammspitze (2323 m). Von links nach rechts: vorderer Teil des Mittenwalder Höhenweges, Karwendelbachtal, Pleisenspitze (2567 m; Bildmitte), Kirchlspitze (2302 m), Große Arnspitze (2196 m; Gipfel rechts hinten), Wettersteingebirge (Massiv rechts im Hintergrund).