Frauenlobs Marienleich
Der Marienleich [=Unser frouwen leich, Ufl.] ist ein mittelalterliches Gedicht mit zwanzig Strophen, das als das größte Werk des Meistersingers Frauenlob gilt. Es handelt sich hier um eine poetisch aufwändige, sehr erotische Erzählung über die Jungfrau Maria, die durch die Vereinigung mit der Trinität neben ihrer menschlichen Natur eine göttliche Instanz wird. Die Inkarnation wird dabei mit verschiedenen, größtenteils biblischen Bildern dargestellt.
Allgemeines
Entstehung
Der Marienleich wurde vermutlich um 1300 am Hof König Wenzels II in Böhmen von Heinrich von Meißen, bekannt als Frauenlob (frouwenlop), verfasst. Es war der erste von Frauenlobs insgesamt drei Leichs. Frauenlob wurde Mitte des 13. Jh. in Böhmen geboren und starb 1318 in Mainz.
Überlieferung
Der Marienleich wurde in verschiedenen Handschriften überliefert. Es gibt fünf Handschriften, in denen der Leich recht vollständig vorgefunden wurde, sowie acht Fragmente von Handschriften, in welchen zumindest Teile des Marienleichs zugeordnet wurden. Sechs der insgesamt 13 Quellen verfügen über eine Überlieferung der Melodie, die in Form von Notenzeichen oberhalb des Textes erkennbar sind. Diese variieren jedoch genau wie die Textüberlieferungen von Handschrift zu Handschrift. Die Handschriften mit recht vollständiger Überlieferung des Marienleichs[1] sind folgende:
- Handschrift C, Heidelberger Liederhandschrift, Heidelberg (entstanden im frühen 14. Jh. vermutlich in Zürich): Bl. 399va – 401va
- Handschrift E, Würzburger Liederhs., München (entstanden in der Mitte des 14. Jh. vermutlich in Würzburg): Bl. 206rb – 210va (bei Pfannmüller 209rb – 213va)[2]
- Handschrift F, Weimarer Liederhs., Weimar (vermutlich entstanden in der zweiten Hälfte des 15. Jh. in Weimar): Bl. 89r – 96r
- Handschrift L, Berlin (entstanden im 14. Jh. vermutlich in Schlesien): Bl. 10r – 18v
- Handschrift t, Kolmarer Liederhs., München (um 1470 in Mainz entstanden): Bl. 19r – 28r, Strophen teilweise durcheinander; März zufolge stammt dieser Leich jedoch nicht von Frauenlob[3]
Die überlieferten Fragmente[4] sind folgende:
- Handschrift W, Wien (14. Jh. ostmitteldeutsch): Bl. 2r – 8r mit Melodie, Str. 13,40-20,36
- Handschrift r, Erlauer Gregorius-Hs., Cologny-Genève (14. Jh. südostdt. Raum): Bl. 45r – 48r, Str. 13,38-20,36
- Fragment K, Berlin (14. Jh. vermutlich in Königsberg): 7 Blätter, Strophe 3,3-11,13
- Fragment M, München (15. Jh.): Einzelblatt, Str. 14,22-17,18
- Fragment N, München (14. Jh. vermutlich in Ingolstadt): Doppelblatt, 1r/1v, Str. 1,1-4,9
- Fragment Q, Melk (15. Jh.): 2 Blätter (vermutlich fehlen Blatt 1 und 4 von 4), Str. 6,1-20,17
- Fragment U, Wroclaw (1457 in Grünberg): Doppelblatt, Teile der Strophen 16, 18, 19
- Fragment V, Denis‘ Hs., Wien (1797 in Wien veröffentlicht): einzelne Bruchstücke aus den Strophen 3, 4, 5, 8, 9, 11
Handschrift W, so wird gesagt, sei die beste Überlieferung[5], weshalb ihr fragmentarischer Zustand äußerst ärgerlich sei. Diese Handschrift enthält außerdem eine lateinische Fassung der Strophen 1-12 des Marienleichs. Die musikalischen Schriftzeugnisse finden sich in K, N, Q, U, W und t, wobei t sich als späte Fassung mit abweichenden Melodien herausstellte und somit als unbrauchbar bezeichnet wird.[6] Es stellt sich natürlich die Frage nach seinem Originalwerk. Hierzu meint Stackmann: „[…] Eine abgesicherte Entscheidung zugunsten Frauenlobs [ist] überhaupt nur möglich […], wo ungewöhnlich günstige Umstände zusammentreffen. Das ist vor allem beim Marienleich als gegeben anzunehmen. Die Überlieferung reicht bis in die Lebenszeit des Dichters zurück, er wird in guter, alter Überlieferung mehrmals als Autor genannt (C, E, W), und es gibt auch aus späterer Zeit kein widersprechendes Zeugnis.“[7]
Inhaltliche Quellen
Die von Pfannmüller identifizierten Quellen, welche Frauenlob wohl für seinen Marienleich genutzt hat, sind größtenteils biblischer Herkunft: Aus dem Alten Testament die Weisheitsbücher und insbesondere das Hohelied Salomos, aus dem Neuen Testament die Offenbarung des Johannes.[8] Frauenlob verwendet noch weitere biblische Zitate und Bilder, doch die wichtigsten und meistgenannten sind obenstehende. Verse des Hohelieds sind in 13 der 20 Strophen des Marienleichs zu finden,[9] wobei das Verhältnis Marias zur Trinität auch durch Bilder des Minnesangs dargestellt wird.[10] Die Braut des Hohelieds wurde Newman zufolge bis 1100 als Ecclesia, die personifizierte Kirche, gedeutet[11] – der Bezug zu Maria entstand erst nach und nach, war also zu Frauenlobs Zeit nichts Neues mehr. Außergewöhnlich ist jedoch seine Interpretation des Hohelieds im Bezug auf Maria, sowohl durch seinen poetischen Stil als auch durch die von ihm im Marienleich geschilderten Bilder, von Pfannmüller bezeichnet als „unedel verwendeter Scharfsinn“.[12] Sieht man jedoch von Frauenlob aus weiter auf die „endlose Schar seiner Nachahmer, die ihn mit scheuer Ehrfurcht betrachten, speziell auf die trostlose Reihe von Mariendichtungen in der Colmarer Hdschr., so wirkt er momentan wieder überwältigend.“[13] Denn bei Frauenlob fehle nie der dogmatische Hintergrund.[14]
Frauenlobs Mariologie
Form
Musikalische Form
Der Stil Frauenlobs
Inhalt
Der Marienleich als Minnedichtung
Inhalt des Marienleichs
Stellung in der Literaturgeschichte
Einordnung in das Werk des Autors
Stellung in der Literaturgeschichte und Rezeption
Literaturverzeichnis
Textausgaben
Sekundärliteratur
Einzelnachweise
- ↑ Vgl. Stackmann/Bertau 1981, S. 20-160
- ↑ Pfannmüller 1913, S. 30
- ↑ März 1987, S. 103
- ↑ Vgl. Stackmann/Bertau 1981, S. 20-160
- ↑ Pfannmüller 1913, S. 47
- ↑ Stackmann/Bertau 1981, S. 211
- ↑ Stackmann/Bertau 1981, S. 164
- ↑ Vgl. Pfannmüller 1913, S. 1ff. und Kandler 2005, S. 182
- ↑ Vgl. Newman 2006, S. 92
- ↑ Kretschmann 1933, S. 126
- ↑ Newman 2006, S. 92
- ↑ Pfannmüller 1913, S. 12
- ↑ Pfannmüller 1913, S. 28
- ↑ Pfannmüller 1913, S. 10