Landesbibliothek Oldenburg
Landesbibliothek Oldenburg | |
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Gründung | 1792 |
Bestand | 801.000 |
Bibliothekstyp | Regionalbibliothek |
Ort | Oldenburg (Oldb) |
ISIL | DE-45 |
Website | http://www.lb-oldenburg.de |
Die Landesbibliothek Oldenburg ist Regionalbibliothek für den nordwestlichen Teil Niedersachsens und neben der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek in Hannover und der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel eine der drei Landesbibliotheken des Bundeslandes. Die Bibliothek wurde 1792 als Großherzogliche Öffentliche Bibliothek eröffnet. Ab 1847 lautete der offizielle Name der Bibliothek Öffentliche Bibliothek zu Oldenburg. Seit 1918 heißt sie Landesbibliothek Oldenburg. Mit dem Ende des Landes Oldenburg gelangte die Landesbibliothek 1946 in die Trägerschaft des neu gegründeten Bundeslandes Niedersachsen.
Geschichte
Im Gegensatz zu anderen fürstlichen Hofbibliotheken war die herzoglich oldenburgische Bibliothek als wissenschaftliche Gebrauchsbibliothek für den Verwaltungsapparat und als Bildungsbibliothek für das allgemeine Publikum konzipiert und an allen Werktagen frei zugänglich. Die Bibliothek bot von Beginn an die Möglichkeit zur Hausausleihe. Insbesondere Angehörige der bürgerlichen Ober- und Mittelschicht mit akademischer Vorbildung nutzten die Bibliothek. In den folgenden Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts versuchte sich die Bibliothek von Lesevereinen und Volksbildungsgesellschaften abzugrenzen. Deshalb waren die zu Beginn sehr liberalen Benutzungsbestimmungen zeitweilig eingeschränkt. Diese Beschränkungen wurden 1892 wieder aufgehoben.
Unterbringung
Ursprünglich war die Bibliothek im Erdgeschoss des Oldenburger Schlosses untergebracht. In der Zeit der französischen Besetzung (1810-1814) war die Bibliothek ausgelagert und konnte erst 1819/20 im alten Zuchthaus neben dem Schloss wiedereröffnet werden. Seit 1839 plante man einen großen Neubau am Damm, den die Bibliothek 1846 bezog und der seit 1971 Teil des Landesmuseums für Natur und Mensch ist. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude schwer beschädigt, so dass die Bibliothek seit 1946/47 im ehemaligen Zeughaus an der Ofener Straße untergebracht war. Ihren heutigen Standort in einer umgebauten ehemaligen Infanteriekaserne am Pferdemarkt bezog die Bibliothek 1987.
Aufgaben und Bestände
Aufgaben
Die Landesbibliothek Oldenburg sammelt und archiviert als Regionalbibliothek für den Nordwesten vorrangig die Publikationen der Region. Zugleich dient sie als wissenschaftliche Universalbibliothek der breiten Informationsversorgung der gesamten Bevölkerung in der Region. Sie ergänzt und erweitert mit ihrem umfangreichen Altbestand und dem traditionellen Erwerbungsschwerpunkt bei den Geisteswissenschaften aber auch die Literaturversorgung der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. Sammelschwerpunkte sind die Geschichte und Kulturgeschichte sowie die Landeskunde Nordwestdeutschlands, insbesondere des alten Landes Oldenburg sowie die niederdeutsche Sprache und Literatur. Oldenburgica werden mit dem Anspruch auf Vollständigkeit gesammelt. Die Landesbibliothek verfügt nach eigenen Angaben über rund 801.000 Medieneinheiten, in Buchbindereinheiten ausgedrückt umfasst dies 696.420 Stück. Darunter sind circa 1.100 Handschriften, etwa 460 Inkunabeln, knapp 141.000 alte Drucke und 59 Nachlässe (Stand: August 2010).[1] Die Bibliothek hat seit 1965 kein Pflichtexemplarrecht mehr, da dieses in Niedersachsen allein durch die Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek wahrgenommen wird. Ihrem regionalen Sammlungs- und Erschließungsauftrag folgend, bearbeitet die Landesbibliothek Oldenburg die im Oldenburger Jahrbuch erscheinende und inzwischen auch als Datenbank zugängliche Oldenburgische Bibliographie. Sie betreut auch das Verzeichnis niederdeutscher Autorinnen und Autoren. Zudem ist sie seit 2007 eine der offiziellen Partnerbibliotheken in dem Projekt Schu:Bi Schule und Bibliothek. Bildungspartner für Lese- und Informationskompetenz.
Bestände
Brandes-Sammlung
Die Brandes-Sammlung bildet den Grundstock der heutigen Landesbibliothek Oldenburg. Sie wird jedoch nicht als geschlossene Sammlung aufbewahrt, sondern ist eine in die alte Systematik des Bestandes integrierte Privatbibliothek. Herzog Peter Friedrich Ludwig kaufte 1790 die etwa 22.000 Bände umfassende, enzyklopädisch angelegte Bibliothek des Hofrates Georg Friedrich Brandes. Brandes hatte diese Bibliothek im Laufe seines Lebens zusammengetragen und sich dabei von Göttinger Universitätsbibliothekaren, vor allem von Christian Gottlob Heyne, beraten lassen. Die 22.000 Bände umfassen alle Wissenschaftsfächer, haben jedoch einen klaren Schwerpunkt in der Wissenschaftsgeschichte sowie in den Geisteswissenschaften, insbesondere im Bereich der Geschichte des Altertums und der Sprach- und Literaturwissenschaft. Die Sammlung weist anhand ihrer reich geschmückten Ledereinbände und Buchschnitte einen deutlich bibliophilen Charakter auf. Sie ist sowohl über die typischen Einbände als auch über die zahlreichen Exlibris und handschriftlichen Namensvermerke bis heute eindeutig zu identifizieren.
Sondersammlungen
Ebenfalls in die alte Aufstellungssystematik integriert wurden mehrere Privatbibliotheken.
Direktoren
(Die angegebenen Jahre sind die des Direktorats.)
- Theodor Merzdorf (1847-1877)
- Heinrich August Lübben (1877-1884)
- Reinhard Mosen (1884-1907)
- Anton Kühn (1907-1924)
- Hermann Goens (1924-1932)
- Hans Wagenschein (1932-1945 suspendiert, 1946 entlassen)
- Hermann Lübbing (1945-1946 Interimsleiter)
- Wolfgang G. Fischer (seit 1946 Geschäftsführung, 1949-1968 Direktor)
- Armin Dietzel
- Egbert Koolmann
- Corinna Roeder (seit 2003)
Siehe auch
Literatur
- Gabriele Crusius: Gründung und Frühgeschichte der Herzoglichen Öffentlichen Bibliothek in Oldenburg (1792-1847). Holzberg, Oldenburg 1981, ISBN 3-87358-131-0.
- Gabriele Crusius: Aufklärung und Bibliophilie. Der Hannoveraner Sammler Georg Friedrich Brandes und seine Bibliothek. Winter, Heidelberg 2008, ISBN 978-3-8253-5422-0.
- Egbert Koolman (Hrsg.): Ex Bibliotheca Oldenburgensi. Bibliothekarische Untersuchungen aus Anlass des 200jährigen Bestehens der Landesbibliothek Oldenburg. Holzberg, Oldenburg 1992, ISBN 3-87358-380-1.
- Egbert Koolman: Landesbibliothek Oldenburg. In: Bernd Hagenau (Hrsg.): Regionalbibliotheken in Deutschland. Klostermann, Frankfurt am Main 2000, ISBN 3-465-03085-0, S. 169–174.
- Egbert Koolman: Oldenburg, Landesbibliothek. In: Detlev Hellfaier (Hrsg.): Landesbibliotheksbau in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Neubauten, Erweiterungen und Umnutzungen zwischen 1975 und 2002. Klostermann, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-465-03291-8, S. 122–131 (zum Gebäude).
- Egbert Koolman: Benutzung und Benutzer der Herzoglichen Öffentlichen Bibliothek in Oldenburg 1792-1810. In: Heinrich Schmidt (Hrsg.): Peter Friedrich Ludwig und das Herzogtum Oldenburg. Beiträge zur Oldenburgischen Landesgeschichte um 1800. Holzberg, Oldenburg 1979, ISBN 3-87358-111-6, S. 213-230.
- Klaus-Peter Müller: Die Landesbibliothek Oldenburg von der Jahrhundertwende bis 1945. Holzberg, Oldenburg 1987, ISBN 3-87358-293-7.
- Beatrix Veit: Zur Geschichte der Landesbibliothek Oldenburg von 1847 bis 1907. Holzberg, Oldenburg 1988, ISBN 3-87358-321-6.
Weblinks
Koordinaten: 53° 8′ 49″ N, 8° 12′ 54″ O
- ↑ Deutsche Bibliotheksstatistik (DBS) für das Jahr 2009: http://www.bibliotheksstatistik.de/eingabe/dynrep/adrbrowser/adrbrowser.php?inr=AJ045 Siehe auch DBS Variable Auswertung: http://www.bibliotheksstatistik.de/eingabe/dynrep/output.php