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Zweck

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Als Zweck (Gr.: telos auch hou heneka , Lat.: finis, Engl.: purpose) wird das movens einer zielgerichteten Tätigkeit oder eines Verhalten verstanden.

Das Ziel als Anlass für eine Handlung wird als Zweck- oder Finalursache (causa finalis) bezeichnet. In der mit der Formulierung des Ziels einhergehenden Ziel- oder Zwecksetzung muß unterschieden werden zwischen (1) einer Vorstellung der Wirkung der zielgerichteten Handlung, (2) dem Bestreben dieses Ziel über die reine Vorstellung oder Imagination hinaus wirklich werden zu lassen und (3) die Imagination eines Mittels, das formulierte Ziel zu erreichen. In der Verwirklichung des Ziels (Zweckverwirklichung) werden folgende Schritte unterschieden: (1) die Idee einer Wirkung, (2) die Aktivierung einer Ursache oder eines Mittels und (3) das Eintreten einer Wirkung oder die Verwirklichung des Zwecks. Ein Zweck wird also in seinen kausalen Verhältnissen definiert und ist abhängig von einem die Zwecksetzung und -verwirklichung kalkulierenden Willen. In dieser Kausalität geht der Zweck dem gewählten Mittel - dem zwischen Zweck und Wirkung liegenden -, dem die Wirkung oder das Ziel folgt, voraus. Wer also den Zweck will, muß auch die "zweckmäßigen" Mittel wollen. Für Immanuel Kant ist der Zweck in der Einleitung der Kritik der Urteilskraft demnach "der Begriff von einem Objekt, sofern er zugleich den Grund der Wirklichkeit dieses Objektes enthält". In diesem Sinne ist die Verwirklichung eines Zweckes immer ein kausaler Prozess, der final determiniert ist und die Zweckmäßigkeit der Mittel bestimmt.

Gedacht in kausalen Zusammenhängen ist der Zweck das Ergebnis von Ursache und Wirkung, wird er dagegen bewusstseinsimmanent betrachtet, also in der Antizipation im Bewusstsein und nicht als äußere Wirkung, stellt er sich als Ergebnis einer teleologischen Ordnung von Mittel und Zweck, als Beleg einer angenommenen Finalität dar, in der die Zweckmäßigkeit bestimmt ist durch einen zielgerichteten Entwicklungsprozess. Grundsätzlich besteht kein Widerspruch zwischen Kausalität und Teleologie, da nur der Schwerpunkt der Beobachtung verlagert wird. Entweder wird eine Entwicklung als Ergebnis von Ursache und Wirkung, oder aber als notwendige Bewegung auf ein vorbestimmtes Ziel metaphysischen Ursprungs, ein Telos hin verstanden.

Diese Zielsetzung ist also mithin abhängig von einem Bewusstsein, das sich und anderen Zwecke bestimmt, wobei diese Tätigkeit eines zum Muster der Zwecksetzung allgemein und auf eine Welt außerhalb des Bewusstseins übertragen wird. Die verschiedenen Epochen der Philosophie- und Wissenschaftsgeschichte sind gekennzeichnet durch diese Bewegungen der Übertragung, respektive durch eine Abwehr derselben.

Der Zweckbegriff in der antiken Philosophie

Anaxagoras hat als erster einen die Welt nach Zwecken gestaltenden Geist in die Philosophie eingeführt und hat damit eine Tradition begründet, die erst mit der Evolutionstheorie Charles Darwins ein wissenschaftsgeschichtliches Ende fand. Allerdings wird hier die Welt noch nicht nach einem teleologischen Muster organisiert. Sokrates dagegen begründet die Zweckmäßigkeit der Welt anthropozentrisch, wie es später auch die Stoiker tun, indem der in der Weltordnung verborgene Zweck auf den Menschen und sein Tun bezogen wird. Für Platon ist die zweckmäßige Gestaltung der Welt in der Idee und der Materie angelegt, sodaß jede Entwicklung diesen dort wirkenden Notwendigkeiten quasi automatisch folgen muss (Timaios, 46c+d, Philebos, 54c).

Aristoteles rechnet die Zweckursache zu den Prinzipien der Dinge und unterscheidet grundsätzlich vier Ursachen (aita): (1) woraus wird etwas (ex hon), (2) was ist es der Form oder dem Muster nach (ti en einai), (3) von woher hat es seinen Ausgangspunkt (ex hou) und (4) zu welchem Zweck ist etwas (hou heneka) (Metaphysik, Buch V., Kap. 2; 1013a). Auch Aristoteles geht keinesfalls von einer teleologischen Entwicklung aus, denn der Zweck, der eins mit der Form der Dinge ist, bestimmt aus den Dingen heraus ihre Entfaltung, ihr Werden in der Wirklichkeit aus einer angelegten Möglichkeit. Dieser materialistisch in den Dingen angelegte Zweck ist ihr Telos und so ist jede "natürliche" Entwicklung zweckmäßig und gut, denn in der Natur kann nichts ohne Zweck geschehen. Letzter Zweck ist der Gott oder das Schönste und Beste, angelegt in den Prinzipien und damit in den Dingen selbst (Metaphysik, Buch XII, Kap. 7; 1072b). Das Wesen der Dinge drückt sich in ihrer Erscheinung und ihrer Form aus und ist zugleich Zweck und Ursache des Werdens und der Entwicklung (Entelechie). Diese Entwicklung aber kann zufällig durch die Materie behindert werden, sodaß das Zweckmäßige sich nicht entwickeln kann.

Mittelalter

Neuzeit

Kybernetik

Literatur

Antike Philosophie

  • Aristoteles: Metaphysik. In. ders., "Philosophische Schriften", Bd. 5, nach der Übersetzung von Hermann Bonitz bearbeitet von Horst Seidl. Hamburg: Meiner, 1995. ISBN 3-7873-1243-9
  • Platon: Sämtliche Dialoge. Hrsg. von Otto Apelt. Hamburg: Meiner, 1988. ISBN 3-7873-1156-4

Neuzeit

  • [Immanuel Kant]: Kritik der Urteilskraft. 1790. In: ders., "Werke", Akademie Textausgabe, Bd. 5, "Kritik der praktischen Vernunft. Kritik der Urteilskraft". Berlin, New York: de Gruyter, 1968. ISBN 3-11-001438-6

Kybernetik


Siehe auch

Teleologie