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Schlacht von Stalingrad

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Schlacht von Stalingrad
Teil von: Zweiter Weltkrieg, Ostfront

Stalingrad
Datum 13. September 1942 bis 2. Februar 1943
Ort Stalingrad, Sowjetunion
Ausgang Sieg der Sowjetunion
Konfliktparteien

Deutsches Reich
Königreich Rumänien
Königreich Italien
Kroatien
Vorlage:Flagicon Königreich Ungarn

Befehlshaber

Erich von Manstein
Friedrich Paulus
Hermann Hoth
Petre Dumitrescu
Constantin Constantinescu
Italo Gariboldi
Marko Mesić
Vorlage:Flagicon Gusztáv Jány

Wassili Tschuikow
Alexander Wassilewski
Georgi Schukow
Semjon Timoschenko
Konstantin Rokossowski
Rodion Malinowski
Andrei Jerjomenko

Truppenstärke

Heeresgruppe B
6. Armee
4. Panzerarmee
3. Rumänische Armee
4. Rumänische Armee
8. Italienische Armee
2. Ungarische Armee

insgesamt ca. 850.000

Südfront
Südwestfront
Donfront

insgesamt ca. 1.700.000

Verluste

Alleine im Kessel: Etwa 150.000 deutsche Soldaten starben in den Kämpfen oder infolge des Hungers bzw. der Kälte im Kessel. Rund 108.000 Mann gerieten in sowjetische Kriegsgefangenschaft, aus der nur 6.000 Überlebende bis 1956 nach Deutschland und Österreich zurückkehrten.

in der gesamten Schlacht (vom 7. Juli 1942 bis zum 2. Februar 1943): 1.130.000 Mann (ca. 500.000 davon Tote [1])

Vorlage:Linkbox Krieg gegen die Sowjetunion

Die Schlacht von Stalingrad war eine der größten Schlachten des Zweiten Weltkrieges. Die Vernichtung der deutschen 6. Armee in Stalingrad (seit 1961 Wolgograd) Anfang 1943 gilt als Wendepunkt des im Juni 1941 vom Deutschen Reich begonnenen Deutsch-Sowjetischen Krieges.

Nach der Einkesselung von über 230.000 Soldaten der Wehrmacht und ihrer Verbündeten im November 1942 durch die Rote Armee stellten die letzten deutschen Einheiten Anfang Februar 1943 alle Kampfhandlungen ein. Nur 6.000 der insgesamt rund 107.800 in Gefangenschaft geratenen Deutschen überlebten den Krieg. In der Schlacht von Stalingrad kamen mindestens 700.000 Menschen ums Leben.

Strategische Bedeutung und Symbolik

Stalingrad war für die Sowjetunion von großer strategischer Bedeutung, da die Wolga eine bedeutende Wasserstraße darstellte. Stalingrad zog sich 40,2 km in nordsüdlicher Richtung am Westufer der Wolga entlang, war aber an der breitesten Stelle nur 6,4 bis 8 Kilometer breit. Die Wolga, die an dieser Stelle 1,6 Kilometer breit ist, schützte die Stadt vor einer Einschließung. Der Fluss war Teil eines wichtigen Nachschubwegs für Rüstungsgüter, die aufgrund des Leih- und Pachtgesetzes aus den USA über den Persischen Korridor und das Kaspische Meer nach Zentralrussland transportiert wurden. Die Eroberung Stalingrads sollte diesen Transportweg unterbinden und ein weiteres Vorstoßen der Wehrmacht in den Kaukasus mit seinen Ölvorkommen bei Maikop, Grosny und Baku sichern.

Die symbolische Bedeutung des Namens Stalingrad sowohl für Stalin als auch für Hitler war zusätzlicher Grund für die enorme Erbitterung, mit der die Schlacht auf beiden Seiten geführt wurde. Stalingrad hatte damals circa 400.000 Einwohner, mit Flüchtlingen aus der Ukraine bevölkerten aber zeitweilig etwa 600.000 Menschen die Stadt. Zu Beginn der Kämpfe befanden sich noch circa 75.000 Zivilisten im Stadtgebiet. Durch die hohen Verluste auf beiden Seiten ist der Kampf um Stalingrad zum Sinnbild für die Schrecken des Krieges geworden.

Ausgangslage an der Ostfront

Nach Berechnungen von Stalins Oberkommando STAWKA standen 1942 trotz einer Million gefallener Soldaten der Roten Armee und über drei Millionen in Deutschland kriegsgefangener Soldaten noch 16 Millionen Sowjetbürger im waffenfähigen Alter den deutschen Armeen gegenüber. Die hinter den Ural verlagerte Rüstungsindustrie produzierte bis 1942 4.500 Panzer, 3.000 Kampfflugzeuge, 14.000 Geschütze und 50.000 Granatwerfer. Auf deutscher Seite waren eine Million Soldaten gefallen, verwundet oder vermisst; von den am Angriff beteiligten Panzern war nur noch jeder zehnte funktionsfähig.

Hitler ging jedoch davon aus, dass „der Feind die Massen seiner Reserven im ersten Kriegswinter weitgehend verbraucht“ habe. Aus diesem Grund verlangte Hitler am 12. September 1942 von General der Panzertruppe Friedrich Paulus die Einnahme Stalingrads. „Die Russen“, so Hitler, seien „am Ende ihrer Kraft“.

Ein weiterer militärischer Fehler Hitlers bestand darin, gleichzeitig Stalingrad und den Kaukasus anzugreifen, da dies die Offensivkräfte zersplitterte. Auf Hitlers Befehl hin wurde die 4. Panzerarmee – die eigentlich zusammen mit der 6. Armee auf Stalingrad vorstoßen und als Flankendeckung dienen sollte – nach Süden abgezogen, um den auf den Kaukasus vorgehenden deutschen Kräften beim Don-Übergang zu helfen. Wie Generaloberst Ewald von Kleist, Oberbefehlshaber der für den Kaukasus-Feldzug verantwortlichen Heeresgruppe A, selbst äußerte, stand die 4. Panzerarmee jedoch „nur im Wege und verstopfte die Straßen“.

Ausgangsgliederung der 6. Armee

Großverband Kommandeur
3. Infanterie-Division (mot.) Generalmajor Helmut Schlömer
16. Infanterie-Division Generalleutnant Siegfrid Henrici
44. Infanterie-Division Generalleutnant Heinrich Deboi
60. Infanterie-Division (mot.) Generalleutnant Otto Kohlermann
71. Infanterie-Division General der Infanterie Alexander von Hartmann
79. Infanterie-Division Generalleutnant Richard Graf von Schwerin
113. Infanterie-Division Generalleutnant Hans-Heinrich Sixt von Armin
295. Infanterie-Division General der Artillerie Rolf Wuthmann
305. Infanterie-Division Generalleutnant Kurt Oppenländer
376. Infanterie-Division Generalleutnant Alexander Edler von Daniels
384. Infanterie-Division Generalleutnant Eccard Freiherr von Gablenz
389. Infanterie-Division Generalleutnant Erwin Jaenecke
100. Jäger-Division Generalleutnant Werner Sanne
16. Panzer-Division Generalleutnant Günther Angern
22. Panzer-Division Generalleutnant Wilhelm von Apell

Schlachtverlauf

Deutscher Angriff

Deutscher Panzer vor einem Haus bei Stalingrad (Herbst 1942)
Soldat mit sowjetischer Maschinenpistole vom Typ PPSch-41 in Deckung zwischen Trümmern im Spätherbst 1942 während dem Deutschem Angriff auf Stalingrad (Aufnahme einer deutschen Propagandakompanie)

Hauptartikel: Deutscher Angriff auf Stalingrad

Nach dem Angriff des Deutschen Reiches auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 und der Gegenoffensive der Roten Armee im Winter desselben Jahres wurde für den Sommer 1942 eine neue Offensive geplant mit dem Ziel, die sowjetischen Ölfelder im Kaukasus einzunehmen (Operation Blau). Ein weiteres wichtiges Ziel wurde die Stadt Stalingrad – zum einen wegen ihrer industriellen und geografischen Bedeutung, da hier die Schifffahrt auf der Wolga verhindert werden konnte, zum anderen wegen ihrer symbolischen Bedeutung. Stalin hatte in dieser Stadt 1918 als Bevollmächtigter für Lebensmittelversorgung, unter anderem mit Massenerschießungen angeblicher Saboteure, die Macht der KPdSU gefestigt. 1925 wurde die Stadt von Zarizyn in Stalingrad umbenannt. Andere Pläne, die auf einen direkten Marsch auf Moskau hinzielten, wurden verworfen, da Hitler die kaukasischen Ölfelder für die weitere Kriegsführung für wichtiger hielt.

Der Angriff auf Stalingrad wurde vom General der Panzertruppen Friedrich Paulus geführt. Er befehligte die circa 200.000 bis 250.000 Mann starke 6. Armee und Teile der 4. Panzerarmee sowie diverse verbündete rumänische und italienische Divisionen [2]. Auch das kroatische Infanterieregiment 369 befand sich unter seinem Kommando.

Nach anfänglichen Verzögerungen durch die Belagerung Sewastopols und Eingriffen Hitlers in die militärische Planung begann der Angriff am 28. Juni 1942. Eine weitere deutsche Armee der Heeresgruppe Süd griff unterdessen Ziele im Kaukasus an. Eine deutsche Panzerabteilung erreichte am 23. August um 18 Uhr die Wolga bei Rynok im Norden von Stalingrad. Am gleichen Tag hatte ein massiver deutscher Luftangriff mit 600 Maschinen zum Tod tausender Zivilisten in Stalingrad geführt, welche auf Befehl Stalins nicht evakuiert werden sollten.

In der Stadt wurde unter hohen Verlusten bald nicht mehr nur um jede Straße, sondern um einzelne Häuserzeilen, Stockwerke und Zimmer gekämpft. Erst im November gelang es den deutschen Einheiten im Rahmen der Operation Hubertus, die fast völlig zerstörte Stadt nahezu vollständig unter ihre Kontrolle zu bringen, was von Hitler in seiner Rede im Löwenbräukeller vom 8. November 1942 als großer Sieg gefeiert wurde. Die 62. Armee unter Befehl von Generalleutnant Wassili Iwanowitsch Tschuikow hielt nur noch einen schmalen, wenige hundert Meter breiten Streifen an der Wolga sowie kleine Teile im Norden der Stadt. Allerdings begann schon wenig später die sowjetische Gegenoffensive unter dem Decknamen Operation Uranus, die schließlich zur Rückeroberung Stalingrads und zum Zurückdrängen der Wehrmacht führen sollte.

Die deutsche Luftwaffe warf insgesamt ungefähr eine Million Bomben mit einem Gesamtgewicht von 100.000 Tonnen auf die Stadt ab.[3]

Sowjetische Verteidigung

Schlacht von Stalingrad
Luftangriff auf Stalingrad, 1942

Den deutschen Truppen stellten sich die 62. Armee unter Generalmajor Kolpaktschi, die 63. Armee unter Generalleutnant Kusnezow und die 64. Armee unter Generalleutnant Tschuikow, dem späteren Marschall, entgegen. Den Oberbefehl hatte der sowjetische Marschall Timoschenko, der im späteren Verlauf der Schlacht auch noch die herangeführte 21. Armee unter Generalmajor Danilow in Stalingrad einsetzen konnte. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass eine damalige sowjetische Armee aufgrund einer anderen Organisationsstruktur im Vergleich zu einer deutschen personell und materiell eher einem deutschen Korps gleichzusetzen war. Hieraus folgt, dass zu Beginn der Schlacht beide Seiten in etwa gleich stark waren – wenn man davon ausgeht, dass eine deutsche Armee je nach Lage, Ausstattung und Auftrag aus vier bis fünf Armeekorps bestand.

Personell konnte die sowjetische Armeeführung, dem Sollbestand entsprechend, auf etwa 1.000.500 Mann zurückgreifen, denen 13.541 Geschütze, 894 Panzer und 1.115 Flugzeuge zur Verfügung standen.

Lange Zeit hinderte Stalin die Bevölkerung daran, die mit Flüchtlingen überfüllte Stadt zu verlassen, da er der Meinung war, dieses würde die Moral der kämpfenden Soldaten steigern. So mussten sogar Frauen und Kinder Panzergräben ausheben, beim Ausbau der Verteidigungsstellungen mithelfen und teilweise sogar kämpfend eingreifen. Im August 1942 hielten sich ca. 600.000 Menschen in der Stadt auf. In den ersten Tagen der Schlacht kamen über 40.000 Zivilisten bei Luftangriffen ums Leben. Erst Ende August begann man Einwohner in Gebiete jenseits der Wolga anzusiedeln. Doch für eine vollständige Evakuierung Stalingrads war es bei einer so großen Bevölkerungszahl zu spät. Um die 75.000 Zivilisten mussten in der zerstörten Stadt bleiben. Weder die eigene Rote Armee noch die Deutschen nahmen auf die Zivilbevölkerung Rücksicht. Viele mussten in Erdlöchern wohnen, und viele erfroren im Winter 1942/1943; andere verhungerten, weil es keine Lebensmittel mehr gab.

Am 23. August 1942, als deutsche Vorauskommandos die Wolga bei Rynok nördlich von Stalingrad erreichten, verhängte die STAWKA auf Weisung Stalins den Belagerungszustand über die Stadt.

Ab diesem Tag lag die Verantwortung für die unmittelbare Verteidigung der Stadt bei Generaloberst Jerjomenko, der auf Stalins persönliche Weisung hin die Organisation und Leitung der sowjetischen Stalingrader Front innehatte. Als politischer Kommissar stand ihm Nikita Chruschtschow zur Seite. Der von Stalin am 28. Juli 1942 ausgegebene Befehl Nr. 227 unter der Parole „keinen Schritt zurück!" führte zur Bildung von Strafbatallionen und Erschießungskommandos zur Bestrafung von Rotarmisten, denen mangelnde Kampfbereitschaft oder Feigheit vorgeworfen wurde [4].

Nach der Verhängung des Belagerungszustands wurde Generalmajor Kolpaktschi als Oberbefehlshaber der 62. Armee abgelöst und durch Generalleutnant Tschuikow ersetzt. Kolpaktschi hatte bezweifelt, die Stadt gegen die deutschen Truppen entsprechend Stalins Befehl halten zu können.

So verwandelten die Verteidiger jedes Schützenloch, jedes Haus und jede Kreuzung in eine Festung. Je weiter die Deutschen in die Stadt vordrangen, desto heftiger fiel der sowjetische Widerstand aus. Besonders heftig waren die Kämpfe im Stadtzentrum Stalingrads um die beiden Bahnhöfe, das Getreidesilo, das Pawlowhaus, den Mamajew-Hügel (deutscherseits als Höhe 102 bezeichnet, auch Mamai-Hügel genannt) sowie die im Norden gelegenen großen Fabrikanlagen mit dem Stahlwerk „Roter Oktober", der Geschützfabrik „Barrikaden" und dem Traktorenwerk „Dserschinski".

Trotz erbittertsten Widerstandes der Roten Armee gelang es den deutschen Verbänden, bis zum Beginn der sowjetischen Gegenoffensive entlang des Don und südlich von Stalingrad ausgehend zirka 90 Prozent des Stadtgebietes zu erobern, nicht jedoch die gesamte Stadt, wie es Hitlers Befehl vorsah. Vor allem die zentrale Halle 4 (Martinsofenhalle) des Stahlwerks „Roter Oktober" konnte nie vollständig von der Wehrmacht eingenommen werden.

Operation Uranus

Hauptartikel: Operation Uranus

Die deutschen Streitkräfte wurden jedoch am 19. November 1942 morgens[5] durch die Operation Uranus von sowjetischen Streitkräften der Donfront unter Rokossowski und Watutin, die durch die 3. rumänische Armee durchgebrochen waren, innerhalb von fünf Tagen durch eine Zangenbewegung eingeschlossen. Die 3. rumänische Armee konnte sich nicht lange halten, da sie eine überdehnte Flanke sichern sollte und dafür ungenügend ausgerüstet war. So verfügten diese Verbände zur Abwehr der sowjetischen Panzer überwiegend über ungeeignete, noch von Pferdegespannen gezogene 3,7 cm Panzerabwehrkanonen. Der Vorstoß der Sowjets ging rasch voran, da zum Zeitpunkt des Unternehmens Uranus einerseits schlechtes Wetter herrschte und die deutsche Luftwaffe nicht eingreifen konnte.

Hinter der 3. rumänischen Armee befand sich ein deutsches Panzerkorps. Es wurde auf Befehl Hitlers den Sowjets entgegen geworfen. Dieses Panzerkorps sollte die Situation stabilisieren. Das XLVIII. Panzerkorps bestand aus zwei schwachen deutschen Panzerdivisionen, primär ausgerüstet mit tschechischen Panzerkampfwagen 38(t), sowie einer rumänischen Panzerdivision. Das Panzerkorps lag in Ställen und Scheunen in Bereitstellung. Im Stroh massenhaft vorhandene Mäuse hatten sich durch die Verkleidungen und elektrischen Kabel der Panzer gefressen, wodurch lediglich circa 30 Panzer einsatzbereit waren, die den Angriff der Roten Armee nicht stoppen konnten. Der Kommandeur jenes Panzerkorps, Ferdinand Heim, diente im Nachhinein als Sündenbock, wurde aus der Wehrmacht ausgestoßen und erst 1944 wieder mit einem Kommando in Boulogne betraut. Die Rote Armee griff ihrerseits durch die Südfront unter General Jeremenko die 4. rumänische Armee und die 4. deutsche Panzerarmee an, bevor sich die beiden Speerspitzen der Zangenbewegung bei Kalatsch am Don trafen und den Ring um Stalingrad endgültig schlossen.

Operation Kolzo

Sowjetische Infanteristen in Feuerstellung auf einem Dach während der Kämpfe um Stalingrad

Der am 12. Dezember 1942 begonnene Versuch der 4. Panzerarmee unter dem Befehl Erich von Mansteins, mit dem Unternehmen Wintergewitter den Kessel aufzubrechen und Entsatz für die eingeschlossenen Truppen zu schaffen, musste am 23. Dezember abgebrochen werden. Die Lage der deutschen Soldaten und ihrer Verbündeten wurde damit immer aussichtsloser.

Nach dem Abschluss der Operation Uranus begann die Rote Armee am 10. Januar 1943 die Operation Kolzo (russ.: Ring). Sie hatte zum Ziel, den Kessel von Stalingrad zu „zerschmettern“ und die Invasoren zu vernichten. Der Ring wurde zum einen durch die Rote Armee enger gezogen, zum anderen rückte die unmittelbare Front weiter nach Westen, was die 6. Armee von den eigenen Truppen weiter abschnitt. In diesem Zuge gelang den sowjetischen Truppen die Eroberung der beiden Flugplätze Pitomnik (16. Januar) und Gumrak (22. Januar).

Ihr Ende fand die Operation Kolzo mit der Einstellung der Kämpfe im Nordkessel am 2. Februar 1943. Bereits am 31. Januar 1943 gingen Paulus und sein Stab im Südkessel in Gefangenschaft.

Im Kessel

Datei:Bundesarchiv Bild 183-B0130-0050-004, Russland, Kesselschlacht Stalingrad.jpg
Bombardierung Stalingrads
Satellitenbild von Wolgograd (früher Stalingrad)

Seit dem 22. November war die 6. Armee völlig von sowjetischen Truppen eingekesselt. Paulus und sein Stab planten, zunächst die Fronten zu stabilisieren und dann nach Süden auszubrechen. Schon zu diesem Zeitpunkt mangelte es aber an der notwendigen Ausrüstung für ein solches Unternehmen.

Am 24. November entschloss sich Hitler endgültig, den Kessel aus der Luft zu versorgen, nachdem Hermann Göring ihm versichert hatte, die Luftwaffe sei in der Lage, den benötigten Mindestbedarf von 550 Tonnen täglich einzufliegen [2]. Angeblich wurden sowohl Göring als auch Hitler von den Generalstäben des Heeres und der Luftwaffe darüber informiert, dass dies nicht möglich sei [6]. Der höchste Versorgungsumfang wurde am 19. Dezember 1942 mit 290 Tonnen erreicht, an manchen Tagen konnten jedoch wegen des schlechten Wetters keine Versorgungsflüge durchgeführt werden. Vom 25. November 1942 bis zum 2. Februar 1943 konnten im Durchschnitt anstelle der versprochenen 500 Tonnen täglich nur 94 Tonnen eingeflogen werden [7].

Am 24. November wurden die Rationen der Soldaten halbiert und die Brotzuteilung auf täglich 300 Gramm festgelegt und in der Folgezeit auf 100 Gramm, gegen Ende auf lediglich 60 Gramm pro Mann reduziert.

Die Versorgung aus der Luft, für die in erster Linie das VIII. Fliegerkorps der Luftflotte 4 zuständig war, brach weiter zusammen, als die Flugplätze Tazinskaja und Morosowskaja außerhalb des Kessels, und der Flughafen Pitomnik innerhalb des Kessels von der Roten Armee erobert wurden und eine Versorgung nur mehr über den notdürftig hergerichteten Feldflugplatz Gumrak durchgeführt werden konnte. Die meisten der eingekesselten Soldaten starben deshalb auch nicht infolge von Kampfhandlungen, sondern an Unterernährung und Unterkühlung.

Ein weiteres für die Soldaten und Offiziere im Kessel wesentliches Problem war, dass über diese Versorgungsflugplätze auch der Abtransport der Verwundeten erfolgen musste. Insbesondere nachdem nur noch der Flugplatz Gumrak zur Verfügung stand, mussten die Flugzeugbesatzungen oft genug unter Waffengewalt die Verzweifelten davon abhalten, sich an die Flugzeuge zu hängen, was ihnen nicht immer gelang. So kam es vor, dass sich Männer beispielsweise an den Fahrgestellen der startenden Maschinen festhielten, bis die Kräfte sie verließen und sie abstürzten.

Der Entlastungsversuch – „Unternehmen Wintergewitter“

Unter Leitung von Generalfeldmarschall Erich von Manstein wurde vom 12. Dezember bis 23. Dezember 1942 durch den Großteil der Panzergruppe Generaloberst Hoth ein Entlastungsangriff zur Befreiung der 6. Armee (Unternehmen Wintergewitter) geführt. Federführend war hier das LVII. Panzerkorps mit der Speerspitze der 6. Panzerdivision unter General der Panzertruppe Rauss. Die 6. Armee hätte unter dem Stichwort Donnerschlag den Angriff vom Kesselinneren in Richtung der Panzergruppe Hoth beginnen sollen, um den Ausbruch gelingen zu lassen. Ausgehend von Kotelnikowo südlich von Stalingrad scheiterte dieser Entlastungsangriff 48 km vor Erreichen des Kessels an der starken sowjetischen Gegenwehr durch die 2. Sowjetische Gardearmee und das VII. Sowjetische Panzerkorps. Dennoch hörten die eingeschlossenen Soldaten den Geschützdonner und waren voller Hoffnung auf die baldige Befreiung. Die Parole dieser Tage lautete: „Haltet aus, Manstein haut uns raus“. Ob dieser Befreiungs- und Ausbruchsversuch aus dem Kessel der 6. Armee allerdings gelungen wäre, ist unsicher, zumal die 6. Armee insgesamt nur noch über rund 50 einsatzbereite Panzer verfügte.

Psychologische Kriegsführung

Die deutschen Soldaten, in einem Zustand des „Kesselfiebers“, träumten von ihrer Befreiung aus dem Kessel der Roten Armee. Sie waren von der eisigen Steppe umgeben und litten unter Entkräftung, Hunger und Epidemien.

Die sowjetische Armee machte sich zu diesem Zeitpunkt die Arbeit deutscher Kommunisten (darunter Walter Ulbricht, Erich Weinert und Willi Bredel) zunutze und beabsichtigte, die Schlagerbegeisterung auszunutzen. Die Hauptaufgabe der damaligen sowjetischen Propaganda-Abteilung rund um den deutschen Kommunisten Ulbricht war es, 20- bis 30-minütige Programme mit Musik, Gedichten und Propaganda zusammenzustellen. Diese Programme wurden auf mobilen Grammophonen abgespielt und über riesige Lautsprecher (auf Transportern oder teilweise auf Schlitten mit langen Kabeln montiert) verbreitet. Ulbricht und Genossen lehrten die sogenannten „Ausrufer“ der sowjetischen Armee, so nah wie möglich an die deutschen Linien zu kriechen und dort die antifaschistischen Parolen sowie Nachrichten über Megaphone auszurufen. Über diese Lautsprecher wurde unter anderem der beliebte alte Schlager mit dem Refrain „In der Heimat, in der Heimat, da gibt’s ein Wiedersehn!“ verbreitet. Ein Großteil der sowjetischen Einsatzkräfte wurde bei diesen Unternehmen getötet.

Andere Mittel der Propaganda, darunter der Spruch „Alle sieben Sekunden stirbt in Russland ein deutscher Soldat. Stalingrad – Massengrab“[8][9], der dem monotonen Ticken einer Uhr folgte, und die sogenannte „tödliche Tango-Musik“ (Death Tango) sorgten für eine zusätzliche Demoralisierung der Soldaten im Kessel. Ein gelegentlich genutztes akustisches Element stellte der „Schrei“ einer echten Katjuscha aus einer „Stalin-Orgel“ dar, dem sowjetischen Mehrfachraketenwerfer.

Die meisten Propaganda-Rundsendungen dieser Art führten auf Befehl der deutschen Generäle zu erhöhtem Beschuss der Stellungen der Roten Armee, der jedoch aufgrund abnehmender deutscher Munitions- und Lebensmittellieferungen schwächer wurde. Ein „Weghören“ war so fast unmöglich.

Sowjetischer Sieg und Gefangennahme

Datei:Bundesarchiv Bild 183-W0506-316, Russland, Kampf um Stalingrad, Siegesflagge.jpg
Rotarmist schwenkt die Fahne des Sieges auf dem zentralen Platz, Januar 1943
Paulus geht in Kriegsgefangen-schaft, 31. Januar 1943

Trotz der aussichtslosen Lage lehnte Paulus am 8. Januar 1943 die Aufforderung der sowjetischen Seite zur Kapitulation ab. Am 10. Januar begann daraufhin die letzte Großoffensive der Sowjets gegen die Reste des Sechsten Armee, die am 25. Januar mit der Aufspaltung der Kräfte der Wehrmacht in einen Süd- und einen Nordkessel endeten. Bereits ab dem 22. Januar konnte Versorgungsmaterial nur noch abgeworfen werden, da sich alle Landeplätze nun in sowjetischer Hand befanden.

Durch Funkspruch aus dem Führerhauptquartier wurde Paulus am 29. Januar 1943 zum Generalfeldmarschall befördert. Da sich bis dahin noch kein Generalfeldmarschall der Wehrmacht in Gefangenschaft begeben hatte, wollte Hitler mit dieser Beförderung zusätzlich Druck auf Paulus ausüben, unter allen Umständen die Stellung zu halten – oder aber er forderte Paulus damit indirekt zum Suizid auf.

Am 31. Januar drangen morgens Truppen der Roten Armee in das Kaufhaus „Univermag" ein, wo sich im Keller das Hauptquartier der 6. Armee befand. Um 7.35 Uhr gab die dortige Funkstation ihre letzten beiden Meldungen ab: „Russe steht vor der Tür. Wir bereiten Zerstörung vor". Kurz darauf: „Wir zerstören". Nach weiteren Angriffen der Roten Armee auf die noch verbliebenen deutschen Stellungen stellte der Kommandeur der 71. Infanterie-Division, Generalmajor Roske die Kämpfe im Südkessel ein. Unmittelbar darauf kam Generalmajor Laskin, Chef des Generalstabes der 64. Sowjet-Armee, in das Hauptquartier der 6. Armee, wo sodann die Übergabeverhandlungen begannen. Hitler tobte, als er von der Gefangennahme des Oberbefehlshabers Kenntnis erhielt. Paulus selbst hatte allen Offizieren den Suizid ausdrücklich verboten mit der Begründung, sie hätten das Schicksal ihrer Soldaten zu teilen.

Am Vormittag des 2. Februar 1943 erlosch auch der Widerstand des XI. deutschen Armeekorps im Nordkessel und der General der Infanterie Karl Strecker als Kommandierender General ließ die Kampfhandlungen einstellen. Eine offizielle Kapitulation gab es nicht. Versprengte Truppenteile leisteten noch bis zum 20. Februar Widerstand.

Am 3. Februar nachmittags gab der Großdeutsche Rundfunk folgende Sondermeldung heraus:

  • Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt: Der Kampf um Stalingrad ist zu Ende. Ihrem Fahneneide bis zu letzten Atemzug getreu, ist die Sechste Armee unter der vorbildlichen Führung des Generalfeldmarschalls Paulus der Übermacht des Feindes und der ungünstigen Verhältnisse erlegen. Ihr Schicksal wird von einer Flakdivision der Luftwaffe, zwei rumänischen Divisionen und einem kroatischen Regiment geteilt, die in treuer Waffenbrüderschaft mit den Kameraden des deutschen Heeres ihre Pflicht bis zum äußersten getan haben....Das Opfer der Sechsten Armee war nicht umsonst. Als Bollwerk der historischen europäischen Armee hat sie viele Wochen hindurch dem Ansturm von sechs sowjetischen Armeen gebrochen...Sie starben, damit Deutschland lebe.

Paulus ging mit seinem Stab und weiteren 30 Generälen in die Gefangenschaft. Von den anfänglich circa 220.000 Soldaten gingen 108.000 in sowjetische Kriegsgefangenschaft und nur 6.000 kehrten wieder in ihre Heimat zurück. Ungefähr 40.000 wurden ausgeflogen, die restlichen fielen oder starben in der Gefangenschaft. Von den Soldaten, die den Kessel nicht mehr verließen, fielen jedoch der Großteil nicht bei Kampfhandlungen, sondern erfror, verhungerte oder kam durch Krankheiten ums Leben. Insbesondere das von Läusen übertragene Fleckfieber forderte später in den Gefangenenlagern noch die meisten Opfer. Am Ende der Schlacht um Stalingrad lagen in den Trümmern der völlig zerstörten Stadt etwa 169.000 gefallene deutsche Soldaten und die Kadaver von ca. 52.000 Wehrmachtspferden. Die Verluste auf sowjetischer Seite in Stalingrad werden auf etwa eine Million Zivilisten und Soldaten geschätzt. Paulus selbst, von der Sowjetunion gegen seine ehemaligen Vorgesetzten in der Wehrmacht während der Nürnberger Prozesse als Zeuge aufgerufen, kehrte nach dem Tod Stalins 1953 nach Deutschland (DDR) zurück und wohnte bis zu seinem Tod Anfang 1957 in einer Villa in Dresden.

Beteiligte Verbände

Achsenmächte
  • die Generalkommandos des IV., VIII., XI., LI. Armeekorps und des XIV. Panzerkorps
  • die 14., 16. und 24. Panzer-Division
  • die Sturmgeschütz-Abteilung 177 und Teile der Sturmgeschütz-Abteilungen 243, 244 und 245
  • die Luftflotte 4, bestehend aus dem IV. und VIII. Fliegerkorps
  • die 3., 29. und 60. motorisierte Infanterie-Division
  • die 44., 71., 76., 79., 94., 113., 295., 297., 305., 371., 376., 384. , 389. und die 394. Infanterie-Division[2]
  • die 100. Jäger-Division und das kroatische Regiment 369
  • die 1. rumänische Kavallerie-Division und die 20. rumänische Infanterie-Division
  • 5 Sturmpionierbataillone: Pionierbataillon 162, 294, 305, 336 und 389
  • verschiedene logistische Truppenteile, Flak-Verbände und Bodeneinheiten der Luftwaffe
  • Dritte Rumänische Armee
  • Vierte Rumänische Armee
  • Achte Italienische Armee
  • Zweite Ungarische Armee
Sowjetunion
  • 54 Schützendivisionen: 1, 10, 23, 24, 29, 38, 45, 49, 63, 64, 76, 84, 91, 95, 96, 99, 112, 116, 119, 120, 126, 138, 153, 157, 159, 169, 173, 193, 196, 197, 203, 204, 226, 233, 244, 252, 258, 260, 266, 273, 277, 278, 284, 293, 299, 302, 303, 304, 308, 321, 333, 343, 346, 422
  • 12 Gardedivisionen: 4, 13, 14, 15, 27, 34, 36, 37, 39, 40, 47, 50
  • 2 Marine-Infanteriebrigaden: 92, 154
  • 14 Sonderbrigaden: 38, 42, 52, 66, 93, 96, 97, 115, 124, 143, 149, 152, 159, 160
  • 4 Panzerkorps: 1, 4, 16, 26
  • 15 Panzerbrigaden: 1, 2, 6, 10, 13, 56, 58, 84, 85, 90, 121, 137, 189, 235, 254
  • 3 mechanisierte Korps: 1, 4, 13
  • 3 Kavalleriekorps: 3, 4, 89
  • 4 Luftflotten (8,11, 16 u. 17)

Folgen

Der von den Nationalsozialisten propagierte „Opfergang der 6. Armee“ half wahrscheinlich, den deutschen Südabschnitt der Ostfront zu stabilisieren. Hätte die 6. Armee früher kapituliert, wären auch die operierenden Einheiten im Kaukasus abgeschnitten worden. Der Kessel in Stalingrad band zu Hochzeiten etwa 1,5 Millionen Soldaten der Roten Armee, ebenso hatte die Rote Armee beträchtliche Verluste (insgesamt ca. 1 Million Mann) bei der Schlacht in Stalingrad – die allerdings bei weitem nicht so gravierend waren wie der Totalverlust der 6. Armee für die Wehrmacht. Bei der Wehrmacht kam noch dazu, dass sie für die Versorgung des Kessels eine hohe Anzahl an Flugzeugen eingebüßt hat, die nicht wieder ersetzt werden konnten. Darüber hinaus ging ein Großteil der Heeresartillerie verloren. Die Niederlage in Stalingrad wird quasi als der militärische Wendepunkt des Krieges betrachtet, andere Seiten sehen die endgültige Wende erst nach der Schlacht am Kursker Bogen gegeben. In sowjetischer Militärliteratur wird die Schlacht von Stalingrad meist als Entscheidungsschlacht im Deutsch-Sowjetischen Krieg dargestellt. Der spätere Marschall der Sowjetunion Nikolai Iwanowitsch Krylow schrieb:

„Nach Stalingrad schöpften die Menschen in den von Deutschland überfallenen Ländern und die Millionen in den Konzentrationslagern erste Hoffnung“

Nikolai Iwanowtisch Krylow,Stabschef der 62. Armee und späterer Marschall der Sowjetunion[10]

Der Bundeswehroberst und Militärhistoriker Karl-Heinz Frieser sieht den Krieg für Deutschland allerdings schon verloren, als der deutsche Angriff in der Winterschlacht vor Moskau erfror. Laut Erich von Manstein hätte das Deutsche Reich jedoch auch ein Remis herausschlagen können [2]. Ungeachtet dieses Streits der Historiker war die Stalingrader Schlacht ein psychologischer Wendepunkt. Zum ersten Mal wurde hier der deutschen Öffentlichkeit die Möglichkeit einer Niederlage auch des gesamten Krieges vor Augen geführt. An vielen Häuserwänden war daher die Zahl 1918 zur Erinnerung an die deutsche Niederlage im Ersten Weltkrieg zu lesen. Innenpolitisch wurde Stalingrad für viele Offiziere ein Anlass, sich der militärischen Opposition gegen Hitler anzuschließen. Politische Gegner konnten wieder hoffen, dass die nationalsozialistische Diktatur doch eines Tages untergehen würde. Die sowjetische Geschichtsschreibung hat immer die moralische Überlegenheit gegen einen Angriff im sogenannten Großen Vaterländischen Krieg hervorgehoben. Heutige Historiker aller Seiten bemühen sich, bei der Beantwortung der Frage, welcher Preis für die einzelnen Militäroperationen gezahlt wurde, nicht den Unterschied zwischen Raub- und Verteidigungskrieg zu verwischen.

Außenpolitisch begannen neutrale und mit Deutschland verbündete Staaten, sich auf eine deutsche Niederlage einzustellen.

Großbritannien und die USA rechneten seither damit, dass auch die Sowjetunion zu den Siegermächten des Zweiten Weltkrieges gehören werde.

Verluste der deutschen Luftwaffe für die Versorgung der 6. Armee in Stalingrad und das Ausfliegen von Verwundeten vom 24. November 1942 bis 31. Januar 1943 (nach [11]):

Maschinen Maschinentyp
269 Junkers Ju 52/3m
169 Heinkel He 111
42 Junkers Ju 86
9 Focke-Wulf Fw 200
5 Heinkel He 177
1 Junkers Ju 290
insgesamt 495 Maschinen = 5 Geschwader = Mehr als 1 Fliegerkorps

Die Verluste betrugen etwa 50 % der eingesetzten Einheiten. Zudem wurde zugunsten der Luftversorgung das Ausbildungsprogramm der Luftwaffe angehalten und die Feindflüge an anderen Kriegsschauplätzen wurden erheblich reduziert, um Treibstoff für den Einsatz bei Stalingrad zu sparen.

Gedenkstätten in Wolgograd

Mutter-Heimat-Statue in Wolgograd
  • Im Keller unter dem Kaufhaus ist die Befehlszentrale, in der Paulus sich bis zu seiner Gefangennahme aufhielt, noch erhalten und zu besichtigen.[5]
  • Die Gedenkstätte Denkmal Mutter Heimat auf dem Mamajew-Hügel im heutigen Wolgograd erinnert an die verlustreichen Kämpfe.
  • Am Platz der Helden befindet sich der Eingang zur Ruhmeshalle, in der Trauerfahnen die Namen der sowjetischen Gefallenen dokumentieren.[5]
  • Der Platz der gefallenen Krieger ist ein Ehrenmal mit ewiger Flamme für die gefallenen sowjetischen Soldaten. An mehreren Stellen befinden sich Gräber. Hochzeitspaare legen Sträuße am Denkmal nieder zur Erinnerung an die Soldaten. (Soldatendenkmal).[5] *Am gegenüberliegenden Haus der Roten Mühle erinnert eine Schrift an der Fassade an die Eroberung dieser Position durch einen sowjetischen Soldaten.[5]
Datei:Sword of Stalingrad.jpg
Das Schwert von Stalingrad
  • Das Museum der Schlacht von Stalingrad wurde neben der Ruine der Grudinin-Mühle als Rundbau errichtet. In dem Museum befindet sich das „Schwert von Stalingrad". Winston Churchill hat das Schwert am Abend des 29. Novembers 1943 während der Konferenz von Teheran an Stalin als ein Geschenk von König Georg VI. übergeben. Es handelte sich um ein in Sheffield eigens „Für den Sieger der Schlacht von Stalingrad" angefertigtes Zeremonialschwert. König Georg VI. hat es den Bürgern von Stalingrad und allen Bürgern der Sowjetunion gewidmet.
  • In der Nähe des ehemaligen Flugplatzes Gumrak und neben dem alten völlig zerstörten Dorf Rossoschka wurde neben dem alten Wehrmachtsfriedhof (für rund 600 Gefallene) im Jahr 1997 ein halbkreisförmiger Friedhof für sowjetische Gefallene und im Jahr 1999 ein kreisförmiger Friedhof für rund 50.000 deutsche Gefallene aus dem Gebiet von Stalingrad eingeweiht. An die 22 vermissten und gefallenen Bewohner der völlig zerstörten Dörfer Groß- und Klein-Rossoschka erinnert ein Gedenkstein. An die deutschen Vermissten erinnern seit 2006 107 große Granitwürfel mit 103.234 Namen. Im Gesamtnamensbuch Wolgograd – Rossoschka des Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge sind die Namen von rund 150.000 gefallenen und vermissten Stalingradopfern dokumentiert. Durch den gemeinsamen Friedhof soll die Versöhnung zwischen den Völkern verstärkt werden. Im Sinne der Verständigung und Freundschaft arbeiten in sogenannten Workcamps deutsche und russische Jugendliche an der Pflege der Grabsteine, Granitwürfel und Wege und heben für die Umbettung von deutschen und sowjetischen Soldaten neue Grabstellen aus.
Deutsches Gedenken
  • Von den wenigen Überlebenden gibt es noch eine Kameradschaft der ehemaligen Stalingradkämpfer und ihrer Angehörigen.[12]
  • Ein Bild bleibt für viele Menschen mit der Schlacht von Stalingrad verbunden: das der Madonna von Stalingrad. Das Weihnachten 1942 von dem evangelischen Pastor, Arzt und Künstler Dr. Kurt Reuber in einem Unterstand in Stalingrad mit Kohle auf der Rückseite einer sowjetischen Landkarte gemalte Bild trägt die Umschrift „1942 Weihnachten im Kessel – Festung Stalingrad – Licht, Leben, Liebe“. Während Reuber die Gefangenschaft selbst nicht überlebte, gelangte das Bild mit einem der letzten Flugzeuge in die Hände der Familie, die es 1983 auf Anregung von Bundespräsident Karl Carstens der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin übergab. In der Kirche (an der Wand hinter den rechten Stuhlreihen) hängt damit eines der beeindruckendsten Marienbilder zur Anregung für Gedenken und Gebet und zur Erinnerung an die Gefallenen und Mahnung zum Frieden. Das Bild findet sich heute auch im Wappen des Lazarettregiments 21 des Sanitätsdienstes der Bundeswehr wieder.

Siehe auch

Literatur

Bei der Betrachtung sowjetischer Quellen mit Ausnahme von Samisdat- und Tamisdat-Literatur, die bis zum Jahr 1987 veröffentlicht wurden, muss die Tätigkeit der sowjetischen Zensurbehörden (Glawlit, Militärzensur) bei der Revision diverser Inhalte im Sinne der sowjetischen Ideologie berücksichtigt werden. (→Zensur in der Sowjetunion)

Sachbücher

(alphabetisch nach Autoren)

  • Antony Beevor: Stalingrad. Orbis-Verlag, Niedernhausen 2002, ISBN 3-572-01312-7.
  • Antony Beevor: Ein Schriftsteller im Krieg – Wassili Grossman und die Rote Armee 1941–1945. C.Bertelsmann, 2007, ISBN 978-3-570-00913-0.
  • William E. Craig: Die Schlacht um Stalingrad. Tatsachenbericht. Heyne, München 1991, ISBN 3-453-00787-5.
  • Jens Ebert (Hrsg.): Feldpostbriefe aus Stalingrad. Wallstein-Verlag, Göttingen 2003, ISBN 3-89244-677-6.
  • Jürgen Förster (Hrsg.): Stalingrad. Ereignis, Wirkung, Symbol. Piper, München 1992, ISBN 3-492-11618-3.
  • Will Fowler: Schlacht um Stalingrad. Die Eroberung der Stadt – Oktober 1942. Tosa Verlag. ISBN 3-902478-62-4 (mit Karten des Frontverlaufs).
  • David M. Glantz: Armageddon in Stalingrad: September-November 1942 (The Stalingrad Trilogy, Volume 2). University of Kansas Press, Lawrence 2009
  • Andreas Hillgruber (Hrsg.): Von El-Alamein bis Stalingrad. Aus dem Kriegstagebuch des Oberkommandos der Wehrmacht. Dtv, München 1965.
  • Manfred Kehrig: Stalingrad. Analyse und Dokumentation einer Schlacht. DVA, Stuttgart 1979, ISBN 3-421-01653-4.
  • Walter Kerr: Das Geheimnis Stalingrad. Heyne, München 1979, ISBN 3-453-01012-4.
  • Guido Knopp: Stalingrad. Das Drama. Goldmann, München 2006, ISBN 3-442-15372-7.
  • Nikolai Krylow:Stalingradskij Rubez Stalingrad-Die entscheidende Schlacht des Zweiten Weltkrieges. Pahl-Rugenstein, Köln 1981, ISBN 3-7609-0624-9
  • Michael Kumpfmüller: Die Schlacht von Stalingrad. Metamorphosen eines deutschen Mythos. Wilhelm Fink Verlag, München 1995, ISBN 3-7705-3078-0.
  • Janusz Piekałkiewicz: Stalingrad. Anatomie einer Schlacht. Heyne, München 1993, ISBN 3-453-06012-1.
  • Rainer Ruff (Hrsg.): Namen für Rossoschka. Schicksale aus Stalingrad. Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. Pößneck 2007. (Zusammenstellung von Tagebuchauszügen, Feldpostbriefen, Schilderungen von überlebenden Zeitzeugen, Berichten der Familienangehörigen anlässlich der Einweihung der Namenswürfel für die Vermissten).
  • Heinz Schröter: Stalingrad ... bis zur letzten Patrone. Ullstein, Berlin 1993, ISBN 3-548-22972-7.
  • Carl Schüddekopf: Im Kessel. Erzählen von Stalingrad. 3. Aufl. Piper, München 2004, ISBN 3-492-24032-1.
  • Wassili Iwanowitsch Tschuikow: Die Schlacht des Jahrhunderts. Militärverlag der DDR, Berlin 1988, ISBN 3-327-00637-7.
  • Bernd Ulrich: Stalingrad. Beck, München 2005, ISBN 3-406-50868-5.
  • Stephen Walsh: Stalingrad. Die Hölle im Kessel – 1942/43 (mit Fotos aus sowjetischen Archiven).
  • Wolfram Wette, Gerd R. Ueberschär (Hrsg.): Stalingrad. Mythos und Wirklichkeit einer Schlacht. Fischer, Frankfurt/M. 2003, ISBN 3-596-11097-1.
Dokumentarische Romane (Belletristik)

Filme über die Schlacht von Stalingrad

Dokumentarfilme
Filmische Umsetzung

Die Schlacht um Stalingrad wurde in mehreren Filmen – teilweise propagandistisch – umgesetzt. Um Objektivität bemühte Filme, die sich mit der Grausamkeit des Krieges allgemein befassen, sind:

Zeitzeugen im Film
  • 2008 Stalingrad - Wolgograd. Begegnungen in der Schicksalsstadt. Reportage. Hanse TV im Auftrag von NDR und rbb. Wiederholung gezeigt in BR alpha am 3. Februar 2010, 19:30 bis 20:15. (Zeitzeuge Horst Zank, der in sowjetische Kriegsgefangenschaft kam und überlebte, besucht seine alten Stellungen an Don und Wolga, die sowjetischen Kriegsdenkmäler, die deutsch-russische Kriegsgräberstätte Rossoschka und tauscht sich mit russischen Veteranen und der russischen Bevölkerung aus über den Frieden als Lehre aus der Vergangenheit.)
Commons: Schlacht von Stalingrad – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Schlacht
Feldpostbriefe und Zeitzeugen
Mahnmale
Rezeption
  • Stalingrad in deutschen Schulgeschichtsbüchern (von Wigbert Benz aus „Unternehmen Barbarossa“; Jahrgang 3 (2003): Edition geschichtswissenschaftlicher Beiträge zum Krieg gegen die Sowjetunion 1941–1945; Hrsg: Historisches Centrum Hagen)

Einzelnachweise

  1. Richard Overy: Russlands Krieg, Rowohlt Verlag 2004, ISBN 3-498-05032-X, Seite 286
  2. a b c d Erich von Manstein: Verlorene Siege. Athenäum, Bonn 1955 (zuletzt in 17. Auflage: Bernard und Graefe, München 2004), ISBN 3-7637-5253-6
  3. Aleksandr Michailowitsch Samsonow: Stalingradskaja Bitwa. Isdvo Akademii Nauk, Moskau 1960, S. 257.
  4. Richard Overy: Russlands Krieg, Rowohlt Verlag 2004, ISBN 3-498-05032-X, Seite 249
  5. a b c d e Länder – Menschen – Abenteuer, Reportage von 2008, Wiederholung gezeigt im NDR vom 19. Februar 2009, 20:15 bis 21:00 (Zeitzeuge Horst Zank, der in sowjetische Kriegsgefangenschaft kam und überlebte)
  6. Matthew Cooper: Die Luftwaffe 1933- 1945: Eine Chronik, Motorbuchverlag Stuttgart 1988, ISBN 3-613-01017-8, Seite 259
  7. Matthew Cooper: Die Luftwaffe 1933- 1945: Eine Chronik, Motorbuchverlag Stuttgart 1988, ISBN 3-613-01017-8, Seite 264
  8. Heinz Schröter, Stalingrad. Bis zur letzten Patrone. Kleins Druck- und Verlagsanstalt GmbH, 1945, S. 121
  9. Otto Heinrich Kühner, Wahn und Untergang, 1939–1945 Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1957, S. 164
  10. Nikolai Krylow:Stalingradskij Rubez Stalingrad-Die entscheidende Schlacht des Zweiten Weltkrieges. Pahl-Rugenstein, Köln 1981, ISBN 3-7609-0624-9, S.1
  11. M. Griehl und J. Dressel Heinkel He 177-277-274 – Eine luftfahrtgeschichtliche Dokumentation; Motorbuch Verlag, Stuttgart; ISBN 3-613-01299-5; Seite 81
  12. Stalingrad-Kameradschaft spendet. In: Stimme & Weg, Januar 2010, S. 28

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