Iran
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Wahlspruch: استقلال آزادی جمهوری اسلامی Esteqlāl, Āzādī, Dschomhūrī-ye Eslāmī | |||||
Amtssprache | Persisch | ||||
Hauptstadt | Teheran (Tehran) | ||||
Staatsform | Islamische Republik | ||||
Staatsoberhaupt | de jure: Zwölfter Imam Muhammad al-Mahdi de facto: Oberster Rechtsgelehrter Ajatollah Seyyed Alī Chāmene'ī | ||||
Regierungschef | Staatspräsident Mahmud Ahmadinedschad | ||||
Fläche | 1.648.195 km² | ||||
Einwohnerzahl | 74.196.000 (2009) | ||||
Bevölkerungsdichte | 44,9 Einwohner pro km² | ||||
Bruttoinlandsprodukt | 382,3 Mrd US-$ | ||||
Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner | 5.221,8 US-$ | ||||
Index der menschlichen Entwicklung | 0,759 (94.) | ||||
Währung | 1 Iranischer Rial = 100 Dinars | ||||
Nationalhymne | Soroud-e Melli-ye Dschomhuri-ye Eslami-e Iran | ||||
Zeitzone | UTC+3,5 / UTC+4,5 (März-September) | ||||
Kfz-Kennzeichen | IR | ||||
Internet-TLD | .ir | ||||
Telefonvorwahl | +98 | ||||
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Der Iran (Persien, persisch ايران Īrān Vorlage:Audio-IPA/, dt. Land der Arier) ist ein Staat in Vorderasien (Westasien). Mit rund 74 Millionen Einwohnern und einer Fläche von 1.648.195 km² zählt er zu den 20 bevölkerungsreichsten und größten Staaten der Welt.
Landesname
Seit frühester Zeit wurde das Land von seiner Bevölkerung als Iran (eine Abkürzung des mittelpersischen Eran Schahr) bezeichnet. Die altiranische Form dieses Namens, Aryānām Xšaθra, bedeutet „Land der Arier“.
Die im Abendland bis ins 20. Jahrhundert gebräuchliche Bezeichnung Persien geht auf Pars (bzw. Parsa/Perser),[1] das Kernland der Achämeniden zurück, die im 6. Jahrhundert v. Chr. ein erstes persisches Großreich schufen. Von den Griechen Persis genannt, bezeichnete es im wesentlichen die heutige Provinz Fars um Schiraz. Von ihr leitet sich auch der Name فارسی (Farsi) („Persisch“) für die persische Sprache ab.
Der geografische Begriff Iran bezieht sich auf das gesamte iranische Hochland.
Geografie





Der Iran grenzt an sieben Staaten: im Westen und Nordwesten an den Irak (Grenzlinie 1.609 km), die Türkei (511 km), Aserbaidschan (759 km) und Armenien (48 km), im Nordosten und Osten an Turkmenistan (1.205 km), sowie im Osten und Südosten an Afghanistan (945 km) und Pakistan (978 km). Des Weiteren hat der Iran zwei Wassergrenzen im Norden (765 km) und Süden (2.045 km).
Der nördlichste Punkt des Irans liegt auf 39° 47′ nördlicher Breite und befindet sich in etwa auf dem gleichen Breitengrad wie Palma de Mallorca (Spanien). Der südlichste Punkt liegt auf 25° nördlicher Breite und befindet sich in etwa auf dem gleichen Breitengrad wie Doha (Katar). Der westlichste Punkt liegt auf 44° 02′ östlicher Länge und damit in etwa auf selber Länge wie Bagdad (Irak). Der östlichste Punkt liegt auf 63° 20′ östlicher Länge und damit ungefähr auf selber Länge wie Herat (Afghanistan).
Der heutige Iran hieß in der Antike und bis etwa 1935 Persien. Es ist ein ausgesprochenes Gebirgsland, was das Klima – von den Wüsten abgesehen – auch für Europäer recht erträglich macht. Geologisch wird das Land durch mehrere fast parallele, nach Südosten streichende Gebirgsketten gegliedert, die im Zagros- und Kuhrud-Gebirge mehrmals über 4.000 m erreichen. Östlich dieser von fruchtbaren Tälern und Hochebenen durchzogenen Gebirge liegen die großen Wüsten Dasht-e-Kavir und Dasht-e-Lut, nahe der Landesmitte auch ausgedehnte Salzpfannen. Aufgrund der geologischen Gegebenheiten und der vermutlich noch anhaltenden Gebirgsbildung treten im Iran häufig Erdbeben auf. Die Situation ist vergleichbar mit der Bebenhäufigkeit in der Türkei und an der US-Westküste, wo die sich langsam verschiebenden Erdplatten ebenfalls merklichen Druck in der oberen Erdkruste bewirken.
Der höchste Berg im Iran ist der 5.671 m hohe Damavand (Demawend, Dēmāwend) im Elburs-Gebirge auf 35,9° nördlicher Breite – ein erloschener, gletscherbedeckter Vulkan nordöstlich der Hauptstadt Teheran, von deren nördlichen Vororten er bereits erkennbar ist. Zum nur 60 km entfernten Kaspischen Meer hat er fast 6.000 m Höhenunterschied, ein Anstieg, der nicht einmal in den chilenischen Anden zu finden ist.
Im Norden grenzt der Iran auf einer Länge von 756 km an das Kaspische Meer, den größten See der Erde. Im Süden und Südwesten hat das Land eine 2045 km lange Küste zum Golf von Oman und zum Persischen Golf, die voneinander durch die Straße von Hormuz getrennt sind. An dieser für die Erdölrouten wichtigen Meeresenge bei Bandar Abbas und der Insel Qeshm – auf der das namensgebende Hormoz liegt – beträgt die Entfernung nach Arabien (Oman und Vereinigte Arabische Emirate) kaum 50 Kilometer.
Klima
Das Klima im Iran ist sehr vielfältig. Es überwiegen aride Klimaverhältnisse, doch treten regional – insbesondere im Norden (Kaspisches Meer) und an einigen Gebirgswänden – jährliche Niederschläge bis über 2.000 mm auf. Am trockensten sind die Salzseen im Landesinnern, während es in den Küstengebieten an den südlichen Küsten nachts auch zur Bildung von Nebel kommen kann.
Stadt | Durchschnittstemperatur / Jahresniederschläge |
---|---|
Ardabil | 9,4 °C / 344 mm |
Bandar Abbas | 26,9 °C / 203 mm |
Isfahan | 16,5 °C / 146 mm |
Kerman | 16,6 °C / 155 mm |
Mashad | 15,5 °C / 290 mm |
Rascht | 17,8 °C / 2.276 mm |
Sari | 17,7 °C / 1.066 mm |
Teheran | 18,0 °C / 316 mm |
Yazd | 19,8 °C / 63 mm |
Vegetation
53 % der Landesfläche des Iran sind Wüstengebiet (Dasht-e Kavir im Norden, Dasht-e Lut im Süden, siehe Wüsten Afghanistans und des Iran), 27 % Weideland, 9 % Ackerland (75.620 km² bewässert), 11 % Wald.
Die Wälder sind zumeist übernutzt, zwischen Elburs-Gebirge und Kaspischem Meer finden sich aber großflächige Urwälder der Buche, die sich in dieser Ausdehnung nur im äußersten Osten des Buchenareals erhalten haben.[2]
Tierwelt
Die Tierwelt im Iran ist sehr vielfältig und spiegelt die verschiedenen Vegetationszonen des Landes wieder. Zur Großtierfauna zählen Steppen- und Halbwüstenbewohner wie Gazellen und Halbesel ebenso, wie Wildschafe und Wildziegen als typische Gebirgstiere. In den Wäldern des Landes kommen Rothirsche vor. Einige Braunbären, Geparden und Leoparden halten sich noch in entlegenen Gegenden, Tiger und Löwen wurden im Iran dagegen ausgerottet. Der Iran verfügt über mehrere Schutzgebiete, wie das Arasbaran-Schutzgebiet, das Touran-Schutzgebiet, den Golestan-Nationalpark und den Kavir-Nationalpark. Eine Population des Mesopotamischen Damhirschs, der in freier Wildbahn ausgestorben war, wurde auf einer Insel im Urmiasee angesiedelt.
Bevölkerung
Ethnien
Die Bevölkerung im Iran (71,2 Millionen) setzt sich zusammen aus ca. 65 % Persern, ca. 16 % Aserbaidschanern, 7 % Kurden, 6 % Luren, ca. 2 % Araber, 2 % Belutschen, 1 % Turkmenen, 1 % türkischstämmigen Nomaden wie die Kaschgai und einigen kleineren Minderheiten, wie christliche Armenier, Assyrer, Georgier sowie Juden. Daneben leben im Iran zahlreiche Flüchtlinge: zwei Millionen aus Afghanistan und 203.000 aus dem Irak. 20.000 Iraner befinden sich als Flüchtlinge im benachbarten Irak.
Die durchschnittliche Lebenserwartung der Iraner beträgt 71,14 Jahre, wobei sie bei den Frauen mit 72,72 höher als bei den Männern (69,65) liegt. Das Durchschnittsalter beträgt bei Frauen 27,2 Jahre, bei Männern 26,8 Jahre. Das Gesamtdurchschnittsalter beträgt 27 Jahre. 70 % der Bevölkerung sind unter 25 Jahre alt. Der derzeitige Bevölkerungszuwachs beträgt etwa 0,88 %. Die durchschnittliche Anzahl an Kindern je Frau fiel von 2,2 im Jahr 2000 auf ca. 1,7 im Jahr 2007, ein für den islamischen Kulturkreis sehr niedriger Wert. Nach Berechnung der Pennsylvania State University könnte der Wert sogar bei 0,66 Kindern pro Frau liegen, was der bei weitem niedrigste Wert der Welt wäre.[3]
Sprachen

Amtssprache des Iran ist Persisch, lokal فارسی (Fārsī) genannt. Sie ist eine indogermanische Sprache und zugleich die Wichtigste unter allen iranischen Sprachen, die gemeinsam mit den indoarischen Sprachen den ostindogermanischen Sprachast „Indoiranische Sprachen“ bilden. Persisch ist zwar die einzige Amtssprache im Iran und wird von etwa 65 % der iranischen Bevölkerung als Muttersprache gesprochen, sie ist jedoch nicht die alleinige Landessprache. Der Anteil der Aserbaidschanisch-, Turkmenisch und Kaschgai Sprecher wird mit 16 % beziffert; Kurdisch mit 7 %; Lurisch mit 6 %; Belutschi mit 2 %; Arabischsprecher mit 2 %; und andere 1 %. Im Iran werden insgesamt 77 verschiedene Sprachen und Idiome gesprochen.[4]
- Iranische Sprachen: Persisch (Dari), Lorī, Kurdisch, Belutschisch, Tadschikisch
- Turksprachen: Aserbaidschanisch, Turkmenisch.
- Armenisch
Religion

Insgesamt bekennen sich 98 % der Bevölkerung zum Islam (89 % Schiiten und 9 % Sunniten).[5] Der zwölfer-schiitische Islam ist Staatsreligion. Die größte religiöse Minderheit stellen die im Iran entrechteten Bahai mit 150.000 bis 500.000 Anhängern, wobei meist 300.000 angegeben wird.[6] Seit 1979 ist vermutlich über die Hälfte aufgrund der massiven Repressionen ins Ausland geflohen.
Daneben gibt es Orientchristen, deren Zahl nach der Revolution jedoch stark zurückgegangen ist. Heute gibt es wohl noch etwa 280.000. Zu 90 % sind die Christen im Iran Anhänger der armenisch-apostolischen Kirche, 20.000 bis maximal 40.000 assyrische Christen, etwa 3.000 Chaldäer und wenige Protestanten. Juden gibt es je nach Schätzung 11.000 bis 30.000, wobei die meisten Schätzungen von ca. 20.000 ausgehen, daneben 33.000 Anhänger des Zoroastrismus und einige tausend Mandäer.
Religionen wie das Christentum, Bahai und das Judentum erfahren gesellschaftliche Benachteiligungen, vor allem in der Ausbildung und im Beruf.[7]
-
Armenische Kirche des hl. Thaddäus (Qarah-Kelisā), Mākū, West-Aserbaidschan
-
Zoroastrischer Feuertempel, Yazd
-
Armenisch-Apostolische Vank-Kathedrale, Isfahan
Geschichte
Der Staat Iran wurde bis ins 20. Jahrhundert im offiziellen Sprachgebrauch Europas und Amerikas als Persien bezeichnet und stellt das historische Kernland des alten Persiens dar, welches sich auf ein größeres Gebiet erstreckte. Die geografische Lage zwischen dem Kaukasus im Norden, der Arabischen Halbinsel im Süden, Indien und China im Osten und Mesopotamien und Syrien im Westen ließen das Land zum Schauplatz einer wechselvollen Geschichte werden.
Im persischen Großraum führt die Geschichte vom Reich der Meder zum Perserreich der Achämeniden (Kyros II. der Große bis Dareios III.) über Alexander den Großen zu den Parthern und Sassaniden.
Seit dem Mittelalter folgten auf das islamische Kalifat, welches das Sassanidenreich beerbte (siehe Islamische Expansion), verschiedene einheimisch-persische, mongolische und türkische Dynastien bis zu den Safawiden, Kadscharen, Pahlewis und dem heutigen Staat des Iran.

Der Iran trat als Monarchie mit einem Schah als Oberhaupt und bald auch mit einer eigenen, freien Regierung in die Neuzeit ein. Russland bzw. die Sowjetunion versuchten, den Norden des Iran unter ihre Kontrolle zu bringen und unterstützten 1920 die Gründung der iranischen Sowjetrepublik. Mit Reza Schah Pahlavi (Reza Chan) begann 1921 unter dem Einfluss von Großbritannien und Irland eine politische Neuorientierung Persiens in Richtung Westen. Dabei nahm der Kontakt zwischen Herrscher und Volk immer mehr ab. Die Unzufriedenheit im Land stieg. Die Wut konzentrierte sich zunächst auf das Vereinigte Königreich.
Ein Zweckbündnis mit Deutschland und das erstarkte Selbstverständnis des neugeordneten Staates veranlassten den Schah, die internationale Staatengemeinschaft aufzufordern, das seitens der Briten hartnäckig als Persia bezeichnete Land mit „Iran“ zu benennen. Durch den mit dem Öl verknüpften Reichtum entwickelte sich der Iran zur Regionalmacht. Am 24. August 1941 besetzten britische und sowjetische Truppen im Rahmen der anglo-sowjetischen Invasion den neutralen Iran. Reza Schah musste auf britischen und sowjetischen Druck hin abdanken. Seine Nachfolge trat sein ältester Sohn Mohammad Reza Pahlavi an.

Vom 28. November bis zum 1. Dezember 1943 fand in Teheran die Konferenz der drei Hauptalliierten des Zweiten Weltkriegs statt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es 1951, unter der Regierung Hossein Alas, zu einer Verstaatlichung der Ölindustrie. Auslöser war die britische Anglo-Iranian Oil Company, die das Ölgeschäft im Iran beherrschte und die sich in Verhandlungen strikt weigerte, ihre Gewinne aus dem Ölgeschäft zur Hälfte mit dem iranischen Staat zu teilen. In der Folge kam es zum internationalen Boykott des iranischen Öls, allen voran durch die USA und das Vereinigte Königreich, was zu einer internationalen Krise, der Abadan-Krise, und im Iran zu einer Wirtschaftskrise und zum Staatsdefizit führte. Trotz dieser Ergebnisse wählte das Parlament Mohammad Mossadegh ein weiteres Mal zum Premierminister des Landes. Es war zu Spannungen zwischen dem Schah und Mossadegh gekommen, was den Schah veranlasste, auf dem Höhepunkt der Krise im August 1953 das Land zu verlassen. Wenig später wurde Mossadegh durch die Operation Ajax gestürzt, eine Aktion der US-Regierung unter Eisenhower durch Kermit Roosevelt (Junior) und Monty Woodhouse mit Hilfe der CIA. Bereits 1946 hatten die USA dem Schah geholfen die durch eine Abspaltung vom Iran entstandene und von der Sowjetunion unterstützte kurdische Republik Mahabad zu zerschlagen.

Monarchistische Kräfte unter Führung des Generals Fazlollah Zahedi verhafteten Mossadegh. Der Schah kehrte wieder in den Iran zurück. Die damalige Regierung, mit Zahedi als Premierminister, begann neue Verhandlungen mit einem internationalen Konsortium von Ölgesellschaften. Die Verhandlungen dauerten mehrere Jahre. Am Ende stand ein Abkommen, das bis zur ersten Ölkrise Bestand haben sollte.

Schah Mohammad Reza Pahlavi (1941–1979) leitete ab 1963 mit der „Weißen Revolution“ umfangreiche wirtschaftliche, politische und soziale Reformen ein. Mit den steigenden Öleinnahmen konnte ein Industrialisierungsprogramm aufgelegt werden, das den Iran in wenigen Jahren von einem Entwicklungsland zu einem aufstrebenden Industriestaat machte. Industrialisierung und gesellschaftliche Modernisierung führten von Beginn an zu Spannungen mit den konservativen Teilen der schiitischen Geistlichkeit. Insbesondere Ayatollah Chomeini sprach sich bereits 1963 gegen das Reformprogramm aus. Neben der islamistischen Opposition der Fedajin-e Islam bildete sich eine Linke Guerillabewegung im Iran, die das Land mit „bewaffnetem Kampf“ verändern wollte. Die 1977 erfolgte Liberalisierung der politischen Diskussion durch eine Politik des offenen politischen Raumes führte zu gewaltsamen Demonstrationen mit Mord- und Brandanschlägen, die das Land in seinen Grundfesten erschütterten. Nach der Konferenz von Guadeloupe im Januar 1979, auf der der französische Präsident Valéry Giscard d’Estaing, Präsident Jimmy Carter aus den USA, Premierminister James Callaghan aus dem Vereinigten Königreich und Bundeskanzler Helmut Schmidt beschlossen hatten, den Schah nicht mehr zu unterstützen und das Gespräch mit Ayatollah Ruhollah Chomeini zu suchen, verließ Mohammad Reza Pahlavi den Iran. Die islamische Revolution hatte begonnen.
Ayatollah Chomeini kehrte am 1. Februar 1979 aus dem französischen Exil zurück. Rasch etablierte er sich als oberste politische Autorität und begann aus der ehemals konstitutionellen Monarchie eine „Islamische Republik“ zu formen. Seine Politik war von einer fundamentalistischen, antiwestlichen Linie geprägt.

Von 1980 bis 1988 befand sich das Land in einem Krieg (erster Golfkrieg), nachdem der Irak das Land angegriffen hatte. Die anhaltende internationale Isolation des Iran lockerte sich erst Ende der 1990er Jahre. Mit dem überraschenden Wahlsieg Mohammad Chātemīs bei den Präsidentschaftswahlen 1997 etablierte sich die politische Bewegung der Reformer im iranischen Parlament. Sie stehen dem religiösen Machtmonopol kritisch gegenüber und versuchen, die republikanischen Elemente des Staates zu stärken. So gelang es Chatemi zu Beginn seiner Amtszeit, eine Liberalisierung der nationalen Presse durchzusetzen. Die systemkritischen Stimmen bekamen dadurch ein öffentliches Organ, um ihrem Reformwillen Nachdruck zu verleihen.
Das Aufleben der Pressefreiheit dauerte nicht sehr lange an. Der Wächterrat machte die Gesetze mit Verweis auf Unverträglichkeit mit dem Islam rückgängig und blockierte fortan nahezu alle Reformversuche des Parlaments. Seitdem sehen sich die Reformer mit großen Vertrauensverlusten in den reformwilligen Bevölkerungsgruppen konfrontiert. Die Enttäuschung über die Ohnmacht des Parlaments führte bei den letzten Kommunalwahlen (2003) zu sehr geringer Wahlbeteiligung (Landesschnitt 36 %, in Teheran 25 %) und zu einem klaren Sieg der konservativen Kräfte.
Bei den Präsidentschaftswahlen am 17. Juni 2005 trat vorerst das parlamentarische Ende der Reformer ein, zumal Chātemī nach zwei Amtszeiten nicht erneut kandidieren durfte. Durch die Wahl des erzkonservativen Mahmud Ahmadinedschad zum Präsidenten im Jahr 2005 und seine konfrontative Außen- sowie repressive Innenpolitik nahm die internationale Isolation jedoch erneut zu. Insbesondere seine Wiederwahl im Jahr 2009, die von zahlreichen Manipulationsvorwürfen begleitet wurde, führte zu massiven Protesten, die trotz gewaltsamer Niederschlagung auch friedlicher Demonstrationen vor allem gegen Ende 2009 weiter zunahmen.[8][9]
Kultur
Siehe auch:
- Iranistik
- Persische Literatur
- Persische Mythologie
- Persische Gärten
- Liste iranischer Schriftsteller (20. Jahrhundert)
- Iranische Musik
- Persische Miniaturmalerei
- Perserteppich
- Iranisches Kino
- Persische Architektur
- Persische Küche
-
Achämenidischer Pazyrykteppich s. Perserteppich
-
Sassanidischer Pferdekopf, Kerman s. Sassanidische Kunst
-
Bahram Gur (Figur aus dem Schahname) mit der Harfistin Azadeh- Schale (12./13. Jahrhundert) s. Islamische Kunst
Iranische Kinospielfilmproduktion[10] | |||||||
Jahr | Anzahl | ||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|
1975 | 68 | ||||||
1985 | 42 | ||||||
1995 | k.A. | ||||||
2005 | 26 |
Literatur
Persien, hierbei insbesondere das südliche Fars, weist in der Dichtkunst zahlreiche Berühmtheiten auf, von denen Firdausi, Hafis und Saadi einige der bekanntesten sind. In der Neuzeit gewann die Prosa in der persischen Literatur zunehmende Bedeutung, so beispielsweise mit den Werken Sadeqh Hedayats, der erhebliche und teils wegweisende Neuerungen sowohl im Stil als auch im Bereich der Themenwahl vornahm. Außerhalb des Rahmens der klassischen persischen Poesie entwickelten sich in der Dichtkunst im zwanzigsten Jahrhundert neue Richtungen, zu denen insbesondere das Neue Persische Gedicht (Sche'r-e Nou) und das Weiße Gedicht (Sche'r-e Sepid) zu zählen sind. Eine unübliche Kunstform wählte in jüngerer Zeit die im französischen Exil lebende Comic- Autorin Marjane Satrapi, die im autobiographischen Werk Persepolis von ihrer Kindheit und Jugend während der islamischen Revolution erzählt sowie in Sticheleien Gespräche unter Frauen ihrer Familie aufzeichnete.
Die heute vorliegende, vorislamische Literatur reicht bis zu den dem Religionsstifter Zarathustra zugeschriebenen Hymnen, den Gathas, sowie den Yashts zurück. Es existieren Werke in verschiedenen alten iranischen Sprachen. Hierzu gehören insbesondere avestische sowie mittelpersische Arbeiten, welche zu einem großen Teil zoroastrische Themen, jedoch auch unter anderem historische und manichäische Inhalte behandeln.
Feste
Zu den bekanntesten Festen zählen Jaschne No’ruz (wörtlich „No=neu, Ruz=Tag“), Sizdah-Be-Dar (Sizdah=dreizehn) sowie Schabe Yaldaa / Shabe Jalda (Schab=Nacht -e- Yaldaa=Geburt), welche in einer engen Verbindung mit der persischen Mythologie stehen.
Küche
Einige typische Gerichte der persischen Küche sind Khoreshteh Fesendjan (Hähnchenbrust mit Walnüssen und Granatapfelmus) und Shirin Polo (süßer Basmatireis mit Berberitzen, Orangenschalen, Pistazien und Mandeln).
Medien
Teheran ist das Medienzentrum des Landes. Hier erscheinen die wichtigsten Tageszeitungen (Jumhori-yi Islami, Resalat, Kayhan, Akhbar, Ettelaat), darunter auch einige englischsprachige (Tehran Times, Kayhan International, Iran Daily, Iran News) sowie die Literatur- und Kunstzeitschrift Nafeh. Die Zeitungen und auch die staatlichen Rundfunk- und Fernsehsender unterliegen staatlicher Zensur.
Zusätzlich gibt es über 30 persischsprachige Fernsehsender aus dem bei Los Angeles liegenden San Fernando Valley, Kalifornien, die über Satellit oder Internet im Iran empfangen werden können.
Sport



Fußball ist die populärste Mannschaftssportart im Iran. Die iranische Nationalmannschaft nahm an den Fußball-Weltmeisterschaften 1978 in Argentinien, 1998 in Frankreich und 2006 in Deutschland teil. Dabei schied der Iran stets in der Vorrunde aus und konnte lediglich ein Spiel gewinnen (1998: 2:1 gegen die USA). Zwei Mal errang der Iran ein Unentschieden (1978: 1:1 gegen Schottland und 2006: 1:1 gegen Angola), sechs Spiele wurden verloren (1978: 0:3 gegen die Niederlande und 1:4 gegen Peru, 1998: 0:1 gegen Jugoslawien 0:2 gegen Deutschland und 2006: 1:3 gegen Mexiko und 0:2 gegen Portugal). Dreimal gewann der Iran die Asienmeisterschaft (1968, 1972 und 1976).
Beliebt ist im Iran auch Hallenfußball (Futsal). Die iranische Nationalmannschaft gewann seit der Einführung der Asienmeisterschaft 1999 sieben Mal in Folge den Titel in Asien. Lediglich 2006 errang mit Japan eine andere Mannschaft als die iranische den asiatischen Titel. Der Iran nahm an vier der fünf bisher ausgetragenen Futsal-Weltmeisterschaften teil. Größter Erfolg der iranischen Hallenfußballer bei Weltmeisterschaften bleibt der 4. Platz bei der Futsal-WM 1992 in Hongkong. Damals unterlag der Iran Spanien im Spiel um Platz 3 mit 6:9. Bei den Turnieren 1996 (Spanien), 2000 (Guatemala) und 2004 (Taiwan) schied der Iran in der Vorrunde aus. An der WM 1989 in den Niederlanden nahm der Iran nicht teil.
Beliebte Mannschaftssportarten sind zudem Volleyball, Basketball und Wasserball. Im Volleyball gelang es dem Iran, sich sogar für die Volleyball-WM der Herren, die im Herbst 2006 in Japan stattfand, zu qualifizieren. Die Iraner schieden allerdings in der Vorrunde aus.
Wichtige und traditionelle Individualsportarten sind Ringen und Gewichtheben. Zahlreiche iranische Olympiasieger und Weltmeister zeugen von der Stärke iranischer Athleten in diesen beiden Sportarten. So hält beispielsweise der iranische Gewichtheber Hossein Rezazadeh den aktuellen Weltrekord in der +105 kg Klasse. Darüber hinaus gewann Rezazadeh bei den Olympischen Sommerspielen in Sydney (2000) und Athen (2004) je eine Goldmedaille und ist somit bisher der einzige iranische Sportler, der zwei Mal Olympiasieger wurde.
Zu den erfolgreichen Sportarten gehören in jüngster Zeit darüber hinaus Taekwondo und Judo. So gewann Hadi Saei Bonehkohal in Athen als erster Iraner die olympische Goldmedaille im Taekwondo (Klasse 58–68 kg). Der iranische Judoka und Weltmeister Arash Miresmaili war dagegen die tragische Figur in Athen: Das Los bescherte dem Favoriten auf die Goldmedaille in der ersten Runde der Judowettkämpfe den israelischen Kämpfer Ehud Vaks. Da es iranischen Sportlern untersagt ist, gegen israelische Sportler anzutreten, missachtete Miresamili das Gewichtslimit in seiner Klasse absichtlich und wurde somit disqualifiziert. Nachträglich wurde er mit ca. 125.000 $ von der iranischen Regierung genauso belohnt wie die beiden Olympiasieger von Athen Rezazadeh und Saei Bonehkohal.
Die iranische Olympiamannschaft gewann in Athen zwei Gold-, zwei Silber- und zwei Bronzemedaillen und belegte in der inoffiziellen Nationenwertung gemeinsam mit der Slowakei den 29. Platz. Die sechs Medaillen für den Iran wurden in den Sportarten Ringen (2 Silber- und 1 Bronzemedaille), Gewichtheben (1 Goldmedaille) und Taekwondo (1 Gold- und 1 Silbermedaille) errungen.
Der Überlieferung nach stammt Polo aus dem heutigen Iran. Das Spiel war unter dem Namen „Chaugán“ schon zu Zeiten Alexander des Großen in Persien äußerst beliebt. Auch die Frauen spielten „Chaugán“.
Auch bei der Entwicklung des Spiels Schach spielte Persien eine wichtige Rolle. Über Indien gelangte das Spiel nach Persien, wo es modifiziert wurde. Durch die Islamisierung Persiens kam das Schachspiel durch die Araber schließlich nach Europa. Der Name des Spiels bezieht sich in der deutschen Sprache auf das persische Wort „shah“, was so viel wie König bedeutet.
Auch wenn der Motorsport aus Kostengründen im Iran eher eine Randsportart ist, erfuhr zumindest die nationale Rallyemeisterschaft überproportional Beachtung, da die in ihrer Heimat sehr populäre Laleh Sadigh sowohl 2004 als auch 2005 gegen ihre männlichen Kontrahenten triumphieren konnte. Daraufhin wurde sie als „Ikone des Feminismus“ gefeiert. [11]
Politik

Regierungssystem
Seit der Revolution von 1979 und der Ablösung des Kaiserreichs existiert das Amt des Obersten Rechtsgelehrten („Revolutionsführer“). Dieses bekleidet entweder der Rahbar (d. h. „Führer“) oder in dessen Abwesenheit ein Rat religiöser Amtsträger. Der Revolutionsführer, seit 1989 Seyyed Alī Chāmene'ī, hat die uneingeschränkte Macht und ernennt die obersten Richter (allesamt Geistliche) und ist auch Oberkommandierender der Streitkräfte. Er wird vom Expertenrat auf Lebenszeit gewählt. Dieser wird wiederum alle acht Jahre vom Volk gewählt, wobei der Wächterrat die Kandidaten genehmigen muss.
In der iranischen Verfassung Artikel § 57 wird die staatliche Gewalt, also Legislative, Exekutive und Judikative, der religiösen Führung (welayat-e faghi) unterstellt. Alle drei Gewalten sind somit nicht autonom in ihren Entscheidungen, sondern abhängig vom geistlichen Führer Rahbar.
Der Regierungschef des Iran ist der Präsident (seit 2005 Mahmud Ahmadinedschad). Er wird in allgemeinen Wahlen für eine 4-jährige Amtszeit bestimmt. Der Präsident ernennt die Mitglieder des Kabinetts und steht diesem auch vor. Er koordiniert die Regierungsarbeit und legt dem Parlament die Regierungsvorlagen vor. Die Macht von Präsident, Regierung und Parlament ist jedoch stark beschränkt, denn alle zu wählenden Kandidaten und alle Gesetze müssen vom Wächterrat bestätigt werden. Zudem hat in allen Fragen das letzte Wort der Revolutionsführer.
Laut Verfassung von 1979 ist der Imam Muhammad al-Mahdi offizielles Oberhaupt des Iran. Muhammad al-Mahdi spielt in der schiitischen Religion eine zentrale Rolle und soll bei seiner Wiederankunft das „Goldene Zeitalter des Islam“ ankündigen.
Freedom House bewertet das politische System des Iran im Jahr 2010 als „nicht frei“, mit großen Mängeln in den Bereichen der politischen Rechte, der Bürgerrechte[12] und der Pressefreiheit[13]. Im Demokratieindex von 2008 wird es als „autoritäres Regime“ eingestuft, wobei der mangelhafte Wahlprozess und die fehlende Akzeptanz der gesellschaftlichen Pluralität besonders negativ auffallen.[14] Im Internationalen Korruptionsindex belegte der Iran im Jahr 2009 Platz 168 von 180.[15] Der gegenwärtige Verteidigungsminister Ahmad Vahidi wird von der Argentinischen Justiz und von Interpol wegen Mordes gesucht, so wie der ehemalige Geheimdienstminister Ali Fallahian.
GesetzgebungDas iranische Einkammer-Parlament (Islamischer Konsultativrat; persisch Majles-e Shura-ye Eslami) besteht aus 290 Abgeordneten, die in allgemeinen, direkten und geheimen Wahlen für eine 4-jährige Amtszeit gewählt werden. Wegen der Auswahl des Wächterrates wird das Parlament (außer von 2000–2003) von den islamisch-konservativen Kräften dominiert. Der Wächterrat besteht aus sechs Geistlichen und sechs weltlichen Rechtswissenschaftlern. Die Geistlichen werden vom Revolutionsführer ernannt. Ihre Aufgabe ist es, jedes Gesetz auf seine Konformität mit den islamischen Prinzipien hin zu überprüfen. Die Juristen werden vom Obersten Richter, dem Chef der Judikative ernannt. Ihre Aufgabe ist es, die Verfassungskonformität legislativer Akte zu überprüfen. Der Oberste Richter seinerseits wird vom Revolutionsführer ernannt. Der Wächterrat ist befugt, jedes Gesetz abzulehnen oder im Nachhinein für ungültig zu erklären, und Kandidaten die Teilnahme an der Wahl für das Parlament und das Präsidentenamt zu verweigern. Der Wächterrat entscheidet per einfacher Mehrheit. Bei gleichen Stimmanteilen hat der Revolutionsführer das letzte Wort. WahlenPräsidentschaftswahlenDer Wahlkampf für die iranischen Präsidentschaftswahlen des Jahres 2005 wurde im Fernsehen, im Radio, auf Plakaten und auf Redeveranstaltungen geführt und in den Medien von Alī Akbar Hāschemī Rafsandschānī dominiert. Der ehemalige Präsident des Iran (1989–1997) verfügte über erheblichen Rückhalt in Kreisen der Wirtschaft und des Klerus. Er genoss den Ruf des Pragmatikers, der für den wirtschaftlichen Aufschwung der 1990er mitverantwortlich war, konnte sich jedoch im ersten Wahlgang nicht eindeutig durchsetzen. Sein Stimmanteil (amtlich: 21,13%) lag gegenüber dem Mahmud Ahmadinedschads (amtlich: 19,43%) überraschend geringfügig im Vorteil. Da er die absolute Mehrheit verfehlte, wurde eine Stichwahl angesetzt, die Ahmadinedschad mit einem Erdrutschsieg (61,69% gegenüber 35,93%) gewann. Mit Ahmadinedschad war ein Wechsel im politischen Stil verbunden. Rafsandschānīs Familie wurde in der Bevölkerung mit der grassierenden Korruption in Verbindung gebracht, die Verbindung in den Klerus hinein als Verfilzung notiert. Ahmadinedschad agierte hier mit dem Ruf, in den 1990ern als Provinzgouverneur und seit 2003 Bürgermeister von Teheran erfolgreich unabhängig von politisch religiösen Establishment agiert zu haben. Sein bürgerlicher Lebensstil wurde Teil des Wahlkampfs. Stimmen erhielt er insbesondere in den unteren Schichten der Bevölkerung, die sich vom Wirtschaftswachstum abgekoppelt sahen und auf dem Land. Die fehlende Verortung im Klerus kompensierte Ahmadinedschad durch Aussagen, mit denen er sich als religiöser Hardliner profilierte. Die Islamisierung der Gesellschaft, Kleiderordnungspflicht für Frauen, erhebliche Einschnitte der Presse- und Meinungsfreiheit, sowie diplomatische Konfrontationen im Atomstreit, einer fortwährenden Konfrontation mit Israel, den USA unter George W. Bush und Europa (Holocaustleugnung) wurden hier programmatische Positionen des Wahlkampfs vom Präsidentschaftskandidat Mahmud Ahmadinedschad respektive der nachfolgenden Regierung. Inflation, die wachsende Auseinanderentwicklung reicher und armer Schichten, und die außenpolitische Isolation wurden die wesentlichen Diskussionsfelder der Präsidentschaftswahlen 2009, die nach dem Rückzug Mohammad Chātamīs im Wesentlichen in einer Konfrontation zwischen Mahmud Ahmadinedschad und Mir Hussein Mussawi hinausliefen und nach Vorwürfen des Staatsputsches und der Wahlfälschung seitens der amtierenden Regierung gegenwärtig landesweite Unruhen nach sich ziehen. KommunalwahlenAm 15. Dezember 2006 fanden mit den Kommunalwahlen und den Wahlen zum Expertenrat die ersten Wahlen nach dem Amtsantritt Ahmadinedschads statt. Überraschend wurde mit einem Landesdurchschnitt von 65 % eine außergewöhnlich hohe Wahlbeteiligung erreicht. Bei den Kommunalwahlen 2003 lag diese mit 36 % noch auf einem historischen Tiefstand. Das Ergebnis war im gesamten Iran einheitlich: eine herbe Niederlage für die Radikalislamisten um Ahmadinedschad. Und das trotz der Kandidatenselektion durch das Ahmadinedschad-treue Innenministerium und den Wächterrat, der sich ebenfalls fest in den Händen der Islamisten befindet. Nicht nur in den Stadt- und Gemeinderäten schnitten die Kandidaten aus dem Präsidentenlager deutlich schlechter ab als die Konservativen und vielerorts auch als die Reformer. Im fünfzehnköpfigen Teheraner Stadtrat befinden sich auf Platz 8 und 15 die einzigen Vertreter der Radikalen. In anderen Städten war deren Ergebnis noch schlechter, selbst in der Hochburg Qom konnten sie nur 30 % der Stimmen erringen. Der deutliche Wahlausgang und die hohe Wahlbeteiligung werden weltweit einvernehmlich als „Denkzettel“ für Ahmadinedschad und Aufbegehren der iranischen Gesellschaft interpretiert. So wird, vornehmlich in westlichen Zeitungen, die Hoffnung genährt, die Menschen im Iran werden sich des „Problems“ Ahmadinedschad vermittels der republikanischen und demokratischen Elemente ihrer Verfassung letztendlich selbst entledigen. Ein sanktionslastiges politisches oder sogar militärisches Eingreifen wäre demnach nicht erforderlich. JustizsystemDurch die Islamische Revolution ist das islamische Recht, die Scharia, als Gesetzesgrundlage wieder eingeführt worden. Da die Scharia niemals erfolgreich kodifiziert worden ist, obliegt die Rechtspflege und Fortentwicklung der islamischen Jurisprudenz in einer Art Case Law-System. Im Bezug auf die Gewaltenteilung wirkte sich die Tätigkeit des ersten Obersten Richters nach der Revolution, Chalkali, äußerst negativ aus. Bis heute gibt es keine Gewaltenteilung im Iran, der oberste geistliche Führer hat weitreichende Befugnisse. Justizminister des Iran ist Sadegh Laridschani. Bei der Kabinettsbildung nach den umstrittenen Wahlen 2009 wurde trotz Protesten des Madschles mit den meisten Stimmen der von Interpol zur Fahndung ausgeschriebene[16] und von der argentinischen Justiz wegen Mordes gesuchte Ahmad Vahidi Verteidigungsminister der Islamischen Republik Iran. Prozesse und Verfahren![]() HaftanstaltenDas Evin-Gefängnis gilt neben dem Ghasar-Gefängnis und dem Towhid-Gefängnis schon seit der Regierungszeit von Schah Mohammad Reza Pahlavi aber auch nach dessen Sturz unter der religiösen Führung Chomeinis und Chamene'is als Foltergefängnis[18]. Nach Aussage der ehemaligen Insassin Marina Nemat, die über zwei Jahre im Evin-Gefängnis einsaß, überlebten von ihren Zellengenossinnen im Trakt 246 keine die Haftzeit[19]. Während der Haftzeit von Nemat war – nach ihren Angaben – der Trakt, der in Schah-Zeiten mit 50 Personen belegt war, mit 650 Frauen belegt[19]. TodesstrafeStraftatbeständeÜblicherweise werden die meisten Todesurteile in den islamischen Staaten nach der Scharia traditionell im Iran, in Katar, im Jemen und in Saudi-Arabien durch teils öffentliche Enthauptung am Morgen bei aufgehender Sonne, ausgeführt. Weiter sind auch Steinigungen, Erhängen oder öffentliches Auspeitschen, auch für Personen unter 18 Jahren, als Strafen für Vergewaltigung, Mord, Drogenhandel und Gotteslästerung üblich. Für Apostasie im Islam ist nach wie vor die Todesstrafe vorgesehen. Einige Todesurteile werden auf internationalen Druck hin nicht mehr vollstreckt. Im Iran wurden 2005 94 Menschen hingerichtet, darunter acht Minderjährige. Es gibt Berichte über viele weitere, noch nicht vollstreckte Verurteilungen zum Tode, dabei elf weitere Minderjährige. Weiter wurde eine Frau zum Tod durch Steinigung verurteilt.[20] Im Jahre 2009 wurden nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen 308 Personen exekutiert. Allein 112 Todesurteile seien zwischen der umstrittenen Präsidentenwahl am 12. Juni und der zweiten Amtseinführung von Präsident Mahmud Ahmadinedschad am 5. August vollstreckt worden.[21] Homosexualität widerspricht laut iranischer Rechtsprechung dem Islam, wobei laut internationalen Menschenrechtsorganisationen für Homosexualität alleine keine Todesurteile ausgesprochen wurden. Für Homosexualität in Verbindung mit Vergewaltigung wurden in letzter Zeit aber Todesurteile verhängt. Aufgrund einer Fatwa von Ajatollah Chomeini sind im Gegensatz zu anderen islamischen Ländern geschlechtsangleichende Maßnahmen sowie der anschließende Wechsel des juristischen Geschlechts im Iran erlaubt. Die Meldung von zwei Jugendlichen, die im Juli 2005 wegen homosexueller Handlungen hingerichtet wurden, sorgte weltweit für Aufsehen und wurde wegen des internationalen Entsetzens nachträglich von iranischen Behörden so erweitert, dass die beiden einen weiteren, unbekannten Dreizehnjährigen vergewaltigt haben sollen. Hinrichtung MinderjährigerLaut Scharia sind Jungen ab 15 Jahren und Mädchen schon ab neun Jahren volljährig und voll straffähig. Das Mindestheiratsalter und damit auch die Straffähigkeit wurde im Iran im Mai 2002 vom Schlichtungsrat für Mädchen auf 13 und für Jungen auf 15 Jahre bestimmt.[22] Immer wieder werfen Menschenrechtsgruppen dem Iran vor, zum Tatzeitpunkt Minderjährige zum Tode zu verurteilen und zum Teil hinzurichten. Die Todesurteile sind häufig das Ergebnis überhasteter Prozesse und widersprechen selbst den strafprozessualen Regeln der Scharia. So wurde in der Stadt Neka ein sechzehnjähriges Mädchen wegen angeblich unkeuschen Verhaltens von dem Richter Hadji Rajai verurteilt und nach der von diesem betriebenen Bestätigung aus Teheran hingerichtet, obwohl die Hinrichtung als Verstoß gegen den vom Iran unterschriebenen Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte einen völkerrechtswidrigen Akt darstellt. Der Westdeutsche Rundfunk nannte 2007 sechs weitere Minderjährige, die wegen des gleichen Vergehens von einem Todesurteil bedroht sind[23]. Die Wiener Zeitung warf dem wahlkämpfenden Präsidenten des Iran – Mahmoud Ahmadinejad – vor, die Hinrichtung der zum Tatzeitpunkt 17-jährigen Delara Darabi 2009 als Wahlkampfmittel zu benutzen. Auch diese Hinrichtung war nach iranischem und islamischem Recht illegal.[24]. Für das Jahr 2006 stellte Amnesty International fest: Im Berichtsjahr wurden mindestens 177 Menschen hingerichtet, mindestens drei von ihnen waren zum Zeitpunkt der mutmaßlichen Tat und ein weiterer am Tag der Hinrichtung noch nicht 18 Jahre alt. Ein Mann und eine Frau wurden Berichten zufolge zu Tode gesteinigt. Gerichte verhängten nach wie vor grausame Strafen wie die Amputation von Gliedmaßen, die Prügelstrafe und das Ausstechen der Augen.[25] Menschenrechte![]() Aus westlicher Sicht bestand 1997 mit der Wahl von Präsident Mohammed Chatami Hoffnung auf Besserung der Menschenrechtslage. So konnten sich in der Folge auch diverse Nichtregierungsorganisationen gründen. Die Bemühungen erfuhren schließlich durch die Verleihung des Friedensnobelpreises im Jahre 2003 an die iranische Menschenrechtsaktivistin Shirin Ebadi internationale Beachtung. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International berichtet jedoch noch immer von massiven Menschenrechtsverletzungen in großer Zahl, unter anderem von 73 Toten und mehreren Hundert Verletzten bei Übergriffen von Polizei- und Sicherheitskräften bei drei öffentlichen Kundgebungen 2005. Status der MinderheitenNichtmuslimische religiöse Minderheiten (inklusive der rechtlich anerkannten Zoroastrier, Juden und Christen) werden im Iran seit der Revolution systematisch benachteiligt. Insbesondere zeigt das die Verfolgung der Bahai, welche die größte religiöse Minderheit stellen und als Apostaten gelten. Von der Regierung werden die Bahai zu Erzfeinden des Schiitentums und des Nationalstolzes stilisiert und dienen immer wieder als Sündenböcke, die instrumentalisiert werden, um die emotionale Unterstützung der Massen zu gewinnen. Ebenso wird die Verfolgung der Sufi (islamische Mystiker) von Seiten der Regierung toleriert bzw. unterstützt.[28] Die Anzahl von Iranern mit jüdischem Glauben hat sich seit 30 Jahren auf ein Viertel vermindert, obwohl die jüdische Minderheit seit 1906 im Parlament vertreten ist. Von den tolerierten Minderheiten, den sogenannten Religionen des Buches, werden regelmäßig Ergebenheitsadressen an die religiöse Staatsführung abverlangt. In dem vom christlichen Missions- und Hilfswerk Open Doors veröffentlichten Weltverfolgungsindex für Christen rangiert der Iran auf den zweiten Platz hinter Nordkorea.[29] Weiterhin werden Aufstände der Kurden mit massiven militärischen Sanktionen beantwortet, bei denen zahlreiche Zivilisten umkamen.[18] Führende kurdische Politiker wurden durch Bombenanschläge – so beim Mykonos-Attentat – im Ausland ermordet. Es deuten zahlreiche Hinweise darauf, das diese durch die iranische Regierung gesteuert wurden[30]. Weiter wird von einem kurdischen Oppositionellen im Iran berichtet, der im Juli 2005 von Sicherheitskräften getötet und anschließend mit einem Jeep durch die Straßen der Stadt geschleift wurde. Daraufhin kam es zu Aufständen unter der kurdischen Bevölkerung, die wiederum zu 21 Todesopfern und über 190 Verhaftungen führten. Politische VerfolgungAngehörige von verschiedenen oppositionellen politische Gruppierungen, darunter auch die linksorientierte Modschahedin-e Chalgh sind von Todesurteilen und Folter bedroht[18]. Gewaltfreie politische Forderungen, so auch die vom verstorbenen Chomeini-Antipoden Husain Borudscherdi vorgetragene Forderung nach traditionell schiitischer Trennung von Staat und Religion sowie nach Gewaltenteilung, werden mit Haft und Folter – auch gegen Manifestationen – beantwortet, so im Falle des international bekannten Hossein Kazemeyni Borudscherdi. Seit der gewaltsamen Unterdrückung der Proteste nach den iranischen Präsidentschaftswahlen 2009 – die größten Massenproteste seit der Islamischen Revolution 1979 – kommt es zur verschärften Verfolgung Oppositioneller, besonders durch die allgegenwärtige islamische Bassidschi-Miliz, welche einen Teil der iranischen Revolutionsgarde stellen. MeinungsfreiheitInformations- und Redefreiheit sind im Iran nicht gegeben. Journalisten, Weblogger, Menschenrechtsaktivisten und Oppositionelle müssen mit Repressalien, Verhaftung und sogar Folter rechnen.[31][32] Im Sommer 2007 verschlechterten sich die Bedingungen für die Pressefreiheit erheblich. Zeitungen wurden verboten und Journalisten verhaftet. Die reformorientierte Zeitschrift Sharq wurde wegen eines Interviews mit der in Kanada im Exil lebenden lesbischen Schriftstellerin Saghi Qahraman verboten.[33] Beobachter sehen einen direkten Zusammenhang mit schlechten Umfrageergebnissen für den amtierenden Staatspräsidenten Ahmadinedschad. Außenpolitik
Die außenpolitische Beziehungen des Iran sind vor allem durch die internationale Isolation gegenüber dem Staat nach der Islamischen Revolution von 1979 geprägt. Diese wurde meist von den USA vorangetrieben, etwa durch die Unterstützung des Irak im Iranisch-Irakischen Krieg oder durch die Forderung nach Sanktionen aufgrund des jüngsten iranischen Atomprogramms. Seit dem Amtsantritt von Präsident Ahmadinedschad sind insgesamt fünf Resolutionen des UN-Sicherheitsrates gegen den Iran verabschiedet worden. [34] Der Iran hat nach 1979 sowohl sämtliche politische als auch die wirtschaftlichen Kontakte zu Israel abgebrochen. In einer Rede vom 26. Oktober 2005 hat der iranische Präsident Ahmadinedschad die Vernichtung Israels gefordert, ein in der UN-Geschichte einmaliger Vorgang, der von den meisten UN-Staaten einhellig verurteilt wurde. Zuerst in den Medien als „Israel muss von der Landkarte getilgt werden“ zitiert, lautet die fragliche Stelle wörtlich übersetzt: „Das Regime, das Jerusalem besetzt hält, muss aus den Annalen der Geschichte [safha-yi rozgar] verschwinden.“[35] Nachdem am 29. Mai 2007 in Bagdad die ersten diplomatischen Gespräche zwischen dem Iran und den USA seit der Islamischen Revolution stattgefunden hatten, verband sich damit die Hoffnung auf eine allmähliche Entspannung der bilateralen Beziehungen zwischen den beiden Ländern. Hauptsächlich war es in den Unterhandlungen zwischen den Botschaftern Ryan Crocker und Hassan Kasemi um ein Sicherheitskonzept für den Irak gegangen. Das Verhältnis zwischen dem Iran und dem Westen hat sich allerdings seit der mit Fälschungsvorwürfen überschatteten iranischen Präsidentschaftswahl 2009 stark abgekühlt. US-Präsident Barack Obama hat dem Iran zum Neujahrsfest 2010 einen „Neubeginn“ der Beziehungen vorgeschlagen. „Die Islamische Republik Iran solle wieder ihren rechtmäßigen Platz in der Gemeinschaft der Nationen einnehmen“, so Obama in der Video-Botschaft zum iranischen Neujahrsfest Nouruz.[36]
Provinzen
Der Iran ist in 31 Provinzen, welche Ostans (Persisch: ostān, Plural ostānhā) genannt werden, unterteilt. Jeder Provinzverwaltung steht ein Gouverneur, der Ostandar (Persisch: ostāndār) genannt wird, vor. Dieser wird vom Innenminister mit Zustimmung des Kabinetts ernannt. Die Provinzen untergliedern sich weiter in Verwaltungsbezirke (vergleichbar etwa einem deutschen Landkreis) welche Schahrestan (Persisch: schahrestān, Plural: schahrestānhā) genannt werden. Verwaltungsbezirke wiederum werden in Bezirke, welche Bakschs (Persisch: baksch) genannt werden, unterteilt. Im Jahr 2006 gab es im Iran 30 Ostans, 336 Schahrestans, 889 Bakschs, 1016 Städte und 2400 Dörfer.[37] Am 23. Juni 2010 wurde aus dem nordwestlichen Teil der Provinz Teheran die neue Provinz Alborz geschaffen. Zu den größten Städten zählen Teheran (Stadt 7,1 Mio.; Ballungsraum 12 Mio.), Maschhad (2,3 Mio.), Isfahan (1,5 Mio.), Karadsch (1,4 Mio.), Täbris (1,4 Mio.), Schiraz (1,2 Mio.), Qom (1,0 Mio.), Ahwaz (850.000) und Kermānschāh (770.000). Siehe auch: Liste der Städte im Iran
Militär![]() Das iranische Militär befindet sich nach wie vor in einer Aufbauphase, in der das Land versucht, die Verluste durch den ersten Golfkrieg wieder auszugleichen. US-Schätzungen gehen davon aus, dass der Irak in den acht Kriegsjahren zwischen 20 und 40 % der iranischen Militärkapazität vernichtete, sowohl Soldaten als auch Material. Was die Mannschaftsstärke betrifft, ist der Prozess der Wiederherstellung der Schlagkraft weitgehend abgeschlossen, ähnliches dürfte auch für bodengebundene Waffensysteme gelten, bei denen es dem Land heute vor allem um Modernisierung und weniger um zahlenmäßige Aufrüstung geht. Noch nicht ausgeglichen sind die Materialverluste durch den Krieg auf dem Feld der Luftwaffe, wie auch bei den größeren Überwassereinheiten der Marine. Auf diesen Feldern ist der Iran für ein Land seiner Größe unterbewaffnet. Neben den Kriegsverlusten sind vor allem die Ausfuhrbeschränkungen zahlreicher Staaten der Grund für diesen Zustand. Ein Großteil der vorhandenen Waffensysteme stammt aus US-Waffenhilfen vor 1979 und in neuerer Zeit aus Waffengeschäften mit Russland und der Volksrepublik China. Seit 2005 ist der Iran zusammen mit Indien, Pakistan und der Mongolei Beobachter bei der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO).
WirtschaftDie iranische Wirtschaft unterliegt zum größten Teil der staatlichen Kontrolle. In privater Hand befinden sich ausschließlich kleinere Betriebe. Wichtigste Wirtschaftssparte sind die reichen Erdöl- und Erdgas-Vorkommen im Iran. Weitere wichtige Wirtschaftssparten sind die Textilindustrie, die Landwirtschaft und die Zement- und Baustoff-Produktion. Der Iran hat eine arbeitsfähige Bevölkerung von 23,68 Millionen Menschen, die aber zum größten Teil mangelhaft ausgebildet ist. Die Arbeitslosigkeit beträgt etwa 15 % (Stand 2007). Laut Bundeszentrale für Politische Bildung liegt sie inoffiziell bei über 50 % einschließlich verdeckter Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung. Der Dienstleistungssektor bietet 45 % der Arbeitsplätze, wobei der Staat einen sehr großen Verwaltungsapparat betreibt. Die Landwirtschaft bietet 30 % und die Industrie 25 %. WirtschaftsformIm theokratischen Staat Iran sind weite Teile der Wirtschaft verstaatlicht. Dazu zählen z. B. bis auf wenige Ausnahmen die Banken. Allgemein wird die kapitalistisch ausgerichtete Wirtschaft als Kommandowirtschaft bezeichnet, in der die politischen Machtzentren versuchen die Marktwirtschaft zu steuern. Eine Konsequenz sei die enorme Korruption. Laut Transparency International teilt sich der Iran unter 179 gelisteten Ländern Platz 41 der korruptesten Nationen bzw. Platz 131 der verlässlichsten Nationen u.a. mit Honduras, den Philippinen und Nepal[38]. Unabhängige Arbeitnehmer- und Arbeitgeberorganisationen werden nicht zugelassen und politisch verfolgt. Fehlende zivilgesellschaftliche Strukturen und die theokratische Kontrolle der Medien verhindern eine Kontrolle wirtschaftspolitischer Maßnahmen. Geprägt ist die Wirtschaft in Teilen noch durch die Kriegswirtschaft aus dem Ersten Golfkrieg. Import und Export verlaufen in großen Teilen informell (Schmuggel).[39][40][41][42] Wirtschaftszahlen
ArbeitsmarktTrotz enorm hoher Arbeitslosigkeit ist die Wirtschaft 2007 noch auf Kinderarbeit und Billiglohnarbeiter vor allem aus Afghanistan angewiesen. Für die Beschäftigten gibt es keine gewerkschaftliche Vertretung. Besonders Billiglohnarbeiter sind starken Repressionen ausgesetzt.[46][47] LandwirtschaftDie landwirtschaftliche Nutzfläche beträgt trotz zahlreicher Gebirge und Wüsten 10 % der Landesfläche, wobei ein Drittel künstlich bewässert wird. Die Landwirtschaft ist einer der größten Arbeitgeber des Landes. Wichtige Produkte sind Pistazien, Weizen, Reis, Zucker, Baumwolle, Früchte, Nüsse, Datteln, Wolle und Kaviar. Seit der Revolution von 1979 wurde der Anbau von Weintrauben wegen des islamischen Alkoholverbots auf den 200.000 Hektar Rebfläche fast vollständig auf Tafeltrauben und Rosinen umgestellt. Bei Rosinen ist der Iran inzwischen nach der Türkei der zweitgrößte Exporteur der Welt. EnergieDer Iran besaß im Jahr 2005 eine Kraftwerksleistung von 41.000 Megawatt. Um das geförderte Erdöl für den Export verfügbar zu haben, ist der Bau von ca. 20 Kernkraftwerken geplant. Zudem ist der Bau von Anlagen für die Produktion von Kernbrennstoffen vorgesehen. ErdölDer Iran stand 2005 mit rund 200 Mio. Tonnen gefördertem Erdöl an vierter Stelle der weltweiten Erdölförderung. Das Land verfügt über bekannte Erdölreserven von etwa 18 Mrd. Tonnen (136 Mrd. Barrel) und damit die drittgrößten Erdölreserven weltweit. Der Iran gehört mit zu den Ländern, die in der so genannten strategischen Ellipse liegen. ![]() Nachdem die islamische Revolution 1979 die Ölförderung fast zum Erliegen gebracht und die zweite Ölkrise nach 1974 ausgelöst hatte, fördert das Land heute im Durchschnitt täglich 4 Mio. Barrel Erdöl (ungefähr 632 Mio. Liter)[48]. Davon entfallen 1,42 Mio. Barrel (ungefähr 226,6 Mio. Liter oder 0,194 Mio. Tonnen täglich; im Jahr etwa 71 Mio. Tonnen) auf den Eigenbedarf, die restlichen 2,5 Millionen Barrel (jährlich 910 Mio. Barrel) werden exportiert. Von den weltweit bekannten, mit modernen Techniken förderbaren Erdöl-Reserven befinden sich 10–11 % (je nach Quelle 125 bis 135 Milliarden Barrel) auf dem iranischen Staatsgebiet. Der Iran könnte somit seine derzeitige Förderung das ganze 21. Jahrhundert beibehalten, theoretisch sogar noch steigern. Der Staat verbraucht selbst 1,5 Millionen Barrel Öl pro Tag, eine Verdreifachung seines heimischen Verbrauchs seit 1980. Aufgrund unzureichender Raffineriekapazitäten muss das Land ca. 170.000 Barrel Benzin pro Tag (zu Weltmarktpreisen) importieren, was den Staat im Jahre 2006 mehr als 4 Milliarden US-Dollar gekostet hat.[49] Aktuell (Stand September 2009) werden 40 % des Verbrauchs von europäischen, russischen und indischen Konzernen geliefert, darunter Vitol und Glencore aus der Schweiz, Total aus Frankreich, BP aus dem Vereinigten Königreich, Lukoil aus Russland und Reliance aus Indien.[50] Insbesondere weil die Benzinpreise im Iran staatlich subventioniert werden, entstehen dem Staat Kosten in Höhe von schätzungsweise 12 % des BIP.[48] Ein Liter Benzin kostet umgerechnet acht Euro-Cent. Eine Erhöhung auf umgerechnet 15 Euro-Cent (1500 Rial), wurde im Parlament zwar wegen der großen Finanzschwierigkeiten beschlossen, wird auf Grund erwarteter Krawalle und der sinkenden Popularität der Regierung aber zunächst aufgeschoben[51]. Bereits bei der Einführung der Rationierung von Treibstoff auf knapp 100 Liter pro Person und Monat kam es teilweise zu Krawallen und oft zu langen Warteschlangen an Tankstellen.[52] Wegen des anhaltenden Wirtschaftsembargos gegen den Iran kann das Land keine Anlagen für neue Raffinerien importieren. Nach einer Meldung der Islamic Republic News Agency (IRNA) wurde am 17. Februar 2008 die Iranische Ölbörse (Kürzel IOB) mit Sitz auf der Insel Kisch eröffnet, welche das Erdöl in Petroeuro anstelle der bislang üblichen Petrodollar handeln solle. Statt in Euro, werden die Preise allerdings überwiegend in der Landeswährung Rial berechnet. Der Euro ist inzwischen eine stabilere Preisbasis als der US-Dollar, doch dürfte sich dieser Wechsel auch politisch gegen die USA richten, die seit dem Sturz des Schah als Staatsfeind gelten. Ölfelder Die wichtigsten iranischen Erdölfelder – gezählt in bpd (Barrels per day) nach dem Kenntnisstand 2005 – sind:[53]
ErdgasIm Jahr 2005 nahm der Iran mit ca. 80 Mrd. m³ gefördertem Erdgas den siebten Platz der weltweiten Erdgasförderung ein. Mit geschätzten 27 Billionen m³ Erdgasvorräten steht der Iran an zweiter Stelle der weltweiten Erdgasreserven. Die jährliche Förderung von Erdgas betrug im Jahre 2003 79 Mrd. m³. Davon wurden 72,4 Mrd. m³ (fast 92 %) für den Eigenbedarf des Iran benötigt, womit das Land neuntgrößter Erdgasverbraucher der Welt ist. Die iranische Erdgasindustrie befindet sich jedoch noch nicht auf demselben Entwicklungsstand wie die der Konkurrenten in der Golfregion (z. B. Katar) und ist noch im Aufbau. Etwa 62 % der bekannten Lagerstätten sind noch nicht erschlossen, wofür ein Zeithorizont von 25 Jahren geplant ist. Zwar gibt es bereits einige Gasexporte aus dem Iran in die Nachbarländer (vor allem in die Türkei), doch ist der Iran wegen seiner Importe aus Turkmenistan derzeit noch ein Nettogasimporteur. Atomprogramm→ Hauptartikel: Iranisches Atomprogramm 17. Juni 2005: Auf der politischen Agenda des neu gewählten Staatspräsidenten Mahmud Ahmadinedschad steht unter anderem der Punkt: eine Abwendung von diplomatischen Eingeständnissen in internationalen Verhandlungen (Atomstreit), etc. 4. Februar 2006: Die deutsche Bundeskanzlerin Merkel fordert den Iran auf der 42. Münchner Sicherheitskonferenz nachdrücklich zum Einlenken im Atomstreit auf. „[...] der Iran hat mutwillig die roten Linien überschritten“, warf Merkel Teheran vor. Es gebe die „berechtigte Befürchtung“, dass sein Atomprogramm nicht der friedlichen Nutzung, sondern militärischen Optionen diene: „Wir wollen und müssen die Entwicklung iranischer Nuklearwaffen verhindern.“ Das Land dürfe eine mögliche Überweisung des Konflikts in den UNO-Sicherheitsrat nicht zum Anlass nehmen, die Beziehungen zur internationalen Gemeinschaft abzubrechen. Es handele sich nicht um eine Provokation – vielmehr sei der Sicherheitsrat der legitime Ort zur Lösung des Konflikts. Merkel unterstrich auch die Bedeutung der Rolle Russlands. Je breiter die internationale Übereinstimmung sei, desto eher sei ein Einlenken der iranischen Führung möglich. An die Adresse des bei der Konferenz anwesenden iranischen Vize-Außenministers Abbas Araghtschi sagte Merkel, es fehle auch eine klare Stellungnahme zu den Äußerungen von Präsident Mahmud Ahmadinedschad zum Existenzrecht Israels. Gerade von Deutschland könne der Iran in dieser Frage „nicht die geringste Toleranz erwarten“ ([5]). März/April 2006: Die Regierung will den hohen Eigenbedarf an Erdgas durch ein eigenes Atomprogramm reduzieren. Viele Staaten fürchten jedoch, dass die islamistische Regierung damit auch die Entwicklung der Atombombe vorantreiben werde (siehe IAEO und UNO-Sicherheitsrat, März/April 2006). 31. Juli 2006: Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen verabschiedet eine moderatere Resolution, welche dem Iran bis zum 31. August 2006 Zeit lässt, das Programm zur Urananreicherung zu unterbrechen, ansonsten müsse das Land sich auf wirtschaftliche und diplomatische Sanktionen gefasst machen. Der Iran ging postwendend hinsichtlich der geplanten Maßnahmen auf Konfrontationskurs, indem er mitteilte, dass die Maßnahme Verhandlungen über ein Anreizbündel, welches im Juni 2006 dem Land offeriert wurde, erschwere. Dieses Bündel sollte dem Iran eine Aussetzung der Uran- Anreicherung schmackhaft machen.[54] Die iranische Führung ließ am 6. August 2006 verlauten, dass sie, im Widerspruch zur jüngsten Resolution des UN-Sicherheitsrats die Arbeiten zur Urananreicherung bei Bedarf ausweiten will. „Wir werden unsere Atomtechnologie fortentwickeln, wann immer es notwendig sein wird,“ sagte der Chefunterhändler des Iran Laridschani in Teheran.[55] Der angesehene US-Enthüllungsjournalist Seymour Hersh erhebt am 19. November 2006 schwere Vorwürfe gegen die US-Regierung. Diese solle bewusst Informationen des CIA zurückhalten, die belegten, dass keinerlei Beweise für Nutzung des Atomprogramms zu militärischen Zwecken vorliege. Laut Hersh spielt die US-Regierung die Geheimdienst-Erkenntnisse herunter, um an ihrer harten Politik gegen Teheran weiterhin festhalten zu können.[56] Am 21. August 2010 wurde der Reaktor des Kernkraftwerk Buschehr trotz heftiger Proteste der westlichen Welt erstmals bestückt. Außenhandel2007 exportierte der Iran Güter im Wert von 76,5 Milliarden US-Dollar. Die größten Export-Partner waren 2006 Japan (14,0 %), China (12,8 %), Türkei (7,2 %), Italien (6,3 %), Südkorea (6,0 %) und die Niederlande (4,6 %). Das wichtigste Exportgut ist Erdöl. Der hohe Erdölpreis erlaubt dem Iran Quersubventionen seiner Industrie und Staatskasse. Der Import betrug 2007 etwa 61,3 Milliarden US-Dollar. Die größten Importpartner waren 2006 Deutschland (12,0 %), China (10,5 %),Vereinigte Arabische Emirate (9,4 %),Frankreich (5,6 %), Italien (5,4 %), Südkorea (5,4 %) und Russland (4,5 %). Gegen den Iran wurden verschiedene Embargos verhängt. Für die Länder der Europäischen Union sind die Beschränkungen der Verordnung (EG) Nr. 423/2007 einschlägig.[57] StaatshaushaltDer Staatshaushalt umfasste 2009 Ausgaben von umgerechnet 84,78 Mrd. US-Dollar, dem standen Einnahmen von umgerechnet 97,71 Mrd. US-Dollar gegenüber. Daraus ergibt sich ein Haushaltsüberschuss in Höhe von 3,9 % des BIP.[58] 2006 betrug der Anteil der Staatsausgaben (in % des BIP) folgender Bereiche: Verweise
Quellen
Weblinks
Koordinaten: 32° N, 54° O |